Autor Thema: Männerrockausblick basierend auf den Modenschauen Frühjahr/Sommer 2025  (Gelesen 3164 mal)

Offline tcar

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Hallo zusammen!

Die Modenschauen für die Frühjahr-/Sommersaison 2025 sind lange vorbei. Trotzdem dachte ich, ich nutze sie mal für einen Blick in die Glaskugel, wie es mit den Männerröcken so weitergeht.

Erster Eindruck vorneweg: Anders als in anderen Kollektionen und auch Herbst/Winter vom letzten Jahr sind deutlich weniger Röcke unterwegs. Bei wenigen Kollektionen sieht man überwiegend Röcke oder zumindest gleichberechtigt neben Hosen. Das große Ding sind sie nicht mehr. Möglicherweise wurden sie als Teile genutzt, um Aufmerksamkeit zu generieren, und werden auch von den Designern nicht als fester Teil im Repertoire angesehen, was natürlich schade für uns wäre.

Bezüglich der Anzahl an Kleidern und Röcken stach die Show von Rick Owens heraus. Fast mystisch in einem sandfarbigen Setting in Szene gesetzt, enthält die Kollektion sehr viele Röcke und kleidartige Gewänder, die finde ich auch faszinierend aussehen. Leider halte ich die Wahrscheinlichkeit für sehr gering, dass wir Stücke aus der Kollektion auf der Straße oder auch nur mal auf einem roten Teppich sehen. Der Look geht oft in Richtung Priestergewänder, und so sieht die Kollektion eher wie eine Bewerbung aus, den nächsten Dune-Film auszustatten.

Bei der überwiegenden Anzahl von Schauen dagegen gab es wenige "echte" Männerröcke. Bei Dries van Noten, Loewe und Courrèges gibt es immerhin ein paar kleidartige Überteile, die über anderer Kleidung und Hosen getragen werden, bei Yohji Yamamotooder Gucci z.B. auch in Form von überlangen Hemden und T-Shirts. Bei Courrèges ähneln die Überteile dabei sehr den Kleidern der Marke.

Immerhin gab es auch ein paar "echte" Röcke und Kleider zu sehen, z.B. bei Issey Miyake. Auch Comme des Garçons hat ein paar Stücke im Angebot. Auch hier dominieren zwar Kleider, die als Cover über anderen Teilen getragen werden, aber es gibt auch ein, zwei kiltartige Faltenröcke.

Nicht zuletzt machte mich dieser Artikel auf einige neuere Modehäuser aufmerksam, die Röcke in "tougheren" Looks über den Laufsteg schickten, wie zum Beispiel im Cargo-Stil. Im Hero-Bild ist der Cargo-Rock quietschgelb und wird mit einer violetten Strickjacke getragen. Tougher? Na ja. Immerhin sind die Stücke relativ "tragbar".

Wie viel davon werden wir auf der Straße sehen? Schon in den Kollektionen sind Röcke und Kleider eher wieder Einzelstücke. Eine große Rock-Welle erwarte ich nicht. Beim Cargo-Look und bei der Nutzung von Kleidern als Über-Teile kann ich mir vorstellen, dass sich die größeren, günstigeren Mode-Ketten à la H&M, Zara und Co. davon für einzelne Teile
inspirieren lassen. Große Verbreitung erwarte ich dabei aber ebenfalls nicht.

Ein Trend, der vielleicht als indirekter Wegbereiter fungieren könnte, sind die vielen, weiten Shorts, die auf den Laufstegen gezeigt wurden. Auch hier war es bereits Thema, dass man manchmal zweimal hinschauen muss, um weite Shorts und Röcke auseinanderhalten zu können. Zudem gibt es bei uns auch eine breite Überschneidung zwischen Shorts- und Rock-Fans. Also, wer weiß?

So weit meine Analyse. Was denkt ihr?

P.S. aus Urheberrechtsgründen kann ich natürlich keine Bilder direkt posten. Stattdessen bemühe ich mich, direkt zu den Looks in den Slideshows zu linken und hoffe, dass sie nicht hinter einer Paywall verschwinden.

Offline cephalus

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Danke für die gute Recherche und das korrekte Verlinken!

Offline high4all

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Herzlichen Dank für die Zusammenstellung.

Auch wenn der Anteil an Röcken und Kleidern eher klein ist, finde ich die eine oder andere Anregung sehr interessant. Vielleicht zum selber nähen. Das schließt auch Hosen & Co. ein. Es scheinen ja lockere, weite Schnitte angesagt zu sein.
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Online Skirtedman

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Danke ebenso für die Zusammenstellung und die Bewertung.

Allerdings stimmt mich das ein bisschen traurig, da daraus sich ein gewisser Abwärtstrend ablesen lässt in Sachen Hosen-Alternativen für Männer seitens der großen Kreativköpfe.

