Autor Thema: Kopftuch-Streit in Ludwigsfelde (maz-online)  (Gelesen 37191 mal)

Offline Tine

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Re: Kopftuch-Streit in Ludwigsfelde (maz-online)
« Antwort #45 am: 14.08.2016 23:11 »
Ich habe aber die Vermutung, dass das Kopftuch bei den jungen Frauen immer mehr als Modeacessoire getragen wird. Auch wenn die Häufigkeit nicht zunimmt. Eine andere Vermutung ist, dass man seine Religion vors Loch schiebt, um sein Tun anderen plausibel zu begründen, weil sich solche aufgeladenen Symbole in den Augen unsere Mitmenschen schlecht unter Mode verkaufen lassen.

Hallo Nico,

dann dürfte es ja kein Problem sein, das modische Accessoire im Schwimmbad abzulegen und mit den andern Mädels der Klassen den Schwimmunterricht zu absolvieren. ::)

Wenn ich ständig sagen würde, dass das nur Mode ist, kommt die berechtigte Frage, warum musst du das dann immer anziehen, das kannst du doch auch in der Freizeit tun.
Stimmt. Also ist es nicht nur Mode, sondern etwas anderes. :)

Die Leute haben kein Problem damit, wenn sich eine Frau in ihren 4 Wänden oder in der Freiezit ein Kopftuch überzieht. Sie haben ein Problem damit, wenn sie von einer Frau im Kopftuch bedient oder beraten werden.
Das wäre mir meistens ziemlich egal. Nicht egal ist es mir z.B. in einer Schule oder wenn die Dame mit Kopftuch vom Staat bezahlt werden möchte.
Und in der Freizeit darf sie gern tragen was sie will. Wenn es denn das ist, was sie will und nicht das, was Vater, Brüder oder die Mutter wollen.
Ich halte das Kopftuch, wenn es den freiwillig getragen wird, weniger für eine modische Marotte, denn einen Akt der Abgrenzung von der unmoralischen, sündigen und freizügigen westlichen Kultur. Das ist solange in Ordnung, solange man nicht von dieser westlichen Kultur und ihren Staaten durchgefüttert werden möchte.
Ich kannte eine sehr freundliche Frau mit Kopftuch. Sie war wirklich eine ganz liebenswürdige Person, sprach aber nach Jahrzehnten in Deutschland ungefähr so gut Deutsch wie ich Englisch nach einem oder zwei Schuljahren. Und wenn ich mir das zusammenreime, was sie so erzählt hat, hatte sie nur wenige Freiheiten, ganz abgesehen vom Kopftuch.

Eine Verschleierung kann genauso Zwang oder Selbstbestimmmung sein, wie der Zwang oder die Selbstbestimmung der Freizügigkeit bei Frauen in unserer westlichen Kultur. Mach dir darüber mal Gedanken  ;)
Wenn Du auf modische Konventionen und ein verbreitetes Frauenbild abzielst, könntest Du natürlich recht haben. :)

Wenn du einen Mann sagst, dass er aus gesellschaftlichen Zwang Hosen trägt, wirst du zu 98% hören, dass er anzieht, was ihm gefällt.
Sei mir nicht böse, aber Hosen sind in vielen Lebenslagen einfach praktischer als ein Rock. Zumindest , wenn es um lange Hosen und lange Röcke geht oder um ganz kurze Hosen und ganz kurze Röcke.

Warum sollte ausgerechnet eine Frau mit Kopftuch dazu gezwungen werden? Wenn, dann mach sie es freiwillig, sei es wegen ihrem Glauben etc. so wie ein Christ erst nach der Ehe Sex hat. Für einen Nicht-Christen wird das lustigerweise auch unter einen Zwang verstanden als einer Selbstbestimmung bis nach der Ehe zu warten. Oder Asexualität, ist auch so ein Ding, was für viele nicht in den Kopf passt.
Sorry, aber dieses mit Sex warten bis in die Ehe halte ich nur dann für in Ordnung, wenn man mit 15 heiratet. Ich habe diese christiche Gehirnwäsche genossen und es hat mich einige Mühe gekostet, mich davon zu befreien. >:(
Wenn ich mit einem Menschen, den ich liebe und der mich liebt, in beiderseitigem Einverständnis und voller Freude die Lust an unsern Körpern lebe, kann ein liebender Gott was dagegen haben? Wenn ich den Mist durchgezogen hätte, dann aus der Wirkung der Erziehung heraus, weil ich mich ständig sündig und schlecht gefühlt hätte und nicht, weil ich der Überzeugung war, dass es für mich stimmt. Und dann ist es Zwang.

