Hi Joe,
danke für Deine Ausführungen.
Die Tatsache, dass Du Dich dazu umfänglich geäussert hast, war richtig und wichtig.
Die Tatsachen, die für Dich richtig und wichtig sind, sind hochinteressant, womöglich aber nicht für jeden gleichermassen richtig und wichtig.
Dass Deine Äusserungen alle aus der Richtung Deiner Verteidigungsposition kamen, ist nichts, was man ankreiden müsste. Dass Deine Lösungsansätze alle aus der Sicht Deiner Verteidigungsposition heraus formuliert wurden, ist auch nicht verwerflich. Denn das machen auch andere, die hier im Argumentenwettstreit beteiligt sind, jeder von seiner Verteidigungsposition heraus.
Wir können so sicherlich noch die nächsten 14 Tage verbringen mit Argumenten hin- und herschiessen, dabei wird viel Blut in die Verteidgungslinien fließen, manches Blut wird vielleicht sogar manch Wunde reinigen, ob sich aber die Verteidigungsstandpunkte in diesen 14 Tagen groß ändern würden, darf bezweifelt werden. Vielleicht wird die eine oder andere Waffengattung nutzlos werden, dafür werden aber neue Geschütze aufgefahren und neue blutige Gräben durchs Land gezogen.
Die Positionen aber werden sich nicht nennenswert verändern, allenfalls können einzelne die Positionen der anderen ein wenig besser verstehen, ohne dass das aber die eigene Position grundlegend verändert. Jeder hat an seiner eigenen Position auch ohne unsere Argumentenschlacht schon genug zu kämpfen, was muss da untereinander auch noch verbittert um seine Festung gekämpft werden? Das einzige Ziel dürfte wohl sein, die Grabenbrücken kurz runterzufahren, und Kämpfer der anderen Positionen an seiner Position mitkämpfen zu lassen. Warum aber sollte jemand anderes das tun, wenn dessen Festung in seinem eigenen Hinterland noch nicht ausreichend gefestigt ist und auch da gekämpft werden muss, um nicht auch von seinen Landsleuten im Hinterfeld seines eigenen Standpunktes überrollt zu werden?
Was uns Kampfhähne alle eint, ist dass wir, obwohl wir von der Umwelt als Mann erkannt werden oder erkannt werden möchten oder uns fühlen, wir nicht möchten, deswegen lebenslang zu Hosen verpflichtet zu werden. Dies haben wir uns alle auf die Fahnen geschrieben, wir brauchen keine Waffen, um in diesem Punkt einig zu sein.
Dass aber in allen anderen Punkten, die ein Leben so ausmachen, wir uns da aber nicht einig sein müssen, ist zwar nicht so schön, wie wenn auch da alles übereinstimmen würde. Wer aber glaubt, eine weitreichende Übereinstimmung einführen zu müssen, der hat noch nicht die wahren Herausfordernisse des Lebens erkannt, entweder - und die Gefahr ist groß - all seine eigenen Punkte seien das Maß der Dinge, die die anderen mit ihren Punkten mit Dir übereinstimmend machen müssten, oder man - und das ist viel seltener - ist nicht in der Lage, eigene Standpunkte für sich zu behaupten und sich stattdessen lieber den zu den Standpunkten hinziehen zu lassen, die andere ihm vorgeben. Beide Fälle - das Entweder und das Oder - zeugen davon, zuwenig vom wahren Leben erkannt zu haben und macht krank, sich selbst und die anderen. Das einfachste und sinnvollste ist, sich selbst mit all seinen Standpunkten zu akzeptieren und im gleichen Maße die anderen mit all deren Standpunkten akzeptieren (heisst hier: gelten lassen, annehmen, aber annehmen nicht im Sinne von übernehmen).
Warum können wir nicht stolz sein, dass genau in diesem einen Punkt, der auch auf der Fahne des Forums steht, wirklich einig sind? Können wir uns dem Sachverhalt nicht annehmen, dass jemand an anderen Stellen mit seinem Hinterland ringt als man selber? Muss man denn andere zwingen, an meiner eigenen Hinterlandlinie mitzukämpfen, mit der Gefahr, dass an anderen Hinterlandlinien die fremden Festungen eingerannt werden und das schöne Land, in dem Männer keine Hosen tragen müssen, an Terrain verliert?
Sollten wir nicht die Waffen nach innen langsam niederlegen und zu dem zentralen Marktplatz, dem Forum, kommen und uns austauschen, was wir tun, um uns mit unserem Hinterland zu versöhnen, an welchen Stellen wir kämpfen müssen, wie ähnlich unsere Kämpfe nach aussen sind, wo und inwieweit sie von unsern eigenen kleinen und großen Kämpfen abweichen, und inwieweit Dein Kampf mir nützt und inwieweit mein Kampf Dir nützt, sachlich, offen, ohne aus den Augen zu verlieren, dass wir alle um unser schönes Land kämpfen und das einzubetten in die diversen Hinterlände?! Und wer aus einem Hinterland zu uns kommen möchte, der sei willkommen, ohne dafür ein anderes Hinterland aufgeben zu müssen. Und so zeigen wir stolz uns gegenseitig unsere Festungen und zeigen unsere Positionen auf und sind froh, dass alle Festungen den schönen Marktplatz, das Forum, im Inneren beschützen und unser kleines schönes, vielfältiges Land, das zu wertvoll ist, auch nur in einer Ecke zu opfern. Und dass nicht alle Deiner Argumente helfen, meine Festung zum meinem Hinterland zu beschützen. Jeder Grenzabschnitt unseres Landes hat eben andere Erfordernisse und wir sollten zufrieden sein, das über unser schönes Land zu wissen.
Und ob nun unsere gemeinsame Zufriedenheit eben "Toleranz", "Akzeptanz", "Duldung" oder "Respekt" heisst, ist doch letzten Ende gleich. Wichtig ist, dass niemand all die anderen Festungen vergisst, sie nicht sieht, sie nicht sehen will, auch wenn er sich schwertut, in alle Ecken hinzublicken. Aber um die im Blick zu behalten, treffen wir uns ja alle auf dem Marktplatz, unserem Forum, das wir auch abhalten, wenn es mal einen Regen gibt, denn dafür steht die Markthalle am Marktplatz - wie schön, dass es verschiedene Marktstände gibt... so bunt, wie unser Land, in dem Männer keine Hosen tragen müssen.