Autor Thema: Kopftuch-Streit in Ludwigsfelde (maz-online)  (Gelesen 36999 mal)

Offline Barefoot-Joe

  • Routinier
  • *****
  • Beiträge: 2.601
Re: Kopftuch-Streit in Ludwigsfelde (maz-online)
« Antwort #30 am: 14.08.2016 08:24 »
Der Gedanke, dass die eine Gruppe von der anderen profitieren/lernen kann und umgekehrt, scheint weniger wichtig zu sein. Und dass wir irgendwie alle Rockträger sind -aus welchen Gründen auch immer- spielt anscheinend keine Rolle.
Wahrscheinlich gibt´s nicht nur zwei Gruppen, sondern so viele, wie das Forum Mitglieder hat.

Das gleicht den Genderdiskussionen*, bei denen viele binär denken, also nur Mann und Frau sehen während sich langsam die Erkenntnis durchsetzt, dass es mehrere Gender gibt und einige wenige erst erkannt haben, dass Gender ein Spektrum ist und es so viele Gender wie Menschen gibt. Und da das Äußere immer auch ein Spiegel des Inneren ist, wäre es doch verwunderlich, wenn sich das hier im Forum nicht auch in der Kleiderwahl ausdrücken würde.

*Es gibt leider kein brauchbares deutsches Wort, Gender kann man an ehesten mit Geschlechtsidentität übersetzen.
Ich bin ein Mensch mit Irritationshintergrund.

Normality is a paved road: it’s comfortable to walk, but no flowers grow. - Vincent van Gogh

Offline MAS

  • Für ein großherziges Forum ohne Ausgrenzung!
  • Legende
  • ******
  • Beiträge: 25.827
  • Geschlecht: Männlich
  • Toleranz ist gut, Respekt ist besser!
    • IFN
  • Pronomen: Unwichtig
Re: Kopftuch-Streit in Ludwigsfelde (maz-online)
« Antwort #31 am: 14.08.2016 09:45 »
Gender kann man an ehesten mit Geschlechtsidentität übersetzen.


Guten Morgen, Joe,

das ist eigentlich eine ganz gut Übersetzung, vorausgesetzt, man versteht unter "Identität" von vor hernein nur eine kulturelle, gesellschaftliche, soziale und psychische Dimension und nicht eine rein biologische, genetische, physische. Ansonsten müsste man doch wieder Adjektive Davorsetzen.

LG!
Michel
Wer das Leben ernst nimmt, muss auch über sich lachen können.

ACHTUNG! Ich verbiete ausdrücklich, Texte oder Bilder, die ich hier einstelle, ohne meine ausdrückliche Erlaubnis auf andere Seiten zu kopieren!

androgyn

  • Gast
Re: Kopftuch-Streit in Ludwigsfelde (maz-online)
« Antwort #32 am: 14.08.2016 10:40 »
Wenn man ihm einen Rock hinhält, damit er nicht "blank" ziehen muß, könnte man ihn wohl dazu gewinnen.
Hallo Karlotto,
das glaube ich nicht. Er wird seine Hosen anbehalten. Probier es doch mal.

Offline Tine

  • Hero
  • ****
  • Beiträge: 888
  • Geschlecht: Weiblich
Re: Kopftuch-Streit in Ludwigsfelde (maz-online)
« Antwort #33 am: 14.08.2016 10:52 »
Wenn man ihm einen Rock hinhält, damit er nicht "blank" ziehen muß, könnte man ihn wohl dazu gewinnen.
Hallo Karlotto,
das glaube ich nicht. Er wird seine Hosen anbehalten. Probier es doch mal.

Der Vergleich hinkt ein wenig, weil ja nicht außenrum 90 % der andern Männer ganz selbstverständlich einen Rock tragen.
Beim Kopftuch zumindest in unseren Breitengraden ist es aber so, dass mindestens 90 % der umgebenden Frauen keines tragen.
Insofern ist ein Vergleich ohnehin müßig. ::)

Viele Grüße
Tine


androgyn

  • Gast
Re: Kopftuch-Streit in Ludwigsfelde (maz-online)
« Antwort #34 am: 14.08.2016 11:51 »
Der Vergleich hinkt ein wenig, weil ja nicht außenrum 90 % der andern Männer ganz selbstverständlich einen Rock tragen.
Beim Kopftuch zumindest in unseren Breitengraden ist es aber so, dass mindestens 90 % der umgebenden Frauen keines tragen.
Insofern ist ein Vergleich ohnehin müßig. ::)

Viele Grüße
Tine
90% der Männer tragen keine Röcke.
90% der Frauen tragen kein Kopftuch.