Nur wenn es um Hosen geht, dann ist die Rede von Freiwilligkeit und dass er anzieht, was ihm gefällt. Nur, ist das wirklich so?
Es werden seit Jahren Kilts in den verschiedensten Farben und Formen verkauft. Wenn ein Mann Lust auf Rock hätte, könnte er ohne Schwierigkeiten einen Kilt kaufen, der als Männermode anerkannt ist, zumindest deutlich anerkannter als der Rock an sich.
Warum tun es dann so wenige? Vielleicht, weil es ihnen einfach in Hosen gut geht? :)

Viele Grüße
Tine

Offline Tine

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Re: Kopftuch-Streit in Ludwigsfelde (maz-online)
« Antwort #46 am: 14.08.2016 23:14 »
Und natürlich gibt es auch innere, psychische Zwänge, die einen Menschen dazu zwingen, Kopftücher oder eben keine Kopftücher, Hosen oder Röcke zu tragen.

Hallo Michael,

da stimme ich Dir voll zu. Und was tun, wenn ein psychischer Zwang hinter dem Verlangen steht, ständig einen Rock (oder andere Frauenkleidung) zu tragen?  ???

Viele Grüße
Tine

Offline high4all

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Re: Kopftuch-Streit in Ludwigsfelde (maz-online)
« Antwort #47 am: 14.08.2016 23:39 »
Hallo Michael,

da stimme ich Dir voll zu. Und was tun, wenn ein psychischer Zwang hinter dem Verlangen steht, ständig einen Rock (oder andere Frauenkleidung) zu tragen?  ???

Viele Grüße
Tine
Das kommt darauf an. ob der psychische Zwang dem Patienten schadet oder nicht. Mit Absicht gebrauche ich den Begriff "Patient", weil ich den leichtfertig verwendeten Begirff "psychischer Zwang" konsequent zu Ende denke.

Ist es notwendig, den Patienten (rocktragenden Mann) zu heilen (was auch immer darunter verstanden wird) oder nicht? Was steckt an Motivation bei den besorgten Mitbürgern/Familienangehörigen hinter dem Wunsch, den Patienten zu heilen? Echte Sorge oder eventuell Egoismus? Der Zwang, unbedingt gesellschaftliche Normen einzuhalten, um mit einem "normal" erscheinenden Menschen zusammen zu leben?

Zwangsstörungen sind Krankheiten, daran sei erinnert. Deshalb bin ich mit dem Begriff "psychischer Zwang" zurückhaltend. Zu schnell ist der Stempel "psychisch gestört" aufgedrückt auf Menschen, die einfach ihren Traum ausleben. Vielleicht im Unterschied zu den sogenannten "Normalen", die sich das nicht trauen. Aus welchem Grund (Zwang) auch immer.

Die allerherzlichsten Grüße von einem, der das Verlangen hat, ständig einen Rock zu tragen*.
Hajo

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Re: Kopftuch-Streit in Ludwigsfelde (maz-online)
« Antwort #48 am: 15.08.2016 00:16 »
Liebe Tine,

ich würde es mit dem psychischen Zwang so sehen wie Hajo: Solange man damit niemandem schadet, auch sich selbst nicht (wobei das schwierig ist, zu beurteilen, wann ein Schaden anfängt), sollte man es behandeln wie viele andere Zwänge auch: einfach tolerieren.

Was übrigens religiöse Symbole bei Bediensteten des Staates angeht: In Großbritannien dürfen muslimische Polizistinnen Kopftüch und Sikh-Polizisten Turbane zur Uniform tragen. Es geht alles.

