Autor Thema: Die Blockade  (Gelesen 149936 mal)

Offline Skirttrender

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Re:Die Blockade
« Antwort #60 am: 13.06.2005 14:38 »
hmm..... es liegt was in der Luft.  Eine Idee. Wie wäre es mit einem österr. Männerrock-Treffen, halbwegs zentral für Alle, z.B. Raum Salzburg ?

Ganz lässig und einfach organisiert, wie das Treffen in Zürich gewesen war. ?  Das hatte Karli gemacht.
In Zürich war`s klasse, eine Riesen-Gaudi, Hunderte von Zuschauern (=fast Alle) waren happy.

Gemeinsam ist man stärker.

Gruss

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Offline conne

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Re:Die Blockade
« Antwort #61 am: 13.06.2005 20:49 »
Hallo Mario,

mach den Schritt dort, wo du dich wohl fühlst. Dorf oder Stadt, ist egal.
Ich wohne zwar in einer Großstadt, aber in einem Bezirk, der ein paar km von der City entfernt ist und der immer noch kleinstädtisch geprägt ist. Den Rock stört es nicht.

Viel Spaß beim Rocktragen
Gruß
Conne

triks

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Re:Die Blockade
« Antwort #62 am: 13.06.2005 23:01 »
...
Ich melde mich zum ersten mal in diesem Forum und gehöre
zu den Männern die nur heimlich in der Freizeit Röcke tragen. ...

Nachdem Du bislang heimlich getragen hast, trägst Du sie ja vielleicht schon bald unheimlich (oft und gern) in der Öffentlichkeit.

...
Da ich in einem sehr konservativem Dorf lebe sind hier die
Vorurteile bestimmt größer als in einer anonymen Großstadt.
Welche Erfahrungen habt Ihr diesbezüglich gemacht? ...

Ich wohne zwar nicht in einer katholischen, aber bäuerlich, bürgerlich geprägten Gegend. Es habe sich viele Pendler angesiedelt. Die alten (Denk-)Strukturen sind dadurch bereits ein gutes Stück weit für Neues und Ungewohntes durchlässig geworden. Ich bin auch Zugezogener und habe daher alle Vor- und Nachteile des nicht dazu gehörenden. Ob mir die Leute in einem Großstadtquartier mit weniger Vorurteilen begegnen würden, als an meinem eher ländlichen Wohnort? In einer Stadt gibt es auch Wohnviertel, da ist man schon verdächtig, wenn man nicht den Einheitsschnitt des ansässigen Frisörs hat.

Ich hab mal in einem Kuh... - ach nein - Weindorf an der Mosel gelebt. Dort hätte ich garantiert Ärger bekommen. Nicht mit den Leuten - die lieben Narren. Mit meiner Familie hätte es Zoff gegeben, weil ich wohlmöglich den Guten Ruf  (meint: das Geschäft) beeinträchtigt hätte. Als Zugezogener steht man ja unter besonderer Beobachtung, besonders wenn man dort ein Geschäft betreibt. Das war jedenfalls die vorherrschende Sorge.

Ob es nun einfacher ist in der Stadt oder auf dem Dorf zu seinen Vorlieben zu stehen, kann ich Dir nicht sagen. Es ist grundsätzlich nicht einfach, zu Vorlieben zu stehen, die nicht den vorherschenden Konventionen entsprechen.

...
Sollte ich meine ersten Schritte in die Öffentlichkeit besser in
einer Großstadt machen? ...

Ich habe meine ersten Schritte im Rock in der Öffentlichkeit in einer Großstadt fernab meines Wohnortes gemacht. Ich kann das nur empfehlen. Zuerst geht es darum Dich selbst zu finden. Da ist es hilfreich, wenn Du niemandem  etwas erklären musst.

Beispielsweise werde ich meinen neuen Unionkilt auch erst bei einer Dienstreise einem Alltagstest in der Öffentlichkeit unterziehen, bevor ich mich damit Familie, Freunden und der Nachbarschaft zeige (meine Frau kennt das Teil natürlich bereits - und findet es schrecklich...). Wenn ich mich mit dem Teil in der Fremde wohlfühle, dann bin ich auch Zuhause selbstsicher und überzeugend.

