Autor Thema: Die Blockade  (Gelesen 149936 mal)

chrisko

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Re: Die Blockade
« Antwort #180 am: 17.06.2010 16:30 »
Hallo Cephalus,
Hallo Tine,

man kann einfach nicht sagen das eine oder andere wäre richtig. Nur eines ist absolut entscheidend: Jeder muss sich selbst wohlfühlen!

Ich kenn die Momente, in denen ich mich im Rock vollkommen deplaziert vorkam und ich am liebste eine Hose anhätte, ich kenn aber auch Momente, da hätte ich mir gewünscht einen Rock zu tragen.

Erzwingen kann man wirklich nichts, es ist einfach das Gefühl von Laune, von Lust und daran sich einfach in seinen Klamotten wohl zu fühlen.

Das mit dem Rock am Mann ist immer so eine Sache, man muss schon sehr gefestigt sein und man muss bereit sein auch im Mittelpunkt zu stehen, eben das Ziel der Neugier, des Interesses zu sein. Frauen geht es da oft ja auch nicht anders, im Rock fallen sie auf und manche wollen das auch nur zu gern. So soll es ja auch sein und es macht ja auch Spaß damit zu spielen.

Ich freue mich ja auch immer wieder, wenn denn gerade Männer immer wieder hinterher stiefeln und schauen, wenn die denn im Laden hinter jedem Regal wieder heimlich Stellung beziehen und völlig verduzt drein schauen. Heute weiss ich, hier ist zu einem ganz großen Teil der jeweils eigene Fetisch die große Triebfeder :-)

Was solls, ich lebe halt heute und man kann diese Lust nicht einfach ablegen, man kann sie nicht ausblenden. Diese Lust und dieser Spaß am Rock ist einfach da und wenn es denn passt... so dann halt rein in den Rock und raus in die Landschaft. Denn alles andere führt nur immer wieder zu inneren Konflikten, allein der Gedanke lässt einen nicht los und beschäftigt einen immer wieder.

Das alles aber muss jeder für sich selbst ersteinmal heraus finden, das ist schon nicht einfach ... nur manchmal kann dann eine etwaskräftigere Hilfe von aussen sehr hilfreich sein.

Bis denne
Chrisko

Offline GregorM

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Re: Wenn der Verstand verliert - oder, ein hoffnungsloser Fall
« Antwort #181 am: 17.06.2010 18:01 »

PS an Gregor und die Befürworter der Schocktherapie: Für einen, dem der letzte Stups fehlt, mag der Vorschlag den Ausschlag geben, sich endlich zu trauen und damit ein guter Rat sein.  Hier denke ich, liegt der Fall etwas anders und deshalb musste ich Euch widersprechen. Sorry!


Hallo Tine,

deine Argumentation ist wirklich gut und wohlbegründet. Recht kannst du bestimmt haben.

Doch, wenn ich das Profil von Cephalus studiere, sehe ich einen Mann, der seit 2003 hier Mitglied ist. Ich sehe einen Mann, der 853 Beiträge geschrieben hat, was mehr als zwei Beiträge pro Woche betragen. Über Mann im Rock.

Und dann schreibt er nochmals, denn er hat sich auch früher über seine Angst geäußert, erinnere ich mich, es täte ihm leid, auch nicht im Urlaub im Stande zu sein, einen Rock länger als bis an die Zimmertür - von innen - zu tragen.

Ich meine, er sollte sich für einen Point-of-no-Return aussetzen. Das würde ich selbst tun, um einer steigenden Frustration loszuwerden.

Liebe Grüße
Gregor
Gruß
Gregor

Offline cephalus

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Re: Die Blockade
« Antwort #182 am: 17.06.2010 18:37 »
Hallo,
danke Leute, für Eure Anteilnahme, ich wollte mir nur etwas den eigenen Frust von der Seele schreiben.
Und danke für die Ratschläge – helfen tun sie leider nicht, das Thema kann ich nur mental selbst in den Griff bekommen.

Noch kurz zur Vollständigkeit:
Spanien ist zwar ein nettes Urlaubsland, aber Urlaub mache ich gerade nicht wirklich – Geschäfte, Geschäfte…
Öffentlich habe ich durchaus schon Röcke getragen – 10-20 Mal und das auch unter vielen Leuten.
Dass ich Röcke vor allem privat trage hat sich für mich als guter Wohlfühlkompromiss herausgestellt.
Wegen besagter Veränderungen, auf die ich jetzt nicht eingehen will, werde ich das nicht so ohne weiteres weiterführen können.
Daher wollte ich es, quasi als Alternative, doch noch mal im öffentlichen Rahmen versuchen.

