Autor Thema: Die Blockade  (Gelesen 150393 mal)

Offline nasenbaer

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Re:Die Blockade verschiebt sich
« Antwort #75 am: 25.11.2006 18:51 »

Jetzt, nach etwa zwei Jahren, tut sich wieder bzw. immer noch die Diskrepanz zwischen Körpergefühl und Spiegelbild auf, bei bestimmten Kleidungsstücken -- speziell bei solchen, die gemeinhin als "sehr feminin" eingestuft werden, noch spezieller: Bunte Sommerkleider mit Blumenmuster, etc. (wobei ich ergänzend sagen muss, dass ich dabei trotzdem Wert auf einigermassen "männliches" Erscheinungsbild lege, also versuche, den "Tuntenfaktor" niedrig zu halten).

Was ist eigentlich so Schlimmes daran als Mann feminin auszusehen? Der "Tuntenfaktor" entsteht nicht wirklich durch feminine Akzente beim eigenen Aussehen, sondern vielmehr durch das oft so genannte fehlende "Passing", also dadurch, daß das gesammte Erscheinungsbild nicht in sich stimmig ist. Ein in sich stimmiges Erscheinungsbild entspricht wohl letztlich dem was man im Allgemeinen auch als (persönlichen) Stil bezeichnet/bezeichnen könnte und den muß man eben erst finden. Das wiederum gelingt einem letztlich nur durch Ausprobieren.


Erlebtes Körpergefühl und visuelle Selbstbetrachtung sagen "Ja", aber das Spiegelbild sagt oft "Nein! Das geht jetzt zu weit!"

Das ging mir früher auch oft so. Das liegt vermutlich daran, daß man dann etwas sieht was eigentlich gar nicht sein dürfte, besonders dann, wenn man an sich selbst Dinge entdeckt, die einem sonst an Frauen gefallen. Wenn man mit sich selbst Frieden schließt und es zulassen kann, daß man auch an sich Dinge sieht, die für Männer eher untypisch sind, dann verschwindet diese Diskrepanz.


...trotzdem bin ich sehr froh um die Freiheit des bisher Erreichten: Immerhin *kann* ich, wenn ich dazu aufgelegt bin, tatsächlich im besagten Blumenkleid aus dem Haus gehen ohne das etwas schlimmes passiert, zumindest war es bei den 6-8 Mal diesen Sommer so... und im Winter sind jetzt einige helle/bunte, lange Glockenröcke endlich "dran".

So geht es mir auch mit dem für mich bisher erreichten. Es ist längst nichts mehr ungewöhnliches, daß ich mich z.B. schminke, wenn ich unter Leute gehe oder daß ich auch im Alltag (in der Öffentlichkeit) farbig lackierte Fingernägel habe. Heute kann ich es genießen solche Dinge an mir selbst zu sehen.
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Offline nasenbaer

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Re:Die Blockade
« Antwort #76 am: 25.11.2006 19:39 »
wenn ich das so lese kommen mir regelmäßig Zweifel: Warum gibt es verhältnismäßig so wenige Frauen die sich als Transgender bezeichnen und warum ist das so häufig bei Männern?

Das ist vor allem ein statistisches Problem, das Du weiter unten eigentlich schon selbst erwähnt hast! Frauen haben keine Notwendigkeit ihr geschlechtsuntypisches Verhalten zu erklären oder gar zu rechtfertigen. Damit haben sie auch keinen Grund sich als Transgender zu bezeichnen. Wenn sie dagegen den Wechsel des eigenen (biologischen) Geschlechts anstreben, dann bezeichnen sie sich als transsexuell und zählen sich dann oft nicht mehr zu den Transgendern obwohl sie je nach Definition des Begriffs sehrwohl nachwievor dazu gehören. Männer, die sich in irgendeiner Form weiblich verhalten fallen auf, müssen ihr Verhalten erklären und sich oft rechtfertigen, suchen deshalb dann nach Begriffen, die sie verwenden können um ihre Situation zu erklären und erscheinen damit auch in entsprechenden Statistiken. An Frauen, die sich männlich verhalten hat man sich längst gewöhnt, weil Frauen schon jahrzehnte lang für ihren Teil der Gleichberechtigung kämpfen und deshalb fallen sie nicht weiter auf und werden auch von keiner Statistik erfaßt. Wie die Verhältnisse wirklich sind, müßte mit einer dafür geeigneten Studie hinterfragt werden, die eben auch wirklich alle zugehörigen Personen wirklich erfaßt.


