Hallo Hasso,
ganz klar, ich liebe meinen Mann! Sonst hätte ich es seinerzeit verweigert, das Haus mit ihm zu verlassen, solange er in einen Rock gewandet ist. Nur lebe ich außer in einer Ehe auch in einer Gesellschaft. Neben meinem Mann liebe ich auch meine Kinder und meine Eltern, habe Freunde und Bekannte und Kollegen.
Da ständig die Ohren auf Durchzug zu stellen, kühlt auf Dauer das Hirn ganz schön aus. Wobei die Kommentare, die sich direkt an ihn oder mich wenden, mich noch weniger stören, als die ganzen herausgefallenen Augen, die auf der Straße herum liegen und das Getuschel im Rücken, das augenblicklich verstummt, sobald man sich umdreht. Deshalb habe ich inzwischen die Überzeugung gewonnen, dass dumme Antworten auf dumme Sprüche nur ein Teil der Wahrheit sein können. Zumal, wenn der Sprücheklopfer keine Chance hat.den Hintergrund der Antwort zu verstehen, weil er schon an der Frage gescheitert ist.
Da stellt sich mir spontan die Frage, wieviel ich schon kapiert habe, bevor ich hier große Töne spucke. Vielleicht bewerte ich das alles, die persönliche Kleidungsauswahl und die Reaktion der Umwelt darauf, auch sehr über. Nur ist es ein erklecklicher Teil meines Daseins, mich mit den ungewöhnlichen Kleidungsgewohnheiten meines Göttergatten herumzuschlagen.
Wenn er im kurzen Rock reist (solche hat er auch einige, zum Teil ziemlich kurz, zum Teil richtig bunt), wird es ab und zu schon recht anstrengend. Und um diesen Druck etwas zu mildern, fände ich eine aufgeschlossenere Umgebung schon oft angenehm. In den Großstädten mag das anders sein, in der Provinz kennt doch jeder jeden, jedoch meist nur sehr oberflächlich, und da wird sich ordentlich das Maul zerrissen, wenn einer nicht der Norm entspricht.
Vermutlich bin ich selbst einfach nicht gefestigt genug, immer voll hinter meinem Rocker zu stehen.
Siehe auch Masins: "Was soll man denn von jemanden halten, der sich selbst keine Mühe wert ist?"
Zu meiner Ehrenrettung: Jeans und T-Shirt sind für mich einfach praktisch, z.B. beim Radeln oder auf der Baustelle...
Außerdem mag ich es nicht aufzufallen, im Gegensatz zu z.B. den beiden Highlanders, die ich hiermit leidenschaftlich beneide!
Hallo Karl-Heinz,
wie Michael schreibt, sind die Leute, die uns besser kennen und vielleicht sogar schätzen gelernt haben, meist sehr unbeeindruckt von der Klamotte. Vielleicht kann Dir Deine Bekanntheit sogar eher nützlich sein, denn wenn man mal den ersten Eindruck von einem Menschen hat, hat man ihn.
Ich traue mich nicht, Dir zu irgendwas zu raten, aber ich weiß sicher, dass es Dinge gibt, die man/frau früher oder später tun sollte, denn sich ein Leben lang zu verleugnen, muss schief gehen.
Hallo zusammen,
ich bin echt beeindruckt, wie toll frau als "Co-Rockerin" oder wie auch immer wir - möglichweise hauptsächlich behosten - Frauen von Rockmännern heißen, aufgenommen wird.
Vielleicht hat ja Masin recht, wenn er schreibt, ein Rock ist manchmal nur ein Rock.
Von sich auf andere zu schließen, dürfte meines Erachtens immer der Einstieg in eine Überlegung sein. Von was soll ich denn sonst ausgehen, wenn nicht von dem, was ich kenne? Je reife ich werde und je mehr ich über etwas nachdenke, desto mehr Abstand von meiner Haltung kann ich andern zugestehen, aber das ist immer ein Prozeß, der einen gewissen Einsatz erfordert. Und wenn viele Männer es erst noch lernen müssen, sich um ihrer selbst willen um ihre Erscheinung zu bemühen, kann es dann nicht doch sein, dass Frauen Röcke oder andere Kleidungsstücke zum Teil zur Steigerung ihrer "Attraktivität" tragen und nur zum Teil zur eigenen Zufriedenheit? Ich denke, in dem Punkt bin ich auch eine "Nichtversteherin" und damit nicht unbedingt Angehörige einer Minderheit.
Mir ist es nämlich aufgestoßen, als Männer, die mich in Jeans und T-Shirt nie beachtet haben, plötzlich zutraulich wurden, als ich einen mal kurzen Rock anhatte. (Und den habe ich, aus meiner Sicht eindeutig, nicht zu Werbungszwecken getragen!)
Um es kurz zu sagen: Selbstwahrnehmung und tatsächliche Außenwirkungen müssen nicht übereinstimmen. Schön für die, bei denen sie es tun!
Viele Grüße
Tine