Rockio:
Was deine soziale Arbeit nach (hoffentlich endgültiger) Bewältigung deiner Krankheit angeht: Hut ab! Das nötigt mir großen Respekt ab.
Gruß,
Morle
Danke vielmals! Sicher kann ich nicht sein, aber es sieht derzeit gut aus. Ich habe aber auch keine Angst davor, dass das Ding wiederkommt, da es wahrscheinlich langsam zugehen wird und ebenso wahrscheinlich dann gut bekämpft werden kann. Und wer weiß, ob nicht in der Zwischenzeit Mittel zur völligen Heilung gefunden werden.
Die Forschung geht natürlich immer zu langsam voran, aber wenn man mal die letzten 40 Jahre ansieht, dann gab es damals etwa 1/4 Langzeit-überlebende (pauschal alle Krebsarten), heute sind es etwa 70 % der Menschen! Das ist ein gewaltiger Fortschritt, der hoffen lässt. Und doch ist jeder, der an Krebs zugrunde gehen muss einer zu viel.
Meine Erfahrung ist, dass nicht wenige von denen, die eine Krebserkrankung überstehen, anschließend etwas tun dafür wollen, dass es anderen auch immer besser gehen kann (wenn man das nicht tun möchte, ist das eine genauso akzeptable Entscheidung! Menschen erleben die Krankheit so individuell wie sie selbst sind. Es gibt da kein richtig oder falsch!).
Für mich fühlt sich das jetzt gerade einfach nur richtig an, so zu arbeiten.
Mir persönlich ist auch wichtig, dass Ängste und Tabus vermindert werden. Ich habe gemerkt dass viele Menschen Angst haben von Krebs zu sprechen, oft aus lange zurückliegenden, traurigen Erfahrungen mit Nahestehenden, Freunden oder Bekannten, die sie verloren haben. Als ich krank wurde und das Freunden mitteilte, gab es einige, die sich nicht zurückmeldeten. Zuerst dachte ich fast,dass es wenig freundschaftlich war, aber ich habe dann schnell verstanden, dass das Wort "Krebs" bei hnen enorme Ängste auslöst.
Dass sich die Situation in vielen Krebsarten sehr zum besseren gewendet hat, ist den meisten Leuten bekannt, aber nicht verinnerlicht. Auch nicht, dass sich sehr vieles in der Behandlung vieler Krebsarten getan hat mit der Entwicklung von Medikamenten, die gezielter gegen die Krebszellen wirken und viel weniger oder gar nicht auf andere, gesunde Zellen. Bei den Blutkrebsen z. B. war die Diagnose Leukämie oder Lymphdrüsenkrebs bis vor 15-20 Jahren ein ziemlich sicheres Todesurteil für die meisten Patienten. Heute ist es in dieser Gruppe Krebse zu 70-80% gute Überlebensschance, auch wenn es in bestimmten Krankheitsbildern immer noch schwierig ist (Beispiel: Guido Westerwelle).
Chemo ist immer noch eine belastende Geschichte, – und die Ärzte wissen sehr wohl, dass es oft eine schwierige Balance ist. Aber es ändert sich auch da vieles. Bei mir war die Chemo völlig nebenwirkungslos, kein Haar fiel aus, keine Schleimhautgeschichten usw. Nix. Und doch war nach der dritten Behandlung ein apfelsinengroßes Stück Tumor völlig weg, dazu auch fast alle anderen Stellen im gesamten Oberkörper, die dann in den letzten drei Behandlungen in den Orcus gingen (äh, buchstäblich in die Kanalisation, ein tröstlich-komischer Gedanke). Bislang ist es dabei geblieben.