Freiwilligkeit und das Einhalten religiöser Gebote wird oft als Widerspruch angesehen. Man kann sich aber auch freiwillig dazu entscheiden religiöse Gebote einzuhalten und zugleich der Gesellschaft als Polizist*in dienen wollen. Es geht bei der Wahl einer staatlichen Stelle nicht immer nur ums Durchgefüttert- oder Bezahltwerden, sondern die altmodische Tugend des Dienenwollens kann auch eine Rolle spielen.   

Freiwilligkeit ist oft sehr schwer zu beurteilen. Oft weiß man ja selber nicht, wie freiwillig man etwas tut und wodurch alles der eigene Wille beeinflusst ist.

LG!
Michel
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Offline high4all

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Re: Kopftuch-Streit in Ludwigsfelde (maz-online)
« Antwort #49 am: 15.08.2016 00:58 »
Liebe Tine,

ich würde es mit dem psychischen Zwang so sehen wie Hajo: Solange man damit niemandem schadet, auch sich selbst nicht (wobei das schwierig ist, zu beurteilen, wann ein Schaden anfängt), sollte man es behandeln wie viele andere Zwänge auch: einfach tolerieren.

LG!
Michel
Das, lieber Michael, ist der Knackpunkt.

Wenn wir die Suche nach einer neuen Arbeitsstelle als Beispiel nehmen:

Ein Mann trägt gerne Röcke und Frauenkleidung, weil es zu seiner Persönlichkeit gehört. In Hosen fühlt er sich äusserst unwohl. Kann man von einem Schaden infolge des Tragens von Frauenkleidung sprechen, wenn er deshalb keine neue Stelle bekommt? Und wenn es ein Schaden sein sollte, muss man ihn (wie auch immer) "heilen". Inklusive Zwangsmaßnahmen, wenn er sich weigert, Männerkleidung zu tragen? Und ist er dann wirklich "geheilt"? Oder würde die Zwangsbehosung größere psychische Schäden nach sich ziehen als das Tragen von "falscher" Kleidung?

Wie handhaben wir es mit Rauchern? Extremsportlern die den Adrenalinkick suchen? Übergewichtigen?

Wer bestimmt, was noch zur Norm gehört und was nicht?

LG
Hajo

Anbei noch ein Link zu einem Artikel, der vielleicht zum Ausgangsthema passt:

http://www.bento.de/politik/burka-in-deutschland-wie-viele-vollverschleierte-frauen-gibt-es-in-deutschland-773270/

Zitat
Ich habe versucht, Burka-Trägerinnen in Deutschland zu finden

Es ist dem Autor nicht gelungen.

Heute habe ich eine Frau im Niqab gesehen (keine Burka). Die ging mit ihrer Tochter (ca. 7 Jahre alt) spazieren. Die Tochter war "deutsch" gekleidet.
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Offline GregorM

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Re: Kopftuch-Streit in Ludwigsfelde (maz-online)
« Antwort #50 am: 15.08.2016 06:21 »
Im Artikel lese ICH von einer Frau, die überreagiert. Ein Trainer bei einem Tischtennisverein hat ihr gesagt, er finde ihre Kopfbedeckung „nicht sportlich“. Dasselbe hätte er zweifelslos einem deutschen Jungen, von deutschen Eltern geboren, gesagt, hätte dieser mit Kaputzenpullower/Hoodie Tischtennis spielen wollen.

Einem Mann, einem einzigen Mann, einem Tischtennistrainer nur, ist es gelungen, mit zwei Worten, ihre Kopfbedeckung sei „nicht sportlich“, diese Frau dazu zu bringen, die Stadt zu verlassen, nachdem sie die Geschichte den Medien berichtet hat. Und alle, der Bürgermeister und der Vorsitzende des Vereins inklusive, haben sie danach mit allen Argumenten um Verzeihung geflohen. Vergebens.

Aber bitte; sollte ich mich beleidigt gefühlt haben und meinen Wohnort verlassen haben, jedes Mal mir einer gesagt habe, ich hätte etwas anders machen sollen, wäre ich ja seit Jahrzehnten heimatlos. Es könnte über mein Aussehen sein, über meine Kleidung, über meine Haarfarbe, über meinen Glauben, über meine politische Haltung, ja über mein Kilt-/Rocktragen. 