Offline George_MacGregor

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Re:Die Blockade
« Antwort #63 am: 06.11.2005 04:25 »
@Ferdi:

Ich weiß, dieser Thread läuft schon etwas länger, aber ich will mal über meine Erfahrung als Kiltträger berichten.

Daß du keine Blockade hast, ist ja schon mal gut ;) Ich muß zugeben, daß mir niemals einfallen würde einen Rock zu tragen. Mir gefallen zwar die fast bodenlangen schwarzen schweren Röcke, die Gothics und Metal Fans tragen, schon allein, weil es richtige Männerröcke sind, aber tragen würde ich sie trotzdem nicht. Allerdings hat das auch einen anderen Grund. Vor genau einem Jahr trug ich bei einem Helloween Gothic Fest eine schwarze Robe, natürlich auch fast bodenlang. Ich latschte mir beim Stiegen steigen ständig mit meinen schweren Newrock Boots in den Saum und wäre ein paar mal fast geflogen *g*

Im normalen Alltag trage ich immer noch am liebsten Hosen. Was den Kilt betrifft, so hatte ich da von Anfang an keine Blockade. Als ich in Kärnten bei den Alpen Highland Games im August vor 2 Jahren meinen ersten Kilt trug, zog ich diesen an und trug ihn, als ob ich nie etwas anderes getragen hätte. Daß es da unten dann luftig ist, konnte mich weder stören, noch irritieren. Seit damals bin ich ein leidenschaftlicher Kiltträger. Nicht nur das, ich stelle sie sleber her. Da ein echter Kilt ein kleines Vermögen kostet, ich aber mehrere haben wollte, begann ich einfach sie selbst zu nähen. Da aber zu einem richtigen Highland Dress einiges mehr gehört, begann ich auch das gesamte restliche Zubehör herzustellen, also Jacobiten Hemden, Sporrans, Belt Pouches ( für den großen Kilt ) Belted Plaids, sogar die Dolche, also Sgian Dhub (Strumpfdolch) und Dirk, den großen Dolch.  Ich habe in der Zwischenzeit so viele Kilts und Belted Plaids samt Zubehör, daß ich damit einen ganzen Highlander Clan ausrüsten könnte.

Daß du bei dem schottischen Folkfest so großen Erfolg hattest, wundert mich nicht. Bei uns sind bei solchen Festen oder den Highland Games hunderte bis tausende Kiltträger unterwegs und keinem Menschen würde es einfallen sich darüber zu wundern.  Man wird auch nicht von Frauen etwa  belächelt oder gar ausgelacht, ganz im Gegenteil, die Frauen bewundern einen, himmeln einen richtiggehend an. Männer in Kilts sind für sie absolut sexy und trotzdem ganz besonders männlich.  Ich falle bei Highland Games nur aus einem Grund trotzdem auf (allerdings im positiven Sinn) weil ich eigentlich immer im Belted Plaid komme, im kompletten Highland Dress, wie man ihn im 16. bis 17. Jhdt trug. Das geht so weit, daß man mich ständig fotografiert und ich schon mehrmals in den zuständigen Bezirksblättern im Bericht der Highlandgames landete. Bei unseren Vienna Highland Games besuchte ich dann noch später am Abend das Fest unserer Highlander, da ging ich allerdings dann im eleganten Full Dress hin. Auch da wurde ich wieder von allen möglichen Leuten fotografiert. Selbst von den Highlandern wurde ich fotografiert. Das liegt vor allem daran, daß die meisten von ihnen eigentlich wenig Ahnung haben, wie ein richtiger Highland Dress aussehen muß. Die Leute sehen Braveheart, Highlander, oder Rob Roy, merken sich aber nur einen Teil von dem Gesehenen. Anschließend stückeln sie sich ihren Highland Dress auf gut Glück irgendwie so halbwegs passend zusammen.

