Ansonsten empfehle ich, bevor man über die Männlichkeit oder Weiblichkeit von Röken redet, zu klären, was man unter Männlichkeit oder Weiblichkeit versteht. Seit der Erfindung von gender herrscht da Unklarheit.
Gruß,
Jo
Haare an Po und Beinen und an Brust und Armen gilt als männlich. Eine Glatze gilt als männlich.
Lange Haare stehen für weibliche Fruchtbarkeit. Eine Glatze nicht. Wenn ein Mann die Familie ernähren kann und Karriere macht, gilt das als männlich. Dass du dich nur auf das Y-Chromosom (Woraus auch die Entwicklung der Hoden resultiert) beschränkst, ist uns klar. Aber so denken die Menschen nicht. Ich arbeite in einem fast reinen Frauenteam und wenn es um Männer geht, haben die ganz klare Vorstellungen, wie ein Mann für sie auszusehen - . Größer als die Frau, keine Skinnyjeans, keine allzu langen Haare, kräftiger Körper und breite Schultern - und was er zu leisten hat. 1. hat jede meiner Kolleginnen, die ein Kind hat eine 2 jährige Mutterpause eingelegt. Da war schon wichtig, dass ihr Mann allein soviel verdient, damit sie zuhause bleiben kann und die Kinder nicht in die Kindergrippe schicken muss. Die Elternzeit der Väter begrenzte sich höchstens auf 2,3 Monate. 2. haben wir einen Kollegen, der für einen Mann klein ist, bissl kleiner als ich und mit der sich keine der Mädels ihn als Partner vorstellen könnte. Der ist aber verheiratet und hat zwei Söhne, wie ich gehört habe. Da noch niemand seine Frau gesehen hat, rätseln sie nun, wie die Frau wohl aussehen mag und charakterlich drauf ist, wer so einen zum Mann nimmt. Genderstudies befassen sich mit nichts anderem, als was wir hier in softer Variante duskutieren. Warum Frauen lange Haare und Männer kurze Haare haben. Ob Jungs auch rosaverliebt wären, wenn man sie schon frühkindlich dazu prägt. Warum wir bestimmte Sachen und Posen an einem Geschlecht schön oder unschön finden. Frau in Kleid und High-Heels oder Frau mit Kippe und Bierflasche in der Hand. Mann im Anzug oder Mann im Minikleid.
Hollstein hatte Werbungen für Männer- und Frauenprodukte aus dem Jahr 2005 miteinander verglichen. Am Beispiel von Herren- und Damenrasierern der Marke Gillette konnten sie die Unterschiede verdeutlichen: Die Werbung für den Herren-Rasierer (Men’s Health 10/05) verspricht Power auf Knopfdruck und schürt so Assoziationen zu einem High-Tech-Gerät. Entsprechend wird der Rasierer auch abgebildet. Er wird damit zum Zeichen für Schnelligkeit, Kraft und Prestige und passt so ganz ausgezeichnet zu männlichen Stereotypen. In der entsprechenden Werbung für Frauen (Brigitte 12/05) wird eine schlanke, junge Frau mit langen blonden Haaren gezeigt. Sie trägt einen roten Bikini und lacht über das ganze Gesicht.
Beide Werbungen präsentieren ein klassisches Geschlechterbild: Das Glück der Frauen wird auf ihr schönes Äußeres reduziert, die schöne, junge Geschlechtsgenossin bietet sich zur Identifikation an. Auf der Anzeige für Männer ist kein Mann abgebildet, es werden aber traditionelle männliche Werte gezeigt: Leistung, Stärke und Schnelligkeit.
Eine weitere wichtige Fragestellung lautet, wer eigentlich die Werbung macht. Nach Fröhlich (2008) liegt der Frauenanteil in der deutschen Werbebranche bei mindestens 52 Prozent, der sogenannte Genderswitch fand hier schon Mitte der 1990er Jahre statt. Allerdings findet sich auch in der Werbebranche die klassische horizontale Segregation: Der Frauenanteil nimmt mit steigender Hierarchie stetig ab.
Schmerl (1994) nahm an, dass geschlechterstereotyp verzerrte Frauenbilder in der Werbung vor allem damit zusammenhängen, dass die Kreativen in der Werbung hauptsächlich männlich sind. Fröhlich (2008) kann das nicht bestätigen: Der Frauenanteil ist heute gerade im Kreativbereich und im Bereich Kontakt hoch, trotzdem ist der Anteil der genderstereotypen Darstellungen der Geschlechterrollen nicht deutlich zurück gegangen. Zusammenfassend lässt sich somit sagen, dass ein steigender Frauenanteil in der Werbung nicht automatisch mit einer egalitäreren Darstellung der Geschlechterrollen in diesem Feld einhergeht.
Eine europäische Vergleichsstudie aus den Jahren 1997-98 (Pantii 2007:24) über Frauen und Männer in Fernsehprogrammen in Dänemark, Finnland, Deutschland, den Niederlanden, Norwegen und Schweden zeigte klare Hinweise auf eine ungleiche und stereotype Geschlechterdarstellung. Männer waren durchweg häufiger vertreten als Frauen. Der höchste Frauenanteil wurde in Programmen gefunden, in denen weiche Themen wie Beziehungen, Familie und Gesundheit behandelt wurden. Außerdem wurden Frauen deutlich öfter in Rollen mit niedrigem Status gezeigt als Männer. In den untersuchten Programmen waren sowohl die Mehrzahl der dargestellten Politiker (72 Prozent) als auch die Mehrzahl der dargestellten Experten (80 Prozent) Männer. Besonders interessant ist die Aussage der Studie, dass Politiker zuerst einmal nur als Politiker wahrgenommen wurden, Politikerinnen allerdings zuerst als Frau, Ehefrau und Mutter und erst dann als Politikerin.
Politikerinnen werden in vielen Zeitungen und Magazinen als „Powerfrau“ und „Mutti“ tituliert, Politiker dagegen als „Kämpfer“ und „Alphatier“ dargestellt. An dieser Stelle machen die sprachlichen Unterschiede die verschiedene Darstellung von Frauen und Männern deutlich.
http://www.tichyseinblick.de/kolumnen/eigenartig/wie-ich-aus-der-gender-falle-huepfte/