Diese Frau überreagiert, und das kann sie, das weiß sie, und davon benutzt sie sich zynisch: Sie ist Ingenieurin und noch dazu für Luft- und Raumfahrttechnik, wie es mehrmals im Artikel heißt.

Und eine ganze Stadt überreagiert, weil es ihr wichtig ist, sich ach so politisch korrekt zu verhalten, nicht zumindest, wenn es ja noch dazu um eine Ingenieurin innerhalb Luft- und Raumfahrttechnik handelt, und die sogar Deutsch spricht und – als ob das von Bedeutung sein sollte – auch nett und klug ist. 

Gruß
Gregor

PS. Die Relevanz, einen Vergleich mit Kopfbedeckung bei Frauen, die in islamischen Kreisen gern gesehen wird und Röcken, die bei Männern von fast der ganzen Gesellschaft unpassend gefunden werden, zu ziehen, sehe ich besten Willens nicht.   

PSS. Jämmerliche Journalistik.
       
Gruß
Gregor

Offline MAS

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Re: Kopftuch-Streit in Ludwigsfelde (maz-online)
« Antwort #51 am: 15.08.2016 08:35 »
Lieber Gregor,

das kann man schlecht von außen beurteilen, ob diese Frau absichtlich überreagiert, um damit Aufmerksamkeit zu erreichen, oder ob sie schon so vieles an Missachtung durchgemacht hat, dass nun einfach der Kragen geplatzt ist.

Insofern ist der Vergleich zwischen ihr und einem Jugendlichen, der im Kaputzen-Rolli Tischtennis spielen will, schwierig. Es kommt darauf an, wie existenziell wichtig der Kaputzen-Rolli für den Jugendlichen wäre. Hätte er zu wählen zwischen der Rüge des Trainers und dem Gefühl, gegen ein göttliches Gebot zu verstoßen, wäre der Vergleich leichter.

Auch stimmt es ja nicht, dass Männer in der ganzen Gesellschaft ungerne gesehen werden. In buddhistischen Kreisen aus Sri Lanka kamen meine Röcke immer sehr gut an. Sicher sind diese Kreise in Europa weniger vertreten als die muslimischen.

Ich sehe schon einen Ähnlichkeit der Fälle darin: Wenn ein Mann zwischen der Rüge durch die Gesellschaft und dem Gefühl, sich selbst untreu zu werden, zu wählen hat, dann ist es ähnlich wie bei der Kopftuch tragenden Muslimin. Also wenn die Treue zu sich selbt und dasa Gefühl, der Hosenzwang würde uns Männer generell diskriminieren, einem so wichtig ist, wie der Glaube an Gott, der bestimmte Kleidung von einem verlange, für die Muslimin.

LG,
Michel
 
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Offline GregorM

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Re: Kopftuch-Streit in Ludwigsfelde (maz-online)
« Antwort #52 am: 15.08.2016 12:56 »
Lieber Michael,

du hast Recht, insofern man vom Außen schlecht beurteilen kann, ob die Frau absichtlich überreagiert, aber beweise mir, dass sie es nicht tut.

Sie wurde wenige Monate zuvor von "der Stadt" herrzlich begrüßt. Das bedeutet ihr offensichtlicher weniger als ein Mann, der ihre Kopfbekleidung kommentiert - was in einer solchen Situation nicht ganz daneben sein könne. Es steht auch nirgendwo im Artikel, dass er ihr das Tragen verbot.

Unter allen Umständen hätte sie ja, falls sie sich von diesem Trainer schlecht behandelt fühlte, sich bei seinem Arbeitgeber beschweren können, oder beim Bürgermeister, der ihr Monate bevor willkommen gehießen hatte. Aber Nein, sie rennt zur Presse und macht kund, dass sie in dieser (schrecklichen) Stadt nicht länger leben möchte.

Es könnte auch andere Männer und Frauen gewesen sein, die sie schlecht behandelt hätten, schreibst du. Ja, aber ehrlich, ist das sehr wahrscheinlich? Und wenn, dann gäbe es wohl auch solche Elemente in allen anderen Städten Deutschlands?

