Hallo zusammen,
Unsere Situation sehe ich so: Wir sind ein kleiner Haufen Männer, die sich an eine harmlose gesellschaftliche Konvention nicht halten. Die Aussichten, daß sich das ändert, sind gering. Vor zehn Jahren hätte man noch auf Schwung durch die damals recht neue Kommunikationsmöglichkeit Internet hoffen gekonnt, aber jetzt sehe ich keinen Grund, weshalb sich da etwas entscheidendes ändern wird. Die mediale Aufmerksamkeit war angesichts der gesellschaftlichen Bedeutung unserer Gruppe und der geringen Wichtigkeit des Themas nicht schlecht. Ich denke da an ein paar Zeitungsartikel oder Ferdis Fernsehauftritt. Den großen Schwung hat das aber nicht gebracht. Naturlich sollte man derartige Gelegenheiten, wenn sie sich bieten, nutzen. Schließlich kann das schon bei einzelnen etwas bewirken, aber den Durchbruch werden wir damit nicht herbeiführen. Dazu ist der Gedanke, daß Männer etwas gegen die Benachteilugung in Kleidungsfragen machen sollten den meisten Menschen viel zu fernliegend. Die meisten Männer kommen gar nicht auf den Gedanken, das als Benachteiligung anzusehen. Da würde auch ein aufsehenerregendes Urteil, das ein Rockverbot nur für Männer am Arbeitsplatz für gesetzeswiedrig erklärt, auch fast nichts ändern.
Die Argumentation mit Antidiskriminierungsrichtlini en ist zudem riskant. Das AGG wurde nämlich nicht für Männer geschaffen, sondern, damit Frauen für Renten- und Krankenversicherungen statt risikogerechter Prämien niedrigere Prämen bezahlen können, und damit Frauen sich in gutbezahlte Arbeitsstellen einklagen können. Daß Männer aufgrund ihres Geschlechts diskriminiert werden könnten, ist undenkbar. Wir leben ja, wie es uns unsere Mütter. Lehrerinnen und die artigen Männer immer wieder beibringen, in einem Patriachat. Bei der Wehrpflicht wurden ja auch Ausreden gefunden, weshalb diese nicht gegen die Gleichheit vor dem Gesetz verstößt. Warum sollte das nicht auch mit Röcken möglich sein? Beim Thema Rock am Arbeitsplatz empfehle ich deswegen vorher sicherzustellen, ob der Chef tollerant genug dafür ist, oder ob er es nicht wagen kann, auf einen Mitarbeiter wie Dich zu verzichten. Die Antidiskriminierungsgesetze bieten jedenfalls nicht genug Schutz, zumal auch andere Kündigungsgründe vorgeschoben werden können.
Anders sieht es in der Freizeit aus. Da haben in der Regel andere Menschen keine solche Machtposition. Hier sollte man seine Freiheiten ausleben. Allerdings ist dabei zu beachten, daß man als auffälliger Mensch besondere Aufmerksamkeit bekommt. Ästhetische Fehler, über die man bei unauffälligen Menschen hinweggeht, können da das Urteil in "Man sieht hier, daß es eben nicht geht." wenden. Daher sollte man schon darauf achten, daß das Gesamtbild stimmig ist. Absolute Unmöglichkeiten wie Blümchenmuster, Spitzen, Stöckelschuhe, rosa ... gibt es zwar nicht aber einiges davon ist bei Männern nicht leicht in ein stimmiges Bild zu bringen. Wenn wir durch geschmackvolle Kleidungszusammenstellung, und freundliches Auftreten in unserem Umfeld die Männerrockablehnung überwinden, können wir das als einen (entsprechend unseren Möglichkeiten) guten Erfolg ansehen. Mehr ist für die meisten von uns nicht zu erreichen.
Bei allen ist aber nicht zu vergessen, sich an den eigenen Röcken ... zu freuen.
Gruß,
Jo