Aber egal, wo wir im Kilt hin kommen, auch zB. in Lokale, man liebt uns sofort, noch nie wurden wir ausgelacht.  Vor über einem Jahr, als wir gerade von einem Pubbesuch bei unserem Freund kamen, fuhren wir noch zu meinem Lieblings China Restaurant. Auch dort wurden wir sofort begeistert empfangen und die Besitzerin meinte, so müßten wir unbedingt öfter kommen, denn der Kilt sehe großartig aus.

Das ist also meine durchwegs sehr gute Erfahrung, wie einem Menschen als Kiltträger begegenen
'S RIOGHAL MO DHREAM


Frantz

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Re:Die Blockade
« Antwort #64 am: 14.11.2005 10:30 »
Hallo,
Ich finde es gut dass wieder einmal ueber Blockaden gesprochen wird.Dass wir immer den Rock zu tragen mit den Frauen vergleichen
ist zu einseitig. Rock tragen beinhaltet mehr.

Ich moechte es in zwei Beispielen erlaeutern.

Ein Freund von mir traegt Roecke weil er Rheuma hat und behauptet seitdem er Roecke traegt geht es ihm besser. Denn wenn er einen Rock an hat fuehlt er sich besser und er leide weniger an Depressionen.

Ich selbst stand einmal vor dem Schaufenster
und sah mich im Spiegelbild. Mein Gedanke
damals war "Du siehst Scheisse aus".
Niedergeschlagen ging ich nach Hause.
Nicht ,dass meine Kleidung schlecht gewesen
ist sondern ich fand dass sie zu langweilig war. Ein paar Tage spaeter kaufte ich mir einen langen Jeansrock und freute mich.
Ich experimentierte mit anderen Roecken und
was soll ich sagen ....DIE WELT WURDE BUNT

Ich sage heute Maenner kauft euch Roecke
denn es ist eine Bereicherung in eurem Leben
und der Familie tut es auch oftmals gut.
Denn der Mensch braucht die Abwechslung

Gruss Frantz

Offline Skirttrender

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Re:Die Blockade
« Antwort #65 am: 14.11.2005 10:58 »
Hallo Frantz,

kann ich nur bestätigen. Mit Rock kann ich mich leichter, bequemer und eleganter bewegen.
Und meine (leichte) Gehbehinderung sieht man nicht mehr so deutlich. Es sieht also auch noch besser/eleganter aus.
Haben mir alles auch versch. Freunde bestätigt.

Also alles rein technische, sachliche Gründe für den Rock, was ich bei keiner Hose habe. Und Schlabberlook trage ich öffentlich nicht.

Gruss

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Offline Matthias

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Re:Die Blockade
« Antwort #66 am: 16.11.2005 02:10 »
Hallo,
Ich finde es gut dass wieder einmal ueber Blockaden gesprochen wird.Dass wir immer den Rock zu tragen mit den Frauen vergleichen
ist zu einseitig. Rock tragen beinhaltet mehr.

Hallo Frantz,

mit diesem Punkt sprichst du mir aus der Seele. "Rock tragen beinhaltet mehr". Aus diesem Grund habe ich damals dieses Thema eröffnet. Warum haben wir grundsätzlich eine Blockade? Ist die Hose ein Kleidungsstück für Männer? Fast alle Frauen tragen Hosen und lassen sich optional die Freiheit offen einen Rock zu tragen. Ich trage als MANN einen Rock DER männlich ist weil Männer keine Röcke tragen. Fast alle Frauen tragen Hosen. DER Rock ist weiblich, DIE Hose ist weiblich. Männerschuhe sind braun oder schwarz...

Ich lasse das so unausformuliert stehen und möchte zum Nachdenken anregen.

Grüsse Matthias
Politische und kritische Themen haben im befreundeten Forum viel mehr Platz als hier...
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Offline ElBuitre

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Re:Die Blockade verschiebt sich
« Antwort #67 am: 19.11.2005 23:04 »
Hallo

Hallo,
Ich finde es gut dass wieder einmal ueber Blockaden gesprochen wird.Dass wir immer den Rock zu tragen mit den Frauen vergleichen ist zu einseitig. Rock tragen beinhaltet mehr.