Einem Mann zu sagen, dass er seine Hosen ausziehen soll, kommt ihm genauso befremdlich vor, wie einer Muslimin zu sagen, sie soll das Kopftuch abnehmen.

90% der Männer können sich nicht ohne Hosen vorstellen, sprechen aber allen muslimischen Frauen, ab dass sie das freiwillig tun.

90% der Männer tragen ihre Hosen aus Zwang, wenn 5% der Muslime aus Zwang Kopftücher tragen.

Jetzt komm ich selber durcheinander.

Offline MAS

  • Für ein großherziges Forum ohne Ausgrenzung!
  • Legende
  • ******
  • Beiträge: 25.827
  • Geschlecht: Männlich
  • Toleranz ist gut, Respekt ist besser!
    • IFN
  • Pronomen: Unwichtig
Re: Kopftuch-Streit in Ludwigsfelde (maz-online)
« Antwort #35 am: 14.08.2016 12:04 »
Der Vergleich hinkt ein wenig, weil ja nicht außenrum 90 % der andern Männer ganz selbstverständlich einen Rock tragen.
Beim Kopftuch zumindest in unseren Breitengraden ist es aber so, dass mindestens 90 % der umgebenden Frauen keines tragen.
Insofern ist ein Vergleich ohnehin müßig. ::)

Viele Grüße
Tine
90% der Männer tragen keine Röcke.
90% der Frauen tragen kein Kopftuch.

Einem Mann zu sagen, dass er seine Hosen ausziehen soll, kommt ihm genauso befremdlich vor, wie einer Muslimin zu sagen, sie soll das Kopftuch abnehmen.

90% der Männer können sich nicht ohne Hosen vorstellen, sprechen aber allen muslimischen Frauen, ab dass sie das freiwillig tun.

90% der Männer tragen ihre Hosen aus Zwang, wenn 5% der Muslime aus Zwang Kopftücher tragen.

Jetzt komm ich selber durcheinander.


Das ist ein guter Beitrag, Nico!

Wenn Du die 6000 mit Beiträgen dieser Qualität schaffst, ziehe ich meinen Hut vor Dir bzw. zöge ihn, wenn ich ihn trüge!

So lobt
der Michel
den, der es verdient :)
Wer das Leben ernst nimmt, muss auch über sich lachen können.

ACHTUNG! Ich verbiete ausdrücklich, Texte oder Bilder, die ich hier einstelle, ohne meine ausdrückliche Erlaubnis auf andere Seiten zu kopieren!

Offline cephalus

  • Team
  • Legende
  • ******
  • Beiträge: 7.510
  • Geschlecht: Männlich
    • muenchengefluester
    • Münchengeflüster
Re: Kopftuch-Streit in Ludwigsfelde (maz-online)
« Antwort #36 am: 14.08.2016 12:58 »
Der Gedanke, dass die eine Gruppe von der anderen profitieren/lernen kann und umgekehrt, scheint weniger wichtig zu sein. Und dass wir irgendwie alle Rockträger sind -aus welchen Gründen auch immer- spielt anscheinend keine Rolle.
Wahrscheinlich gibt´s nicht nur zwei Gruppen, sondern so viele, wie das Forum Mitglieder hat.

Hallo Hajo,
vielleicht war das Wort Trennlinie ungünstig gewählt, ich hätte wohl besser von Tendenz gesprochen.

Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass ich Tine meine Erklärung für das auffallend Unterschiedliche Verhalten von Forenmitgliedern darlegen wollte.

Auch wenn es so viele Gruppen geben mag wie Forenmittglieder, vielleicht noch mehr  ;) verbindet mich mit manchen ausschließlich der gelegentliche Rock, mit anderen mehr.

