Letztens bei Schwiegermutter: "Der Rock, den du heute anhast (langer, schlichter, schwarzer Gothicrock), steht dir richtig gut. Aber den, den du letzte Woche anhattest (bodenlanger, tellerweiter, schwarzer Lederrock), solltest Du nicht mehr anziehen. Der glänzt so (war eben noch nass vom Schnee) und ist viel zu weit. Du bist eben keine Prinzessin. Außerdem hing der vorn ja viel tiefer als hinten, das sieht nun wirklich nicht gut aus."
Mit dem letzten Satz hat sie recht, denn es passiert mir manchmal, dass mir ein Rock vorn unter den Bauch rutscht, aber hinten noch auf Taille hängt. Das kann ich aber korrigieren. Doch diese brutale Ehrlichkeit "Du bist keine Prinzessin, du kannst sowas nicht anziehen." tat kurze Zeit schonmal richtig weh. Die Tatsache stimmt, über die Schlussfolgerung kann man streiten. Letzten Endes kann ich froh sein, dass mich die Familie in Männerröcken akzeptiert und wir haben ja auch sonst ein gutes Verhältnis. Daher werde und kann ich keine Konsequenzen daraus ziehen. Und ich schwanke zwischen Dankbarkeit für diese Ehrlichkeit und Trauer darüber. Hattet Ihr schonmal was vergleichbares erlebt?
Auf dem Weg nach Hause sprach mich dann noch ein Jugendlicher (aus einer Gruppe von dreien) mit Migrationshintergrund an, was ich denn da trage.
Ich: "Einen Männerrock!"
Er: "Hat das einen religiösen Hintergrund oder so?"
Ich: "Nein, ich trag den einfach so."
Er: "Hab ich noch nie gesehen."
Ich: "Gibts zu kaufen, am besten im Internet"
Seine Kumpels zu ihm: "Du hast doch bald Geburtstag. Wir schenken dir einen. Musst Du aber auch tragen"
Dann trennten sich unsere Wege.
Mein erstes Gefühl war: "Och, jetzt noch ne dumme Anmache wegen dem Rock!"
Mein zweiter Gedanke dann aber: "Hey, er ist mutig und fragt! Ich sollte ihm höflich antworten." Ich hoffe, das ist mir einigermaßen gelungen. Allerdings glaube ich nicht, dass er wirklich einen Rock zum Geburtstag bekommt.