Hallo Frantz,

mit diesem Punkt sprichst du mir aus der Seele. "Rock tragen beinhaltet mehr".
Mir auch. Sorry für die abgedroschene Phrase, aber Rock tragen ist eine ganzheitliche Angelegenheit, finde ich. Nur wenig hat mich in den letzten 20 Jahren als Mensch insgesamt so sehr verändert wie die Umsetzung dieses Entschlusses (war bei mir eine langwierige, aber dann abrupte Geburt).

Zurück zu den Blockaden. Die prinzipielle habe ich hinter mir. Aber wie beim Bergwandern kommt nach jeder Höhe ein Tal und dann eine noch grössere Anhöhe.

Jetzt, nach etwa zwei Jahren, tut sich wieder bzw. immer noch die Diskrepanz zwischen Körpergefühl und Spiegelbild auf, bei bestimmten Kleidungsstücken -- speziell bei solchen, die gemeinhin als "sehr feminin" eingestuft werden, noch spezieller: Bunte Sommerkleider mit Blumenmuster, etc. (wobei ich ergänzend sagen muss, dass ich dabei trotzdem Wert auf einigermassen "männliches" Erscheinungsbild lege, also versuche, den "Tuntenfaktor" niedrig zu halten).

Erlebtes Körpergefühl und visuelle Selbstbetrachtung sagen "Ja", aber das Spiegelbild sagt oft "Nein! Das geht jetzt zu weit!" Damit werde ich wohl noch länger zu tun haben... trotzdem bin ich sehr froh um die Freiheit des bisher Erreichten: Immerhin *kann* ich, wenn ich dazu aufgelegt bin, tatsächlich im besagten Blumenkleid aus dem Haus gehen ohne das etwas schlimmes passiert, zumindest war es bei den 6-8 Mal diesen Sommer so... und im Winter sind jetzt einige helle/bunte, lange Glockenröcke endlich "dran".

Grüsse, El Buitre

Cybergothe

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Re:Die Blockade
« Antwort #68 am: 18.12.2005 20:57 »
Blokade.... hmm... eine gute Freundin hatte mich mal vor paar Jahren in nen Bodenlangen Lack-Rock gesteckt und in eine DüsterDisko geschleppt, nunja... inzwischen trage ich auch auf Arbeit öfters einen Rock ... allerdings immer gothische, die meisten anderen gefallen mir einfach nicht.

Offline Robrich

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Re:Die Blockade
« Antwort #69 am: 18.05.2006 19:52 »
Hallo alle Denker und Modemutigen zusammen,

als Gelegenheitsleser veschiedener Forenseiten zu Röcken und
Feinstrümpfen und Gelegenheitsrocker/-feinstrumpfer habe ich
diesen Thread für erste Postinggedanken ausgewählt.

DANK zunächst an Matthias für das gesamte Forum !!

Seit dem Amokverhalten eines Schülers in einem Erfurter Gymnasium geht es mir durch den Kopf:
Einerseites:  "Wie kann sich ein Mensch SOO gegenüber anderen Menschen verhalten?"
Andererseits: "Was haben die denn alle? Das war doch wie ein echter MANN?"

Gedanken (laienhafte) über Brüche in der Jungenentwicklung in Sachen wie zB
Kleidungsfarben/Wertevermittlung/Desensibilisierung führten auf eine
erste Grobunterscheidung, nach der ein Junge bzw. Mann sich entscheiden
kann/muss zwischen
  - sanften Seiten/Saiten ---> bedeutet: Defizite MÄNNLICH,
  - harten Seiten/Saiten ----> bedeutet: Defizite MENSCHLICH.

Die Ãœberlegung, welches dieser Defizite langfristig eher tragbar ist,
sollte bei allen Lesern klar und in gleicher Weise ausgehen .....