VG
Cephalus


Offline Barefoot-Joe

  • Routinier
  • *****
  • Beiträge: 2.601
Re: Kopftuch-Streit in Ludwigsfelde (maz-online)
« Antwort #37 am: 14.08.2016 13:10 »
Hallo Michl,

Zitat
das ist eigentlich eine ganz gut Übersetzung, vorausgesetzt, man versteht unter "Identität" von vor hernein nur eine kulturelle, gesellschaftliche, soziale und psychische Dimension und nicht eine rein biologische, genetische, physische.

Ganz sicher keine biologische, genetische und physische, das wäre das biologische Geschlecht (im amerikanischen Raum "sex"). Allerdings sehe ich Kultur, Gesellschaft und soziales Umfeld auch nicht als Teil davon, denn das sind nur Komponenten, die unser Verhalten und unsere Selbstdarstellung beeinflussen. Sie erzeugen sozusagen eine Maske, die wir über unserer eigentlichen Identität tragen. Ich verstehe unter Gender bzw. Geschlechtsidentität das, was wir tief im Inneren ungeschminkt sind, nicht das, was wir nach außen hin darstellen. Ich sehe da in meinem kleinen persönlichen Konzept fünf unabhängige Ebenen:

- biologisches Geschlecht (Was ist mein Körper?)
- Identität (Was bin ich?)
- Ausdruck / Wesen (Wie verhalte ich mich?)
- Kleidung (Wie präsentiere ich mich?)
- sexuelle Präferenz (Wen finde ich anziehend?)

Keine davon ist binär, das ist jeweils ein ganzes Spektrum zwischen zwei Polen. Oft finden wir uns irgendwo stabil auf diesem Spektrum wieder, manchmal fluktuiert es und manchmal decken wir das ganze Spektrum ab.
Ich bin ein Mensch mit Irritationshintergrund.

Normality is a paved road: it’s comfortable to walk, but no flowers grow. - Vincent van Gogh

Offline MAS

  • Für ein großherziges Forum ohne Ausgrenzung!
  • Legende
  • ******
  • Beiträge: 25.827
  • Geschlecht: Männlich
  • Toleranz ist gut, Respekt ist besser!
    • IFN
  • Pronomen: Unwichtig
Re: Kopftuch-Streit in Ludwigsfelde (maz-online)
« Antwort #38 am: 14.08.2016 13:27 »
Hallo Michl,

Zitat
das ist eigentlich eine ganz gut Übersetzung, vorausgesetzt, man versteht unter "Identität" von vor hernein nur eine kulturelle, gesellschaftliche, soziale und psychische Dimension und nicht eine rein biologische, genetische, physische.

Ganz sicher keine biologische, genetische und physische, das wäre das biologische Geschlecht (im amerikanischen Raum "sex"). Allerdings sehe ich Kultur, Gesellschaft und soziales Umfeld auch nicht als Teil davon, denn das sind nur Komponenten, die unser Verhalten und unsere Selbstdarstellung beeinflussen. Sie erzeugen sozusagen eine Maske, die wir über unserer eigentlichen Identität tragen. Ich verstehe unter Gender bzw. Geschlechtsidentität das, was wir tief im Inneren ungeschminkt sind, nicht das, was wir nach außen hin darstellen. Ich sehe da in meinem kleinen persönlichen Konzept fünf unabhängige Ebenen:

- biologisches Geschlecht (Was ist mein Körper?)
- Identität (Was bin ich?)
- Ausdruck / Wesen (Wie verhalte ich mich?)
- Kleidung (Wie präsentiere ich mich?)
- sexuelle Präferenz (Wen finde ich anziehend?)

Keine davon ist binär, das ist jeweils ein ganzes Spektrum zwischen zwei Polen. Oft finden wir uns irgendwo stabil auf diesem Spektrum wieder, manchmal fluktuiert es und manchmal decken wir das ganze Spektrum ab.


Ich meinte es eigentlich anders, Joe:

Man kann ja auch von einer biologischen Identität sprechen. Wenn Du bei "Geschlechtsidentität" das Biologische ganz außen vor lässt, trennst Du Biologie und Identität voneinander. Dann hat das Wort "Identität" bei Dir eine ganz enge Bedeutung.

