Nachdem es im Herbst leider nicht geklappt hat, war der frühsommerliche Reifenwechsel dieses Mal wieder ein Volltreffer.
Unser Autohaus macht zweimal im Jahr Reifenwechseltage. Das sind dann Samstage, an denen nur Reifen gewechselt werden. Man fährt zu einem Checkpoint, übergibt sein Auto, die schauen Licht und Flüssigkeiten nach und fahren es dann in die Werkstatt zum Reifenwechseln. Währenddessen kann man in der "Lounge" Platz nehmen. Da gibt es eine bequeme Sitzgruppe mit Couch und Sesseln, Kaffee, Kleingebäck, Zeitungen und Fernseher, um sich die halbe Stunde zu vertreiben, bis die Reifen drauf sind. Da warten dann meist so um die 10-15 Personen. Danach wird man aufgerufen, kehrt sich die Krümel vom Rock und geht zur Kasse zum Auslösen des Fuhrwerks.
Das ist bei mir immer ein wenig spannend und ich mache mir mittlerweile einen Spaß daraus, möglichst queer dort aufzulaufen. Das sah in diesem Fall von unten nach oben so aus: Barfuß, Zehenringe, kupferfarbener Nagellack, Kettchen um den Knöchel. Dann schwarze, halbtransparente Leggings, schwarzer Leder-Mini, rotes Shirt mit tiefen V-Ausschnitt und ein schwarzer. dünner, kurzer Cardigan. Dazu eine Kette, Ohrringe, Nagellack in pink-metallic. Also dezent.
In der Form habe ich mir da in aller Ruhe einen Kaffee geholt, mich bequem in die Couch gelümmelt und die Leute verwirrt. Die Damen dort schauten mal offen, lächelten und vertieften sich wieder in ihre Zeitungen oder das Fernsehprogramm. Die Männer taten so, als ob sie mich ignorierten - jedenfalls die meisten. Einige erwischte ich immer wieder beim Schauen, sie schienen eine Vorliebe für meine dünnen Leggings zu haben (die tatsächlich abgeschnittene Strumpfhosen sind).
Spannend wurde es wieder, als das Auto fertig war und ich aufgerufen wurde. Während es früher mitunter nur ein eher enttäuschendes "Fahrzeug für Nock" war, hat es dieses mal wieder geklappt. Das Auto ist auf meine Frau zugelassen und die Dame am Tresen rief deshalb ein fröhliches "Frau Nock bitte" in die Runde. "Ich komme" rufe ich zurück und stehe auf. Köpfe drehen sich in meine Richtung... Gespräche verstummen... *crickets* ... Ich bringe so langsam wie möglich meine Kaffeetasse zurück und bahne mir den Weg durch die anderen Wartenden zum Tresen. Hinter mir setzt Getuschel und Gemurmel ein. Ich schaue mich um. Einige Köpfe zucken so schnell zurück in Normalposition, dass sich der Kopf abschrauben würde, hätte er ein Gewinde. Ich zahle, nehme meinen Schlüssel in Empfang und gehe mit dem guten Gefühl nach draußen, dass die Zurückgelassenen später zu Hause etwas zu erzählen haben werden...