Ich glaube, daß bei vielen Männern in Wirklichkeit nicht Zweifel an der eigenen geschlechtlichen Identität Vater des Gedanken sind, sondern vielmehr der Wunsch aus den strengen Regeln für Männer ausbrechen zu können. Schließlich gibt es kein Kleidungsstück für Herren, alles wird auch von Frauen getragen, aber umgekehrt? Bei Kosmetika ist das noch drastischer. Frauen haben es also gar nicht nötig, als Mann erscheinen zu wollen, wenn sie sich "maskulin" stylen wollen.

Könnte es bei Dir nicht auch so sein? Ist nicht einfach der Wunsch nach Kleidung und Styling der Antrieb, aus der Rolle auszubrechen? Schießt Du dann mit Transgender nicht gleich über das Ziel hinaus?

Ich muß bei diesem Abschnitt ein bißchen Schmunzeln. Der Begriff Transgender wird durchaus in unterschiedlichen Bedeutungen verwendet, unter anderem auch als Oberbegriff für alle Menschen, die sich nicht auf ein Geschlecht bzw. eine Geschlechterrolle festlegen (lassen) wollen. Auch Transvestiten zählen, je nach Definition des Begriffs, zu den Transgendern. In sofern hast Du damit keinen Widerspruch zu meiner Aussage gefunden sondern nur eine der Bedeutungen des Begriffs Transgender mit Deinen Worten formuliert.

Ich zweifle nicht an meinem biologischen Geschlecht, englisch als sex bezeichnet, sondern ich stehe emotional nicht eindeutig auf der männlichen Seite. Das emotionale oder soziale Geschlecht, das Identitätsgeschlecht bzw. die geschlechtliche Selbstwahrnehmung wird im englischen als gender bezeichnet. Transgender bezieht sich also keineswegs primär auf das körperliche Geschlecht sondern eben vielmehr auf die emotionale Geschlechtlichkeit.

Wenn Du es genauer wissen möchtest, kannst Du Dich ja mal bei Wikipedia durchlesen: http://de.wikipedia.org/wiki/Transgender


Ich bin Mann durch und durch, und stehe dazu...

Und genau das war ich noch nie. Ich wurde schon früher von Mitschülerinnen als "Softie" bezeichnet, habe mit typisch männlichem Verhalten noch nie viel anfangen können, ich lebe auch im Alltag in vielfältiger Hinsicht die weibliche Rolle (übernehme Aufgaben in der Familie, die sonst eher von der Frau übernommen werden), ich werde von Frauen wie eine gute Freundin wahrgenommen, behandelt und unterhalte mich mit ihnen gerne über Schuhe kaufen und schminken, werde dabei von Männern aber durchaus noch als Mann wahrgenommen, ich fühle mich geschmeichelt, wenn ich liebevoll als "Mädchen" bezeichnet werde. Ich bin in unserer Familie die Mama (übernehme eben viele der typischen Aufgaben einer Mama) und manchmal sehe ich eben auch so aus...dazu stehe ich nun meinerseits voll und ganz.

Genau deshalb trage ich gerne Rock, würde auch gerne mal ein mir passendes Kleid finden, trage Feinstrumpfwaren und Schuhe mit Absatz, lackiere mir zumindest sporadisch die Fingernägel, nenne auch Kosmetika mein eigen, ... und ich werde immer noch eindeutig als Mann erkannt.