Nach meiner Vorstellung gibt es übrigens keine Identität eines Menschen tief drinnen, die für sich unabhängig von natürlicher und kultureller Umwelt existieren würde, sondern die Identität eines Menschen sehe ich als aus vielen Faktoren zusammengesetzt, nicht additiv, aber komplex verflochten, wobei daraus auch Neues entsteht. Das Ganze ist also mehr als die Summe seiner Teile, nicht weil Zusätzliches dazu käme, sondern weil durch das Zusammenkommen Neues entsteht. Nichts desto trotz sind wir bedingt entstanden und zutiefst verflochten mit unserer Um- bzw. Mitwelt.

LG,
Michel
Wer das Leben ernst nimmt, muss auch über sich lachen können.

ACHTUNG! Ich verbiete ausdrücklich, Texte oder Bilder, die ich hier einstelle, ohne meine ausdrückliche Erlaubnis auf andere Seiten zu kopieren!

Offline Tine

  • Hero
  • ****
  • Beiträge: 888
  • Geschlecht: Weiblich
Re: Kopftuch-Streit in Ludwigsfelde (maz-online)
« Antwort #39 am: 14.08.2016 15:53 »
Der Vergleich hinkt ein wenig, weil ja nicht außenrum 90 % der andern Männer ganz selbstverständlich einen Rock tragen.
Beim Kopftuch zumindest in unseren Breitengraden ist es aber so, dass mindestens 90 % der umgebenden Frauen keines tragen.
Insofern ist ein Vergleich ohnehin müßig. ::)

Viele Grüße
Tine
90% der Männer tragen keine Röcke.
90% der Frauen tragen kein Kopftuch.

Einem Mann zu sagen, dass er seine Hosen ausziehen soll, kommt ihm genauso befremdlich vor, wie einer Muslimin zu sagen, sie soll das Kopftuch abnehmen.

90% der Männer können sich nicht ohne Hosen vorstellen, sprechen aber allen muslimischen Frauen, ab dass sie das freiwillig tun.

90% der Männer tragen ihre Hosen aus Zwang, wenn 5% der Muslime aus Zwang Kopftücher tragen.

Jetzt komm ich selber durcheinander.

Hallo Nico,

Zwang und Freiwilligkeit sind für mich bei diesen beiden Themen sehr unterschiedlich besetzt.
Wenn sich ein Mann sich nicht ohne Hose (d.h. im Rock) vorstellen kann, wo liegt da der Zwang?  ???

In so manchem Staat werden muslimische Frauen misshandelt, wenn sie kein Kopftuch oder noch mehr "Verhüllung" tragen. Das sehe ich als Zwang. Die Musliminnen, die hier in Deutschland "freiwillig" und in Auflehung gegen einen religionsunabhängigen Staat (den wir aus meiner Sicht auch nur sehr bedingt haben - leider!), sind für mich diejenigen, die den Zwang Ihrer Glaubensschwestern in andern Ländern zur Ideologie erheben und hier ausdrücken.

Ob man das so eins zu eins vergleichen sollte? Ich habe es wohl auch verknüpft, wollte dies jedoch nicht so getan haben, dass ich beides komplett in einen Topf schmeiße.

Vermutlich sehen das hier einige Leute ganz anders. Das ist mir dann auch recht, ich wollte es nur noch mal klarstellen.  :)

