Autor Thema: Mal anders  (Gelesen 5244 mal)

Offline cephalus

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Mal anders
« am: 07.02.2022 09:27 »
Ich bin es gewohnt, kaum Aufmerksamkeit zu erregen, und habe oft das Gefühl fast unsichtbar zu sein, zumindest was meine Kleidung betrifft.

Am Wochenende war meine Frau, mit Familie, von ihrem Chef zum Essen in einer etwas "hipperen" Pizzeria eingeladen, jedoch nicht in München, sondern in einem benachbarten Städtchen, Fürstenfeldbruck.
Da der Gastgeber eher konservativ ist, blieb ich kleidungsmäßig auch ganz brav, eher rustikal, wurde aber gefühlt zur Attraktion vor Ort.
Schon auf dem Weg vom Auto zum Restaurant blieb einigen gefühlt der Mund offen stehen und auch in der Pizzeria geriet für einige das Weltbild ins Wanken, zumindest in der Zeit als ich nicht am Tisch saß.

Außer von der Frau des Gastgebers kam keine Bemerkung, aber an eine derartige Aufmerksamkeit durch Blicke kann ich mich nicht erinnern.
Der Kommentar des Chefs Frau (stimmt das grammatikalisch? ;)) war nur bedingt geistreich: "Das sieht aus wie ein Rock". Meine Antwort "Ja, das ist ein Rock". Thema erledigt.

Ich denke, würde ich eher ländlich oder kleinstädtisch wohnen, würde mir die erhöhte Aufmerksamkeit, sofern sie nicht gerade eine Ausnahme war, die Lust an Rock oder Kleid zu einem guten Teil verderben - 20km und die Welt ist eine andere ::)

Ach ja, kein T-Shirt sondern ein beiger langärmliger Pullover sonst war das in etwa das, was ich trug


Offline Olivier

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« Antwort #1 am: 07.02.2022 10:00 »
Guten Morgen!

Das erhöht jetzt doch wieder meine Bedenken auch im heimalichen Kaff offen Rock zu tragen. In den bislang besuchten Städten war das völlig problemlos - meist keine Reaktion, manchmal ein etwas irritierter Blick oder hin und wieder sogar Lob.
Aber wie das in dem konservativen Kaff aussieht?

LG, Olivier
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Offline hirti

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« Antwort #2 am: 07.02.2022 10:36 »
Hallo!

Das ist doch einmal eine spannende Erfahrung, cephalus.
Mich erstaunt dass diese Aufmerksamkeit dir die Freude am sich besonders kleiden verleiden könnte. Waren es nicht so positive Reaktionen?

@Olivier
Die Entscheidung, im heimatlichen Kaff offen Rock zu tragen, sollte eine bewusste sein finde ich.
Wenn du es tust, werden es die meisten bald wissen. Manchen wird es egal sein, konservativ eingestellte Geister werden dich schräg angucken und einige andere werden es toll finden.
Die Frage ist, wie wichtig dir das ist, wenn Leute im Ort mit denen du eh nix zu tun hast dich künftig ein bissl seltsam finden und wie angenehm oder unangenehm dir die damit verbundene Aufmerksamkeit ist?

Offline cephalus

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Antw:Mal anders
« Antwort #3 am: 07.02.2022 10:52 »
Hallo Hirti,
ich habe die Reaktionen als neutral empfunden - nur Aufmerksamkeit, bzw., dass auch der Nachbar darauf aufmerksam gemacht wurde. Kein verzogenes Gesicht, einfach nur Interesse und Neugierde.
Ich gehe lieber unauffällig durchs Leben und das gelingt mir trotz unangepasster Kleidung in München ausgezeichnet, aber scheinbar nicht immer in FFB.


Offline GregorM

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« Antwort #4 am: 07.02.2022 12:07 »
Hallo Cephalus,

ich wohne 20 km nördlich von der Stadtmitte Kopenhagens entfernt, in einem Dorf mit vorwiegend Einfamilienhäusern und weniger als 8.000 Einwohnern, und hier bringen meine Kilts niemanden zum Starren, auch nicht einfarbige Kilts oder Utility Kilts, weder wenn in der Natur unterwegs noch in Restaurants. Höchstens höre ich dazu positive Kommentare.
Wenn ich länger wegfahre – weit weg fährt man nicht, bevor man zu einer Brücke oder eine Fährverbindung kommt (nach Deutschland 170 km, nach Schweden 30 km und nach Insel Fünen und weiter nach Jütland 110 km) - ändert das nichts.
Ich stelle mir auch vor, dass ein Rock im Restaurant nichts hätte ändern können.
Sollte es wirklich so große Unterschiede geben können?