Demnach bist Du dann ja auch nicht Transgender, denn Transgender hat vor allem mit der eigenen emotionalen Selbstwahrnehmung und nicht mit Rock, Strumpfhose, Nagellack oder anderer Kosmetik zu tun, sondern eben vielmehr damit wie man sich selbst wahrnimmt und dann folglich auch von anderen wahrgenommen wird oder werden möchte.

... und ich werde immer noch eindeutig als Mann erkannt. Genau deshalb? Klar, denn als Mann agiere ich Selbstbestimmt, stehe zu dem was ich will und tue es auch. Männliche Kleidung gibt es nicht mehr, männliches Verhalten durchaus. Ich glaube darauf kann ich stolz sein.

Spätestens hier komme ich doch sehr ins grübeln, denn da werden eher die negativen Aspekte von Männlichkeit sichtbar! Handeln Frauen nicht auch selbstbestimmt? Wenn nicht, warum dann nicht? Weil Mann Frauen das nicht zugesteht!? Stehen Frauen nicht zu dem was sie tun? Tun Frauen nicht (hoffentlich) meistens auch das was sie selbst wollen? Sind das Merkmale männlichen Verhaltens, daß Mann Frauen nicht zutraut selbstbestimmt zu handeln und zu dem zu stehn was sie tun, daß Mann Frauen nicht zutraut auch das zu tun, was sie (eigentlich) wollen? Wenn das wirklich Deine Definition von Mann sein ist, dann sind heutzutage wohl sehr viele Frauen auch Männer, weil sie die vermeintlich männlichen Merkmale auch vorweisen können!
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JuergenB

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Re:Die Blockade
« Antwort #77 am: 26.11.2006 22:01 »
Hallo nasenbaer,

über den Begriff Transgender zu streiten liegt mir nicht im Sinn. Allerdings, bevor ich einen solchen Beitrag verfaßt habe, habe auch ich recherchiert. Wikipedia ist in solchen Themen leider nicht sehr zuverlässig, da nicht immer wissenschaftlich, sondern meist emotional ...

Für mich entscheidend: weil es für Frauen gar nicht notwendig ist, eine solche Erklärung für ihr Tun zu suchen, belasten sie sich auch nicht damit; sie tun es einfach. Warum müssen Männer es sich nur immer so schwer machen? Laß es uns doch einfach machen wie die Frauen: style Dich wie Du Lust hast und fertig. Wenn jemand Erklärungen dafür haben will, so hat er genau eine richtige: weil es Dir so gefällt!

Und genau das war ich noch nie. Ich wurde schon früher von Mitschülerinnen als "Softie" bezeichnet, habe mit typisch männlichem Verhalten noch nie viel anfangen können, ich lebe auch im Alltag in vielfältiger Hinsicht die weibliche Rolle (übernehme Aufgaben in der Familie, die sonst eher von der Frau übernommen werden), ich werde von Frauen wie eine gute Freundin wahrgenommen behandelt und unterhalte mich mit ihnen gerne über Schuhe kaufen und schminken, werde dabei von Männern aber durchaus noch als Mann wahrgenommen, ich fühle mich geschmeichelt, wenn ich liebevoll als "Mädchen" bezeichnet werde. Ich bin in unserer Familie die Mama (übernehme eben viele der typischen Aufgaben einer Mama) und manchmal sehe ich eben auch so aus...dazu stehe ich nun meinerseits voll und ganz.

Aha! Wenn ich also, derzeit arbeitslos, den Haushalt führe (inklusive putzen, kochen, waschen, bügeln), mich um die 2 Kinder kümmere (inklusive Flasche und Windelwechsel), wenn ich mit meinen Eltern (gelernte Schneider) über aktuelle Mode diskutiere, wenn ich mit meiner Frau über die Qualität eines halterlosen Feinstumpfes, über die Farbkombination eines Outfits oder über die Schwitzbeständigkeit eines MakeUps fachsimple, ..., und dazu noch Rock, Feinstrümpfe und Absatzschuhe trage, dann bin ich auf einmal Frau? Nee, meine Holde ist auch noch Frau, wenn sie in Hose und Hemd/Pullover, mit flachen Sneakers und Socken drin zur Arbeit fährt - im Mercedes - wie unweiblich!