Viele Grüße
Tine

androgyn

  • Gast
Re: Kopftuch-Streit in Ludwigsfelde (maz-online)
« Antwort #40 am: 14.08.2016 17:22 »
Zwang und Freiwilligkeit sind für mich bei diesen beiden Themen sehr unterschiedlich besetzt.
Wenn sich ein Mann sich nicht ohne Hose (d.h. im Rock) vorstellen kann, wo liegt da der Zwang?  ???
Halli Tine,
ist es freiwillig? Deine Frage ist gar nicht so trivial und selbsterklärend, wie du und viele andere sie auzufassen meinen. Das kann man meines Erachtens nur wissen, indem man sich selber mal außerhalb der Diskurse bewegt oder bewegt hat. Die muslimischen Frauen leben bei uns z.B. außerhalb unseres Diskurs, der da heißt, ich will mein Gegenüber ins Gesicht sehen können. Bei einem Mann ist es bezüglich Hose und Rock hierzulande außerhalb des Geschlechterdiskurs. Bei uns muss zwar niemand um sein Leben fürchten, wenn er einen Rock trägt, aber mit  sozialen Sanktionen muss man im schlimmsten Fall schon rechnen. Es geht dabei weniger darum, ob sich ein Mann nicht im Rock vorstellen möchte, sondern, dass er es nicht machen würde, auch wenn er es wöllte.

Die Musliminnen, die hier in Deutschland "freiwillig" und in Auflehung gegen einen religionsunabhängigen Staat (den wir aus meiner Sicht auch nur sehr bedingt haben - leider!), sind für mich diejenigen, die den Zwang Ihrer Glaubensschwestern in andern Ländern zur Ideologie erheben und hier ausdrücken.
Das sehe ich nicht so. Gut, es mag der Durchschnitt sein. Ich habe aber die Vermutung, dass das Kopftuch bei den jungen Frauen immer mehr als Modeacessoire getragen wird. Auch wenn die Häufigkeit nicht zunimmt. Eine andere Vermutung ist, dass man seine Religion vors Loch schiebt, um sein Tun anderen plausibel zu begründen, weil sich solche aufgeladenen Symbole in den Augen unsere Mitmenschen schlecht unter Mode verkaufen lassen. Das ist ähnlich mit dem Männerrock. Ein Rock ist weiblich besetzt und darum nehmen wenige Männer den Rock an und unter Modetrend lässt er sich im Alltag außer höchstens in der Freizeit, erst recht nicht verkaufen. Will, sagen, ich fahre damit besser, wenn die Leute von mir denken, ich wäre lieber ein Mädel, dann sprechen sie mir auch keine Röcke ab. Wenn ich ständig sagen würde, dass das nur Mode ist, kommt die berechtigte Frage, warum musst du das dann immer anziehen, das kannst du doch auch in der Freizeit tun.
Die Leute haben kein Problem damit, wenn sich eine Frau in ihren 4 Wänden oder in der Freiezit ein Kopftuch überzieht. Sie haben ein Problem damit, wenn sie von einer Frau im Kopftuch bedient oder beraten werden.
Eine Verschleierung kann genauso Zwang oder Selbstbestimmmung sein, wie der Zwang oder die Selbstbestimmung der Freizügigkeit bei Frauen in unserer westlichen Kultur. Mach dir darüber mal Gedanken  ;)
Mir ist verständlich dass das die wenigsten nachvollziehen können, wenn sich eine Frau bei 30°C ein Kopftuch überzieht. Genauso können viele Männer nicht nachvolziehen, dass man Röcke anzieht, um sich freiwillig lächerlich zu machen oder sich zu erniedrigen.


Ob man das so eins zu eins vergleichen sollte? Ich habe es wohl auch verknüpft, wollte dies jedoch nicht so getan haben, dass ich beides komplett in einen Topf schmeiße.
Vermutlich sehen das hier einige Leute ganz anders. Das ist mir dann auch recht, ich wollte es nur noch mal klarstellen.  :)

Viele Grüße
Tine
Zumindest sehen es viele Leute so wie du, weil es für sie nicht nachvollziehbar ist.
Wenn du einen Mann sagst, dass er aus gesellschaftlichen Zwang Hosen trägt, wirst du zu 98% hören, dass er anzieht, was ihm gefällt. Warum sollte ausgerechnet eine Frau mit Kopftuch dazu gezwungen werden? Wenn, dann mach sie es freiwillig, sei es wegen ihrem Glauben etc. so wie ein Christ erst nach der Ehe Sex hat. Für einen Nicht-Christen wird das lustigerweise auch unter einen Zwang verstanden als einer Selbstbestimmung bis nach der Ehe zu warten. Oder Asexualität, ist auch so ein Ding, was für viele nicht in den Kopf passt. Nur wenn es um Hosen geht, dann ist die Rede von Freiwilligkeit und dass er anzieht, was ihm gefällt. Nur, ist das wirklich so? Ich habe andere Erfahrungen gemacht. Und warum sind alle fast gleich angezogen, so dass sich die Garderobe besonders bei Männern nur auf Hosen und Standardoberteile beschränkt? Ist es nicht auch ein zwang, dass anzuziehen, was andere für richtig halten?