Wird das nächste, dass sie dann überhaupt nicht in Deutschland leben möchte, im Land, wo sie ihre Ausbildung bekommen hat?
(Ich stelle mir vor, Ausbildungen werden wie bei uns 100% vom Staat bezahlt, und dass sie einen monatlichen Beitrag während der Studienzeit empfangen hat). 

In gewissen Teilen der Welt tragen Männer Röcke, ich weiß. Hier war ich nicht konkret genug. Meine Welt beschränkt sich, wenn nicht anders erwähnt, auf die Westliche.


Gruß
Gregor

PS. Soviel ich weiß, betrachten nicht alle Muslimen die Kopfbekleidung als ein Göttliches Gebot.

PSS. Ich habe mehrmals in diesem Forum gelesen, dass besonders Einwanderer muslimischer Herrkunft deutsche Männer im Rock verpönen. Was macht die Stadtverwaltung etc., um diese Männer vor verbalen Übergriffen dieser Leute zu schützen?


     
Gruß
Gregor

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Re: Kopftuch-Streit in Ludwigsfelde (maz-online)
« Antwort #53 am: 15.08.2016 15:18 »
Lieber Gregor,

da ich die Frau nicht kenne, weiß ich nicht, was in ihr vor sich geht. Allerdings kenne ich andere Musliminen, die schon wegen ihres Kopftuches dumm angemacht wurden. Und kaum jemand, der einen Vortrag über ein islamisches Thema hält, wird nicht nach dem Kopftuch gefragt, auch wenn das gar nicht sein Thema ist. In Bonn gibt es eine Stadträtin mit Kopftuch, was dann auch wieder ein großes Thema ist. Man macht da sehr viel dran fest.

Ich meine nicht, dass ich beweisen muss, dass sie nicht überreagiert, denn es gilt doch zunächst die Unschuldsvermtung.

Ich weiß zwar, dass es Muslime gibt, die darauf warten, dass jemand in ein Fettnäpfchen tritt, um dann die beleidigte Leberwurst zu spielen. Vielleicht ist sie so ein Mensch. Aber beweisen kann ich es nicht.

Dass nciht alle Musliminnen die Kofpbedeckung als göttliches Gebit betrachten stimmt. Das betone ich sogar immer wieder gerne. Aber jeder Mensch kann ja nur für seinen eigenen Glauben einstehen. Und viele Musliminnen tun es eben. Das nutzen dann widerum die Islamisten aus, um es zu instrumentalisieren. Sie schüren dann auch solche Empfindlichkeiten. Das wiederum bringt die Islamophoben auf die Palme. Und so gibt es ein Wettrüsten der gegenseigen Empörungen.

Da ich ja nicht für die Musliminnen entscheiden kann, sich lieber nicht so aufzuregen, kann ich nur selber für mich entscheiden, mich nicht so aufzuregen, sondern ihnen wie allen Menschen mit Respekt und Wohlwollen zu begegnen und ihnen so keinen Anlass zu geben, sich über mich aufzuregen.

Ich meinte übrigens die Singhalesen hier unter uns, die meine Röcke loben, nicht nur die in Sri Lanka.

Ich habe rocktragenderweise bisher keine negativen Erfahrungen mit Muslimen gemacht, war sogar noch vor drei Monaten auf einem 80. Geburtstag einen Muslims im Rock und auch schon in Moscheen usw., ohne irgendwelche Probleme. Auch im Kleid habe ich mich mal mit einem arabischstämmigen Muslim unterhalten, der meinte, er würde gerne zu Hause seine Galabiya tragen. Draußen würde er sich das nicht trauen, weil er Angst habe, für einen Terroristen gehalten zu werden.

Die einzigen Menschen mit Migrationshintergrund, die mich wegen meines Rocks mal fragten, ob ich schwul sei, waren zwei Russen. Das war aber nur einmal, und de waren ansonsten auch ganz freundlich.

Deswegen kann ich dazu nichts sagen, was evtl. Stadtverwaltungen dagegen tun. Wahrscheinlich bekommen die Stadtverwaltungen davon gar nichts mit.