Gruß
Gregor

PS. Heute im Morgen-TV gab es einen Einschlag mit einem Professor Emeritus, der seit 1999 feminine Kleidung trägt. Er meinte, damals wunderten sich noch Studierende, Kollegen und Freunde, aber die Gesellschaft hätte sich bald danach geändert und sei viel toleranter geworden. Im Fernsehstudio trug er eine bunte Jacke, eine schwarze Lederhose und Langschaftstiefel.
Er erzähle nicht, ob er auch Röcke und Kleider träge, aber ich denke schon. Er sagte, er sei Crossdresser.
Gruß
Gregor

Online Skirtedman

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Antw:Mal anders
« Antwort #5 am: 08.02.2022 04:19 »
Guten Morgen!

Das erhöht jetzt doch wieder meine Bedenken auch im heimalichen Kaff offen Rock zu tragen. In den bislang besuchten Städten war das völlig problemlos - meist keine Reaktion, manchmal ein etwas irritierter Blick oder hin und wieder sogar Lob.
Aber wie das in dem konservativen Kaff aussieht?

LG, Olivier

Ja, Olivier, in ländlichen Gemeinden werden regelmäßig männliche Rockträger gesteinigt. Das kommt im Schnitt alle tausend Jahre vor. Rein statistisch müsste es bald wieder soweit sein.
Nun ist Steinigung nicht gerade das beliebteste Ende einer Rockträger-Karriere, es sei denn, man interessiert sich für Steine. Man kann also schon mal vorsorglich begeisterungsfördernden Unterricht nehmen bei Hajo in Geologie und bei Culture Skirt in Mineralogie, um den Genuss zu steigern. Auch wenn man sich nicht für sowas wie Steine begeistern kann, muss eine Steinigung nicht unbedingt negativ zu bewerten sein, denn ein ungeplantes Ableben verbessert ungemein die persönliche Ökobilanz.

Ob, Olivier, es sich nun ausgerechnet in Deinem Kaff Dich ereilt, kann man nicht mit Sicherheit sagen. Es könnte auch im Nachbarkaff passieren.

Nun, Olivier, ich würde es riskieren. Steine und so, das ist schon irgendwie interessant. Und vielleicht, wenn Du grade da bist, haben die Dörfler jedesmal ausgerechnet nicht die genügende Anzahl von Steinen zur Hand.

Ich, für mein Teil, lebe in einem 20.000-Einwohner-Kaff. Da ist die Dorfstruktur vielleicht etwas anders als in Niederhosenbach. Oder in Dillje. Aber ich bewege mich recht oft auch in kleineren Ortschaften, auch wiederholt, und bin manchenorts dort leidlich bekannt. Bis jetzt blieben sowohl die Steinhaufen als auch die Armbrüste unbeeindruckt ob meiner Anwesenheit.

Ich kenne Beispiele, wo in kleinen Dorfstrukturen Rockträger oder vergleichbare Kandidaten seit vielen Jahren wohnen - ich hab sie nicht selbst persönlich kennengelernt - aber die Dorfbewohner erzählen mir das dann eher so, dass die zwar ihren Ruf weg haben, aber die Eigenwilligen trotzdem in Ruhe gelassen werden oder sogar ins Dorfleben gut als schillerndes Aushängeschild integriert sind. Das Maul zerreissen sich die Leute ohnehin, auch über die angestrengt angepassten Mitbürger. Das, was letztlich zählt, sind oft die Sympathiewerte, die man mit seiner Art durchaus selbst mit beeinflussen kann. Und Neider gibt es überall.

Deine persönliche Note wird für Dein Kaff eine Bereicherung sein. Bestimmt auch in Deinem Nachbarkaff.

Offline MAS

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Antw:Mal anders
« Antwort #6 am: 08.02.2022 08:31 »
Mir ist das auch ziemlich Wurscht, viele Einwohner die Ortschaft hat, in der ich im Rock unterwegs bin und ob mich die Leute kennen oder nicht. In 23 Rockjahren habe ich zwar auch eine Handvoll negativer Begegnungen gehabt, aber die sogar eher in einer Großstatt, wo man eh mehr Leuten begegnet. Also auch die positiven Reaktionen gab es mehr in großen Städten. Zuallermeist reagieren die Menschen gar nicht, zumindest nicht so, dass ich es merken würde. Und sollte es mir mal passieren, was Dir, lieber Cephalus, passiert ist, würde ich auch einfach sagen: "Ja, es ist ein Rock". Wer dann mehr wissen will, mag gerne nachfragen.

LG, Micha
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Offline cephalus

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Antw:Mal anders
« Antwort #7 am: 08.02.2022 09:51 »
Ich habe mir gerade nochmal die Leute im Restaurant und auf der Straße in FFB vors Auge geholt, als ich gestern zufällig geschäftlich wieder in FFB war  und mir fällt auf, dass dort ein leicht anderer Kleidungsstil gepflegt wird, als in München. Nicht markant, beim Einzelnen, aber in der Masse wirkt alles etwas braver, durchschnittlicher und konservativer.
Es fehlen die markanten Leute, die Extreme auf der Skala der Erscheinungsformen.
Männer über 40 tragen vor allem Hemden, keine bunten Shirts und auch die Damen sind zurückhaltend - auch die schlabbrige Jogginghose ist nicht vertreten.

