Hallo zusammen,
eines finde ich schon mal super:
Während letztes Jahr an dieser Stelle noch intensiv für eine reine Männerlinie gestimmt wurde, sind jetzt die meisten Stimmen für unisex.
Damit steht es bei uns fest, dass wir den Account ricarda_luzziana_collection angebotsmässig schliessen werden. Wir wollen aber noch die MICH-Seite halten und darauf wird dann ein Link verweisen (innerhalb Ebay ist das ja erlaubt).
Dass viele Läden ein Problem damit haben, Röcke in die Herrenabteilung zu hängen, liegt auch an den sehr mächtigen und teilweise erzkonservativen Vorgaben der beherrschenden Marken. Wenn man eine namhafte Marke in seiner eigenen Boutique führen möchte, dann schreiben die tatsächlich vor, wie der Laden auszusehen hat, wann und wie und wie oft die Ware im Schaufenster präsentiert werden muss und und und. Hält sich der Boutiquebetreiber nicht daran, bekommt er die Ware nicht mehr. Besser bekannt ist dieses Verhalten von Spielwarenläden. Kein Spielwarenladen kann es sich erlauben, ohne Lego und Playmobil auszukommen. Wer Lego verkaufen will, unterwirft sich bedingungslos deren Diktat. Das gleiche bei den Modelleisenbahnen. Marktbeherrscher ist Märklin. Da aber Märklin ein exotisches System anbietet, fällt es hier den Läden leichter, auf Märklin zu verzichten. Dann gibt es eben nur Modellbahnen für Gleichstromer. Beispiel Märklin: Der Händler muss für einen fast 6stelligen Betrag jedes Jahr völlig unverkäufliche Anfangspackungen abnehmen, damit er die begehrten Neuheiten bekommt. Auf diese Weise hat sich die Modellbahnbranche nahezu selbst getötet. Viele Modellbahnhändler sind hochverschuldet oder insolvent. In den 80ern hat sich die italienische Firma Lima von den Modellen in Quelle-Qualität abgewandt und eine völlig neue Linie von Fahrzeugen in zeitgemässer Qualität angeboten. Dann hat sie andere Firmen geschluckt wie den Franzosen Jouef, die italienische Nobelmarke Rivarossi und auch den Nürnberger Trix. Lima bekam dann Verdauungsprobleme und meldete Konkurs an. Dazu muss man wissen, dass die Werkzeuge für eine (!) neue Modelllok fast 1 Million Euro kosten, wenn man nicht in ein Billiglohnland ausweicht. Märklin dagegen kann nicht kaputt gehen, weil es ein Prestige-Objekt des Landes Baden-Würtemberg ist, das Hauptgesellschafter ist.
Die Frage ist immer, wieviel Kapital steckt hinter einer Marke und wer sind dessen Gesellschafter und Aktionäre. Je internationaler sowas läuft, desto weniger interessieren nationale Gesetze. Je mehr Macht ein Marke hat, desto weniger interessiert sie irgendwelche Restriktionen bzgl. Sittenwidrigkeit. Das beste Beispiel sind die Ölgesellschaften. Täglich mehrere Preisänderungen, natürlich alle untereinander abgesprochen und was machen die nationalen Kartellämter? Kaffeetrinken. Und die Staaten springen auf den Zug mit auf und holen sich als Trittbrettfahrer die Kraftstoffsteuern.
Kein Ladenbesitzer traut sich heute mehr Experimente machen, dafür ist seine Existenzangst viel zu gross. Seit Aldi und Lidl in den Textilmarkt eingestiegen sind, hat es vielen Läden Kopf und Kragen gekostet. Auch wenn die Ware aus China kommt und gerade bis zu nächsten Aktion hält. Beim Verbraucher ist sparen angesagt, da kommen Angebote wie Kinderhosen für 3 Euro doch gerade recht. Eine Edelmarke wie z. B. Schöffel für Extremoutdoorbekleidung tut sich da auch schon schwer. Eine Schöffeljacke hat eine minimale Lebenserwartung von 30 Jahren, die von Aldi hält höchstens 2. Dass die Aldijacken über 30 Jahre teurer kommen, interessiert niemand. Die momentane Investition ist geringer und kommt dem eigenen Budget entgegen. Sonst würde ja auch Leasing nicht so florieren.
Den Ladenbetreibern sitzt die Existenzangst so sehr im Nacken, dass sie zu keinen Experimenten mehr bereit sind. Die schmeissen lieber kleine, unbekannte Marken raus und klammern sich an marktbeherrschende Diktatoren.
Um wieder den Bogen zu den Röcken zurück zubekommen - als Marke kann ich es dem Ladenbetreiber verbieten, meine Röcke in die Herrenabteilung zu hängen. Er könnte dann aber (rechtlich fragwürdig) meine Labels herausschneiden und versuchen, den Rock trotzdem in die Herrenabteilung zu hängen. Frage: Wie gut verkauft sich ein Miss Sixty-Rock ohne Label? Antwort: So schlecht wie ein NoName-Rock. Also wird es keiner wagen.
Ich sehe aber gute Chancen, wie Ihr es ja auch schon befürwortet, wenn die klassische Männer/Frauen-Abteilung aufgegeben wird. Das Selektieren der Röcke, wie Ihr vorgeschlagen habt, ist nicht in der Absicht der Manager. Wenn von einem Kleidungsstück z. B. 100.000 Stück in China produziert wurden, wer soll das aussortieren? Das wäre reine Handarbeit. Das Selektieren von Bauteilen in der Elektronik ist zum grössten Teil automatisiert und dennoch kosten selektierte Bauteile einen zig-fachen Betrag von unselektrierten.
Ich will Euch nicht frustrieren, aber ich denke, auf diese Weise können wir echte konstruktive Vorschläge finden, wenn alle bei dem Brainstorming mitmachen.
Ich könnte mir vorstellen, dass Boutiquen es versuchen könnten, wenn sie darauf achten, dass ihre Lieferanten nichts von den Männerrockaktionen mitbekommen. So wie die Modellbahnhändler die Märklin-Anfangspackungen zerstückeln und das Zeug einzeln über Ebay verhökern, was aber seitens Märklin strikt untersagt ist.
Die Hose ist unisex, also soll es der Rock auch werden! Ferdi, Du sprichst mir mit Deinem Beitrag aus der Seele.
Liebe Grüsse
Rici