Wenn nicht öffentlich, nicht privat und nicht bei der Arbeit, wann dann?

Manchmal ist eben der Zeitpunkt gekommen, an dem man sich mit den beschränktem Möglichkeiten und Unzulänglichkeiten abfinden muss – und wenn es nur die eigene Unfähigkeit ist nach dem zu handeln, was Logik und Verstand vorgeben.

Cephalus

Offline Kiran

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Re: Die Blockade
« Antwort #183 am: 17.06.2010 18:58 »
Gestern, im knielangen Cargorock habe ich es noch weit geschaft, bis zur Innenseite der Hotelzimmertüre.
Dann hat mich der Mut verlassen - Frühstück gabs in Hose.

Meine Erfahrung zeigt mir, dass alles nicht mal halb so schlimm kommt wie befürchtet; eher im Gegenteil, oft genug, wenn ich mich dann doch überwunden habe, bekomme ich positive Resonanz, auch und gerade von denen, wo ich es eigentlich nicht erwartet hätte.

Vielleicht klingen die positiven Erfahrungen manchmal auch entmutigend. Vielleicht sollten wir mal festhalten, daß auch andere Leute Angst haben.

Nachdem mir die Wohnung nicht mehr reichte, habe ich mir zunächst einsame Waldwege herausgesucht, wo mir nun wirklich niemand begegnen konnte. Trotzdem habe ich damals jedes Rascheln wahrgenommen. Irgendwann wollte ich mich aber wirklich mal überwinden und aus eigenem Erleben wissen, wie es ist, wenn man Leuten begegnet. Ich habe überlegt, wie ich das anstellen könnte, und schließlich faßte ich den Plan, einen Mittelaltermarkt zu besuchen. Das schien mir passend, weil dort Leute in ungewöhnlicher Bekleidung zu erwarten waren und ich so vielleicht weniger auffiel. Außerdem kannte ich niemanden, der zu so etwas hingeht. Und zusätzlich habe ich mir eine Veranstaltung im benachbarten Bundesland herausgesucht, während die Leute in meiner Gegend zum Wochenendausflug eher in die Gegenrichtung fahren. Also mehrfache Sicherheit. Und das Restrisiko habe ich mir dann ausgeredet.

Planen ist ganz einfach. Da ist die Angst noch weit weg. Irgendwann ist der Zeitpunkt aber gekommen. Ich packte den Rock in die Tasche, da ich damit nicht meinen Nachbarn begegnen wollte, stieg in mein Auto und fuhr los. Ein Stück hin tauschte ich auf einem Waldweg die Hose gegen den Rock, ein dunkelbraunes, fast knöchellanges Exemplar. Dazu trug ich einen ebenfalls dunklen Pullover und Wanderstiefel. In der Sicherheit des Autos war es noch einfach, und so fuhr ich die Autobahn lang. Ungefähr eine Stunde Fahrstrecke war es.

Die Burg, wo der Markt stattfand, befindet sich mitten in einem Dorf (was ich vorher nicht wußte) und die Hauptstraße des Dorfes diente als Parkplatz. Ich mußte noch ein ganzes Stück weiterfahren, bis ich einen Platz fand. Jetzt stand das Auto, und nun bekam ich wirklich Angst. Alles in meinem Kopf sträubte sich gegen das Aussteigen. Ich mußte mich unheimlich zusammenreißen und versuchte, mir klarzumachen, daß ich enttäuscht und unverrichteter Dinge wieder heimfahren würde, wenn ich jetzt nicht ausstiege. Also galt es, sich nochmal kurz zu konzentrieren, Tür auf, raus, Tür zu. Durch die Aktivität war nun ein Teil der Gehirnkapazität gebunden und stand nicht mehr fürs Angsthaben zur Verfügung.

Langsam lief ich die Straße entlang. Mir begegneten einige Leute, die mich nicht weiter beachteten. Die Torwache guckte zwar amüsiert, sagte aber nichts, und kassierte mein Eintrittsgeld. Jetzt war ich drin, und der Rückweg war in gewisser Weise abgeschnitten.