... und ich werde immer noch eindeutig als Mann erkannt. Genau deshalb? Klar, denn als Mann agiere ich Selbstbestimmt, stehe zu dem was ich will und tue es auch. Männliche Kleidung gibt es nicht mehr, männliches Verhalten durchaus. Ich glaube darauf kann ich stolz sein.

Spätestens hier komme ich doch sehr ins grübeln, denn da werden eher die negativen Aspekte von Männlichkeit sichtbar! Handeln Frauen nicht auch selbstbestimmt? Wenn nicht, warum dann nicht? Weil Mann Frauen das nicht zugesteht!? Stehen Frauen nicht zu dem was sie tun? Tun Frauen nicht (hoffentlich) meistens auch das was sie selbst wollen? Sind das Merkmale männlichen Verhaltens, daß Mann Frauen nicht zutraut selbstbestimmt zu handeln und zu dem zu stehn was sie tun, daß Mann Frauen nicht zutraut auch das zu tun, was sie (eigentlich) wollen? Wenn das wirklich Deine Definition von Mann sein ist, dann sind heutzutage wohl sehr viele Frauen auch Männer, weil sie die vermeintlich männlichen Merkmale auch vorweisen können!

Ist selbstbestimmtes Handeln ein negativer Aspekt? Oder wenn ich zu meinem Handeln stehe? Doch, ich gestehe Frauen dies auch zu, erlebe es aber in der Realität selten: Fakt ist, daß fast alle Frauen auf den Mann im Rock positiv reagieren, wenn - ja, wenn es nicht der eigene ist! Warum? Was mögen die anderen wohl denken oder sagen? Ist das etwas selbstbestimmtes Handeln? Ist das ein zum eigenen Wunsch stehen? Die Modefreiheiten hat sich nämlich die heutige Generation der Frauen nicht erkämpft, sie nutzen sie lediglich.

Leider erlebe ich bei Männern, denen diese Eigenschaften eigentlich nachgesagt werden, allerdings häufig ähnliche Verhaltensmuster. Genau aus dem Grunde behaupte ich mit Stolz: auch berockt mit Kind im Haushalt bin ich noch immer mehr Mann als die meisten (hosentragenden) Waschlappen.

Gruß
Jürgen

Offline nasenbaer

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Re:Die Blockade
« Antwort #78 am: 26.11.2006 23:08 »
Hallo nasenbaer,

über den Begriff Transgender zu streiten liegt mir nicht im Sinn. Allerdings, bevor ich einen solchen Beitrag verfaßt habe, habe auch ich recherchiert. Wikipedia ist in solchen Themen leider nicht sehr zuverlässig, da nicht immer wissenschaftlich, sondern meist emotional ...

Hier geht es ja primär auch nicht um den Begriff Transgender oder ähnliches. Eigentlich ist es mir auch egal, wie es andere nennen, denn das macht für mich keinen wirklichen Unterschied. Meine Quellen beschränken sich dabei übrigens nicht auf Wikipedia, diesen Hinweis habe ich nur gegeben für Leute, die sich bisher noch überhaupt nicht mit dieser Thematik beschäftigt haben. Das aber nur am Rande.


Aha! Wenn ich also, ... , den Haushalt führe (inklusive putzen, kochen, waschen, bügeln), mich um die 2 Kinder kümmere (inklusive Flasche und Windelwechsel), wenn ich mit meinen Eltern (gelernte Schneider) über aktuelle Mode diskutiere, wenn ich mit meiner Frau über die Qualität eines halterlosen Feinstumpfes, über die Farbkombination eines Outfits oder über die Schwitzbeständigkeit eines MakeUps fachsimple, ..., und dazu noch Rock, Feinstrümpfe und Absatzschuhe trage, dann bin ich auf einmal Frau? Nee, meine Holde ist auch noch Frau, wenn sie in Hose und Hemd/Pullover, mit flachen Sneakers und Socken drin zur Arbeit fährt - im Mercedes - wie unweiblich!

