Autor Thema: Wir sind Freedresser  (Gelesen 5071 mal)

Offline MAS

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Antw:Wir sind Freedresser
« Antwort #60 am: 18.09.2023 12:23 »
Verstehen und nachempfinden kann ich es, da ich ja auch mal diese Angst hatte und Reste davon immer wieder mal auftauchen. Ziel sollte es aber sein, sie zu überwinden statt die zu pflegen.

LG, Micha
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Offline Skirtedman

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Antw:Wir sind Freedresser
« Antwort #61 am: 18.09.2023 13:30 »
Ich finde Freedresser klingt so künstlich und zwanghaft gebildet. Zudem bin ich eh nicht so der Fan von Scheinanglizismen.

Ob Scheinanglizismus hin oder her. Mit" Handy" hat man sich ja auch gut arrangiert. Nebenbei hätte "Freedresser" auch das Zeug, grenzenübergreifend über die deutsche Sprachgrenze hinweg zu funktionieren.

"Freedresser" ist ja ohnehin nur ein analog gebildetes Wort zu dem bereits existierenden "Crossdresser", welches oft für Verwirrung geeignet ist, aber schon lange von einer Crossdresser-Community verwendet wird.

Und zwischen "Crossdressern" im Sinne der Crossdresser-Community und "Freedressern" im Sinne dieses Threads bestehen eben in vielerlei Hinsicht deutliche Unterschiede. Einer dieser Unterschiede kann man so charakterisieren:
Die "Crossdresser" versuchen, ihr öffentlich gelebtes abweichendes Verhalten möglichst gut zu verstecken.
Die "Freedresser" versuchen, ihr öffentlich gelebtes abweichendes Verhalten eben nicht zu verstecken, sondern klar erkennbar zu leben und zu diesem abweichenden Verhalten zu stehen.

Fest aber steht, und das verbindet die Crossdresser mit den Freedressern, dass beide abweichendes Verhalten praktizieren.

Und da hast Du, Yoshi, vollkommen Recht, dass eigentlich beiderlei Verhalten abweichend und theoretisch "queer" ist.

Und eigentlich müssten wir uns doch alle bereits mit dem Q der LGBTQetc-Szene identifizieren können. Eigentlich sind wir doch Teil dieser Szene. Und doch wollen die meisten das aber eben nicht sein.

Da spielt eben auch diese nachhaltige Angst mit hinein, in eine falsche Schublade gesteckt zu werden.

Die Eigenbezeichnung "Freedresser" zum Beispiel (im Sinne dieses Threads) hilft uns, in der sehr breiten, vielfältigen "Szene" abweichenden Verhaltens uns einzusortieren, ohne irgendwohin falsch "weg"-sortiert zu werden.

Und diese Eigenbezeichnung ist vor allem intern "in der Gemeinde abweichenden Verhaltens" hilfreich. Um z.B. hier, wenn wir uns miteinander austauschen, nicht immer wieder in zwei Sätzen erklären zu müssen, wie wir uns denn von anderen unterscheiden, und dann haben diese zwei erklärenden Sätze immer noch nicht alle Feinheiten beschrieben und bleiben falsch interpretierbar.

Und zwei Abschnitte später wollen wir noch einmal uns und unseres gleichen erwähnen, und dann müssen wir wieder von vorne Anfangen, die wichtigsten Feinheiten erneut in zwei Sätzen zu erklären. Da macht es ein handlicher Begriff deutlich einfacher.

Und sei er ein Scheinanglizismus. Handlich, einprägsam muss er sein. Und wenn er in seiner Struktur Analogien aufgreift zu anderen üblichen Worten "in unserer Gemeinde", dann hat er klarere Umrisse, auch wenn diese Umrisse nicht auf jeden von uns zutreffen. - Aber eventuell ist man dann eben nicht selber ein "Freedresser", sondern man findet dann andere Beschreibungen zutreffender - "queer" zum Beispiel.

