Hallo Ludwig Wilhelm,
die von Dir gezeigte augenscheinlich junge Lady ist ein Kinderbild von Franklin Roosevelt.
Leider habe ich für das englische Wort "breeches" keine gute Übersetzung gefunden außer "Gesäß" / "Hinterteil". Klickt auf das erste Bild und weiter auf die Serie - vielleicht kommt die Zeit zurück?
Ja, die Zeit kommt zurück. Wir arbeiten dran.
Aber das Breeching führen wir nicht mehr ein.
Ironischerweise beschäftigt sich der Wikipedia-Artikel zum Breeching mehr mit der Zeit vor dem Breeching.
"Breeches" ist nichts anderes als die Bruche, im mittelalterlichen Cosplay mittlerweile gerne auch als "Bruoche" bezeichnet.
Die Verwandtschaft zur deutschen Bruche wird klar, das im Friesischen z.B. die Bruche als "brok" (neu(west)friesisch = Frysk: "broek") und im Plural "brek". Das haben die Angelsachsen, als sie über das Meer zogen dann mitgenommen und zu "breeches" weiterentwickelt.
Im Wandel der Zeit hat das Wort dann unterschiedliche Bedeutungen gehabt. Und kam dann sogar als "Breechehose" = Soldatenhose/Reiterhose (enganliegend, keine Naht innen) wieder ins Deutsche zurück. Im wesentlichen war es aber so eine Art Unterhose, die auch schon zu Zeiten der Männergewänder getragen wurde, an der später die Strumpfhosen angenestelt wurden und auch als sichtbare Bekleidung fungieren konnte. Und sie selbst war ursprünglich eigentlich sowas wie eine Windel, die irgendwie geknotet wurde, damit sie hielt, wie man das z.T. auch noch von indischen Naturburschen her kennt. Zuerst wurde die Windel eher locker getragen, mal mit Beinlappen, mal ohne. Später wurde sie enger und dann im Grunde wirklich zur Unterhose und genäht.
Mit anderen Worten: das Breeching ist das Ritual, wenn dem Jungen erstmals Unnerbüx bzw. überhaupt Hosen verpasst wurden. Die Zeit davor waren die Boys unbreeched, das heisst: unten offen.
Das wird in dem Artikel ja schön beschrieben. Vermutlich war es ursprünglich eine Erleichterung für die Mütter oder Zofen, den jungen Balg untenrum sauber zu halten: Kleidchen hoch, abbutze, Kleidchen runter. Erst dann, wenn der Balg eigenständig stubenrein war, bekam er dann die unvermeidbare Bux verpasst.
Von meinem Vater gibt es auch noch irgendwo so ein Bild, auf das er aber alles andere als stolz war. Und einige meiner Ex-Freundinnen, deren Väter haben auch noch so ein Bild von sich, obwohl sie z.T. erst in den 1940ern (eher Ende) auf die Welt kamen. Und immer das gleiche: diese Bilder waren ihnen immer peinlich.
Natürlich wäre ich gerne von Anfang an so gekleidet gewesen. Ich musste aber erstmal so 20 Jahre, na insgesamt vielleicht sogar kumuliert 25 Jahre meiner Lebenszeit in Buxen aussitzen.
Das Wort "Bruch(e)" ist laut der Gebrüder Grimm im Deutschen im 16./17. Jahrhundert verschwunden. Aber im Niederländischen verzeichneten sie noch den Gebrauch der "broek": "de jonge is reeds in de broek (ist bereits in der Hose, "hat schon hosen an"); een kind in de broek steken; zijne vrouw heeft de broek aan".