Und ich reagierte auf Wolfgangs Wort "Schnäppchen" empfindlich. Sicher mache auch ich Schnäpchen, bin aber meisten froh, das gesuchte überhaupt gefunden zu haben, und würde gerne auch etwas mehr dafür ausgeben, wenn es tatsächlich den Näher*innen, Bäuer*innen usw. zu Gute käme oder auch dem Umweltschutz im Umfeld der Produktionsstätten usw.
Das Wort "Schnäppchen" vermittelt durch den Diminutiv, der Verkleinerungsform, dass es sich bei dem damit verbundenen Betrag, sagen wir, den Beitrag, den ich dazu leisten muss, um etwas zahlenmäßig Kleines zu handeln scheint.
Ansonsten drückt es aus, dass ich da zugeschnappt habe, ehe mir jemand anderes das wegschnappt.
Das besagte "Schnäppchen" war ein Einzelstück und deswegen extrem heruntergesetzt. Vielleicht hatte es zuvor das 10fache mal gekostet, oder das 6-fache. Ein "Schnäppchen" muss nichts mit den moralischen Vorstellungen zu tun haben, die sich einem im Kopf auftun können, auch gerade, wenn es um Waren aus solchen Billigheimer-Ketten geht.
Da aus Prinzip nicht einzukaufen, finde ich moralisch in Ordnung. Jemanden zu überzeugen zu versuchen, dort nicht einzukaufen, halte ich auch für ein lauteres Unterfangen. Dann trotzdem hinzugehen, ist eines jeden freie Entscheidung.
Ich habe mit dem Kleid viel Freude - wer weiß, vielleicht auf Kosten anderer. Aber das habe ich mit vielen anderen Dingen auch, wie hier ja schon andiskutiert.
Ich finde es toll, dieses Einzelstück ergattert zu haben. Und ich weiß auch nicht, auf welcher Seite der Weiß-Schwarz-Farbskala Zara zuzuordnen ist. Denn am Freitag habe ich dort auch ein Schnäppchen, ja ich benutze weiterhin dieses politisch unkorrekte Wort, zur Kasse getragen habe. Auch 3 Euro, ein Oberteil, extrem runtergesetzt. Die Kassiererin sagte mir, sie könne es mir nicht verkaufen, weil es aus dem System genommen wurde. Sie vermutete, dass es aus Versehen aus dem Lager wieder in den Verkauf gelangt ist.
Da frage ich mir nur, was moralischer ist: ein produziertes Kleidungsstück günstigst zu verkaufen, oder ein produziertes Kleidungsstück nicht mehr zu verkaufen und stattdessen der Lumpenverwertung zuzuführen...