Offline Timper

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Antw:Wir sind Freedresser
« Antwort #62 am: 18.09.2023 13:38 »
Dann musst du den Begriff aber noch unters Volk auf die Straße bringen. Und da muss dann wieder erklärt werden. Hier intern reicht das nicht.
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Offline Skirtedman

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Antw:Wir sind Freedresser
« Antwort #63 am: 18.09.2023 13:45 »
Nee, das ist ja der Punkt.

Draussen taugt der Begriff nur dann was, wenn wir uns solidarisieren und Szenen-"Arbeit" leisten, oder wenn übermorgen unsereins als Massenphänomen auftritt. Nungut, aber versuchen, den Begriff unters Volk zu bringen, kann man ja trotzdem.

Sehr viel wichtiger ist der Begriff hier drinnen. Sich als "divers" fühlende Menschen benutzen ja auch den Begriff "divers", um sich hier unter uns auszutauschen. Warum sollten Freedresser im Sinne dieses Threads nicht auch einen Begriff haben?


Offline Timper

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Antw:Wir sind Freedresser
« Antwort #64 am: 18.09.2023 14:12 »
Ich habe ja nichts gegen den Begriff. Ich finde eben nur das Fremde außerhalb damit kaum was anfangen können. Da geht das erklären dann wieder los.
Wird wohl immer so sein…
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Offline Skirtedman

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Antw:Wir sind Freedresser
« Antwort #65 am: 18.09.2023 14:18 »
Wie gesagt, wichtig ist, dass wir unter uns erst einmal was damit anfangen können.
Wir unterhalten uns hier miteinander darüber wohl oft mehr als mit Fremden.

Offline Yoshi

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Antw:Wir sind Freedresser
« Antwort #66 am: 18.09.2023 21:22 »
Und da hast Du, Yoshi, vollkommen Recht, dass eigentlich beiderlei Verhalten abweichend und theoretisch "queer" ist.

Und eigentlich müssten wir uns doch alle bereits mit dem Q der LGBTQetc-Szene identifizieren können. Eigentlich sind wir doch Teil dieser Szene. Und doch wollen die meisten das aber eben nicht sein.

Da spielt eben auch diese nachhaltige Angst mit hinein, in eine falsche Schublade gesteckt zu werden.

Ich finde es tatsächlich auch gar nicht schlimm, wenn mich jemand als "schwul" ansieht. Dann denk ich mir: "Interessant. Nur weil ich einen Rock trage? Dich kann man ja leicht bei der Nase herumführen." Vielleicht habe ich bei manchen Leuten sogar unbewusst Vorurteile gegen Homosexuelle abbauen können, weil sie mich dafür hielten.
Ich kann es aber auch nachvollziehen, wenn man sich davon abgrenzen will und das ist ja auch jedem sein gutes Recht. Nichtsdestotrotz muss man LGBTQ auch nicht direkt zum "Feindbild" erklären.
Wenn es mehr (heterosexuelle) Rock tragende Männer gäbe, dann würde sich dieses Vorurteil irgendwann in Luft auflösen. Heutzutage schließt auch niemand bei Hosen tragenden Frauen auf ihre Sexualität oder Geschlechtsidentität. Früher war das auch ganz anders und sie wurden als "Lesben", "Emanzen" oder "Mannsweiber" beschimpft.

Und sei er ein Scheinanglizismus. Handlich, einprägsam muss er sein. Und wenn er in seiner Struktur Analogien aufgreift zu anderen üblichen Worten "in unserer Gemeinde", dann hat er klarere Umrisse, auch wenn diese Umrisse nicht auf jeden von uns zutreffen. - Aber eventuell ist man dann eben nicht selber ein "Freedresser", sondern man findet dann andere Beschreibungen zutreffender - "queer" zum Beispiel.

Jetzt mal ganz ketzerisch gefragt: Braucht es dafür eigentlich einen Begriff? Wie nennt man eine Hose tragende Frau? Ich glaube, dafür gab es in den ganzen Frauenbewegung keinen Begriff. Falls jemand Näheres weiß, ich lasse mich gerne aufklären. Frauen nannten sich damals einfach "emanzipiert". Ein Wort, dass mir als Eigenbezeichnung auch ganz gut gefällt.


 

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