Hallo!
Hier wird mir mal wieder sehr gut klar dass es keine Objektivität gibt - jeder sieht es auf seine Weise. Das bedeutet aber auch dass jeder Recht hat, weil es jeder aus seinem eigenen richtigen Blickwinkel aus sieht. Wenn man dass mal verstanden hat wird das Leben um ein vielfaches einfacher, aber auch Interessanter weil man nicht ständig damit beschäftigt ist seine Meinung als die einzig wahre kundzutun. Stattdessen erfährt man unglaublich viele Interessante Dinge über einen selbst, wenn man bereit ist anderen zuzuhören.
Ja, das sehe ich auch so (ähnlich): Selbst wenn es Objektivität geben sollte, ist da unheimlich schwer ranzukommen. Wäre es leicht, bräuchten wir keine Forschungsinstitute, die mit viel Geld ausgestattet jahrelang forschen und trotzdem nur selten zu eindeutigen Ergebnissen kommen.
Was uns hier betrifft, so kommt jeder von uns mit einer eigenen Lebensgeschichte hier ins Forum. Unsere Denkwege haben sich längst entwickelt. Wie haben uns Denkroutinen angewöhnt, die für uns jeweils plausibel sind.
So kommt uns unser je eigenes Denken als vernünftig, rational, plausibel, realistisch und natürlich ideologiefrei vor. Andere Denkwege sind uns fremd, kommen uns komisch vor, unvernünftig, irrational, unrealistisch und unplausibel.
Dazu kommen dann Vereinfachungen, die dann zum binären oder bipolaren Schwarz-weiß- oder auch Yin-Yang-Denken führen, Verallgemeinerungen usw.
"Es gibt nur zwei Geschlechter, und die sind biologisch, alles andere ist Idelogie."
"Es gibt so viele Geschlechter, wie Menschen die haben wollen, das hat mit Biologie wenig zu tun."
"Das kulturelle Geschlecht ist eine natürliche Folge des biologischen. Also haben sich Männer als Männer und Frauen als Frauen zu verhalten, zu kleiden usw."
"Kleidung hat mit den biologischen Geschlechtern rein gar nichts zu tun und ist deshalb per se geschlechtslos, denn kultureller Geschlechter (Gender) gibt es nicht."
"Religiöse Menschen sind per se ideologisch verblendet."
"Atheisten wollen einfach nicht glauben, entscheiden sich also böswillig gegen Gott und haben selbst zu verantworten, wenn sie verworfen sind."
"Richtige Muslime müssen gewaltbereit sind, sonst verstehen sie ihren eigenen Glauben nicht richtig."
"Deutschsein ist was Schlimmes, denn wir haben den Nationalsozialismus und die Schoah zu verantworten und hatten 300 Jahre vorher die meisten Hexenurteile Europas."
"Deutschsein ist nicht schlimmer als irgend eine andere Identität, und wie die anderen, sollten wir uns nicht mit den schlimmen Epochen unserer Geschichte beschäftigen, sondern nur mit den schönen und guten. An die Schoah zu erinnern ist Nestbeschmutzung."
"Multikulti- und Regenbogen-Gender-Ideolologie sind Zeichen der Dekadenz unserer modernen Gesellschaft."
"Wer Abtreibungen verbietet, nimmt den Frauen ihre Menschenrechte."
"Wer Abtreibung befürwortet, nimmt den Ungeborenen ihre Menschenrechte."
"Europa und Amerika sind allein Schuld an der Armut von 2/3 der Menschheit."
"Die Afrikaner können nicht wirtschaften, sondern versinken in Faulheit und Korruption und sind selbst schuld, dass es ihnen zu schlecht geht."
"Frauen tun nur so, als seien sie das schwache Geschlecht. In Wahrheit beherrschen sie uns Männer."
"Männer sind per se auf Gewalt gebürstet und sollten feminisiert werden, damit sie friedlich werden."
"Die Klimawandel-Lüge soll uns fleißigen Europäer und Amerikaner wirtschaftlich schwächen und ist eine Erfindung der Muslime und Feministen."
"Würden alle Menschen den Islam annehmen, hätten wir den Weltfrieden."
"Den Islam sollte man vernichten, dann hätten wir den Weltfrieden."
"Ohne Nachdenken ist man glücklicher."
"Ohne Nachdenken ist man dumm und glücklich."
"Ohne Männer wäre die Welt besser."
"Ohne Frauen wäre die Welt besser."
"Ohne Menschen wäre die Welt besser."
"Ohne mich ist das Leben ganz einfach."
"Ich in ganz meiner Meinung!"
Solche oder zumindest so ähnliche Positionen hört und liest man immer wieder, auch hier im Forum. Und wir streiten darüber, wer denn nun recht hat.
Ich denke (uns hoffe, dass jetzt Marcel nicht sagt, ich solle lieber spazieren gehen, statt zu denken) wir sollten uns klar darüber werden, wie wir jeweils zu unseren Positionen kamen, welche Erfahrungen und dahin gebracht haben, welche Werte wir eigentlich damit verbinden, was eigentlich unsere Antriebe sind, uns für diese oder jede Position einzusetzen.
Man kann übrigens sehr gut auf Spaziergängen in Ruhe über solche Fragen nachdenken.
Ich wünsche uns allen einen schönen und friedlichen Sonntag!
LG, Micha