Deine Art zu diskutieren gefällt mir nicht wirklich. Sie wirkt auf mich irgendwie oberflächlich und unsachlich. Was willst Du eigentlich wirklich, etwas verstehen oder unbedingt recht haben?

Wenn Du Dein Leben so lebst, wie Du es oben beschreibst, dann entspricht das definitiv nicht dem klassischen Rollenbild eines Mannes, egal wie Du es nun nennen möchtest. Es ist andersrum natürlich durchaus seltsam, daß das weibliche Rollenbild weit weniger eng und scharf abgegrenzt ist als das männliche. Deshalb fallen Frauen, die Dinge tun, die eigentlich dem männlichen Rollenbild entsprechend auch weit weniger auf. Selbstverständlich ändert ein entsprechendes (Sozial-)Verhalten nichts am (biologischen) Geschlecht eines Menschen, aber es verursacht eben eine Diskrepanz zwischen dem kulturell vorgegebenen Rollenbild (was eine Bedeutung des Begriffes Gender ist) und dem biologischen Geschlecht. Das wiederum ist eben die zentrale Gemeinsamkeit aller Transgender, daß ihre emotionale Ausrichtung, ihr (Sozial-)Verhalten und/oder ihr Aussehen nicht zu dem klassischen Rollenbild passen, das ihrem biologischen Geschlecht entspricht, auch wenn sich nicht unbedingt jeder dann auch selbst als Transgender sieht oder bezeichnet.

Letztlich sind genau die sogenannten Stereotypen wie z.B. Rollenbilder die Ursache für die (inneren) Blockaden. Ohne solche kulturell verankerten Rollenbilder bzw. geschlechtsspezifische Kleiderordnungen gäbe es auch keine Hemmungen genau das zu tun, was man eben gerade möchte.

Damit wäre für mich der Zusammenhang meiner Ausführungen zum ursprünglichen Thema ausreichend erläutert.
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JuergenB

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Re:Die Blockade
« Antwort #79 am: 27.11.2006 13:25 »
Hallo nasenbaer,

auch wenn Du geschrieben hast daß Du weiteres nicht mehr lesen willst (kannst es ja lassen):

Glaubst Du nicht, daß dieses Rollenbild langsam aber sicher überholt ist, auch wenn einige sich noch krampfhaft daran klammern? Schließlich wird mittlerweile diese Aufhebung sogar staatlich gefördert, z. B. Elterngeld. Dieses antiquierte Rollenbild paßt einfach nicht mehr in unsere Zeit, wer sich noch daran klammert ist irgendwann selber out!

Gruß
Jürgen

Offline Ferdi

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Re:Die Blockade
« Antwort #80 am: 27.11.2006 13:32 »
Hallo zusammen!

Ich möchte einmal diesen interessanten Artikel von Walter Hollstein aus dem "Tagesspiegel" in die Diskussion einbringen. Dieser Artikel beleuchtet die allgemeinen gesellschaftlichen Probleme der Männer sehr deutlich.

Es geht dabei zwar nicht um männliche Kleidungsfreiheit direkt, aber die Ursachen der Blockade, über die wir hier sprechen, scheint sehr deutlich auf.