Auch scheint mir, was ich jetzt in Auswahl gesehen habe, der Mut zu völlig anderem, etwas geschwunden zu sein. Experimentelles wird Männern in diesen Zeiten wohl eher nicht mehr zugetraut. Nun ja, diese Beobachtung kann man ja generell machen, schaut man sich die Männer auf der Straße an, für viel Experiment lässt sich unsere "Spezies" ja dauerhaft nicht begeistern. So scheint mir bei der ersten Durchsicht doch sehr viel eher allgemein für "tragbares" Gehaltenes präsentiert zu werden als in den Vorjahren.

Bei einer Verlinkung hat sich ein Fehler eingeschlichen, nämlich bei Comme des Garçons.

Immerhin gab es auch ein paar "echte" Röcke und Kleider zu sehen, z.B. bei Issey Miyake. Auch Comme des Garçons hat ein paar Stücke im Angebot. Auch hier dominieren zwar Kleider, die als Cover über anderen Teilen getragen werden, aber es gibt auch ein, zwei kiltartige Faltenröcke.


Offline tcar

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Bei einer Verlinkung hat sich ein Fehler eingeschlichen, nämlich bei Comme des Garçons.
Tatsache. Hier ist der richtige Link zu Comme des Garçons. Kann ich das eigentlich auch im Ursprungsposting ändern? Ich finde gerade nicht, wie.

Dass wir die letzten Jahre so viele Röcke hatten, könnte auch daran gelegen haben, dass die Designer mit genderfluiden Ideen provozieren wollten. Der Genderfluid-Hype ist denke ich durch. Aber ein paar Rockdesigns sind eben doch da. Es könnte sein, dass wir eine Normalisierung erleben, und dabei auch zu Designs kommen, an die sich mehr Männer rantrauen. Genderfluid war denke ich nichts für jeden.

Einen großen Rock-Normalisierer habe ich mit Thom Browne, der auch dieses Jahr wieder Rock-Anzug-Kombis über den Laufsteg schickt, übrigens unterschlagen.

Offline hirti

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Ich habe gehofft, deinem Satz "der genderfluid Hype ist glaube ich durch" widersprechen zu können und gleich mal auf der Adidas Homepage nach diesem Thema gesucht... und nichts mehr gefunden.  :o
Die genderfluid Produkte sind verschwunden, bei den Männern gibt es keine Röcke mehr und alle Produkte die mit "genderneutral" gekennzeichnet sind, sind weit geschnittene Sportoutfits, denen ohnehin kein Geschlecht anzumerken ist.

Offline tcar

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Ich sollte vielleicht dazuschreiben, dass ich es ein bisschen ärgerlich finde, dass das "nur ein Hype" war, so, als wäre es nur billige Provokation gewesen.

Online Skirtedman

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Provokation?

Also eine gezielte Masche, um nach Fahrplan den "Hype" irgendwann quasi ad absurdum zu führen?

Mit diesem Gedanken kann ich mich nicht recht anfreunden.

Viele der hier genannten Marken hatten auch schon lange, bevor "Genderfluid" populär wurde, immer mal Röcke oder Kleider in den Men's-Wear-Shows. Ich denke, denen dürfte es ein echtes Anliegen sein, die Erscheinungsformen des Mannes auf eine breitere Basis stellen zu wollen.

Wenn der "Genderfluid-Hype" nun nachlassen sollte, könnte das aber auch primär an z.B. zwei Faktoren liegen:
1. Es liess sich damit nicht ausreichend Umsatz generieren (vielleicht weichen zudem "Gendefluide" auf einschlägige Anbieter oder Marken, z.B. Palomo Spain aus)
2. Es weht ein härterer Wind. Da sich die Empörungskultur in einschlägigen Sprachrohren zunehmend vitalisiert und das systematische Dissen von angeschwärzten Personen, Kreisen und Marken in Echokammern hervorragend funktioniert, nimmt man lieber im vorauseilenden Gehorsam zunehmend potentielle Angriffspunkte aus seinem Programm heraus, um nicht am Ende die Hälfte der Kunden auf immer zu verlieren.

Punkt 2 scheint mir noch plausibler als Punkt 1.

Mich persönlich fühle mich ambivalent, falls ein potentieller Hype um "Genderfluid" und dergleichen rückläufig ist. Denn Männermode neu zu überdenken und dies quasi von den Rändern aus zu tun, erreicht eben letztlich nicht die Männer. Der harte Kern grenzt sich noch mehr ab gegen jegliche Bestrebungen, das mit unmännlich in Verbindung zu bringen.

Ich persönlich denke, der Wunsch, Rock tragen zu wollen, hat nicht zwingend was mit "Gender"-Irgendwas zu tun. Röcke ohne den "Gender-Irgendwas"-Stempel könnten in der Männerwelt erfolgreicher sein. Weil Rock oder Kleid mit "Gender" aufzuladen, huldigt noch immer dem alten Bild, das sei nur was weibliches.

Es reicht, Rock oder Kleid tragen zu wollen, ganz ohne was mit "Gender".