Weitergedacht: Es gibt den höchst fragwürdigen Imperativ "SEI EIN MANN!".
Hierbei wird der angesprochene aufgefordert, bestimmte "wertvolle"
Eigenschaften zu verkörpern. Aber ist es nicht eher die Aufforderung,
einem Klischee zu genügen? Wer formuliert diesen Imperativ, und wie
sieht dessen Klischee aus? Wie geht der Angesprochene damit um?

Ich kann jetzt und hier nicht alle Gedanken zu diesen Fragen vorstellen,
aber immerhin lässt sich wohl sagen, dass ein "Mann" bei "Sei ein Mann"
- sofort einknickt und im Sinne einer Selbstbestärkung versucht,
  das eigene Klischee oder das (vermutete) des Gegenübers zu verwirklichen,
- nicht etwa bestrebt ist, solch einer Aufforderung MANNHAFT zu
  widerstehen und eigene (MENSCHliche) Vorstellungen zu verwirklichen.

Schlussbemerkungen:
- Die Aufforderung "Sei ein Mann" führt (zwingt?) den Angesprochenen
  in eine geradezu fatale Werte- und Gedankenblockierung.
- An jeden "Mann":
   - sei nicht KLISCHEE! Sei DU !  
   - als Klischee FUNKTIONIERST Du, als DU LEBST Du !
   - Rockmode: Der Rock etc. am Mann wird eher von mutigen Weicheiern
     durchgesetzt werden als von "mutigen" (Klischee-)Männern.
  (Stellt Euch vor, der "Rock am Mann" würde von Frauen durchgesetzt.....)

Viele liebe und menschliche Grüße!
Robrich
-----------------------
P.S. Ich schaue nur von Zeit zu Zeit ins Forum, sehe also nicht gleich die evtl. Antworten.

Offline martin77

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Re:Die Blockade
« Antwort #70 am: 31.05.2006 14:18 »
Hallo zusammen;
Alle Beitraege haben eines gemeinsam, die Frage nach "Maennlichkeit" und deren Defininierung. Ich umgehe damit ert einmal alle Ideen und Erfahrungen von Klischee's.
Es ist doch schon lange keine Frage mehr, was fuer einen Mann das tragbare Kleidungsstueck ist, das
                 1. gut aussieht
                 2. variabel ist
                 3. seiner persoenlichen Gesundheit zutraeglich ist
                 4. seinem Gesamtverhalten angepasst ist
                 5. seinem Verlangen nach Freiheit am ehesten entspricht........ Es ist DER ROCK. Alles andere ist aufgezwungen, nur ist es schwer das jedem so klar zu machen, denn der Mann ist mehr als die Frau in der Erziehung ein uniformes Gebilde, daraus resultiert auch das "Her(r)denverhalten".
Vor kurzem ist mir ein Bericht untergekommen, dass ein Mann,
der Rock tragen MUSS aus aerztlicher Verordnung, sich gegenueber seinem Arbeitgeber positiv durchgesetzt hat. Er wird weiterhin beschaeftigt und bekommt einen Schadenersatz von 50,000 $ wegen Verletzung des Persoenlichkeitsrechts vom Arbeitgeber (ich wuerde dann zwar dort nicht mehr arbeiten wollen) ausbezahlt.
Also ueberall sind Haken und Haekchen, aber diese zu beseitigen und vor allem public zu werden, dass ist die Grundaufgabe (und nicht nur von "Weicheiern"), denn es ist bekannt, dass Maenner die Rock tragen weit weniger aggressiv und gewalttaetig sind.
Wieviele Gruende mehr braucht man fuer eine Ueberzeugung?
Gruss   Martin77

Offline nasenbaer

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Re:Die Blockade
« Antwort #71 am: 24.11.2006 14:37 »
Hallo,

das ist die schlichte kollektive Denkweise: Röcke sind Frauenkleidung. Männer in Frauenkleidung sind Transvestiten. Diese sind der schwulen Subkultur zuzuordnen. Also ist ein Mann in Frauenkleidern ein schwuler Tranvestit.