LG

Offline MAS

  • Für ein großherziges Forum ohne Ausgrenzung!
  • Legende
  • ******
  • Beiträge: 25.827
  • Geschlecht: Männlich
  • Toleranz ist gut, Respekt ist besser!
    • IFN
  • Pronomen: Unwichtig
Re: Kopftuch-Streit in Ludwigsfelde (maz-online)
« Antwort #41 am: 14.08.2016 17:40 »
Liebe Tine,

es gibt ja sehr verschiedene Arten von Zwang:
1. Gesetze
2. Normen
3. psychische Zwänge
4. usw.

Im Iran werden Frauen vom Gesetz gezwungen, Kopftücher zu tragen. Solche Gesetze gibt es in Deutschland nicht, auch nicht für Hosen und auch nicht umgekehrt, Verbote, bestimmte Kleidungsstücke zu tragen.

Normen zwingen Menschen aber überall auf der Welt, sich bzgl. Kleidung in bestimmten Bahnen zu bewegen. Auch ohne gesetzliche Sanktionen greifen da Erziehung, soziale Kontrolle, eigene daran angepasste Denkgewohnheiten usw. So trägt so manche Muslimin Kopftuch, weil das eben für sie so üblich ist und sich so gehört. Und aus eben diesem Grund tragen die meisten Männer in Deutschland Hosen.

Aus diesen Norman auszubrechen ähnelt dem Verlassen der Erde: Man muss viel Kraft aufwenden, um gegen die Schwerkraft anzukommen. Wir können hier alle ein Liedlein davon singen. Liberale und säkulare Musliminnen haben es in konservativen Familien da oft ähnlich schwer, ihr Kopftuch abzulegen.

In Deutschland tragen inzwischen viele Musliminnen kein Kopftuch mehr, weil sie merken, dass sie auch ohne ehrbare Frauen sein können und als solche angesehen werden und auch in ihrer islamischen Identität trotzdem respektiert werden. Si geht es auch deutschen Männern, wenn sie z.B. in Südostasien die Hose gegen einen Rock tauschen. Da die gesellschaftliche Normen diesbezüglich andere sind, geht das alles.

Wenn nun Musliminnen merken, dass sie in ihrer religiösen identität oder Männer, dass sie in ihrer männlichen Geschläechtsidentität nicht ernst genommen werden ohne Kopftuch bzw. ohne Hose, dann kommt der innere Drang auf, die jeweilige Identiät wieder durch die Kleidung zu betonen.

Und natürlich gibt es auch innere, psychische Zwänge, die einen Menschen dazu zwingen, Kopftücher oder eben keine Kopftücher, Hosen oder Röcke zu tragen.

Die Chance der Freihheit und damit der Freiwilligkeit steigt mit dem Schwinden all dieser Zwänge. Wer von niemandem zu etwas gegängelt wird, der kann freier entscheiden, was er*sie tragen will.

LG,
Michel

PS: Nico, ein Kopftuch lässt das Gesicht frei. Die traditionelle Aura einer Frau, d.h. ihre Schambereich, umfasst nicht Gesicht und Hände. Die dürfen demnach unbedeckt bleiben, sogar beim Gebet, und im Alltag sowie so. Gesellschaften die mehr Bedeckung verlangen, übertreiben, wenn man vom Mainstream-Islam ausgeht. (Vom liberalen Islam her gesehen ganz zu schweigen.)
Wer das Leben ernst nimmt, muss auch über sich lachen können.