Ganz nebenbei, kann ich bei Comme des Garçons außer allenfalls im allerletzten Bild leider nichts erkennen, was nun wirklich in Richtung hosenlos geht. Entweder lugen da noch immer Hosenbeine drunter hervor oder entpuppt sich eigentlich alles, was auf den zweiten Blick noch als potentieller Rock oder so erscheinen könnte, beim noch näher hinsehen als etwas, was geteilte Beine aufweist, auch wenn das manchmal sehr schwer auf den Aufnahmen zu erkennen ist.

Mir scheint, bei Comme des Garçons sei leider nun konsequent auf die ungeteilte Beinumhüllung verzichtet worden. Sowas wie, um alles in der Welt einen Tabubruch zu verhindern.

Konkret bei Adidas meine ich, am Rande irgendwas von einer Echokammer-Empörung mitbekommen zu haben. So wie auch andere Konzerne von Alternativfakten-Hungrigen gedisst wurden. Vielleicht hat man deswegen dort zurückgerudert. Siehe Punkt 2 oben.

Offline MAS

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Röcke ohne den "Gender-Irgendwas"-Stempel könnten in der Männerwelt erfolgreicher sein. Weil Rock oder Kleid mit "Gender" aufzuladen, huldigt noch immer dem alten Bild, das sei nur was weibliches.

Es reicht, Rock oder Kleid tragen zu wollen, ganz ohne was mit "Gender".

Das heißt dann auch ohne den Stempel "Cisgender"?

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Ja, auch ohne den Stempel "cisgender".

Weil den Begriff "cisgender" braucht man nur, um von allen anderen Nuancen sich abzugrenzen. Diesen Begriff braucht man nicht, wenn man sagt: Auch Männer wollen nicht nur ein Leben lang auf Hosen festgelegt werden. Fertig.

Das Vorbild für dieses Konzept des Nichtfestlegens haben die Frauen geliefert. Sie wollten sich nicht lebenslang auf Kleider und Röcke festlegen lassen. Also brauchen Männer sich auch nicht lebenslang auf irgendwas festlegen lassen. Männer. Ganz ohne irgendein "Gender"-Konzept.

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Und um irgendwelchen potentiellen Rückfragen vorzubeugen,

ja, jeder, der ein Gender-Konzept braucht, um sich Freiheiten zu nehmen, der soll es tun. Es gibt sogar Gender-Wissenschaften, die sich mit solchen Dingen auseinandersetzen. Ist ja gut, wenn es Fachleute gibt für Grenzfälle.

Aber dem durchschnittlichen Mann ist es nach wie vor noch lästig, sich mit diesen Inhalten auseinanderzusetzen, nur weil er keinen Bock hat, tagein tagaus Hosen tragen zu müssen. "Gender" für die, die es interessiert. Freiheit für die, die sich nicht erst durch ganze wissenschaftliche Abhandlungen durchackern wollen, um sich vom Hosenzwang zu lösen. Röcke für Männer! - mit oder ohne "Gender"-Fragen.

Offline MAS

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Ja okay, lieber Wolfgang! Auch ohne das Etikett "cisgender". Dann braucht auch niemand mehr zu betonen, dass er sich mit seinem biologischen Geschlecht identifiziert, weil es keine Rolle spielt, mit welchem Geschlecht sich jemand identifiziert. Meinst Du das?

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Ja, so in etwa.
Bzw. anderstersherum!!!

Es braucht keiner mehr zu betonen, dass er sich mit seinem biologischen Geschlecht nicht identifiziert, weil er - egal welchen Geschlechts er angehört - alles anziehn darf.

Oder anders ausgedrückt:
Man muss nicht mehr Frau sein, um alles anziehn zu dürfen,
man muss auch nicht mehr irgendein anderes Geschlecht dazwischen für sich definieren, um alles anziehn zu dürfen,
denn: man darf auch als voller Mann alles anziehen.

Offline MAS

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Dieses "amdersherum" ist mir dann aber zu einseitig.
Ich würde auf jeden Fall ergänzen: Er muss auch nicht voller Mann sein, um anziehen zu dürfen, war er will.
Sonst wäre mir das zu einseitig eine Absage an diverse Genderidentitäten.
Es klingt auch so, als wäre cisgender keine Genderidentität, sondern Geschlechtslosigkeit.

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Offline GregorM

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Man muss nicht mehr Frau sein, um alles anziehn zu dürfen,
man muss auch nicht mehr irgendein anderes Geschlecht dazwischen für sich definieren, um alles anziehn zu dürfen,
denn: man darf auch als voller Mann alles anziehen.

Das kann ich zustimmen. Es geht darum, dass jeder Mann - ohne irgendeinem speziellen Segment anzuhören - und damit 95& aller Männer, einen Rock ohne Vorbehalt tragen kann, und viele es möchten, wie einst die Frauen mit der Hose.
Gruß
Gregor


 

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