Selbst wenn diese Annahmen stimmen würden, wo wäre eigentlich das Problem? Weder Schwule noch Transvestiten sind Verbrecher! Selbst ein Mann in Frauenkleidung ist noch lange nicht verrückt, sondern höchstens ungewöhnlich gekleidet!


Diese simplen allgemeine Denkweise verschließt sich der Erkenntnis, das die Mehrzahl der Transvestiten hetreosexuell orientiert und die wenigsten Homosexuellen am Erscheinungsbild des entgegen gesetzten Geschlechtes interessiert sind. Das eigene Denken von Klischees frei zu machen und zur der Erkenntnis zu gelangen, dass es keine Frauen- oder Männerkleidung gibt, sondern für die Besonderheiten der Anatomie von Frauen oder Männern geschneiderte Kleidung, ist in dieser Hinsicht ein erster Schritt hin zu freiem Denken. Sich den eigenen Wünsche und Vorstellungen entsprechend zu kleiden, auch wenn dadurch von konventioneller Uniformität abgewichen wird, ist ein erster  Schritt hin zu freien Handeln. Freies Denken und freies Handeln wünscht sich zwar Jeder, aber nicht Jeder bringt den Mut dazu auf und nicht Jeder ist bereit, die Konsequenzen zu tragen, für sich und Andere.

Im Prinzip bringt es dieser Abschnitt auf den Punkt. In erster Linie muß man selbst den Mut haben, zu dem zu stehen, was man gerne tut, besonders eben dann, wenn es eher ungewöhnlich bzw. unkonventionell ist.


Im Berufsleben bin ich Opportunist aus Ãœberzeugung. Am Arbeitsplatz herrscht Uniformzwang. Bis zur ersten Führungsschicht wird Jeans und T-Shirt oder Hemd oder Sweatshirt getragen. Ich habe nur diese Einnahmequelle und von diesen Einkünften sind auch meine Frau und Kinder wirtschaftlich abhängig. Da mache ich keine Experimente. Es gibt schlimmeres, als jeden Tag Jeans und T-Shirt zu tragen.

Jeder wird solche Situationen kennen, in denen man besser beraten ist, sich nach den geltenden Konventionen zu richten und den Erwartungen seines Gegenübers zu entsprechen bzw. Rechnung zu tragen. Das gilt letztlich für alle, daß das eigene Verhalten der Situation angemessen sein sollte...oder kurz gesagt: Die Situation entscheidet.


Im Privatleben trage ich auch außerhalb der eigenen vier Wände einen Rock, wenn mir danach ist. Familie, Verwandte und Freunde kennen mich im Rock.  Nur Rock tragen wäre mir aber auch zu fade. Ich trage auch ganz gern Hosen, wenn sie an den Oberschenkeln weit genug geschnitten sind.

Ich kann bisher nur bei Veranstaltungen oder bei ähnlichen Anlässen auch mal einen Rock tragen. Ansonsten sind die Bedenken meiner Frau dabei (noch) zu groß. Da ich mich aber (inzwischen) dazu bekenne Transgender (im Allgemeinen) und dabei Transvestit (im Spezielleren) zu sein, wird es wohl letztlich nur eine Frage der Zeit sein, bis sich das (hoffentlich) auch noch ändert. Schminken, Fingernägel (auch farbig) zu lackieren, Tücher, Schals und Schmuck (auch im Alltag und in der Öffentlichkeit) zu tragen gehört inzwischen jedenfalls zu meinem Alltag (relativ) selbstverständlich dazu. Ebenso gehören natürlich auch Situationen dazu in denen ein eher konventionelles Auftreten gefragt ist. Die Gründe hast Du ja selbst schon erwähnt.