Und entgegen allem, was hier gern vorgetragen wird, gebe ich zu: wohlgefühlt habe ich mich bei der Aktion nicht. Aller Anfang ist bekanntlich schwer.

Ich lief zwischen den Ständen durch, sah mich um, aß irgendwo eine sicherlich hochmittelalterliche Pfanne Geschnetzeltes. Und ich hatte nicht den Eindruck, von irgendjemandem besonders wahrgenommen zu werden. Zwei Ereignisse gab es dann doch: Im Hof, wo ein Lager mit Zelten aufgebaut war, machte so ein Mittelaltermädchen seinen Vater aufmerksam: "Guck mal, ein Mann im Rock!" Aber der Vater guckte nicht. Und an einer engen Stelle, wo gerade viele Leute durchwollten, kommentierte eine Frau den Rock, und als sie merkte, daß ein Mann ihn trug, meinte sie: "Was ist denn das?" Leider hatte ich keine Reaktion, und obendrein mußte ich aufpassen, nicht mit den entgegenkommenden Leuten zusammenzustoßen, denn es war dort wirklich eng. Noch eine ganze Weile habe ich mich dann auf eine Mauer gesetzt, wo Mittelaltermusik dargeboten wurde, und zugehört. So nach ungefähr zwei Stunden Aufenthalt bin ich dann zum Auto zurückgegangen.

Auf der Rückfahrt - wieder ungefähr eine Stunde -, wo nun dem Erfolg keine Angst mehr als Gegenpart gegenüberstand, wurde ich regelrecht euphorisch. Nun verlangte mein Gehirn nach mehr. Erst in Sichtweite meines Dorfes (und bei realer Gefahr, von den Nachbarn gesehen zu werden), habe ich mich wieder zurück-umgezogen.

Beim nächsten Mal war es schon viel leichter.

Und um nochmal auf das Wohlfühlen zurückzukommen: Gratis gibt es das nicht. Etwas Übung ist zuvor schon nötig, ist meine Erfahrung

Kiran


Tine

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Re: Wenn der Verstand verliert - oder, ein hoffnungsloser Fall
« Antwort #184 am: 17.06.2010 19:37 »
... wenn ich das Profil von Cephalus studiere, sehe ich einen Mann, der seit 2003 hier Mitglied ist. Ich sehe einen Mann, der 853 Beiträge geschrieben hat, was mehr als zwei Beiträge pro Woche betragen. Über Mann im Rock.

Hallo Gregor,

in dem Punkt muss ich Dir recht geben. Auch ich habe mich etwas gewundert, als ich in die Anfänge der "Blockade" geblättert habe. Vielleicht ist die Hobby-Psycho-Tante mit mir durchgegangen. Nur bilde ich mir ein, in manchen Punkten ähnlich wie Cephalus zu ticken (er möge mir an dieser Stelle verzeihen) und mir hätte Dein Ratschlag, der selbstverständlich einen gewissen Charme hat, nicht geholfen.


Wenn nicht öffentlich, nicht privat und nicht bei der Arbeit, wann dann?

Manchmal ist eben der Zeitpunkt gekommen, an dem man sich mit den beschränktem Möglichkeiten und Unzulänglichkeiten abfinden muss und wenn es nur die eigene Unfähigkeit ist nach dem zu handeln, was Logik und Verstand vorgeben.

Hallo Cephalus,

Logik und Verstand haben nur in sehr eingeschränktem Umfang Macht über unser Tun. Das würde ich nicht als Unzulänglichkeit, sondern schlicht als Wirklichkeit bezeichnen. Eine Wirklichkeit, die mich auch oft genug ohrfeigt, wenn ich versuche logisch und rational zu handeln.

"Wann dann?" ist die Frage, die nur Du Dir beantworten kannst. Wenn dabei "gar nicht mehr" herauskommt, musst Du schauen, wie gut Du damit leben kannst.

Ich drück' Dir die Daumen, dass Du Deinen Weg findest.

