Im Forum wurde ich aber auch in einer anderen Richtung beeinflusst:
Rock geht und ist super, Kleid ist heftig, geht zu weit ist grenzwertig.
Genau. Ich hatte auch lange, lange Zeit Bammel davor, Kleider zu tragen.
Aber das Thema Kleid hatte mich nie wirklich ganz losgelassen. Ich hatte bestimmt schon gut ein Dutzend Kleider, die ich aber nie getragen habe, zumal meine damalige langjährige Freundin definitiv das Tragen von Kleidern abgelehnt hat als zu weiblich für mich, so manche Rockform gleich mit.
Mir ging es ähnlich. Haben doch Kleider nebst dem Untenrum (also dem Rockteil) auch ein Obenrum am Oberkörper. Natürlich sind die so konzipiert, dass eine weibliche Anatomie dort Platz finden soll - und sehr oft betonen sie diese ja noch. Also sind Kleider nicht passend für einen männlichen Oberkörper - so meine Denke damals. Haben doch Röcke den unstrittigen Vorteil, mit einer frei wählbaren Oberbekleidung für den Rumpf kombiniert zu werden. Also: unten Rock, oben eindeutig männliches Oberteil. Mit dieser Kombination, so meine Danke von damals, aber auch die meiner Freundin von damals, muss man doch automatisch männlicher wirken als in eben einem Kleid!
Und doch haben Kleider mich gedanklich nie ganz losgelassen. Schon alleine der Gedanke, dass Kleider ja eigentlich noch bequemer sein müssten als jegliche Rock-Kombination, besonders im Sommer. Und immerhin: ich hatte mir in dieser Zeit (auch schon mal davor) auch einige Kleider zugelegt. Die ich aber trotzdem nie getragen habe. Schere im Kopf.
Die Freundin von damals ging. Und meine Gedanken von damals ebenso. Nicht ganz. Aber inzwischen weiss ich, dass längst nicht jedes Kleid die weibliche Oberweite so betont, dass es einfach nur falsch an meinem männlichen Oberkörper aussähe.
Inzwischen weiss ich, dass es jede Menge von Kleidern gibt, die keinen Brustabnäher haben. Inzwischen weiss ich, dass selbst Brustabnäher bei einem Kleid nicht immer ein Hinderungsgrund sein muss, wenn auch fast immer. Inzwischen weiss ich, dass die meist weiteren Ausschnitte von Kleidern mir persönlich nicht alleine deswegen nicht stehen müssen, weil die weiteren Halsauschnitte weiblich wirken, sondern dass ich gut mit diesen weiteren Aussschnitten auch männlich wirken kann. Und inzwischen sind meine eigenen Sehgewohnheiten liberaler geworden. Und inzwischen weiss ich, dass man gerade ausserhalb des Sommers Kleider wunderbar mit Strickjacken/Cardigans kombinieren kann und man auf diese Weise einen - wie ich finde - sehr futuristischen Look erzeugen kann. Oder ehrwürdigen - ja, das rede ich mir ein manchmal, wenn ich vorm Spiegel stehe.
Meine jetzige Freundin findet sogar Kleider an mir in der Regel schöner, passender als irgendeine Rock-Kombi. Alles eine Frage der Form, der Farben, der Muster, des Stoffes. Es gibt eine große Fülle an verschiedenen Kleidern. Welche einem am besten stehen, muss man selber herausfinden. Mit Sweat-Kleidern kannst Du fast am allerwenigsten falsch machen. Wobei, ich muss meine aktuelle Freundin noch mal erwähnen, sie zu Sweat-Kleidern eher kritisch gegenüber steht, das sein wie ein langes Sweat-Shirt. Nun, Geschmacksache. Da sind ihr leicht flauschige Strickkleider, gerne auch mit einfachen Mustern, ihr viel lieber an mir.
Für mich sind Kleider inzwischen mindestens gleichberechtigt neben Röcken. Die Angst vor "grenzwertig" ist gewichen, wenn man eben sein ein, zwei Handvoll Lieblings-Kleidertypen gefunden hat und weiss, dass die anderen wirklich grenzwertig oder jenseits von Gut und Böse liegen. Doch auch hier hat der Winter seine Vorteile: denn mit einer Strickjacken-/Jacken-Kombi geht da weit mehr, als wenn man das Kleid solo tragen würde.