Lieber Yoshi,
ich weiß genau so wenig, ob diese Männer Obachlose sind, wie ich weiß, ob sie Drogendealer sind. Da ich aber Menschen persönlich kenne, die entweder obdachlos sind oder das Angebot einer sozial finanzierten Wohnung angenommen haben, gehe ich mal eher davon aus, als dass ich meine, dass sie mit Drogen dealen. Ein Drogendealer würde mich sicher auch nicht so anpöbeln, da er lieber unauffällig bleibt - denke ich.
Auch haben alle Menschen das Recht, ihre Freizeit vor dem Bahnhof oder an einer Bushaltestelle zu verbringen wie zu Hause vor dem Fernseher, in der Stammkneipe oder sonst wo.
Die Chefetage brachte ich ins Spiel, um zu zeigen, dass ich nicht meine, "Vollpfosten" gäbe es nur in den sozial unteren Schichten. Ich wollte nicht den Eindruck erwecken, ich als Akademiker würde mich für was besseres halten, nur weil ich eine Anstellung an einer Uni und eine hohe Bildung habe. Auch in Unichefetagen gibt es "Vollpfosten". Und auch im Mittelbau, in dem ich bin. Und überall gibt es anständige, freundliche, mitfühlende und weise Menschen.
Das Beispiel mit der gekauften Uni in Ungarn habe ich von einem Fernsehbericht. Vor solchen Entwicklungen habe ich mehr Angst also vor mich anpöbelenden "Bahnhofsgestalten".
Im Ünbrigen - selbstkritisch betrachtet - war ich es, der zuerst laut wurde, während mein Gegenüber bis zu diesem Zeitpunkt beim "bitte" blieb und Wert auf das "Sie" legte (während ich es gewohnt war, von Menschen dieses Milieus geduzt zu werden und dass sie ein Du von mir auch akzeptieren).
LG, Micha