Und um nochmal auf das Wohlfühlen zurückzukommen: Gratis gibt es das nicht. Etwas Übung ist zuvor schon nötig, ist meine Erfahrung

Hallo Kiran,

"wohlfühlen" ist relativ, "der Mensch" ist immer nur bereit sich zu ändern, wenn er sich von der Veränderung eine deutliche Verbesserung erhofft (oder alternativ glaubt, gar nichts mehr zu verlieren zu haben). Aus Deinem Bericht lese ich einen überwältigenden Wunsch Röcke zu tragen heraus, der Dich quasi genötigt hat, Dir etwas einfallen zu lassen.
Das ist der Impuls, den ich gemeint habe. Wenn er da ist, kann man sich ihm nicht mehr entziehen, auch mit der logischten Argumentation nicht. Dass es trotzdem eine gehörige Portion Mut braucht, um die lange geplante Aktion tatsächlich umzusetzen, steht auf einem ganz andern Blatt Papier und ich wollte die Leistung derer, die eben nicht mit einem "Ferdi'schen Selbstverständnis" ausgestattet sind, auch nicht kleinreden.

Viele Grüße
Tine

Offline tirkk

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Re: Die Blockade
« Antwort #185 am: 17.06.2010 20:16 »
Auch ich muß zugeben, daß ich schon EINIGEMALE innerhalb von ca 15 Jahren meine Röcke, die ich heimlich im Keller versteckt hatte, in den Altkleidercontainer geworfen habe. Aber die Sucht, einen Rock anzuziehen, hat mich immer wieder in die Läden getrieben.
Seit ich hier im Forum angemeldet bin, habe ich mich auch mit dem Rock in die Öffentlichkeit getraut. Ich muß gestehen, es ist einfach wunderbar und ich möchte darauf nicht mehr verzichten. Es ist viel leichter , als ich gedacht habe. O.K in der eigenen Kleinstadt, habe es zwar schon mal getestet, muß es vielleicht nicht unbedingt sein. Aber Auswärts oder zum Spazierengehen werde ich es in Jahren noch tun. Das lasse ich mir nicht verbieten. Je öfter und selbstverständlicher ich es tue, umso leichte fällt es mir.

LG smart-rocker
Männlich ist, sich auch im Rock wohl zu fühlen. Ich nehme mir die Freiheit, ANDERS zu sein!

Offline Kiran

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Re: Die Blockade
« Antwort #186 am: 17.06.2010 20:59 »
Aus Deinem Bericht lese ich einen überwältigenden Wunsch Röcke zu tragen heraus, der Dich quasi genötigt hat, Dir etwas einfallen zu lassen.

Hallo Tine, so überwältigend war das gar nicht. Die Menschen sind halt charakterlich verschieden, mancher strotzt vor Selbstbewußtsein, ein anderer ist ein rechter Angsthase. Jeder muß sich mit seinen eigenen Eigenschaften arrangieren, das hilft nichts. Als ich mich das erste Mal mit meinem Feinkostgewölbe in eine Laufhose gezwängt und Laufschuhe angezogen habe, wollte ich auch von niemandem gesehen werden. Das war kaum anders.

Das ist der Impuls, den ich gemeint habe. Wenn er da ist, kann man sich ihm nicht mehr entziehen, auch mit der logischten Argumentation nicht. Dass es trotzdem eine gehörige Portion Mut braucht, um die lange geplante Aktion tatsächlich umzusetzen, steht auf einem ganz andern Blatt Papier und ich wollte die Leistung derer, die eben nicht mit einem "Ferdi'schen Selbstverständnis" ausgestattet sind, auch nicht kleinreden.

Was ich ausdrücken wollte, war: Die vielen positiven Berichte hier können Mut machen, indem sie aufzeigen, es geht. Sie können aber gleichzeitig auch entmutigen, wenn der Eindruck entsteht, "die schaffen das alle so locker, und ich rackere mich ab und schaff' es nicht, ich bin soo ... (bitte selbst einsetzen), ich geb' jetzt auf." Und da wollte ich mit meinem Bericht einfach aufzeigen, daß der Weg durchaus auch steiniger sein kann. Nicht alles und nicht jedem fällt es gleich in den Schoß. Das gilt nicht nur fürs Röcketragen.

Kiran

Offline cephalus

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Re: Wenn der Verstand verliert - oder, ein hoffnungsloser Fall
« Antwort #187 am: 17.06.2010 22:44 »
Hi Tine,

Logik und Verstand haben nur in sehr eingeschränktem Umfang Macht über unser Tun. Das würde ich nicht als Unzulänglichkeit, sondern schlicht als Wirklichkeit bezeichnen. Eine Wirklichkeit, die mich auch oft genug ohrfeigt, wenn ich versuche logisch und rational zu handeln.

Vermutlich ist das genau das Problem an dem ich zu knabbern habe - mir ist es bislang noch nie aufgefallen, dass das, was ich mache nennenswert vom Interlekt, und dem was ich will, abweicht.

