Ja. Ist wohl sowas wie populistisch.
Andererseits wird das die Welt verändern.
Dass Frauen zu den Hosen griffen, hat ja auch die Welt verändert. Da hatten die Hosen sehr schnell auch nicht bloss den Stellenwert nur eines weiteren Kleidungsstücks, das die Frauen sich erobert haben, sondern die Hosen waren ja auch symbolisch, ja zum Teil politisch, aufgeladen: In Schlagworten gesprochen, sich die zuvor traditionell den Männern vorbehaltene Welt zu erobern.
Und so haben wir eine Vielzahl von Regierungschefinnen (und ich meine nicht nur unsere irgendwie ans Herz gewachsene Angie, die man fast ausschliesslich in Hosen sieht), alleinverdienende Mütter oder hochrangige Wirtschaftsmanagerinnen (wenn auch noch wahrscheinlich viel zu wenige).
Dem Mann ist der Rock, sofern es ihm danach gelüstet, meistens einfach nur ein Kleidungsstück. Oder Freiheit. Diese ideologische Aufladung findet da sehr viel weniger statt. Nehmen wir jetzt mal allemöglichen Fälle von Trans-irgendwas raus, so splitten sich die Männer, die auch hier im Forum überwiegend vertreten sind, in solche, die wirklich nur ein Kleidungsstück und mehr Freiheit haben wollen und jene, die (das vielleicht sogar auch gerne hätten, aber) dem Weiblichen als dem möglicherweise perfektioniertestem Menschsein bzw. als dem für allgemeine Sehweisen näherliegenden Modell zuzustreben.
Sollten Männer in den Regionen, in denen sie heute üblicherweise nur in Hosen zu sehen sind, in grösserer Zahl zu den Röcken finden, dann wird auch das die Welt ändern.
Männer müssten nicht mehr bewusst oder (wahrscheinlich überwiegend) unbewusst ihre Aggressionen abbauen, weil sie in ihren Erwartungen so eng festgelegt sind. Männer könnten (zumindest die, die es betrifft, auch wenn viele davon im Moment noch nichts erahnen) mit ihren größeren Freiheiten auch mit größerer Zufriedenheit sich jenen Dingen widmen, die wirklich wichtig wären, ohne einem alltäglichen Anpassungszwang zu unterliegen.
Ich weiss, das klingt jetzt fast nach einer rockfanatischen Sozialutopie. Ich bin mir aber sicher, wenn rock-/kleid-tragende Männer in unserem Lebensalltag üblicher wären, dass sich das in der Tat gesamtgesellschaftlich auswirken würde. Und zwar bestimmt in einer eher angenehmeren Weise. Ich will nicht von einer Revolution sprechen, aber einen spürbaren Umbruch brächte es schon mit sich. Auch wenn nur 10 oder 20 Prozent der Männer selbstzufriedener wären (wegen des fehlenden Zwangs), und zwar in einer Weise, die den meisten heute noch gar nicht bewusst ist: Es hätte einen spürbaren Effekt in unserem Alltag.
Natürlich gibt es bei Umbrüchen immer auch Verlierer. Ich könnte mir vorstellen, dass ein paar einflussreiche Menschen was dagegen haben, wenn es mehr selbstzufriedenere Männer auf der Welt gäbe. Und die brauchen Menschen, die die Schreckgespenster an den Wände erkennen und fordern, dem Unsinn, Schuljungen auch das Rocktragen zu erlauben, Einhalt zu gebieten.
Nein, es ist kein Unsinn. Selbstzufriedene Menschen können viel mehr leisten als in Schablonen gepresste Menschen. Auch wenn das nicht jedem gefällt.
Als Frauen anfingen, nach den Hosen und der traditionellen Männerwelt zu greifen, drehte die Welt sich weiter. Und wenn Schuljungen Röcke tragen dürfen, dann geht morgen und übermorgen noch immer die Sonne auf. Selbst in Mexiko.