Diejenigen, die es näher interessiert, finden hier eine schöne Stellungnahme zum Thema Transvestitismus:

Eine philosophische Betrachtung - Gedanken zum Transvestitismus


Meine ersten Gehversuche im Rock habe ich auf einer Dienstreise in einer fremden Stadt gemacht. Ich stand noch stark unter dem Druck der oben genannten schlichten kollektiven Denkweise und musste mir mit ein paar Schluck Rotwein erst Mut antrinken, bevor ich mich aus dem Hotelzimmer getraut habe. Das Ausbleiben der befürchteten Reaktionen hat mich zuerst irritiert und dann gefreut, aber mittlerweile kann ich das ganz gut einordnen. Ich mache eben diese schlichte kollektive Denkweise dafür verantwortlich, das Reaktionen meistens ausbleiben. Mit einem schwulen Transvestit wollen die Meisten nichts zu tun haben. Wenn es nur um mich ginge, wäre das kein Problem.

Ich habe meine ersten (aktiven) Versuche an Fasnacht gemacht. Vieles davon habe ich inzwischen für mich in meinen (öffentlichen) Alltag übernommen. Die Gründe, warum es kaum Reaktionen anderer gibt, müssen nicht so "negativ" sein. In vielen Fällen ist es schlicht und einfach Desinteresse. Vielen Menschen ist es ganz einfach egal wie andere, ihnen fremde Menschen, rumlaufen, vielleicht auch, weil sie viel zu viel mit sich selbst beschäftigt sind um andere wahrzunehmen. Mich halten manche definitiv für Schwul (und sagen das auch) und andere erkennen, daß ich Transgender/Transvestit bin, weil ich daraus kein Geheimnis mehr mache. Ich habe eigentlich noch nie wirklich negative Erfahrungen gemacht (außer vielleicht mal lachende oder tuschelnde Jugendliche) und habe durchaus (trotzdem) rege Kontakte zu den Menschen in meiner Umwelt. Leute, die mich besser kennen, fragen dann gelegentlich auch mal nach oder kommentieren das, was sie sehen, mal positiv, manchmal auch kritisch.


Mein Denken und Handeln ist sehr viel freier und ich bin mutiger geworden. Aber ich muss berücksichtigen, dass meine Familie die Konsequenzen meines Denken und Handeln mittragen muss. Das ich die Konsequenzen nicht abschätzen und ich nicht von meiner Frau und meinen Kindern erwarten kann, dass sie bereitwillig alle Konsequenzen mittragen, ist für mich die aktuelle Problematik. Wird meine Frau bemitleidet, werden meine Kinder gehänselt, weil ich einen Rock trage? Ich kann nicht davon ausgehen, dass ich davon etwas mitbekomme und rechtzeitig gegensteuern kann, bevor es zur Belastung für meine Frau oder Kinder wird. Das ist der Konflikt, den ich zur Zeit mit mir austrage, und zugleich das größte Hemmnis bei meiner persönlichen Entwicklung.

Diese Problematik ist mir durchaus auch vertraut. Es macht dabei allerdings wenig Sinn über eventuelle Konsequenzen nachzudenken (die oftmals so gar nicht eintreten) und sich dadurch davon abhalten zu lassen, den eigenen Wünschen nachzugehen. Bisher bin ich damit sehr gut gefahren mich allmählich (äußerlich sichtbar) weiterzuentwickeln, so daß sowohl die eigene Familie als auch unsere Umwelt Zeit hat, sich auf die Veränderungen einzustellen. Genau genommen müssen alle Beteiligten in jeder Hinsicht dazulernen. Stark vereinfacht muß unsere Umwelt lernen, daß man andere Menschen nicht (nur) anhand von Äußerlichkeiten beurteilen sollte und meine Familie und ich müssen lernen mit (gegebenfalls auch negativen) Reaktionen umzugehen. Dieses Lernen ist ein Prozess, der eben seine Zeit braucht und die muß man deshalb anderen und sich selbst auch geben.
Jede(r) ist anders bzw. einzigartig... ;)

triks

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Re:Die Blockade
« Antwort #72 am: 24.11.2006 21:53 »
Hallo nasenbaer,

es ist schön, wenn sich jemand intensiv und verständig mit einem Beitrag auseinander setzt. Dann hat sich die Mühe des Schreibens gelohnt.
:)
Die in meinem Beitrag einleitend beschriebene kollektive Denkweise hatte auch ich unreflektiert über Jahre übernommen. Als ich dern Beitrag schrieb hatte ich allerdings bereits eine differenzierte Sicht.