LG
Cephalus

silixflox

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Re: Die Blockade
« Antwort #188 am: 18.06.2010 06:09 »
In etwa kann ich cephalus verstehen.........

viele die meine geschichte mal gelesen haben wissen dass ich zuhause gar nicht mit dem kilt kommen muss (noch nicht).
bei der arbeit (von der ich ja lebe) kann ich es auch nicht tun. da ich kundenkontakt habe, könnte das negativ interpretiert werden. wann dann. einfach nicht bei der arbeit und zuhause.

das habe ich nun seit ungefähr anfangs jahr umgesetzt.
- im ausgang mit guten freunden (herrenabende)
- unterwegs nicht im bereich meiner wohngemeinde
- u.s.w.

was uns cephalus ggf. mitteilen möchte ist, dass sich ggf. in seinem umfeld was verändert hat
- arbeit
- partnerin
- etc.
das reicht schon um vorsichtiger zu werden.

mann, ich kann mich noch gut an mein erstes mal ausserhalb meiner 4 wände errinnern.
meine holde war mit den kidds in den ferien (wir alten ackern ja immer das unterm strich was übrig bleibt. (nicht wortwörtlich nehmen, es gibt auch frauen die ackern)
aber an einem frühen abend bin ich dann im kilt in eine nebenstadt gefahren in ein einkaufszentrum rein.
den türgriff zum aussteigen in der hand und mein herz konnte ich bis zum haarscheitel spüren.
"NOW"
raus und einfach mal in die Passage gelatscht. plötzlich fühlte ich mich einfach gut.
adrinalin aufgebraucht die ruhe in mir
ein paar verängstige, komische, verwunderte, belächelnde, unsichere, verstörrte blicke und ding durch als wären die luft für mich. geschafft, von da an wusste ich, es geht.
im märz bin ich dann sogar das erste mal strassenbahn gefahren. auch da, blicke, aber was solls, die glotzen auch so dachte ich mir.

und so geht es doch allen mal.

cephalus, ich finde es schade dass du den rückzug antreten musst. aber es gibt immer eine sache, die über dem was man(n) am liebsten gerne tun würde, steht. darum. nicht wegwerfen, einmotten und mottenkugeln rein und immer wieder nachfüllen dass die guten stücke nicht hin gehen.

es kommt auch mal wieder DEINE zeit, glaube mir. wenn du die zeit selber machen musst um wieder glücklicher zu sein.
und in den ferien geht es erst recht wenn man nicht zuhause ist, dann kann man es steuern.

silix

Offline cryptoman

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Re: Die Blockade
« Antwort #189 am: 23.07.2013 21:13 »
Zitat
Denn wie ich bereits woanders mal schrieb: nur unter größtmöglicher gegenseitiger Rücksichtnahme Selbstverläugnung können Menschen langfristig gut schlecht zusammen leben.

Habe das für dich korrigiert, denn darauf wird es hinauslaufen. Wenn dein Mädel meint, dein Wohlbefinden und deine Gesundheit wären weniger wert, als ihr Status in der Öffentlichkeit, besorg' dir 'ne neue. Halbheiten und Beziehungen harmonieren schlecht miteinander.

Du bist ein Sondermodell mit vielen Features und beschreibst jedes erdenkliche Detail über dich, nach bestem Wissen und Gewissen, aber dich gibt es nur als Komplettpaket und sollte die Holde aus einem Kombi ein Cabrio machen wollen, musst du insistieren und schlimmstenfalls eine neue suchen.

Zitat
Logik und Verstand haben nur in sehr eingeschränktem Umfang Macht über unser Tun. Das würde ich nicht als Unzulänglichkeit, sondern schlicht als Wirklichkeit bezeichnen. Eine Wirklichkeit, die mich auch oft genug ohrfeigt, wenn ich versuche logisch und rational zu handeln.

Logik und Verstand sind Konzepte, die keine Macht haben können. Manche Menschen sind emotionaler als andere und dennoch ist Persönlichkeitsentwicklung möglich.

@Cephalus

Dieser Typ von "A Year in a Kilt" ist das beste Beispiel, dass man es schaffen kann, sich in die Öffentlichkeit zu trauen, und das obwohl man jemand ist der nicht gerne auffällt. :) Das sind etwa die gleichen Geister, die den Chef begleiten, der sich nicht vorstellen kann, dass Kunden einen Mitarbeiter in Kilt akzeptieren könnten.

