Autor Thema: "Jetzt im Sommer fallen die letzten ästhetischen Hemmungen..."  (Gelesen 5411 mal)

Offline Peter

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Hallo miteinander,

eine ganz witzige Betrachtung zum nicht vorhandenen Geschmack der deutschen Männer (aus "Cicero"):

http://www.cicero.de/stil/mode-allgemeine-deutsche-geschmacksverweigerung/54915?google_editors_picks=true

Oder sollte das ernst gemeint sein?

LG

Peter
Jetzt sind die guten alten Zeiten, nach denen wir uns in zehn Jahren zuruecksehnen werden.

Offline cryptoman

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Da versucht jemand seinen Geschmack zu rationalisieren, verwurstet Zivilisierungsgrad mit Kleidungsfragen und erhebt sich selbst zur Instanz des gesitteten Geschmacks.  ;D Ich lebe zumindest nicht für solche Hansel und ihre Borniertheit. ;)

Du musst bedenken, individueller Kleidungsstil ist keine Einbahnstraße, rülpsenden, stinkenden Barbaren bin ich allerdings noch nie hierzulande begegnet. Hygiene ist schon wichtig, es sei denn, man sucht die Distanz zu Leuten. :D

Komisch, dass er nur von Männern spricht. Sind die Mädels stilsicher in seinen Augen oder liebt er das eigene Geschlecht so sehr, dass er ihm einen Artikel widmet? Das wäre konträr zum Zeitgeist. ;)
Radelfreudiger Rockextremist

Offline DesigualHarry

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Hallo!

Inzwischen begegnet man diesem Bild wohl in der ganzen Globalisierten Welt...

Wenn man sich mal daran Erinnert wie Subkulturen von den 60igern bis hinein in die 90iger nur so aus dem Boden gesprießt sind... Hippies, Punk, Fun Punk, Gothic, New Wave, New Romantics, Hip Hop, New Look, Rock'n'Roll... Das Entscheidende daran war es machten alle mit... Heute ist das Nachahmen von Stars wohl nur mehr Mädchen vorbehalten... Erwachsene machen so was ja nicht...Und so erleben wir halt unsere derzeitige eintönige Welt... Die Tragödie dabei ist die, das jeder der diese Eintönige Bekleidung kauft dazu beiträgt das Arbeitsplätze bei uns weniger werden...Aber wenigstens ist schön langsam ein Umdenken zu erkennen... Das macht Mut... :)

Offline cryptoman

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Aber du kaufst doch keine Arbeitsplätze, sondern Produkte, und wenn die Leutchen nicht das produzieren, was du benötigst, gibt es keinen Grund irgendetwas zu subventionieren.  ::) Sport Kilts gibt es hierzulande nicht, ebenso wenig Utility Kilts. Warum sollte ich aus Verzweiflung die örtliche Damenabteilung wegen Röcken durchforsten, nur um lokale Arbeitsplätze zu subventionieren? Wo liegt da der Mehrwert? :o Du würdest ganze Industriezweige ausklammern, nur um das zu kaufen, was du nicht brauchst oder haben willst. :D
Radelfreudiger Rockextremist


Offline DesigualHarry

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Hallo!

Ich sehe das so: In schlechten Zeiten, wenn die Leute Sparen müssen, wenn sie Angst um ihren Arbeitsplatz haben geben sie nur Geld für Waren aus die möglichst Billig sind. Solche Waren können nur von Groskonzernen produziert werden. Dafür wird der Produktionsablauf eben weitgehend von Maschinenhand verrichtet, oder irgendwo im Ausland wo es halt am billigsten machbar ist. So kommt die Spirale dann in Fahrt...

Wähle ich nun ganz bewußt ein Produkt aus was die Großkonzerne nicht anbieten wie z.b. Einen Kilt, dann schaffe ich damit einen Arbeitsplatz. Je individueller das Produkt umso weniger lohnt es sich für Großkonzerne... Und dann käme die Spirale in die andere Richtung in Fahrt. Denn wenn sich das dann mal rumgesprochen hat springen andere mit auf den Zug auf. Solange man immer wieder was individuelles sucht kann sich kein Großkonzern entwickeln. Wenn man was Individuelles sucht, braucht es dafür individuelle Köpfe die solche Ideen verwirklichen können. Daraus können dann Firmen entstehen, die eine kleine Auswahl an Produkten herstellen die für einen bestimmten Käuferkreis bestimmt sind. Mit dieser Individualisierung ist dann auf einmal sehr viel Platz für andere Firmen sich genauso zu spezialisieren...

Wenn sich nun Männer nicht für Mode Interessieren, und vielleicht ein bis zwei mal Im Jahr beim Großkonzern einkleiden nehmen sie sich praktisch selber die Lebensgrundlage...

Offline GregorM

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Man kann es auch anders anschauen. Wenn ich 300 Euro zum Extraverbrauch hätte, könnte ich mir einen guten Kilt in Schottland kaufen, und von meinen 300 Euro hätte ich danach keine mehr.

Ich könnte mir aber auch bei H&M für 25 Euro einen Rock, der in Bangladesch für wenig Geld produziert worden war, kaufen. Dann blieben mir noch 275 Euro in der Tasche.  
Wenn ich nun in Deutschland wohnte, könnte ich mir jetzt auch noch 12 Flaschen Frankenwein und zwei Karten fürs Theater besorgen.
Was wäre für die deutsche Wirtschaft und Beschäftigung die beste Lösung?

