Vielleicht sollten einige Mitglieder etwas mehr ernstnehmen, was im Artikel „Mission“ von rockmode.de steht: „Die Angst vor abweisenden Reaktionen und die Angst, in falsche Kategorien eingeordnet zu werden, hält die allermeisten Männer davon ab.“ Abstrakter kann man auch sagen: Man soll nicht zusammenpacken, was nicht zusammen gehört. In der Politik läßt sich das zwar nicht vermeiden, weil Einzelabstimmungen über alles am Aufwand scheitert, aber man muß nicht, nur weil man eine Aussage eines politischen Lagers vertritt, hinter allem, was dieses Lager vertritt stehen. Bei Wahlen habe ich immer das Problem, daß immer nur Parteien zur Auswahl stehen, bei denen ich mindestens einen guten Grund weiß, weshalb ich sie nicht wählen sollte. Leider kommt es bei Ideologen aller Richtungen vor, daß sie mit etwas, wofür sie Zustimmung verdienen, die Menschen in ihr Lager ziehen versuchen, um dann dort auch ihre ablehnenswerten Positionen den Menschen unterzuschieben. Diese Gewohnheit und die Angst vor ihr führen schnell zu absurden gegenseitigen Angriffen.
Dies spielt nach meiner Ansicht in diesem Thread eine wichtige Rolle. Die Angst , daß die Aufforderung „Männer sollen Männer bleiben.“ ein Rockverbot für Männer bedeute, sehe ich in diesem Kontext. Geht man von der Biologie aus, was die beklagte Frau, von der die Aufforderung kommt, offensichtlich tut, oder zumindest vorgibt zu tun, bekommt man rational kein Rockverbot hin. Wir werden zwar mit einem Geschlechtsorgan, aber nicht mit Kleidung geboren. Ohne Kleidung können wir hier in unseren Breitengraden zwar nicht überleben, aber man sollte beachten, welche zu welchem Körper paßt. Zwar sitzt ein Rock sicherer auf einer weiblichen Taille als auf einer männlichen, weil das weibliche Becken mehr in die Breite geht als das männliche, aber daraus folgt keineswegs, daß die Hose für Männer geeigneter ist. Es gibt ja auf dem Kleidungsmarkt schließlich keine richtigen Männerhosen mit Genitalkapsel. Die Hosen passen also nicht so recht zum männlichen Körperbau. Als weiteres kommt dazu, daß Frauen im Schnitt ehr frieren als Männer, so daß die luftigere Kleidung besserer zum Mann paßt als zur Frau. Für die biologische Männlichkeit ist der Rock besser als die Hose, wie im Artikel „Mission“ nachzulesen ist: “Im Verlaufe des Gesprächs stellte er sich als Urologe vor. Er erklärte mir, dass ich mit meinem Rock äußerst gesund leben würde und zählte mir eine lange Liste von Krankheiten der Harnwege und der Genitalien auf, die nur durch Überwärmung und Pressung dieser Organe entstehen.“ Männer bleiben im Rock also besser Männer als in Hosen.
Eine solche fehlerhafte Lagerbildung ist auch, daß der Männerrock und die Aufhebung der Geschlechtlichkeit zusammengehören. Man kann es auch anders sehen, nämlich daß der Begriff der Geschlechtlichkeit geschärft wird, wenn man ihn auf die Biologie zurückführt und ihn von unsinnigen Ballast, wie Kleidungsgewohnheiten befreit. Ein anderes Lager ist das der sexuellen Störungen, so daß befürchtet wird, daß der Männerrock nur das erste Indiz einer geschlechtlichen Persönlichkeitsstörung darstellt.
Die Gefahr, daß der Rock als Ausdruck derartiger Lagerzugehörigkeit angesehen wird, und man entsprechend der Beurteilung des Lagers behandelt wird, ist nach meiner Ansicht die Hauptangst vor dem Rock am Mann, und das nicht nur bei Männern sondern auch bei deren Partnerinnen. Der Rock wird dann abgelehnt, weil bestimmte Aspekte des Lagers ablehnt werden, und sei es nur die Ablehnung durch andere Menschen.
Es kommt aber auch vor, daß Männer den Rock tatsächlich als Ausdruck einer Lagerzugehörigkeit tragen, und andere Röcke tragende Männer über den Rock in ihr Lager ziehen wollen. Da gab es hier im Forum schon Streit mit Männern, die sich nicht als Teil dieses Lagers sehen, und sich folglich davon abgrenzen.
Die Ablehnung, die die Gendergegnerin hier erfuhr, kann ich mir nur mit derartigem Lagerdenken erklären. Wie ist sonst erklärbar, daß einer Frau, die das vorherrschende Geschlechterbild dadurch angreift, daß sie erklärt, daß es im Bereich der emotionalen Verletzlichkeit konträr zu den Beobachtungen bei Zugrundelegung des biologischen Geschlechts steht, unterstellt wird, daß sie dieses Geschlechterbild in der Kleidung durchsetzten will?
Gruß,
Jo