Homosexualität, Travestie oder der Wunsch sich dem gefühlten Geschlecht äußerlich anzugleichen sind sehr komplexe Themen, die ich nicht im Rahmen dieser Diskussion erörtern möchte. Wir haben uns bislang schwer damit getan diese Themen in diesem Forum zu diskutieren. Vielleicht können wir im Mitgliederbreich eine eigene Diskussion dazu führen.

Es ist einiges an Zeit verstrichen, seit ich meinen Beitrag schrieb, und es hat in kleinen Schritten eine Entwicklung bei mir gegeben. Ich beschäftige mich seit vielen Jahren intensiv und selbstkritisch mit meinen Motiven, weit über das Röcke tragen hinaus. Ich denke, ich habe kein Identitäts- sondern ein Integrationsproblem.

Offline nasenbaer

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Re:Die Blockade
« Antwort #73 am: 25.11.2006 11:13 »
Hallo triks,

gerne können wir eine eigene Diskussion rund um das Thema Gender führen.

Dieses Thema begleitet mich nun bewußt seit ca. 2 Jahren. Als ich damals dieses Forum entdeckt hatte, war ich noch "auf der Suche nach meiner Heimat", die ich dann kurze Zeit später beim Thema Transgender gefunden habe. Viele andere Seiten und Foren, beschäftigten sich immer nur mit einem Teil dessen, was mich bewegte, andere, z.B. Seiten über Transsexualität oder Homosexualität, gingen für mich persönlich zu weit bzw. in die falsche Richtung.

Ein Identitätsproblem habe ich für mich auch nicht (mehr), das haben eher andere, weil sie es nicht ohne weiteres nachvollziehen können, daß es ein Leben außerhalb der sogenannten Stereotypen wie klar festgelegter Rollenbilder geben kann bzw. gibt. *grins*
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JuergenB

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Re:Die Blockade
« Antwort #74 am: 25.11.2006 18:23 »
Hallo Nasenbaer,

wenn ich das so lese kommen mir regelmäßig Zweifel: Warum gibt es verhältnismäßig so wenige Frauen die sich als Transgender bezeichnen und warum ist das so häufig bei Männern?

Ich glaube, daß bei vielen Männern in Wirklichkeit nicht Zweifel an der eigenen geschlechtlichen Identität Vater des Gedanken sind, sondern vielmehr der Wunsch aus den strengen Regeln für Männer ausbrechen zu können. Schließlich gibt es kein Kleidungsstück für Herren, alles wird auch von Frauen getragen, aber umgekehrt? Bei Kosmetika ist das noch drastischer. Frauen haben es also gar nicht nötig, als Mann erscheinen zu wollen, wenn sie sich "maskulin" stylen wollen.

Könnte es bei Dir nicht auch so sein? Ist nicht einfach der Wunsch nach Kleidung und Styling der Antrieb, aus der Rolle auszubrechen? Schießt Du dann mit Transgender nicht gleich über das Ziel hinaus?

Ich bin Mann durch und durch, und stehe dazu. Genau deshalb trage ich gerne Rock, würde auch gerne mal ein mir passendes Kleid finden, trage Feinstrumpfwaren und Schuhe mit Absatz, lackiere mir zumindest sporadisch die Fingernägel, nenne auch Kosmetika mein eigen, ... und ich werde immer noch eindeutig als Mann erkannt. Genau deshalb? Klar, denn als Mann agiere ich Selbstbestimmt, stehe zu dem was ich will und tue es auch. Männliche Kleidung gibt es nicht mehr, männliches Verhalten durchaus. Ich glaube darauf kann ich stolz sein.

Gruß
Jürgen

Nachtrag: ich habe nichts gegen irgendwelche Neigungen, im Gegenteil. Ich finde es gar vermessen, wenn sich jemand erlaubt die eigene Neigung (und sei sie auch noch so "normal") höher als die anderer zu werten.


 

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