Es ist so, die überwiegende Zahl der Passanten ignoriert dich oder erweckt zumindest den Eindruck, eine Minderheit findet es lustig oder lächerlich, das andere Extrem ist ehrliches Interesse und Sympathie.



Radelfreudiger Rockextremist

Offline kasioro

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Re: Die Blockade
« Antwort #190 am: 22.08.2013 01:19 »
Das Schloss ist nur in meinem Kopf :) Nichts mehr.

Offline Remoulade

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Re: Die Blockade
« Antwort #191 am: 08.01.2014 07:11 »
Als ich das erste Mal öffentlich in einem Rock - Faltenrock mit Karomuster - unterwegs war, hat mich eine Freundin begleitet und wir sind etwas aussehalb der Stadt mit dem Hund spazieren gegangen. Kaum war ich auf dem Parkplatz aus dem Wagen gestiegen, hat mich ein älterer Herr begrüsst: "Ach das ist ja Remoulade, schön dich zu sehen! Wie geht's?" Kein Wort zum Rock ....
Später haben dann noch ein paar ältere Damen mein Kleidungsstück gemustert und als sehr schön wahrgenommen.
Bei mir hängt es immer ein bisschen von der Stimmuing ab, ob ich in Rock oder Hose utnerwegs bin, wobei es sich gezeigt hat, dass die Begleitung einer Freundin sehr hilfreich sein kann. Ich war einmal in einer eher als konservativ bekannten Gegend unseres Landes zum Wandern in einem sprotlichen Cordrock unterwegs. Wir mussten lange einen Weg entlang eines bekannten Grenzflusses gehen, wo auch Autos fahren und die Enge der Topographie auch kein grosses Ausweichen zulies. Wir sind etlichen Menschenbegegnet - die einen haben ein wenig angestrengt gekuckt, aber immerhin auch gegrüsst. Das einzige unangenehme war eher, dass der Rock ein wenig schmal war und ich nicht so weit ausschreiten konnte; zudem habe ich mir an einem Dornbusch die Strumpfhose zerrissen, was dann auch ein wenig blöd aussah.
Wir haben in einem Restaurant einen Kaffee getrunken und dabei mit den Tischnahcbarn ein nettes Gespräch über meinen Hund geführt ... Als ich aufgestanden bin, haben die erste gemerkt, dass ich Rock trage ... und nichts gesagt.
Michel Tietze hat in seinem Buch über therapeutischen Humor geschrieben, dass man sich des doppelten Denkens, also dem Denken, was anere über einen denken, entledigen solle und sich bewusst in eine peinliche Situation begeben, denn dann merke man sehr schnell, dass die meisten Menschen gar nicht so viel denken, und wenn sind sie vor allem mit sich selbst beschäftigt. Und sollte eine negative Reaktion entstehen, dann darf man froh sein, nichts näheres mit ihnen zu tun zu haben.
Übrigens habe ich einige Röcke, die ich im Internet bestellt hatte und die mir zu eng waren, auch schon an meine Schwester oder Freundin abgegeben - geht auch umgekehrt. Je natürlicher Mann mit dem Rocktragen umgeht, desto einfacher.
Bin auch schon von einem Besuch gelobt worden, wie elegant ich gekleidet sei ... wohlgemerkt hatte ich Rock und Blazer an ...
Einmal bin ich in einem hellen Sommerrock und - es regnete und war ein wenig frisch - in meinen braunen Stiefeln auf dem Friedhof unterwegs, als mich eine Frau ansprach, die offenbar gerade das Grab einer jungen Frau besucht hatte, die wahrscheinlich Suicid begannen hatte. Das Gespräch drehte sich in erster Linie um die Freiheit so zu leben und sterben wie man es für richtig hält.... nach etwa einer Dreiviertelstunde hat sich die Dame sehr rür das anregende Gespräch bedankt (ich habe meist nur zugestimmt, weil sie sehr logorhoisch war), sich verabschiedet und mir einen schönen Tag gewünscht. Kein einziges Wort über meine Kleidung.
Ein anderes Mal bin ich am selben Friedhof mit einem khakifarbenen Cargorock aus dem Wagen gestiegen und dabei sogleich der Dame begegnet, die den Bus fährt, der die Besucher, die nicht so gut zu Fuss sind, zu den Gräbern bringt. Sie hatte Hosen an und mich freundlich und interessiert gemusetert .... am anderen Tag hat sie auch einen Rock getragen, was ich mir als Erfolg meines guten Beispieles eingeredet habe!

