Hallo zusammen!
Herminator:
Nicht weil ich Befürchtungen habe, sondern weil ich ihre Angst respektiere!
Respektieren ist das Eine, abbauen das Andere. Beispiel Flugangst: Die Lufthansa bietet regelrechte Seminare für flugangstgeplagte Passagiere an, um die Ängste abzubauen, was in vielen Fälle auch gelingt. (Warum, steht hier nicht zur Debatte, sie wollen neue Fluggäste gewinnen). Beispiel Spinnenangst: Unsere normalen mitteleuropäischen Spinnenarten sind alle durchweg harmlos, im Gegensatz zu Wespen, Mücken usw. Trotzdem haben sehr viele Menschen eine panische Angst vor diesen Tieren. Auch hier gibt es Seminare um diese Ängste abzubauen. Viele Menschen kippen auch einfach um, wenn man ihnen beim Arzt eine Blutprobe abnimmt. Und so weiter. Es gibt viele Ängste, die kann man nur loswerden, indem man sie frontal angeht und abbaut, indem man, z. B. bei den Spinnen, bewusst die Erfahrung macht, dass die Tiere einem absolut nicht schaden.
Es gibt noch mehr solche Beispiele, wo ich mich nur wundern kann. Ich sehe zum Beispiel oft (erst gestern wieder auf 'ner Party erlebt), dass sich Frauen, die befreundet sind, bei der Begrüssung regelrecht abknutschen. Männliche Freunde vermeiden das krampfhaft, auch wenn sie die besten Freunde sind und sich lange nicht gesehen haben. Sie begnügen sich mit Händeschütteln und klopfen sich allenfalls mal auf die Schultern. Ich nehme meine besten Freunde auch in den Arm, wenn ich sie lange nicht mehr um mich hatte. Was zum Teufel ist auch dabei? Warum können Frauen das und Männer nicht? Weil Männer keine Gefühle haben dürfen, weil Männer Gefühle, die sie haben, nicht ausdrücken dürfen? Verzeihung, aber welcher Kleingeist hat bloss solche Restriktionen in die Welt gesetzt? Das ist doch auf Deutsch gesagt Scheisse!
Thema Schule, Kinder und Erzieherinnen: Wenn ich morgens zum Bäcker gehe, um meine Brötchen zu holen, komme ich an einer katholischen Grundschule vorbei. Dort toben in der grossen Pause hunderte von Kindern auf dem Hof herum. Wenn ich an dem Zaun entlang gehe, kommt es vor, dass sich eine kleine Traube von Kindern versammelt und mich in meinem Rock begutachtet. Dann kommen Fragen wie: "Warum tragen Sie einen Rock". Ich antworte dann meist: "Weil ich schlecht in Unterwäsche rumlaufen kann". "Und warum tragen Sie keine Hose". Ich dann: "Weil mir Hosen nicht gefallen und weil ich mich in Röcken viel wohler fühle". Das wird von den Kindern, die ja auch meistens nicht das tun, was ihre Eltern und Lehrer von ihnen erwarten, akzeptiert, und dann ist der Fall *Mann im Rock* für sie erledigt. Einmal jedoch fragte ein ausländischer Mitschüler aus einer wohlbekannten Region: "Sind Sie schwul?" Dem sagte ich dann: "Nein, aber woher weisst Du überhaupt, was das ist? Wer hat Dir das erklärt? Da muss es in Deiner Familie doch jemanden geben, der das ist oder sich damit auskennt,oder nicht?" - Ergebnis: Sendepause, keine weiteren Fragen, Tagesordnung.
Was will ich damit sagen? Es geht nicht, diesen zweifellos lästigen Konfrontationen ängstlich und mit hochgeschlagenem Mantelkragen aus dem Wege zu gehen. Das ist wohl auch das, was Gatito mit "Lenor-weichgespült" meinte. Wenn man so ängstlich ist vor so wirklich harmlosen Zwischenfällen, dann ist es ehrlicher und besser, man packt das Rocktragen garnicht erst an. Wenn man aber will, dann muss man diese Situationen frontal angehen. Das führt letztlich zu einem wirklich nachhaltigen Erfolg. Der ausländische Schüler wird sich zukünftig sicher dreimal überlegen ob er einen rocktragenden Mann fragt, ob er schwul sei.
triks: Ich hatte meine erheblichen Zweifel daran geäußert, das es ein guter Trick ist, einem Kind einen Rock als Hose zu verkaufen. Wo und wann jemand einen Rock trägt, bleibt jedem selbst überlassen. Das steht für mich nicht zur Diskussion.
Auch ich halte diesen Trick für falsch. Ein Rock ist ein Rock und eine Hose ist eine Hose, und beides sind Kleidungsstücke für alle! Ich habe mal mehr im Scherz einen Rock als einröhrige Hose bezeichnet, was man ja auch könnte, denn sie unterscheiden sich ja wirklich nur durch die Anzahl der Stoffröhren, die die Beine bekleiden. Aber das ist rein akademisch. Ich trage Röcke und ich trage sie mit sichtbarem und spürbarem Stolz. Ich gehe keiner verbalen Konfrontation aus dem Weg und ich bin aus solchen Diskussionen bisher immer noch als Sieger hervorgegangen, einfach nur deswegen, weil den Kontrahenten nach drei Sätzen die Argumente ausgingen und sie sich eine freche und schnippische Antwort von mir eingehandelt haben.
Und noch etwas: Ich will niemandem das Recht absprechen, für sich selbst Prioritäten zu setzen. Wenn Herminator zum Beispiel sagt, dass es ihm wichtiger ist, seine Frau nicht in Angst und Schrecken zu versetzen, dann respektiere ich das und gehe dagegen nicht argumentativ vor. Dagegen gibt es nämlich keine Argumente. Ich empfinde es allerdings ganz allgemein als ungerecht (nicht vom Gesetz her sondern von den Mitmenschen), dass immer nur den Männern Kompromissbereitschaft und Bereitschaft zum Verzicht abverlangt wird, während die Frauen in fast jeder Hinsicht machen können, was sie wollen. Das bringt mich regelmässig in Rage, das lasse ich mir nicht gefallen und dagegen wettere ich aus allen Rohren. Auch auf die Gefahr hin, mit dem Totschlagargument "frauenfeindlich" tituliert zu werden. Besser das als selbstauferlegte Unfreiheit. Ich kann mir lebhaft vorstellen, dass ein Mann, der liebend gerne die schönen Röcke tragen würde, beim Anblick eines anderen schick gekleideten rocktragenden Mannes lange Zähne bis auf den Boden bekommt. Da sage ich nur: selber schuld, aber seine freie Entscheidung.
"Chacun a son gout"
In diesem Sinne einen fröhlichen Wochenbeginn
Ferdi