Hallo zusammen,
ich habe gerade einen interessanten Artikel gefunden:
Der Perlonstrumpf an einem Jungenbein bringt Schwung in die
Koedukation von Margot Wichniarz:
http://www.genderundschule.de/doc/doc_download.cfm?uuid=B3DB3417C2975CC8A24EEBED08B14322&&IRACER_AUTOLINK&&Zitate:
"Die Jungen fühlten sich verunsichert, was ich sehr oft in den Jungenstunden feststellen
konnte. Sie empfinden die Erweiterung ihres Rollenrepertoires eher als Bedrohung denn
als Bereicherung.
Die neuen Fähigkeiten werden Mädchen und Frauen zugeordnet und unterliegen deshalb
starker Abwertung. Es ist wenig attraktiv Für einen Jungen, Gefühle zu zeigen und sich
selbst in Frage zu stellen."
"Wenn es gelingt den Jungen bewusst zu machen, dass ihre Rolle nicht nur Vorteile bringt
sondern auch eine Last sein kann, so ist dies sicherlich ein Aspekt erfolgreicher Jungen-
arbeit."
Aber auch:
"Jungen meinten: Wenn ich ein Mädchen wäre, hätte ich bei gewissen Lehrerinnen Vorteile. ... hätte ich ein besseres Zeugnis. Die Mädchen bestätigten diesen Eindruck: Wenn ich ein Junge wäre, würde ich die Lehrerin-
nen hassen, weil sie die Mädchen bevorzugen. Bereits in anderen Zusammenhängen wa-
ren diese Wahrnehmungen geäußert worden. So meinten am Ende des vierten Schuljah-
res die beiden leistungsstärksten Kinder der Klasse ich würde sie bevorzugen. Im darauf
folgenden Gespräch stellte sich heraus, dass sich die beiden Mädchen ihre sehr guten
Leistungen nicht anders erklären konnten. Das passende Pendant dazu lieferte David mit
seiner Feststellung: Ich kann ja nicht der Beste sein, ich bin ja kein Mädchen."
"Die Tatsache, dass Mädchen sich häufiger an die Vorgaben halten und nicht so oft stören
wie die Jungen, ist ein wesentlicher Grund dafür, dass Lehrpersonen sich selten mit ihnen
auseinandersetzen. Das laute, störende Verhalten der Jungen dagegen führt zu vielen
Kollisionen und Maßregelungen. Anstatt sich kritisch mit dem eigenen Verhalten ausei-
nanderzusetzen, halten die Jungen die Lehrpersonen lieber für ungerecht.
Wenn Mädchen sich als das „bevorzugte“ Geschlecht ansehen, deutet dies auf ein man-
gelndes Selbstwertgefühl."
"Die Mädchen hatten auch hier keinerlei Probleme sich im Spiegel als Junge zu sehen.
Viele fanden es toll, so stark, angstfrei und überlegen zu sein, wie sie sich einen Jungen
vorstellen.
Einige Jungen wehrten sich gegen die träumerische Verwandlung. „Ich hab' mich da nicht
als Mädchen gesehen.“ “Ich will kein Mädchen sein“, lauteten die zum Teil vehementer
formulierten Äußerungen. Andere Jungen fanden die Vorstellung toll: Sie trugen lange
Haare, waren geschminkt und hatten Freude am Tanzen. Dass sich die Jungen trauten,
ihre Vorstellungen zu äußern, und diese nicht abfällig kommentiert wurden, sprach für
die positive Entwicklung innerhalb der Jungengruppe."
"Jungen, die sich ihrer männlichen Rolle sicher sind, schienen keine Probleme beim Ver-
kleiden zu haben. Dennoch wehrten sie die Rolle als Mädchen ab, indem sie die Aufgabe
zu einem großen Gaudi und zur Heldentat umfunktionierten. Andere Jungen verhielten
sich abwartend und distanziert, weil sie weitere Attacken gegen ihr uneindeutiges Jun-
genverhalten befürchteten.
Den Mädchen fiel das Verkleiden ganz leicht, keine einzige wehrte sich dagegen. Sie stell-
ten zum Teil enttäuscht fest, dass sie sich nur wenig von ihrem sonstigen Outfit unter-
schieden. Nur die Haare mussten nach hinten gebunden werden, um ihnen den Anschein
von Kürze zu geben.
Auch in diesem Schritt kommt die unterschiedliche Bewertung von männlich und weiblich
zugeordneten Merkmalen im Sinne einer traditionellen Geschlechterhierarchie deutlich
zum Ausdruck. In unserer männlich dominierten Welt ist es zwar akzeptiert, dass Frauen
sich so kleiden wie Männer; umgekehrt geht ein Kleidertausch nicht so einfach."
"Manche Jungen trauten sich sogar, als Mädchen verkleidet auf den Schulhof zu gehen.
Das führte dort zu großem Aufsehen, zu Gelächter, Belästigungen und sogar Schlägen.
In den Gesprächen wurden folgende Fragen diskutiert: Warum tragen Jungen keine Rö-
cke? Früher trugen die Männer Röcke oder Kleider. Warum schminken sich Männer nicht?
Einige tragen heute auch Schmuck wie die Frauen, manche nehmen Parfüm, stellten die
Kinder dabei fest.
Die Mädchen zeigten eine größere Spannbreite der Möglichkeiten. Dazu meinte ein Jun-
ge: "Die Mädchen machen den Jungen ja sowieso alles nach." Mit dieser Meinung stärkte
er sein Selbstwertgefühl. Die Mädchen setzten dagegen: "Wir haben viel mehr Möglich-
keiten als ihr, unsere Auswahl an Kleidung und Schuhen ist viel größer als bei euch. Das
ist doch toll." "
LG, Michael