Gruss,
Ferdi
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triks

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Re:Die Blockade
« Antwort #81 am: 27.11.2006 20:35 »
Hallo,

Walter Hollstein hat eine eigene Homepage. Und wer es etwas ausführlicher haben möchte, kann seine Bücher lesen. ich hatte hier schon einmal auf Walter Hollstein hingewiesen.
;)

Offline nasenbaer

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Re:Die Blockade
« Antwort #82 am: 28.11.2006 09:06 »
auch wenn Du geschrieben hast daß Du weiteres nicht mehr lesen willst (kannst es ja lassen):

Ich habe geschrieben, daß ich mich nicht weiter in irgendwelchen Zwiegesprächen über Begriffsdefinitionen verlieren möchte. So war das zumindest gemeint, ich meinte nicht, daß ich nichts mehr lesen möchte.  ;)

Glaubst Du nicht, daß dieses Rollenbild langsam aber sicher überholt ist, auch wenn einige sich noch krampfhaft daran klammern? Schließlich wird mittlerweile diese Aufhebung sogar staatlich gefördert, z. B. Elterngeld. Dieses antiquierte Rollenbild paßt einfach nicht mehr in unsere Zeit, wer sich noch daran klammert ist irgendwann selber out!

Sicher glaube ich selbst, daß dieses Rollenbild eigentlich überholt ist, ich selbst lebe ja auch längst nicht mehr danach. Sicher klammern sich auch viele nachwievor noch daran, besonders in der Generation unserer Eltern und manchmal deshalb auch Leute in unserem Alter, weil sie sich andernfalls der Kritik der älteren Generation ausgesetzt sehen. Ich finde es positiv, daß selbst staatlicherseits der Mann z.B. in die Kindererziehung zumindest tendenziell mit einbezogen wird. Es ist diesbezüglich sicher gerade vieles in Bewegung. Wenn sich sogar der Staat "schon" zum Handeln veranlaßt sieht, sind die gesellschaftlichen Veränderungen eigentlich sogar schon ziemlich weit fortgeschritten, denn der Staat, die Politik bzw. die Gesetzgebung ist eigentlich immer die letzte Instanz, die gesellschaftliche Veränderungen nachvollzieht (auf solche reagiert).
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Offline Matthias

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Re:Die Blockade
« Antwort #83 am: 17.12.2006 01:31 »
Ich beschäftige mich seit vielen Jahren intensiv und selbstkritisch mit meinen Motiven, weit über das Röcke tragen hinaus. Ich denke, ich habe kein Identitäts- sondern ein Integrationsproblem.

Genau das ist das Problem.
Die Identität die man hat ist nicht einfach so weil Sie so ist, sondern weil die Integration die Identität vorschreibt.
Fazit:
Wir machen uns Sorgen um unsere Identität damit wir unserer Integration gerecht werden.
Das ist unser Vorteil. Nein,  unsere Hemmschwelle. Wir kennen unsere Identität und integrieren sie in unser Leben, theoretisch...

Die Blockade ist inzwischen so alt wie dieses Forum, aber trifft den Nagel immer wieder auf den Punkt.

Grüsse
Matthias
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Offline Matthias

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Re:Die Blockade
« Antwort #84 am: 20.08.2007 02:19 »
Hallo allerseits,

neulich im Chat wurde ich gefragt, ob mich jemand direkt auf meinen Rock anspricht.
Es ging darum, daß hinter seinem Rücken getuschelt wurde und als er dazukam schlagartig das Thema gewechselt wurde.

Könnte das eine Blockade sein?
Wie sind Eure Erfahrungen dazu?
Erzeugt das Unsicherheit?

Grüße
Matthias
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Offline cephalus

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Re:Die Blockade
« Antwort #85 am: 20.08.2007 10:53 »
Hallo Matthias,

das Reden hinter dem eigenen Rücken macht einen sicher nicht sicherer und selbstbewusster. Egal um was es geht, ist es mir lieber die Leute sagen es mir ins Gesicht, nur dazu ist der Großteil der Menschen zu feige. Offene und klare Stellungnahmen und Kritik kenne ich eigentlich nur von Freunden, der Rest sagt einem selbst nichts.

Wie oft das Hintenrumgetuschel wirklich passiert kann man nicht mal erahnen; mitbekommen habe ich es nie, dass es existiert, davon gehe ich aus. Speziell Leute, die hie und da mal eine kleine Spitze fallen lassen hallte ich für prädestiniert sich in Abwesenheit des "Opfers" das Maul zu zerreissen.