So gesehen ist es irgendwie logisch, dass eine größere Abweichung noch mehr auffällt.

Offline Olivier

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Antw:Mal anders
« Antwort #8 am: 08.02.2022 09:55 »
Hallo Wolfgang,

na dann werde ich erstmal noch weitere Erfahrungen sammeln und zu gegebener Zeit dann hier den Rock einführen. Mal schauen wie es dann läuft und  ggf. werde ich vom Verlauf der Steinigung berichten.  :)

LG, Olivier
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Offline MAS

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Antw:Mal anders
« Antwort #9 am: 08.02.2022 10:00 »
Cephalus,

ist das dieselbe Stadt von der es in einem Lied heißt: "I brauch ka große Welt, I will ham nach Fürstenfeld"?
https://www.lyrix.at/t/sts-furstenfeld-d39
https://www.youtube.com/watch?v=FpRmP0XUVcA

Nee, das liegt anscheinend in der Steiermark. Ah ja: https://de.wikipedia.org/wiki/F%C3%BCrstenfeld
Und Du warst in: https://de.wikipedia.org/wiki/F%C3%BCrstenfeldbruck


LG, Micha
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Offline Lars

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Antw:Mal anders
« Antwort #10 am: 08.02.2022 10:24 »
Es ist doch immer wieder schön, wenn ein User komische Fragen stellt und sie sich sofort selbst beantwortet  :) Dann bedarf es wenigstens keiner Reihe weiterer themenfremder Antworten ...
 
Zum Thema:
Ich wohne in einem 1600-Einwohner-Dorf. Wenn man anfängt, im Rock rumzulaufen, wirft das in jedem Fall Fragen auf. Das Ding ist, die Leute fragen jeden, warum du das tust. Sie fragen aber garantiert nicht DICH! So war es bei mir. Irgendwann wurden dann von der unmittelbarsten Nachbarschaft, die man im Laufe der Jahre auch gut kennt, die ersten Fragen an mich gerichtet. Und dann erfährt man auch so langsam, was die Leute so gedacht und gemutmaßt haben .... das ist hochinteressant. Ob ich Theaterschauspieler wäre, war einer der absoluten Kracher  ;D Und wenn es auffällt, wenn man mal in Hosen rumläuft, dann ist alles gut  8)
 
Viele Grüße,
Lars
Schützen die Grünen die Natur?
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Offline MAS

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Antw:Mal anders
« Antwort #11 am: 08.02.2022 10:40 »
Es ist doch immer wieder schön, wenn ein User komische Fragen stellt und sie sich sofort selbst beantwortet  :) Dann bedarf es wenigstens keiner Reihe weiterer themenfremder Antworten ...
 

So komisch ist die Frage nicht, denn Cephalus weiß jetzt, dass ein Rheinländer nicht unbedingt weiß, wo Fürstenfeldbruck liegt und dass das nicht identisch mit Fürstenfeld ist. Erst durch Cephalus' Beitrag kam ich mal dazu, nach dem Lied, dessen Refrain ich seit Jahrzehnten kenne, ohne das Lied oder die Band genauer zu kennen, zu recherchieren. Und wundert sich sicher, wie man das verwechseln konnte.

Und dabei kommt mir die Frage, ob es weniger an der Größe der Ortschaft als an ihrer Lage liegt, wie die Leute auf einen Mann im Rock reagieren. Wie würden wohl die Leute in Fürstenfeld in der Steiermark reagieren?

LG, Micha
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Offline cephalus

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« Antwort #12 am: 08.02.2022 10:41 »
Und was mutmaßen die Leute denn so, ausser Schauspielerei ;)?

Offline cephalus

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« Antwort #13 am: 08.02.2022 10:45 »
Zumindest für einen Bayern erschließt sich aus dem Dialekt, dass es sich wohl um einen östlicher gelegenen Teil Österreichs handeln muss. ;)

Offline MAS

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« Antwort #14 am: 08.02.2022 11:03 »
Zumindest für einen Bayern erschließt sich aus dem Dialekt, dass es sich wohl um einen östlicher gelegenen Teil Österreichs handeln muss. ;)

Das kann ich mir denken! Wenn ich so genau hinhöre, kann höre ich auch die Unterschiede, z.B. "ka Geld" statt "koa Geld", wobei ich in Österreich auch "ka Göld" erwarten könnte, das ist aber vielleicht Niederöstereichisch.

Warst Du denn schon im Rock in kleinen österreichischen Orten, Cephalus?

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