Grundsätzlich meine ich, wir sollen unsere Waren dort kaufen, wo sie am billigsten sind (eine vergleichbare Qualität und anständige Arbeitsbedingungen vorausgesetzt). Das resultiert letztendlich in den höchsten Wohlstand. Protektionismus – gesetzlich oder privat inszeniert – zieht in der falschen Richtung und ist, wenn überhaupt, nur als Übergangsphänomen zu rechtfertigen, bis die Arbeitskräfte zu Herausforderungen auf höheren Ebenen umgestellt worden sind.

Gruß
Gregor
Gruß
Gregor

Offline cryptoman

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Anständig ist relativ. Ich wollte mir nicht anmaßen, über die Zufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen in Ländern jenseits des Westens zu richten. Das wäre in etwa so, als würde eine fettgefressene westliche Frau die Kinderarbeit in 3. Weltländern boykottieren und die Familien, die auf die Kinderarbeit angewiesen wären, um zu überleben, wären massiv bedroht. Währendessen das fette Weib sich gutmenschlich ihrer "heroischen" Tat brüstete. :o

Solange es keine Sklaverei ist, bin ich dabei, aber ohne darüber urteilen zu versuchen, wie zufrieden die Menschen sind, die unter solchen Bedingungen arbeiten. Suchst du Antworten, findest du sie meistens im politischen Umfeld. Korruption, Korporatismus etc. 8)
Radelfreudiger Rockextremist

Offline cephalus

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eine ganz witzige Betrachtung zum nicht vorhandenen Geschmack der deutschen Männer (aus "Cicero"):
Oder sollte das ernst gemeint sein?

Nun ja,
betrachtet man den Geschmack des Autor als Normativ, weigern sich sicher viele Deutsche ihm zu folgen, gerade wenn die Zweckmäßigkeit bei hohen Temperaturen mit der Optik komkurriert.

Ganz recht hat er in einem Punkt sicher nicht:

Zitat
Freiheit, Individualität und Autonomie bedeuten für den durchschnittlichen Hunnen vor allem, sich jeder Konvention zu entledigen

Da die Mehrheit so handelt wie der Autor es kritisiert, ist dies die eigentliche Konvention. Sich anders zu kleiden wäre unkonventionell.  ;)

Cephalus (der, obwohl an Kleidung und Mode interessiert, die Zweckmäßigkeit und Bequemlichkeit in der Regel als das primäre Kriterium bei der Kleidungswahl sieht.)

Offline Jo 7353

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Zunächst einmal sehe ich das alte Spiel, seinesgleichen gegenüber dem Fremden schlecht zu machen, um sich über seinesgleichen zu erheben, und das in einem Sommerlochartikel. Ähnliche Lästerungen habe ich aber auch schon über US-Amerikaner gehört. Allerdings ist Deutschland das Land in Europa, das am meisten von den USA beeinflußt ist.

Aber was ist für ihn den ästhetisch? Die maßgeschneiderte Männeruniform – der hundertjährige Langweiler! Das Spiel mit den immer gleichen Ödigkeiten!

In einem gebe ich ihm aber dennoch recht. Die knielangen Hosen sehen meistens schlecht aus.

Bemerkenswert ist auch, daß anscheinend nicht von Frauen die Rede ist, Sind deutsche Frauen, wenn es um den schlechten Geschmack geht nicht von Bedeutung, oder nehmen sie es nur etwas übler, wenn man über ihren schlechten Geschmack herzieht? Wenn man über den schlechten Geschmack lästern möchte, findet man bei denen auch genügend Stoff. Nun, in einigen Punkten steht es um die Frauen wirklich besser. Sie versuchen nicht betont schlecht auszusehen, wie es bei jungen Männern z.B. mit den zu tief hängenden Hosen vorkommt. Die haben wirklich die Geschmacklosigkeit stilisiert. Diese Mode haben wir Deutsche übrigens aus dem Ausland importiert.
Die Suche nach schöner Kleidung ist in den Damenabteilungen nicht so hoffnungslos wie in den Herrenabteilungen. Das regt etwas mehr an, sich mit der Ästhetik der Kleidung zu beschäftigen, und ein Mann soll auch nicht schön sein, sonst wäre er ja kein "richtiger" Mann.

Ganz recht hat er in einem Punkt sicher nicht:

Zitat
Freiheit, Individualität und Autonomie bedeuten für den durchschnittlichen Hunnen vor allem, sich jeder Konvention zu entledigen

Da die Mehrheit so handelt wie der Autor es kritisiert, ist dies die eigentliche Konvention. Sich anders zu kleiden wäre unkonventionell. 
Gut beobachtet!

Ach ja, nicht vergessen: Geschmack ist subjektiv. (Latein für Angeber: de gustibus non est disputandum)

Gruß,
Jo
Der Rock ist kein Geschlechtsmerkmal.

Offline cryptoman

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@Jo7353

Das mit den Frauenmenschen hatte ich schon erwähnt. ;) Vielleicht ist er ein Objektivist, jedoch wahrscheinlicher ist, das mit ihm der Dünkel "durchgegangen" ist.  >:( Wenigstens ist das nicht der klassische Jetzt-schreibe-ich-'mal-was-dummes-über-Männer Artikel.  :)

Radelfreudiger Rockextremist


 

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