ACHTUNG! Ich verbiete ausdrücklich, Texte oder Bilder, die ich hier einstelle, ohne meine ausdrückliche Erlaubnis auf andere Seiten zu kopieren!

androgyn

  • Gast
Re: Kopftuch-Streit in Ludwigsfelde (maz-online)
« Antwort #42 am: 14.08.2016 17:57 »
Aus diesen Norman auszubrechen ähnelt dem Verlassen der Erde: Man muss viel Kraft aufwenden, um gegen die Schwerkraft anzukommen.
jetzt verstehe ich auch die These dahinter, dass die Schwerkraft eine soziale Konstruktion sei. ;D
 
PS: Nico, ein Kopftuch lässt das Gesicht frei. Die traditionelle Aura einer Frau, d.h. ihre Schambereich, umfasst nicht Gesicht und Hände.
Die Auffassungen sind unterschiedliche. Seit dem Fall der Monarchien werden ja auch Perücken als unangebracht und Verstecken seiner wahren Identität gesehen. Es wird auch von manchen Leuten schon kritisiert, wenn eine Frau bei uns die Haare verhüllt, wenn nicht gerade Mistwetter draußen ist. Das ist aus der Folge unseres westlichen Zwangs, dass Frauen soviel Haut wie möglich zeigen müssen. Eine hochgeschlossene Frau gilt als frigide. Ein freizügiger Mann dagegen als homosexuell. Darunter fallen Röcke in ihrer Ausdrucksform.

Offline MAS

  • Für ein großherziges Forum ohne Ausgrenzung!
  • Legende
  • ******
  • Beiträge: 25.827
  • Geschlecht: Männlich
  • Toleranz ist gut, Respekt ist besser!
    • IFN
  • Pronomen: Unwichtig
Re: Kopftuch-Streit in Ludwigsfelde (maz-online)
« Antwort #43 am: 14.08.2016 19:08 »
Aus diesen Norman auszubrechen ähnelt dem Verlassen der Erde: Man muss viel Kraft aufwenden, um gegen die Schwerkraft anzukommen.
jetzt verstehe ich auch die These dahinter, dass die Schwerkraft eine soziale Konstruktion sei. ;D
 
PS: Nico, ein Kopftuch lässt das Gesicht frei. Die traditionelle Aura einer Frau, d.h. ihre Schambereich, umfasst nicht Gesicht und Hände.
Die Auffassungen sind unterschiedliche. Seit dem Fall der Monarchien werden ja auch Perücken als unangebracht und Verstecken seiner wahren Identität gesehen. Es wird auch von manchen Leuten schon kritisiert, wenn eine Frau bei uns die Haare verhüllt, wenn nicht gerade Mistwetter draußen ist. Das ist aus der Folge unseres westlichen Zwangs, dass Frauen soviel Haut wie möglich zeigen müssen. Eine hochgeschlossene Frau gilt als frigide. Ein freizügiger Mann dagegen als homosexuell. Darunter fallen Röcke in ihrer Ausdrucksform.


Schwerkraft als soziale Konstruktion? Köstlich! ;D

Und ja, es gibt auch einen Zwang zur nackten Haut, dem viele Frauen unterliegen. Oder zu rasierter Haus, was der Meinung meiner Frau nach aus dem Orient kommt.

LG,
Michel

PS: Noch 5 Beiträge bis zu Deinen 6000 Nico!
Wer das Leben ernst nimmt, muss auch über sich lachen können.

ACHTUNG! Ich verbiete ausdrücklich, Texte oder Bilder, die ich hier einstelle, ohne meine ausdrückliche Erlaubnis auf andere Seiten zu kopieren!

Offline DesigualHarry

  • Routinier
  • *****
  • Beiträge: 2.152
  • Geschlecht: Männlich
Re: Kopftuch-Streit in Ludwigsfelde (maz-online)
« Antwort #44 am: 14.08.2016 21:48 »
Hallo!

Ich sehe Freiheit als eine innere Einstellung an, die man durch sehr viel Selbstvertrauen und Selbstbewusst sein erreicht hat. Ab einem gewissen Punkt spielen äußere Umstände nur mehr die Rolle die dem persönlichen Fortschritt dienlich sind, alles unerwünschte wird abschaltbar. Man bestimmt den Verlauf seines Lebens selbst. Man wird immun gegen die Ängste der Gesellschaft.


 

SMF 2.0.19 | SMF © 2020, Simple Machines | Bedingungen und Regeln

go up