Autor Thema: Warum ich trage, was ich trage  (Gelesen 661 mal)

Offline Skirtedman

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Warum ich trage, was ich trage
« am: 25.01.2024 12:45 »
Warum ich trage, was ich trage

Weshalb ich zu Rock, Kleid, Blümchen, Spaghetti und so gekommen bin, durchzieht an vielen Stellen das Forum. Hab ich schon oft begründet.

Mir geht es hier um Allgemeineres. Angestoßen durch einen nachdenkenswerten Thread, zum Beispiel auch durch diese Aussage:

Ein Problem - für mich - ist es, dass es, denke ich, als besonders mutig gilt, wenn man sich so weiblich wie möglich kleidet. Deshalb wird ein Rock als etwas für "Anfänger" betrachtet. "Richtige" Männer tragen Kleid.

Doch noch mal im Schnelldurchlauf, weshalb ich trage, was ich trage: wegen körperlichem Wohlbefinden!

Das erklärt aber noch nicht bestimmte Farben - Rosa z.B. - oder Blümchenmuster.

Sicher ist es mutig, Gregor, sehr viel weibliche Stilelemente in seiner Kleidung als Mann aufzugreifen. Ist dies aber meine Motivation, diesen Mut mir, meiner Umwelt, letztlich auch dem Forum zu beweisen?

Wie woanders erwähnt, glaube ich nicht, dass das Forum und ein hier potentiell sich abspielender Wettbewerb einen nennenswerten Einfluss darauf hat, wie ich mich kleide.

Wie viele andere Männer, habe ich auch in etwa mit Jeansrock und Männer-Sweatshirt angefangen. Und diesen Status auch lange verfochten.

Ich hatte meine Grenzen. Definiert von mir und meiner Umwelt. Ich habe auch heute noch Grenzen. Doch vieles, was ich mir anfangs niemals vorstellen konnte, ist bei mir inzwischen Alltag. Und ich sehe immer mal wieder irgendeine Grenze bei mir fallen. Eine neue "Hürde" nehmen.

Ist da Mut dabei? Der Mut, den Gregor wohl angesprochen hat? Hm... ein bisschen wahrscheinlich schon.

Dass ich die vielleicht letzte Hürde, mich als Frau fühlen zu wollen, wohl niemals nehmen werde, dessen bin ich mir absolut sicher.

Aber ist es, Mut zu beweisen (wem gegenüber auch immer), dass ich immer mehr mit vielen Einzelheiten mich weiblich kleide? - Was ich sagen kann, dass es mich mit ein wenig Stolz erfüllt, keine Scheu mehr vor vielen Dingen zu haben, die früher noch weit jenseits meiner persönlichen Grenzen lagen. Zwar ist Stolz für mich eher ein fremdes Gefühl. Aber etwas Stolz ist auch mit dabei, als weiblich geltende Sachen, Muster, Stoffe, Farben als Mann zu tragen. Und ich kriege von allenmöglichen Leuten ja auch immer wieder gespiegelt, dass sie mich für einen "normalen" Mann (was auch immer mit "normal" gemeint sein kann) halten und ich eben auch als ein solcher (ich meine: Mann) von den Leuten erkannt werde.

Manche Menschen mögen etwas verunsichert sein, wie ich es nun "meine". Oder welcher sexueller Ausrichtung ich bin. Gefühlt zwar die wenigsten, aber da bin ich nun relativ entspannt. Ich habe seit neuestem auch nichts mehr dagegen, dass manche Leute sagen, dass ich "Frauenkleider" trage. Im Sinne vom guten alten Forums-Ferdi - er möge in Frieden ruhen - übernahm ich lange Zeit seine Position: Wenn ein Mann ein Kleidungsstück trägt, dann ist das z.B. ein Männerrock. Etwas provokativ ausgelegt, gewiss. Ich beharrte recht lang so in etwa auf dieser Sichtweise und verteidigte sie. Mittlerweile akzeptiere ich, dass die Leute sagen, ich trüge Frauenkleider (-klamotten). Was sie ja auch definitiv sind, weil sie fast alle aus der Damenabteilung kommen.

Ja, ich kann durchaus sagen: Ich kleide mich wie eine Frau. Gegen diese Sichtweise habe ich nichts mehr einzuwenden.

Mir gefallen eben auch viele Erscheinungsformen, wie Frauen sich kleiden. Gut, Frauen tragen auch Hosen - die habe ich ja für mich ausgeschlossen. Aber die anderen Looks - viele Looks - von Frauen haben es mir angetan und ich gefalle mir tatsächlich auch in ganz vielen dieser Looks. Auch als Mann. (Mit diesen oder jenen Abstrichen, aber das schreibe ich ja hier im Forum hoch und runter, z.T. gespickt mit meinen Theorien oder mit meinem "Mode"-Verständnis.)

Eifere ich den Frauen nach? Will ich meinen Mut beweisen?

Hm... letztlich Nein! Durch Rock und durch andere Sachen, Schnitte, Stoffe etc. habe ich mein körperliches Wohlbefinden gesteigert. Der Rest wie Farben oder Muster steigert vielleicht noch mal mein seelisches Wohlbefinden. Ich habe die Vielfalt kennengelernt. Ich habe die Vielfalt lieben gelernt.

Dass ich mich inzwischen nahezu ohne Grenzen kleide, hat mich auf Augenhöhe mit den Frauen gebracht. Ich brauche sie nicht mehr um irgendwas beneiden. Ich greife praktisch auf dieselbe Vielfalt zu wie Frauen. Ich fühle mich richtig gleichberechtigt. Und Vielfalt erscheint eben deutlich weiblicher als es bislang für Männer vorgesehen war.

Und darum trage ich, was ich trage. Weil ich Lust drauf habe. Und weil es einfach auch Spaß macht, diese Vielfalt zu haben, zu leben.

Wie in etwa verhält es sich bei Euch denn so?

Offline MAS

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Antw:Warum ich trage, was ich trage
« Antwort #1 am: 25.01.2024 16:26 »
Mir geht es ähnlich, lieber Wolfgang, wenngleich mir von meiner Statur her, nicht so vieles Feminine so gut steht.

Allerdings, wenn auch nicht "als Frau", so doch "etwas weiblich" fühle ich mich ab und zu auch mal gerne, also konnotiert mit "sanft", "weich", "verspielt" usw. Wobei das alles, vor allem "verspielt" auch auf Männer oft zutrifft.

Ich mag es auch, die Grenze zu den Frauen weniger scharf zu ziehen. Wenn z.B. meine Kollegin erfreut und als sei das gar nicht so ungewöhnlich sagt, wir trügen Partnerlook, zwar nicht farblich, aber vom Stil her, z.B. beide im luftigen Sommerrock oder beide mit kurzem Rock und Halbstiefeln (so nennt sie die Steifeletten). Sie sagte das so normal, als sage sie es zu einer anderen Frau. Das gefällt mir.

LG, Micha
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Offline JoHa

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Antw:Warum ich trage, was ich trage
« Antwort #2 am: 25.01.2024 23:02 »
Mein Körperbau und meine Sebstwahrnehmung sowie mein Alter setzen der Experimentierlaune Grenzen.
Wenn ich zu schlichtem Rock und Oberteil mal ein Paar Pumps trage, ist das nur zu unserem (Frau und ich) Vergnügen.
Sie genießt es, mir hin und wieder klar zu machen, daß ich Leute anmache.
Warum trage ich also, was ich trage?
Weil es jeden alltäglichen Vorgang aufpeppt, wenn er in Rock und FSH geschieht.
Nicht Johannes. Joachim!


 

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