Hm, Zareen,
vielleicht habe ich Deine Fragestellung noch nicht so ganz erfasst, jedenfalls kamen mir dabei spontan ein paar Gedanken, in etwa so:
Kleidung hat bei mir ganz sicher einen deutlich anderen Stellenwert gefunden als noch in der Phase, in der ich als Jugendlicher noch überwiegend unter kleidungstechnischer mütterlicher Obhut stand: damals war es die Notwendigkeit, bekleidet zu sein, mehr aber nicht.
Inzwischen - und ganz besonders in den letzten Jahren, und ganz speziell in der Auseinandersetzung mit dem Thema Kleid - ist mir Kleidung eindeutig mehr geworden als nur notwendige Hülle.
Mit Farben kann man schon viel ausdrücken. Mit Mustern und Vielfalt an ganz unterschiedlichen Schnitten lassen sich noch sehr viel mehr Ausdruckmöglichkeiten erzielen (gerade auch mit dem Kleid), so dass sehr viel feinere Nuancen dargestellt werden können als lediglich das tumbe Bekleiden von ehemals.
Inzwischen ist das Bekleiden für mich mehr eine Art von Kommunikation, in der ich meine feingliedrigen Stimmungen ins Verhältnis setze mit den Erwartungen an das in dieser Kleidung zu Erlebende; und ins Verhältnis setze mit der Umgebung, die ich erwarte darin einzudringen, mich in ihr zu bewegen, Teil von ihr zu sein.
Mit der Umgebung meine ich also nicht nur die räumliche Umgebung, die durch Natur, Architektur oder dem Typus des Orts oder der Stadt geprägt wird. Sondern mit Umgebung meine ich auch die Menschen, solche, die mir flüchtig begegnen werden, und ganz besonders solche, die mich über einen längeren zeitlichen Umfang umgeben werden.
Es ist so eine Art vorauseilende Reaktion auf das, was ich von der jeweilig anstehenden Umgebung zu erwarten habe; und die Spiegelung meines aktuellen Inneren in dieser jeweiligen Umgebung - wenn ich entscheide, in was ich mich kleide.
Vielleicht ist es auch umgehrt, dass ich die jeweilige zu erwartende Umgebung in meinem Inneren spiegele, was mich dann zu meiner Kleidungswahl führt.
Vermutlich ist es eine Kombination, eine Melange aus beiden Wirkungsgefügen, die letztlich eine entscheidende Kleidungswahl erzeugt.
Insofern ist meine Kleidung mehr als nur der Ausdruck meines Ichs. Insofern ist die Gestaltung meiner Kleidung aber auch nicht die Hülle, die mein Ich definiert.
Meine Kleidung - und ganz besonders das 'nackt' getragene Kleid, also Kleid ohne weitere Kleidungsstücke im Kleidbereich wie im Sommer oft - meine Kleidung also ist sowas wie eine Art Aura, die mein Innerstes verstärkt, die aber auch mein Drumherum, also meine Umgebung einbezieht.
Um also vielleicht einen ganz kleinen Teil Deiner Frage, Zareen, zu beantworten: Kleidung (ganz speziell das Kleid) ist für mich deutlich mehr als das, worüber ich mich definiere. Dies ist vor allem auch eine Art Rückkopplung, eine Art vorgedachte Kommunikation.
Fast so, wie wenn man einen anstehenden Dialog im Kopf durchspielt. Da steckt natürlich deutlich mehr als nur 50% mein eigenes Ich mit drin... 70, 80, mehr..?