Was wir als männlich und weiblich einordnen, kann sehr unterschiedlich sein. Für den einen ist eine rote Lederjacke schon weiblich, für den anderen noch nicht einmal ein BH.
Für Leute, die das geschlechtsbinäre Denken überwunden haben, stellt das alles kein Problem dar.
Wer aber solche binären Zuordnungen vornimmt, tut das oft nicht willkürlich, sondern angewöhnt, ansozialiert und quasi selbstverständlich, so wie der kleine Mädchen, das mir sagte, Röcke an Männern seien nicht schön. Aus diesen Mustern kann man nicht so einfach raus.
Und so mancher will auch gar nicht da heraus, sondern genießt es, ein Kleidungsstück zu tragen, dass andersgeschlechtlich assoziiert ist. Soll man es diesen Menschen - wohl zum Teil auch mir - verbieten? Das bleibt auch nicht stabil, sondern ändert sich. Je mehr ich daran gewöhnt bin, Röcke zu tragen, desto weniger sind die Röcke, die ich trage, welbich belegt. Und wenn ich mich im Spiegel sehe, schon gar nicht. Aber einen gewissen erotischen Reiz hat diese Grenzüberschreitung, gemessen an meinen eigenen Denkgewohnheiten, was weiblich und was männlich sei, schon. Aber deswegen gleich eine Frau sein wollen? Oder auf keinen Fall eine Frau sein wollen? Oder beides oder nichts von beidem? Da gibt mir die Überwindung des geschlechtsbinären Denkens doch mehr Möglichkeiten. Dann kann ein Rock mal weiblich, mal männlich, mal einfach nur menschlich sein, je nach innerer Brille, die ich mir gerade aufsetze.
LG, Micha