Offline maddy

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Re: Die Blockade
« Antwort #192 am: 14.06.2016 22:58 »
Hallo allerseits

Woher kommen die Ängste, einen Rock in der Öffentlichkeit zu tragen?
Woher kommen die Hemmungen, die euch sagen das besser nicht zu tun?

Ich richte die Fragen speziell an Leute, die noch nicht soweit sind um in der Öffentlichkeit einen Rock zu tragen. Vielleicht kann ihnen geholfen werden, indem man versucht die Blockaden zu beseitigen. Versucht mal, eure Ängste und Gedanken die damit verbunden sind genau zu beschreiben.

Gruss
Matthias

Hallo Matthias,

Du sprichst mich gerade direkt an.
Bei mir ist das Problem mehrschichtig. Zum einen akzeptiert meine Frau meinen Hang zu Frauenklamotten nicht. Zum anderen ist das Problem, im Bekannten- und Kollegenkreis in Frauenklamotten gesehen zu werden. Wenn ich fern ab der Heimat in Frauenklamotten unterwegs bin, gehe ich auch direkt in die Öffentlichkeit und habe relativ wenig Probleme damit. Gut, es gibt immer noch einige, die es belächeln, wenn ich als Mann mit Strumpfhose, Ballerinas und kurzem Höschen oder Rock durch die Gegend laufe aber das ist mir fernab der Heimat relativ egal. Wenn meine Kollegen wüssten, was mein Klamottenstil ist, das wäre mir dann nicht so recht.

l.G.
Maddy

Offline Barefoot-Joe

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Re: Die Blockade
« Antwort #193 am: 15.06.2016 07:00 »
Hallo Maddy,

Zitat
Zum einen akzeptiert meine Frau meinen Hang zu Frauenklamotten nicht.

Akzeptiert sie es denn zu Hause oder hat sie auch in den eigenen vier Wänden ein Problem damit?

Hast du mit ihr denn mal darüber gesprochen? Denn die Kernfrage ist ja, warum sie das nicht akzeptiert und erfahrungsgemäß muss sich die Frau darüber selbst erst einmal klar werden. Dahinter steckt ja meist nicht einfach nur, dass Frau über der Kleidungsstil bestimmen will, sondern Ängste wie "Was sagen die Nachbarn / Freundinnen?", "Ist der jetzt schwul?", "Verliere ich ihn?", "Oh, Himmel, das fällt doch auf!", usw. Einen Teil dieser Ängste kann man ausräumen, einen Teil durch Erfahrungen abbauen. Das setzt aber voraus, dass die Frau bereit ist, das zu tun. Wenn sie völlig blockiert und davonläuft wird es schwierig.

Machen wir uns nichts vor: Eine solche Einmischung in den Kleidungsstil würden sich unsere Frauen umgekehrt doch deutlich verbitten, oder? ;) Meine Frau (trägt fast ausschließlich Hosen) sagte mir mal, dass sie mich doch lieber in Hosen sehen würde, woraufhin ich ihr sagte, dass ich sie auch lieber in Röcken und Kleidern sehen würde, aber ich ihr das ja nicht vorschreiben will, weil jeder sich so anziehen können soll, wie er möchte. Ich denke, das hat ein gutes Stück zur Akzeptanz beigetragen.

Zitat
Zum anderen ist das Problem, im Bekannten- und Kollegenkreis in Frauenklamotten gesehen zu werden.

Im Grunde ist es ja egal, ob die Person, die einen sieht, ein Fremder oder Bekannter ist. In jedem Fall ist da ein Mensch, der sich möglicherweise über uns wundert. Der Unterschied liegt allein darin, welchen Einfluß diese Person auf unser Umfeld nehmen kann. In beiden Fällen sieht dich zuerst nur eine einzige Person aber du weißt genau, dass sie diese Neuigkeit sehr schnell mit anderen Bekannten / Kollegen teilen wird. Über dieses Outing hast du keine Kontrolle und da du diesem sozialen Umfeld auch nicht entkommen kannst, erzeugt das diverse Ängste.

