Hallo,
ich mache mal diesen neuen Thread auf, da wir im Thread "Blogbeotrag: Jonas war im Kleid in der Schule" ein schweres Thema angefangen hatte, das den dortigen Thread sprengt.
Hier der letzte Beitrag von Desigual Harry dazu:
Re: Blogbeitrag: Jonas war im Kleid in der Schule!
« Antworten #74 am: Gestern um 23:38 »
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Hallo!
Das ist mir schon klar, dass ein Fehler aus einem Menschlichen Irrtum hervorgeht. Mir geht es darum, dass dieser Irrtum seinen Ursprung in der Denk und Fühlweise in der Zeit bevor der Fehler passierte hatte. Der Fehler selber ist dann schon die Auswirkung, die Ursache dieses Fehlers liegt aber irgendwo in der Vergangenheit in irgendeinem Gedanken oder Gefühl.
Auch wenn es hart klingt aber das Kind in deinem Beispiel Michael ist für mich auch "selber Schuld". Es ist ganz bestimmt nicht aus Zufall in dieser Situation. Nur, es hat in jedem Augenblick seines Lebens die Möglichkeit diesen Umstand zu ändern...die Situation dieses Kindes verbessert sich nicht weil ein Gott, oder irgendjemand sonst gnädig ist. Die Situation dieses Kindes kann sich nur durch ein anderes Denk- und Fühlschema ändern. Im Falle eines Kindes kann der Auslöser eines anderen Denk- und Fühlschema auch z.b. Bei den Eltern, oder einer Person die dem Kind sympathisch ist liegen. Es muss also nicht unbedingt selber diesen Auslöser von sich aus betätigen. Nur meistens sind solche positive Menschen in solchen Ländern und Situationen leider eher selten. Und wie schon an anderer Stelle erwähnt: Die meisten Menschen haben einfach keine Ahnung davon, dass ihre eigene Gedanken erschaffen...
Es ist halt sehr leicht den Zufall, andere Menschen oder irgendeinen Gott für die eigenen Fehler verantwortlich zu machen...
« Letzte Änderung: Gestern um 23:40 von DesigualHarry »
Also, wir sollten meines Erachtens da vorsichtig sein, vor allem mit dem Begriff "Schuld".
Einem Kind die Schuld oder auch nur die Verantwortung dafür zu geben, in welche Situation es hinein geboren wurde, halte ich für sehr gefährlich. Das macht zwar Sinn im Rahmen einer Wiedergeburtslehre, aber auch da muss man vorsichtig sein. Im Buddhismus ist ja die Lehre von der Nichtexistenz eines unevränderlichen Personkerns (Atman) wichtig. Wiedergeboren wird weder man selbst noch ein anderer. Die Trennung oder Grenze zwischen dem, was ich "ich" nenne und dem was ich "andere" oder "Umwelt" nenne, ist durchlässig. Ich kann also Ursachen setzen für Wirkungen, die einerseits andere erleiden, doch man kann auch sagen, die ich erleide, da es buddhistisch gesehen egal ist, wer sie erleidet. Wichtig ist allein, dieses Leiden zu beenden, indem man aufhört Ursachen zu setzen, die Wirkungen nachsichziehen. Da fragt man am besten nicht danach, wer schuld ist an dem, was momenten vorliegt, sondern wie ich in der Gegenwart für die Zukunft die besten Wirkungen oder noch besser, keine Wirkungen bewirken kann.
Aber auch bei Widerfahrnissen während des Lebens muss man da sehr vorsichtig sein: Ich kann nicht einem eine Ohrfeige geben und ihm dann sagen, da sei er selber schuld dran, mit könne er die Verantwortung dafür nicht aufbürden, sondern das sei die Folge seiner eigenen früheren Verhaltensweisen.
Auch bei Krankheiten ist es sehr problematisch, von eigener Schuld zu reden. Ärtze bemühen sich oft, den Patienten die Vorstellung von Schuld zu nehmen, weil das Sich-für-schuldig-halten oft eine Heilung behindert.
Was den Zufall angeht, kann man da eigentlich schon deshalb nicht von "Verantwortung" reden, da verantwortlich nur ein bewusst und absichtlich handelndes Wesen handeln kann, und ein Zufall ist ja kein Wesen. "Zufall" kann bedeuten "ohne Ursache-Wirkungs-Verknüpfung" oder "ohne Absicht". Ohne Absicht funktioniert aber auch vieles, das wir Menschen ohne Nachzudenken tun. Somit sind Zufalle und Verantwortung kein Widerspruch, denn ich bin auch verantwortlich für die Dinge, die ich unabsichtlich tue.
Und bei "Gott" kommt es darauf an, was man darunter versteht, eine transzendente Person, die ähnlich uns Menschen will und tut, und macht und denkt und sieht und hört usw., das alles nur allwissend, allmächtig, allgütig usw. oder ob man unter "Gott" die Gesamtheit des Daseins versteht, diese ganze unendliche Venetzung, deren Teile wir Menschen auch sind, also ob man z.B. monotheistisch oder pantheistisch oder noch anderes theistisch denkt.
Wir müssen aber gar nicht unbedingt in so großen Dimensionen denken, sondern einfach nur die Verantwortung für unser jeweiliges momentanes Handeln übernehmen, die Verantwortung vor all jenden Wesen, die die Wirkungen unseres Handelns zu spüren bekommen. Wem ein Gottesglauben bei dieser Verantwortunsübernahme hilft, der soll an Gott glauben, wer sich durch einen Gottesglauben daran gehindert fühlt, Verantwortung zu übernehmen, der soll lieber nicht an Gott glauben. Ohne Glauben geht es indes nicht, also ohne Vertrauen, ohne Zuversicht.
Oder wie siehst Du es, Harry, oder sonst wer hier im Forum?
LG, Michael