LG!
Michel

 
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Re: Kopftuch-Streit in Ludwigsfelde (maz-online)
« Antwort #54 am: 15.08.2016 17:38 »
Ich selbst habe auch nie, wie schon mehrmals in diesem Forum geschrieben, Probleme mit muslimischen Einwanderern gehabt.
Andere hier haben es aber, scheint es.

Gruß
Gregor
Gruß
Gregor

Offline Tine

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Re: Kopftuch-Streit in Ludwigsfelde (maz-online)
« Antwort #55 am: 15.08.2016 18:01 »
Im Artikel lese ICH von einer Frau, die überreagiert. Ein Trainer bei einem Tischtennisverein hat ihr gesagt, er finde ihre Kopfbedeckung „nicht sportlich“. Dasselbe hätte er zweifelslos einem deutschen Jungen, von deutschen Eltern geboren, gesagt, hätte dieser mit Kaputzenpullower/Hoodie Tischtennis spielen wollen.

Einem Mann, einem einzigen Mann, einem Tischtennistrainer nur, ist es gelungen, mit zwei Worten, ihre Kopfbedeckung sei „nicht sportlich“, diese Frau dazu zu bringen, die Stadt zu verlassen, nachdem sie die Geschichte den Medien berichtet hat. Und alle, der Bürgermeister und der Vorsitzende des Vereins inklusive, haben sie danach mit allen Argumenten um Verzeihung geflohen. Vergebens.

Hallo Gregor,

danke für den Hinweis auf den eigentlichen Ursprung. Nur habe ich schon wieder eine Anmerkung: Hätte man einem deutschen Jugendlichen, der sich wegen dieser Äußerung beleidigt gefühlt hätte, auch so viel Verständnis entgegengebracht oder vielmehr befunden, dass er sich nicht so anstellen soll und gefälligst ein bisschen Anstand seinem Trainer gegenüber zeigen darf? ???

Viele Grüße
Tine

Offline Tine

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Re: Kopftuch-Streit in Ludwigsfelde (maz-online)
« Antwort #56 am: 15.08.2016 18:12 »
ich würde es mit dem psychischen Zwang so sehen wie Hajo: Solange man damit niemandem schadet, auch sich selbst nicht (wobei das schwierig ist, zu beurteilen, wann ein Schaden anfängt), sollte man es behandeln wie viele andere Zwänge auch: einfach tolerieren.

Was übrigens religiöse Symbole bei Bediensteten des Staates angeht: In Großbritannien dürfen muslimische Polizistinnen Kopftüch und Sikh-Polizisten Turbane zur Uniform tragen. Es geht alles.

Hallo Michael,

ich würde das mit den psychischen Zwängen noch ein bisschen anders aufziehen. Wenn der Mensch mit Zwang jemandem schadet ODER wenn er darunter leidet. Wenn er jemandem schadet, muss man ihm Hilfe zukommen lassen, wenn er selbst leidet, sollte man sie ihm wenigstens anbieten.

Das Argument "Das geht dort auch!" könnte man auch für die Todesstrafe anführen. Die gibt es auch hier und da noch auf der Welt.
Ich habe bei religiösen Äußerungen eine gewisse Allergie. Ich lasse jedem seinen Glauben, meinetwegen an fliegende Spaghettimonster oder unsichtbare Einhörner. Ich bin aber sehr dafür, dass zwischen Staat und Religion eine strikte Trennung stattfindet. Ein Beamter muss sich für mich (zumindest im Dienst) so neutral wie möglich verhalten. Politisch, religiös und was sich sonst noch so anbietet. (Das haben wir längst nicht, das stimmt schon. Trotzdem ist es für mich der erstrebenswerte Idealzustand.) Wenn sich da jemand weigert irgendwelche religiösen Gebräuche in der Dienstzeit zu unterbrechen, halte ich das für nicht ok. (Zumal auch schon andere Meinungsbekundungen unterbunden wurden, wie Anstecker u.ä. z.B. mit politischem Inhalt)
Das ist meine Meinung und sicherlich nicht die, die hier auf großen Anklang stößt.
Ich möchte einfach die Rollen unterstreichen, die ein Mensch so hat. Das ist eben nicht nur eine und die Rollen können durchaus konkurrieren. Die Kunst ist es, allen Rollen zu ihrer Zeit gerecht zu werden oder sie zugunsten einer anderen Rolle zu verlassen.