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Offline Ferdi

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Re:Die Blockade
« Antwort #86 am: 20.08.2007 11:54 »
Hallo allerseits,

neulich im Chat wurde ich gefragt, ob mich jemand direkt auf meinen Rock anspricht.
Es ging darum, daß hinter seinem Rücken getuschelt wurde und als er dazukam schlagartig das Thema gewechselt wurde.

Könnte das eine Blockade sein?
Wie sind Eure Erfahrungen dazu?
Erzeugt das Unsicherheit?

Grüße
Matthias

Hallo Matthias!

Bisher wurde ich wenn überhaupt nur positiv angesprochen. Die allermeisten wollten nur wissen warum ich einen Rock trage und wie ich darauf gekommen bin. Negatives oder Abwertendes war niemals dabei. Auch von der Nachbarschaft wurde mir berichtet, dass man zwar über mich wegen meiner Röcke spricht, aber nie respektlos oder abwertend. Im Gegenteil, vielfach wird die Nonchalance bewundert, mit der ich meine Röcke trage.

Daraus ergibt sich für mich eindeutig, dass es nur und entscheidend darauf ankommt, dass man seine Röcke selbstbewußt und angstfrei trägt und dass man seine Freude daran ausstrahlt. Selbst die hier zahlreich wohnenden Ausländer verschiedener Nationalitäten verhalten sich neutral oder positiv interessiert. Ich betone aber, dass ich seit 8 Jahren hier wohne und in dieser Zeit nur Röcke getragen habe. Man hat sich also längst an mich als rocktragenden Mann gewöhnt. Es ist damit zur "Normalität" geworden. Allerdings bin ich auch extrem abgehärtet, und auch das sieht man mir an.

Gruss,
Ferdi
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Offline Highlander

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Re:Die Blockade
« Antwort #87 am: 20.08.2007 12:13 »
Ist nicht die größte Blockade, das Mann meint  alles was man macht  ,tut usw. anderen gegenüber erklären zu müssen??  
Mein Vater hat mir unter anderem folgendes beigebracht:
ich bin keinem Menschen gegenüber verpflichtet, mein Handeln zu erklären oder zu Rechtfertigen.(Ausnahme1, ich schädige eine Person durch mein Handeln,Ausnahme 2, ich schädige ob bewusst oder unbewusst meinen Arbeitgeber durch mein handeln).
Mein "Start" waren die schweine teueren Herrenröcke der ersten Stunde von menintime.War so ca 1999.
Seit ca 2 Jahren habe ich mich voll und ganz dem Kilt verschrieben, der Kilt ist auch soweit normale Altagskleidung bei mir geworden, man trifft mich aber auch noch in Jeans. Der Kilt ist zwar meine Lieblingsbekleidung, aber so zwischendurch trage ich auch gerne mal Jeans/Lederjeans.
Aber in All den Jahren bin ich nicht ein einzigesmal nach einem Warum gefragt worden. Ein paar mal wurde ich von Frauen gefragt, ob ich auch als Mann dieses angenehme tragegefühl bestätignen könne, was ein Rock vermittelt...

So sind wir doch selber die "Blockade-Betreiber"
mal von einigen Job-Spezifischen-Problemen wo kein Rock/Kilt geht abgesehen, interssiert es doch die "Gesellschaft"einen feuchten Hundehaufen was ihr anhabt. Ist leider so.
Und damit baut ihr euch die zweite Blockade, ihr interessiert euch für Mode, für alternavitve Mode für den Mann, so geht ihr mit ganz anderen Augen durch die Welt, ihr achtet daruf, was die Leute anhaben....
Stelle 10 "Normalos" ( männlein und weiblein) auf eine Straße, schicke 20Personen los, die dann diese 10 Personen nach dem Weg, Uhrzeit usw. fragen sollen.Von diesen 20Personen sind 10 Männer und 10 Frauen, von den 10Männer tragen 5 einen Rock, und nur 2 Frauen einen Rock.
Dann frage diese 10Personen : wieviele Männer/Frauen waren es, was hatten diese Personen an.  
Ich würde sagen das sich kaum einer daran erinnern kann was undere 20 Tester an hatten.

