Lieber Zwurg,
danke für die sachlichen Fragen!
Ja, das * drückt aus, dass über das Binäre hinaus alle Menschen gemeint sind.
Bei "Gender" geht es tatsächlich nicht um rein körperliche Merkmale, sondern um soziale Identitäten. Ich würde sagen, auch um psychische, insofern ja, auch ums "feeling".
Ich habe mir jetzt mal zwei Bücher von Judith Butler bestellt und werde darin lesen, da sie eine Vorkämpferin für Gendergerechtigkeit ist. Sie selbst bezeichnet sich laut Wikipedia als "nichtbinär".
Hier fand ich eben mal ein paar Begriffsdefinitionen:
https://www.quixkollektiv.org/glossar/genderidentitaeten/Ich würde, wie schon oft hier geschrieben, auch eine andere Form des Entgenderns wünschen, als ein * und dann eine feminine Endung. Aber wenn ich jetzt anfangen würde, ein Utrum einführen zu wollen, wäre ich auf recht einsamem Posten.
Sicher gibt es Feministinnen, die sich die feminine Endung nach dem * wünschen, um den Spieß des genärischen Maskulin mal umzudrehen. Sie fühlen sich durch maskuline Bezeichnungen nicht mitgemeint. Männer, die sich durch feminine Endungen nicht mitgemeint fühlen und dagegen protestieren, könnten nun also merken, wie das ist, durch eine geschlechtliche Form, der sie sich nicht zugehörig fühlen, einfach mitgemeint zu sein.
Ich hoffe, wir finden noch andere Lösungen, als das *. Vorrübergehend benutzte ich es, schreibe aber niemandem, auch nicht meinen Studierenden vor, es zu benutzen, sondern lasse es jedem*r frei, zu schreiben, wie sie*er will.
Die Gemüter sind sehr erhitzt. Es ist geradezu ein Kulturkampf daraus geworden. Ich bin dafür, etwas herunterzuschalten und in erster Linie das Mitgefühl mit Betroffenen und dann die Weisheit, eine Win-Win-Lösung zu erreichen, wachsen zu lassen.
Toilettenfrage? Ich habe im Besucherzentrum der Moher-Klippen in Irland gesehen, wie man die lösen kann: Dort gibt es eine Toilette für alle, darin Sitzkabinen für alle, und wer bei großem Andrang mal muss, stellt sich in die Reihe, wie alle, ohne Geschlechtsunterschied, und nimmt dann die erste frei werdende Kabine. Das habe ich gemacht, ohne jedes Problem. Eine entgenderde Toilette. So wie es sie in der Eisenbahn ja auch gibt. Wenn wir das mit der Sprache auch so leicht hinbekämen, wäre es gut. Aber Sprache ist komplizierter.
LG, Micha