Ich weiß dazu leider auch kein Patentrezept, aber es hilft, sich klar zu machen, dass eigentlich nichts passieren kann. OK, man wird erst einmal das Thema sein, aber so etwas ist nur von sehr kurzer Dauer. Wenn sich erst einmal jeder gewundert hat, ist das Neue schon abgenutzt und die EM ist wieder wichtiger. ;) Es passiert ja dadurch auch nichts. Freunde und Bekannte mögen es ungewohnt finden, aber die stehen alle auf deiner Seite und werden das sehr schnell akzeptieren. Und wer dich nicht akzeptieren will, ist wohl auch niemand, den du in deinem Bekanntenkreis haben möchtest, oder? So gesehen ist das ein guter Filter für echte Freunde.

Bei den Kollegen ist es nochmal etwas schwieriger, weil du die nicht einfach aussortieren kannst. Aber dafür haben sie auch gar nicht das Recht, sich in die Entfaltung deiner Persönlichkeit einzumischen und das wissen sie normalerweise auch. Es hängt natürlich davon ab, welchen Beruf du hast. Auf dem Bau dürfte der Gegenwind der Kollegen doch deutlich heftiger sein, als im Büro. Aber in jedem Fall nutzt sich das neue sehr schnell ab und wird zur Gewohnheit. Bei mir im Büro gab es einen netten Kommentar einer Kollegin und einen verdutzte Frage eines Kollegen - das war's auch schon. Man malt sich das immer viel schlimmer aus, als es wirklich ist.

Zitat
Wenn meine Kollegen wüssten, was mein Klamottenstil ist, das wäre mir dann nicht so recht.

Vielleicht hilft es in beiden Fällen, wenn du nicht gleich die volle Packung ablieferst, sondern die Veränderungen schrittweise einführst? Wenn du gleich en femme kommst, erzeugst du natürlich mehr Ängste und Kommentare, als wenn du erst einmal nur die Ballerinas zu Hosen anziehst, bis sich alle daran gewöhnt haben. Oder erstmal nur den Rock.
Bei mir lief das ja ähnlich, nur eben erst einmal mit barfuß, dann mit Nagellack, dann mit Rock. Wenn das Umfeld erst einmal akzeptiert hat, dass du dich anders kleidest - und da reicht schon ein wenig anders - dann akzeptiert es weitere schrittweise Veränderungen meist ohne zu zucken. Ich dachte auch erst, es gibt Probleme, wenn ich zum Rock auch noch ein Damen-Shirt anziehe, aber nein - interessiert keinen mehr. Frei nach: "Ist der Ruf erst ruiniert, lebt sich's völlig ungeniert..." ;)
Ich bin ein Mensch mit Irritationshintergrund.

Normality is a paved road: it’s comfortable to walk, but no flowers grow. - Vincent van Gogh

Offline GregorM

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Re: Die Blockade
« Antwort #194 am: 15.06.2016 08:41 »
Hallo Maddy,

Joe hat dir eine sehr gute Antwort gegeben. Dazu ist nur wenig zu fügen:

Deine Frau ist dagegen. Deine Kollegen und Bekannte, glaubst du, wären dagegen, und du kannst Recht haben. Du selbst lebst deinen Traum fern von zuhause aus, mit Angst dafür, erwischt zu werden, und mit, auf eigenem Körper, erlebtem Verpönen durch Fremde.  Dir mache es nichts aus, sagst du, aber wohl doch?

Ich würde, wie auch Joe vorschlägt, langsam, sehr langsam vorangehen. Finde aus, was du am liebsten trägst, einen Rock, eine Strumpfhose, Damenschuhe usw. Wähle dann diese Sache aus und träge sie als das einzig weibliche.  Wann dann dein Umfeld für einen nächsten Schritt bereit ist, kann ich aus guten Gründen nicht sagen, aber es könnte unter Umständen lange, sehr lange dauern. Und schon mit dem nächsten Schritt könntest du doch zu weit gegangen sein.   

Ich lese deine Beiträge so, als du dich als Crossdresser fühlst. Aber brauchst du immer „alles“, um dich wohlzufühlen? Wäre es trotz allem nicht besser, im eigenen Umfeld, dich auf zum Beispiel „passende“ Röcke zu konzentrieren? Damit würde zweifelslos auch deine Frau leben können, und Kollegen und Bekannte auch. Das verhindert ja nicht, dass du auch weiterhin fern von zuhause weitergehen kannst, falls du mit Gelächter und Zurufe anderer leben kannst.
 
Gruß
Gregor
Gruß
Gregor


 

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