Lieber Gregor,
lassen wir es mal so stehen, auch wenn ich es nocht nicht verstehe.
Wenn aber andere es nicht so sehen, dass es eine Herebwürdigung darstellt, Dich als Frau wahzunehmen, dann wäre es in deren Augen ja auch keine Absicht, Dich zu beleidigen, Du würdest Ihnen aber diese Absicht unterstellen, was diese wiederum als Beleidigung ansehen könnten.
Es ist schon kompliziert.
Es laufen aber sowieso in uns Prozesse ab, die nicht bewusst gesteuert sind. Ich merke bei aufmerksamem In-mich-hinein-Horchen manchmal Empfindungen in mir, die eigentlich meinem bewussten Weltbild widersprechen. So sah ich neulich auf einem Platz in einer Stadt vor dem Rathaus sehr viele dunkelhäutige Menschen stehen und dachte spontan "Ach du Schreck!" und fühlte mich plötzlich unwohl. Und das, obwohl ich rein gar nichts gegen dunkelhäutige Menschen, Ausländer, Asylbewerber, Gefüchtete usw. habe. Aber es waren tatsächlich rassistische Gefühle in mir.
Gestern in einer Buchhandlung sah ich ein Buch über das Erbe der deutschen Kolonialzeit in unsem heutigen Verhalten. Auf dem Buchumsclag stand, dass viele negative Einstellungen gegenüber Afrikanern, Asiaten usw., die in der Zeit der "deutschen Herrenmenschen" gelehrt und gelebt wurden, auch heute nich in usn drin seien. Ja, das spürte ich an diesem Tag auf diesem Rathausplatz. Diese Beobachtung hilft mir, auch andere zu verstehen, wenn sie rassistsiche oder sexistischer oder religionistische Resentiments haben. Wobei ich mit "verstehen" nicht "gutheißen" meine.
Es erfordert noch einiges an Arbeit an uns selbst, über mehrere Generationen hinweg, bis wir von solchen negativen Gefühlen befreit sind, wenn das überhaupt je ganz klappt.
LG, und danke für die offene und ehrliche Diskussion!
Micha