Grüße
Highlander  

Offline Dieter

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Re:Die Blockade
« Antwort #88 am: 20.08.2007 12:30 »
So sind wir doch selber die "Blockade-Betreiber"
mal von einigen Job-Spezifischen-Problemen wo kein Rock/Kilt geht abgesehen, interssiert es doch die "Gesellschaft"einen feuchten Hundehaufen was ihr anhabt. Ist leider so.

Ich bin heute erst bei Boesner (Künstlerbedarf), dann bei Obi, Aldi und Lidl gewesen, angetan mit einem knöckellangen Cecil-Rock, schwarzer Strumpfhose, Sneakers, recht farbigem Kurzarm-Hemd und schwarzer Jacke. Die Reaktionen waren allerhöchstens ein leicht erstaunter Blick (wie immer halt).

Man blockiert sich immer selbst, wer nicht sein eigenes Leben lebt, verschwendet seine Zeit.

Gruß

Dieter

Offline Maramatz

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Re:Die Blockade
« Antwort #89 am: 31.08.2007 03:30 »
Hallo zusammen;
Die hier beschriebene Blockade, in der Oeffentlichkeit im Rock auftreten, geht davon aus, dass es selbst produziertes Unsicherheitsgefuehl ist. Unsicher welche Reaktionen einen erwarten. Doch gibt es einen Unterschied zum "Angst haben was Leute sagen".
Doch warum "Angst " haben, sich selbst blockieren? Was steht auf dem Spiel? Eigentlich nichts, und trotzdem liest und hoert man das von Maennern, die gerne in die Oeffentlichkeit im Rock gehen wuerden.
Ich erinnere mich genau als ich das erste Mal im Rock in der Oeffentlichkeit auftrat.... [das ist schon mehr als 20 Jahre her], ich hatte wahnsnniges Herzklopfen, aber dann stieg ich aus meinem Auto in einem 45 cm langen Jeansrock und hautfarbene Strumfhosen  aus und ging einkaufen bei unserem Baecker. Also, ich waehlte keine unbekannte Gegen wo ich anonym sein koennte, nein, das direkte Umfeld.  Vollbesetzter Laden, au weia, dachte ich, denn jeder neueintretende Kunde wird natuerlich von allen gemustert. So auch ich, die meisten sahen mich wohl, machten aber ueberhaupt keine Anstalten etwas zu sagen oder sichtbar zu zeigen was sie dachten. Nur eine juengere Frau schaute mich unentwegt an, musterte meinen Rock, schaute auf ihren, schaute auf meinen, und nickte dann zustimmend. Gesagt wurde nichts. Nach einigem Warten war ich dann an der Reihe zu bestellen. Nette Leute, keiner sagte etwas, laechelte oder blieb im Alltagsgesicht...... ch war vorher so aufgeregt gewesen, jetzt fuer nichts. Ich konnte es nicht glauben, so platzte mir den Kragen und ich fragte die Umstehenden und die Verkaeuferin, die mich ja kannte, ob ihnen/ihr nichts auffallen wuerde. Grosse Augen???? Ich habe einen Rock an, sagte ich dann. "Na und" war die Entgegnung. Das wars. Eine einzige negative Erfarung machte ich, als ich einmal zu einem speziellen Anlass einen falschen Rock anhatte, er war fuer eine aeltere Dame zu kurz: "Maenner tragen ihren Rock nicht ueber dem Knie", sagte sie und strafte mich mit einem Blick.
Man beachte, sie sagte 'ihren Rock'.
Leute, vergesst die Blckade, es gibt keine, nur die Gedanken es koennte eine geben.
Gruss
mara


 

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