Nun, wir könnten noch einige nette (in unserem Sinne aber positive) Anekdoten vom Wochenende berichten.
Ich will mit dieser Anekdote mal den Anfang machen:
Ich bin Freitag Abend angereist. Samstag Morgen im Hotel habe ich mich in eine intertabuläres Gespräch, also ein Gespräch von Tisch zu einem anderen Tisch quer durch den Frühstücksraum eingemischt. So waren dann 3 Tische im Gespräch verwickelt. Außer mir war ein Schweizer und ein mittelaltes Pärchen aus Lippe/Ostwestmittelhochunterfalen am freundlichen Fabulieren. Das ging das ganze Frühstück lang. Ich hatte meine Kombi vom Vorabend nochmal an: dunkelrotes, knapp knielanges Kleid mit dezenter Rautenstruktur im Stoff, kaum tailliert, grade geschnitten; darüber ein ähnlich roter dünner Strickcardigan mit grober gelegentlich ins schwarz abgleitender Fadentextur. Wenn man genau hinschaut, kann man die Arme durchschimmern sehen und erkennen, dass das Kleid drunter ärmellos ist. Der Cardigan ist vllt. eine Handlang kürzer als das Kleid. Anders als abend zuvor tug ich diese Kombi nicht mit den 40den anthraziten Strumpfhosen, sondern Beine nackisch, die Sonne heizte ja bereits ganz gut ein (hatte schon 10 Minuten auf Balkon in der Sonne gesessen). Die schwarzen durch Umkrempeln verkürzten (vermutl. Damen-, d.h. kürzer als Männer-)Socken steckten in schwarzen Lederschuhen. In all dem steckte ich, und meine wichtigsten Begleitgegenstände steckten wie das ganze Wochenende über in einem dünnen faltbaren Kunstfaser-Notrucksack in Schwarz.
Angeregte Unterhaltung, auch beim Nachfassen am Büffet. Die anderen unbeteiligten Tische mussten mithören, hatten keine andere Chance.
In der nächsten Nacht (auf Sonntag) öffnete die Dame von dem Pärchen um etwa halb 3 mir die Tür vom Hotel, und meinte, ihr Freund hätte einen Notfall. Sie müsste den Notarzt rufen. Sie benutzte noch ein Wort, das ich so nicht kannte und machte mir dann nur noch die Vorstellung, dass ihr Begleiter es nicht mehr bis ins Zimmer geschafft hatte, und jetzt draussen auf dem Parkplatz schnell ein paar Bier wegbringt.
Paar Stunden später, Sonntag, Frühstücksraum. Herr Schweizer war da. Ich kam. Insgesamt war es voller, wieder angeregte Unterhaltung. Auch jetzt trug ich die Kombi vom Vorabend: beige-graues dickeres Strick-T-Shirt mit Umschlagkurzarm und wilder Aufrauh-/Ätz-Struktur (man kann vllt. sagen so im Ausgeh-Disko-Techno-Style) aus der Männerabteilung. Dazu einunterknielanger mittelfein plissierter leicht fließender Faltenrock mit goldglimmender Metallbeschichtung (C&A von neulich, 15,-), schwarze Sneakersocken, dunkelblau melierte Stoffschuhe, weiße Sohle, in Jeansoptik.
Das Pärchen kam dazu, Unterhaltung nimmt Fahrt auf. Der Notarzt war wirklich da. Er war auch schon im Krankenhaus, für ihn aber eher unangenehme Routine, mich nahms Wunder, dass er schon wieder so augescheinlich fit, wach und munter war. Frühstücksbüffet, Essen, Trinken, Schlabbern. Interessante, lockere Unterhaltung, wie gestern.
Nie hat sich irgendjemand dazu geäussert darüber, wie und warum ich gekleidet war, wie ich es halt war. Kein Thema, gar nicht, nicht mal ansatzweise. Weitere Vierstelstunde Schmatzen und Gespräche. Dann steht unser nächtlicher Notfall auf und meint auf dem Weg zum Büffet zu mir:
"Und wir wissen nun genau Bescheid über Sie!". Seine Freundin, lachend: "Ja, das hat ihm keine Ruhe gelassen. Er hat im Internet nachgeschaut und lange gebraucht".
Oh Gott! Ich musste an das vorab auf Facebook kursierende Foto von der Brücke aus fragwürdiger Quelle denken. Oder ans Forum. Ich: "Oh...! Da bin ich ja jetzt mal gespannt!". Er: "Ja, ich hab´s rausgekriegt: Da findet jetzt ein großes Treffen statt". Ich erwartungsvoll: "Okay...!". Sie: "Ja, es ist doch ein ganzer Kongress". Er: "Ja, der Buddhistenkongress hier in Heidelberg!"
Ich musste sie dann enttäuschen, dass sie auf dem Holzweg waren. Wir haben alle noch herzhaft gelacht. Ich habe mich aber nicht weiter erklärt, und keiner hat weiter nachgefragt, wir hatten noch einen ganzen Fächer weiterer interessanter Themen, bis wir alle satt waren. Wir haben uns alle höflich und respektvoll voneinander verabschiedet - "bis zum nächsten Mal".