Ja, das stimmt schon, Doppelrock, genau so wie es Frauen in Afrika gibt, die die Mädchenbeschneidung gutheißen, weil es immer so war, und andere, die an - habe jetzt die Eigenbezeichnung vergessen, aber sinngemäß - Hexen glauben, aber dabei betonen, dass sie selbst keine Hexen seien. Denn sonst wären sie in der gesellschaftlichen Hierarchie ganz unten und nicht an zweitunterster Stelle. Es ist ja immer gut, wenn man noch jemanden unter sich hat.
Du wirst immer verschiedene Meinungen finden, und es gibt immer Meinungsführer*innen und Leute, die sich von ihnen beeinflussen oder überzeugen lassen und Leute, die mal abwarten, wie der Wind sich dreht und sich dann anpassen. Letztere sind im Zweifel die Mehrheit.
Und natürich gibt es konservative Menschen, die die Meinungsführer*innen einer neuen Sicht der Dinge überhaupt nicht leiden können, weil sie ihr gemütliches Weltbild infrage stellen und durcheinanderbringen. Manchmal erschießen sie diese Meinungsführer*innen sogar, wie es Mahatma Gandhi und Martin Luther King passierte.
Manchen Menschen ist es auch absolut unverständlich, wie man eine andere Meinung haben kann, als sie selbst.
Ich denke, in Bezug auf die Sprache: Wem es wirklich um die Sprache geht und wer Gendersternchen, Binnen-Is usw. nicht mag, aber trotzdem den Diversen entgegenkommen will, kann ja mal über das Utrum nachdenken.
Was ich auch vermisse, ist ein ähnlicher Aufschrei wegen des Verschwindens der Mundarten. Die verschwinden klammheimlich und nur wenige Menschen organisieren sich in Mundartvereinen oder plädieren dafür, Mundarten in der Schule zu lehren. Warum ist das den Spracherhalter*innen, die sich so laut gegen eine gendergerechte Sprache wehren, denn keinen Aufschrei wert?
Oder geht es ihnen letztlich gar nicht um die Sprache, sondern darum, ein binäres Herrschaftssystem aufrecht zu erhalten, weil es für sie selbst gut ist? Wollen sie Diversen gar nicht gerecht werden, sondern denken sie nur an sich selbst?
LG, Micha