Autor Thema: Why Don’t Men Wear Dresses?  (Gelesen 14530 mal)

Offline MasinAD

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Re: Why Don’t Men Wear Dresses?
« Antwort #30 am: 13.04.2011 00:07 »
Hallo Ce_Jäger!

Ich denke, Du machst wie so viele Menschen zwei häufige Fehler.

Erstens bedeutet Theorie in der wissenschaftlichen Sprache nicht dasselbe, was es umgangssprachlich bedeutet. Die umgangssprachliche Theorie ist wissenschaftlich eher eine Hypothese, also eine Vermutung. Eine Theorie ist ein Satz von Annahmen, die widerlegbar sind, aber noch nicht widerlegt wurden. Wird eine Annahme widerlegt, ersetzt man sie durch eine andere, die noch nicht widerlegt wurde. Man nennt das Falsifizierbarkeit, also die Eigenschaft, als falsch belegt werden zu können. Auf dieser Basis arbeiten Wissenschaften. Transzendente Glaubensgebäude sind per definition nicht falsifizierbar, da sie transzendent sind und sich jedweder Untersuchung entziehen. Ein Wissenschaftler kann also nicht belegen, dass es Gott nicht gibt, man kann aber auch seine Existenz nicht belegen.

Die Theorie der Evolution ist an vielen Punkten gut belegt. Viele Entwicklungen lassen sich anhand von Fossilien aufzeigen. Es wurden auch schon Entwicklungen beobachtet, wie sich eine Art in zwei Arten aufteilte. Evolution ist aber kein Naturgesetz, entweder bringst Du da etwas durcheinander oder missverstehe Dich.

Zweitens bedeutet Evolution nicht, dass Leben zufällig entsteht. Begonnen mit einfachen chemischen Molekülen hat sich im Rahmen der herrschenden Umweltbedingungen ein Prozess fortgesetzt, dessen scheinbares Ziel es ist, unter den immer aktuell herrschenden Umweltbedingungen größtmögliche Stabilität zu erlangen. Stabilität im chemischen Sinne kann auch Replikation sein, wenn also ein Molekül so stabil ist, dass es nicht nur seine eigene Gestalt wahren, sondern diese auch der molekularen Rohmasse in seiner Umwelt aufzuzwingen, sprich: sie in ein Ebenbild seiner selbst umzuwandeln, fressen und zellteilen.

Es ist also eben nicht zufällig. Leben entwickelt sich entlang der herrschenden Umweltbedingungen, indem es Fähigkeiten erlangt, die ihm im Wettbewerb mit anderen Leben einen Vorteil schaffen. Wie diese Fähigkeiten zustandekommen, das mag Zufall sein, denn dafür sind Mutationen notwendig. Viele davon bringen keinen Vorteil, aber schon eine 0,1%ige Steigerung der Fitness setzt sich innerhalb von 10.000 Jahren durch. Und seit der Entstehung des Lebens hat es 100.000 Mal 10.000 Jahre gegeben. Evolution wirkt durch die Breite, durch die Masse, in der sie abläuft, und durch die großen Zeitspannen.

Ich empfehle die Lektüre von Richard Dawkins' »Gotteswahn«. Sehr aufschlussreich.

Persönlich wüsste ich nicht, welche Funktion Dein Gott in meinem Leben haben sollte. Die Schwierigkeiten, die mit der Annahme seiner Existenz einhergehen, sind größer als mein egoistischer Wunsch, mein manchmal frustrierendes, manchmal deprimierendes Leben erklärt zu bekommen. Tatsächlich bin ich froh, wenn mir von außen kein Sinn vorgegeben wird, bin ich doch so erst wirklich frei, meinem Leben, also mir selbst einen Sinn zu geben. Im Zuge dessen muss ich jeden Tag aufs Neue darum ringen, 'richtig' und 'falsch' zu erkennen, einzuordnen und zu leben oder zu meiden. Aber daran wächst man, man versteht und begreift, man erkennt sich und andere. Nur weil man nicht 'glaubt' im religiösen Sinne, muss man kein erbärmlich abgestumpftes Leben führen. Man kann auch all die tollen moralischen Werte hochhalten, mit denen sich Religionen so schmücken, und man macht es freiwillig und nicht weil ein kanonischer Glaube es einem gebietet, sondern aus Überzeugung, dass es für einen selbst und die Gesellschaft richtig ist.

Wozu brauch ich also einen Gott? Als Sündenbock für die Unbill die mir widerfährt? "Gottes Wege sind unergründlich". Als imaginären besten Freund? Wenn ich ihn nicht Gott sondern Harald nennen würde, würde ich zurecht für geistig behandlungswürdig gelten. Als Erklärung für alles, was ich nicht weiß? Früher hat man in Blitzen und Donnern Geister der Natur gesehen, später wurden Gewitter zum Zorn der Götter, heute sind sie einfach nur noch Luftschichten unterschiedlicher Temperatur, die einen Ladungsausgleich mit dem Boden herstellen und dabei Luft zu Plasma wandeln, was einen Knall verursacht. Der Glaube stand solchen Erkenntnissen immer im Weg, wer mit Gott erklärt, weigert sich, seinen Verstand zu benutzen. Und so kann ich sagen: Ich weiß nicht alles, aber die ganze Welt steht mir offen, und ich kann lernen, sie zu verstehen, von subatomaren Teilchen und dem Aufbau der Materie bis hin zu Milliarden von Lichtjahren entfernten kosmischen Ereignissen. Vom einfachen Trieb zu fressen bis zu Beethovens Symphonien. Und wenn nicht ich, dann ein anderer neben oder nach mir. Die Wunder der Welt mit Gott zu erklären wird ihnen nicht gerecht und schmälert sie. Beethoven hat seine Werke aus sich heraus und ohne Hilfe Gottes erstellt -- das macht sie viel wunderbarer als mit seiner Hilfe, weil ein Mensch sie hervorgebracht hat.