Viele Grüße
Tine

Offline high4all

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Re: Kopftuch-Streit in Ludwigsfelde (maz-online)
« Antwort #57 am: 15.08.2016 19:14 »
,
Ich möchte einfach die Rollen unterstreichen, die ein Mensch so hat. Das ist eben nicht nur eine und die Rollen können durchaus konkurrieren. Die Kunst ist es, allen Rollen zu ihrer Zeit gerecht zu werden oder sie zugunsten einer anderen Rolle zu verlassen.

Viele Grüße
Tine
Ein Mensch sollte ein Mensch sein und nicht irgendwelche Rollen einnehmen. Dann ist er nicht er selbst, sondern spielt den anderen eine (erwartete, geforderte) Rolle vor.

Echtheit statt Schauspielerei!

LG
Hajo
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Re: Kopftuch-Streit in Ludwigsfelde (maz-online)
« Antwort #58 am: 15.08.2016 19:39 »
Im Artikel lese ICH von einer Frau, die überreagiert. Ein Trainer bei einem Tischtennisverein hat ihr gesagt, er finde ihre Kopfbedeckung „nicht sportlich“. Dasselbe hätte er zweifelslos einem deutschen Jungen, von deutschen Eltern geboren, gesagt, hätte dieser mit Kaputzenpullower/Hoodie Tischtennis spielen wollen.

Einem Mann, einem einzigen Mann, einem Tischtennistrainer nur, ist es gelungen, mit zwei Worten, ihre Kopfbedeckung sei „nicht sportlich“, diese Frau dazu zu bringen, die Stadt zu verlassen, nachdem sie die Geschichte den Medien berichtet hat. Und alle, der Bürgermeister und der Vorsitzende des Vereins inklusive, haben sie danach mit allen Argumenten um Verzeihung geflohen. Vergebens.

Hallo Gregor,

danke für den Hinweis auf den eigentlichen Ursprung. Nur habe ich schon wieder eine Anmerkung: Hätte man einem deutschen Jugendlichen, der sich wegen dieser Äußerung beleidigt gefühlt hätte, auch so viel Verständnis entgegengebracht oder vielmehr befunden, dass er sich nicht so anstellen soll und gefälligst ein bisschen Anstand seinem Trainer gegenüber zeigen darf? ???

Viele Grüße
Tine

Na, ja, liebe Tine,

nehmen wir an, der deutsche Jugendliche trüge eine Kippa, weil er Jude ist, und der Trainer würde fordern, er solle sie ablegen, weil sie unsportlich sei, dann währe diesem Jugendlichen bestimmt das selbe Verständnis gegeben. Oder wenn er ein Christ wäre, und zwar z.B. ein Hutterer, der Wert auf seine schwarze Hose, Jacke und den Bart legten, dann auch. Aber Hutterer gibt es in Deutschland keine mehr, weil ihnen ihre Nachbarn irgendwie das Leben schwer machten.

LG, Michel
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Offline Asterix

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Re: Kopftuch-Streit in Ludwigsfelde (maz-online)
« Antwort #59 am: 15.08.2016 19:43 »


nehmen wir an, der deutsche Jugendliche trüge eine Kippa, weil er Jude ist, und der Trainer würde fordern, er solle sie ablegen, weil sie unsportlich sei, dann währe diesem Jugendlichen bestimmt das selbe Verständnis gegeben. Oder wenn er ein Christ wäre, und zwar z.B. ein Hutterer, der Wert auf seine schwarze Hose, Jacke und den Bart legten, dann auch. Aber Hutterer gibt es in Deutschland keine mehr, weil ihnen ihre Nachbarn irgendwie das Leben schwer machten.

LG, Michel

Ich nehme mal an, dass der Jude allgemein verteidigt werden würde, während das Anhänger/innen anderer Glaubensgemeinschaften nicht in Anspruch nehmen könn(t)en...

Gruß
"Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen" (Giovanni Bosco)


 

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