Bei der Bundeswehr hatte ich zwei Kameraden. Der einebezeichnete sich als Rheinländer und mich als Pfälzer.
Er meinte, als Rheinland-Pfälzer sei ich eben ein Pfälzer bzw., wie er es sagte, eine Pfälzer Zwiebelwurst.
Darauf sagte ich, als Nordrhein-Westfale sei er eben ein Westfale oder eben ein Westfälischer Pumpernickel.
Er meinte aber, er sei aus Düren, das liege im Rheinland, das stehe sogar am Bahnhof.
Ich meinte, sonst käme keiner darauf, denn Düren liege doch gar nicht am Rhein und fragte, wie weit er denn vom Rhein weg wohne.
60 km, meinte er.
Na, meinte ich, ich wohne nur 1 km vom Rhein entfernt.
Neben uns ging der andere Kamerad, ich fragte ihn, wie weit er vom Rhein entfernt wohnte.
60 m, meinte er, aber er sei kein Rheinländer, sondern Badener.
Deine Definition, ein Rheinländer sei ein Mensch, der am Rhein wohnt, kommt meiner sehr entgegen, lieber Doppelrock, es ist aber auch so, dass "Rheinland" ein historisch gewachsener Begriff ist, lateinisch "Rhenania" und französisch "´Rhenanie" und historisch eher den Mittel- und Niederrhein und bei den Römern sogar das Rheindelta meinte. Die Preißen hatten eine Rheinprovinz, die Evangelische Kirche im Rheinland hat fast genau die Fläche dieser preußischen Rheinprovinz, und da gehörte der heute rheinland-pfälzische Mittelrhein dazu, abgesehen vom heutigen Rhein-Lahn-Kreis, denn der gehörte damals zu Hessen-Nassau. Insofern gehört meine Herkunftsstadt Lahnstein nicht zum ehemaligen preußischen Rheinland, meine Geburtsstadt Koblenz aber schon. Aber auch in Lahnstein empfinden wir und als Rheinländer. Rheinhessen gehörte damals zu Hessen, die Pfalz zu Bayern und Baden zu sich selbst. Jetzt kann man trefflich darüber streiten, welchen Stellenwert die Nähe zum Rhein hat oder welchen die historische poltische Zugehörigkeit. Wolfgang und ich kabbeln und freundschaftlich darüber, und neulich schickte ich ihm eine Karte vom gersamten Wassereinzugsgebiet des Rheines und meinte, das sei das Großrheinland, was er aber nicht akzeptierte.
Was Wolfgang und ich so aus Spaß diskutieren, ist für manche andere toternst. Oder die Frage, er ein Deutscher sei. Das ist immer noch poltischer Zündstoff. Und die Frage, ob man männlich, weiblich oder divers ist, diskutiert kaum einer nur so aus Spaß. Höchstens Travestiekünstler oder Genderfluide, die da nämlich ein wenig drüber stehen und manchmal meinen, sie seien das alles.
"Ideologie" ist ja meistens die Meinung der anderen. Man selbst ist ja in der Regel kein Ideologe, sondern Realist. So wie Wolfgang neulich meinte, jeder halte sich selbst für das klügste Geschöpf der Welt.
Ich versuche eher, jemanden so zu bezeichnen, wie er bezeichnet werden möchte. Sofern er das anderen auch zugesteht. Ist das jetzt meine Ideologie?
Zumal es ja auch biologisch nicht nur männlich (XY) und weiblich (XX) gibt, sondern auch XXY und XYY und was weiß ich noch. "Männlich" und "weiblich" jetzt als einzig gültige Kategorien gelten zu lassen, verließe damit die Biologie und ginge vielleicht in die Metaphysik, so wie bei Yin und Yang. Kann man machen.
LG, Micha