Guten Morgen,
ich bin neu hier, da ich immer mal wieder - mit ziemlichen Abständen, zugegeben - nach Neuigkeiten zum Thema "Mann mit Rock" suche. Heute fand ich die Beiträge zum solidarischen Verhalten vieler Schüler und Lehrer für einen Schüler in Spanien, der wegen des Tragens eines Rockes von der Schulleitung bedrängt wurde. Die Reaktion der Behörde allein hätte mich nicht verwundert, ich ging bis heute davon aus, dass die Mittelmeerländer nicht gerade die toleranteste Plattform für einen von der Norm abweichenden Kleidungsstil sind.
Die Reaktion der Mitschüler und Lehrer (!) hat mir allerdings erhebliche Freude bereitet. Wir sind es so sehr gewohnt, zu glauben, gerade unsere westlichen Gesellschaftsformen seinen besonders tolerant und freiheitlich. Bis wir an die Grenzen stoßen (die - zugegebenermaßen - tatsächlich an vielen Stellen weiter gesteckt sind als in anderen Kulturen). An diesen Grenzen ist dann aber auch ebenfalls - wie überall sonst - Ende der "Reisefreiheit".
Diese Grenzen können jedoch bewegt werden (nicht jedoch aufgehoben...), so gibt es z.B. Frauen in meinem Alter (59), die in ihrer Jugend durchaus noch nicht die Freiheit hatten, Hosen zu tragen, und dies heimlich tun mussten. Heute wäre das undenkbar!
Wir werden uns sicher durchsetzen, je zaghafter im Auftritt, desto langsamer, je mutiger, desto schneller. Geduld wird so oder so nötig sein. Immerhin müssen unsere Kritiker einiges an Werten und Glaubenssätzen über Bord werfen, bevor sie unsere Haltung tolerieren können. Das kostet sie ebenfalls Mut und Energie, etwas Zeit müssen wir ihnen zugestehen.
Röcke trug ich im Rheinland seit etwa 2007 und hörte damit auf, als ich 2009 nach Oberschwaben verzog. "Hier geht das nicht" dachte ich zuerst. Seit zwei Jahren "geht es" auch hier... Die Gesellschaft verändert sich, drüben früher, hüben später, aber sie ändert sich.
Gelegentlich gibt es "Blicke, die töten könnten" oder herbe Kommentare. In solchen Fällen sage ich mir: "das ist kein Angriff auf mich - im Grunde bin ich der Angreifer." Das hilft sehr. Natürlich sind wir Rockträger eine Provokation. Ich trage den Rock aber nicht um des Provozierens willen, sondern einfach, weil es mir gefällt. Basta.
Das Schönste ist das Lächeln einer Frau in dem Moment, wo sie den Rock an mir wahrnimmt. Dann weiß ich, die Richtung stimmt.