Wenn ich nicht mein Leben lang mit diesem Konzept 'Gott' Kontakt gehabt hätte -- jemand, der es mir vorschlägt, sollte verdammt gute Argumente dafür haben, dass ich es kaufe oder auch nur empfehle.

LG
Masin

Offline Ce_Jäger

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Re: Why Don’t Men Wear Dresses?
« Antwort #31 am: 13.04.2011 19:35 »
Evolution und Naturgesetze.
Mir geht es darum, dass die Naturgesetze nicht beweisbar sind. Aber die Evolution als erwiesen "gilt".
bezüglich diesem wissenschaftlichen beweis - der mir von vielen Seiten vorgespielt wird - hab ich leider noch nichts gehört.

Was war eigentlich zuerst da, Bienen oder Blüten?

dieses, dass sich zwei komplett verschiedene Dinge so exakt aufeinander abgestimmt haben - und in der Natur sind es ja nicht nur zwei Dinge die perfekt harmonisieren - find ich mit einem Schöpfer bestens erklärt.
Wie weiss die Pflanze wie sie die Biene anlocken soll? try and error? Da experimentiert die kleine Blume munter vor sich hin, geht ein aufs andere mal ein... und irgendwann hat sie den Dreh dann raus und baut sich ne Blüte?
Ich stell mir das eher Lustig vor. Oder zermürbend, aus der Sicht der Pflanze :)


ich muss sagen, dass ich den "gotteswahn" des dawkin nicht gelesen habe.
Es gibt einige christliche Autoren die sich mit dem Buch auseinandergesetzt haben. Was sich wie ein rotes Band durchzieht ist "Gott kann es nicht geben". Wissenschaftlich nicht beweisbar, aber mit genialer Rhetorik und verlagern der Probleme überzeugen.

Wie gesagt, ich bin Dankbar, dass ich von christlicher Seite auf die Problematik eingegangen bin. Durchaus möglich oder gar warscheinlich, dass wenn ich - bevor ich mir eine erste eigene Meinung gebildet habe - nur "das ist absurd" oder "absolut nicht möglich" usw. gehört hätte - ich weiss nicht ob ich das Argument "die Natur ist viel zu vielseitig und Komplex als dass es Zufall ist" einfach unter den Teppich gekehrt hätte und mich auf einzelne Entwicklungen konzentriert hätte.
Ich finde es genial, wie sehr sich Vögel anpassen können. Dass es sogar regionale Unterschiede im Vogelgezwitscher gibt. - Aber dass ist nunmal nicht die Evolution, die komplette Arten entstehen lassen kann.

was ich grad auf wikipedia über R dawkins gelesen habe
Zitat
Wie aber, so fragt Dawkins, entscheidet ein Christ, welche Passagen der Bibel beherzigenswert sind und welche nicht?
recht simpel finde ich. zwei Dinge: liebe Gott und liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Darüber lohnt es sich, mal länger Nachzudenken.
Und dann reden wir nochmal über Völkermord, wie Dawkin im selben Abschnitt fragt.

Zitat von: wikipedia über dawkin
Für den Bereich der Biologie wurde das Argument [anm. "Die Existenz solcher Lebensformen"] entkräftet und die Entstehung von Lebewesen mit komplexen, hochfunktionellen Strukturen als natürliches Phänomen im Rahmen der Evolutionstheorie verstanden. Bei der Frage nach der Existenz Gottes aber greift dieser Typ von Unwahrscheinlichkeitsargument, so Dawkins. Die Existenz eines Gottes sei mindestens so unwahrscheinlich wie die Existenz einer unerschaffenen, rein zufällig entstandenen Boeing 747.
den ersten Satz verstehe ich nicht: meines Wissens ist es noch nicht gelungen rein aus dem Labor komplexe Lebewesen zu züchten (Von intelligenz ganz zu schweigen).
und der letzte Satz: ist das ganze Buch so aufgebaut? oder wird dieser im Buch wenigstens begründet? - Meiner Meinung nach behaupten die Atheisten dass alles Zufall ist und "wir Christen" dass "es" geschaffen wurde - Irgendwie scheint mir da was verwechselt worden? Das Argument passt um einiges besser wenn man sagt: die Evolution ist genausowarscheinlich wie eine rein zufällig entstandene Boeing 747, oder Airbus 380 :).


gruß
Ce.
...ob Hose oder Rock - was sollte es denn für einen Unterschied für mich machen?


 

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