Autor Thema: mal ne andere Vorstellung  (Gelesen 19161 mal)

hannes-w

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mal ne andere Vorstellung
« am: 30.09.2014 07:33 »
Hallo.
Irgendwie bin ich neu hier und irgendie auch nicht. Neu in Form von Neuanmeldung und eben nicht, weil ich seit sicher 5 Jahren hier mitlese und so schon viele Namen, Meinungen und Standpunte kenne.
Zuerst gab es bei mir wenig Interesse an eigenem Einbringen. Vielmehr hoffte ich auf wertvolle Infos und auch ein weng Mut der aus dem Forum kommt zu selber offener agieren zu können. Und statt dessen kam mir immer mehr Zweifel an Meinungen, Stil der Diskussion und insgsamt auch an den Thesen die hier vertreten sind.
Ich hab mit Röcken schon mit 18 Erfahrung gesammelt, damals teils heimlich teils unter dem Vorwand der Kostümierung. So habe ich mir heimlich einen Jeansmini gekauft und den dann abends auf einsamen Wegen getragen. Das war in den späten 80-ern und damals war alles irgendwie offener (klamotten waren viel bunter und schräger) und doch klar ausserhalb dem Norm. So bieben Begegnungen und Kommentare sehr häufig eher mal komisch bis unschön.
Und dann hatte ich eine Freundin und hab deren Kleider teils getragen. Das war um Karneval und damit erklärbar, aber dann doch ein Spiel mit Grenzen. So bin ich in einem Sweat-Stoff-Kleid in die Schule ohne nennenswert anzuecken. Aber ich hatte auch das Glück, dass meine Freundin zu den eher mal hübscheren Mädels gehörte und als Ihr Freund war ich über Zweifel schwul zu sein erhaben. Das fiel für die Leute unter: Karneval ist rum.... . Dann war 10 Jahre Pause und irgenwann kamen so um 2000 Hosen auf, die einen angesetzten Rock hatten. Eher was für Teenie-Girls. Ich kann nähen und hab das aus Leinen so genäht, dass es eine Art Samurai-Stil hatte.Diese hab ich jahrelang getragen. Wel ich eine Freundin hatte und eine Tochter habe ebenfalls nicht irgendwie angestossen, aber teils komisch beäugt.
Und bei allem haben mich gerade Jeansminis am meisten gereizt. Nur sind die kaum zu erklären und mei Spiel klappt da nicht.
Vor 5 Jahren dann (schon über 40) war es dann so, dass ich im Web einen Jeansrock erworben habe. Meine damalige Freundin hatte da gar kein Problem mit,  Sie hat es sogar echt gut gefunden. Aso bin ich nur mal um den Bloock damit und hab mir gleich 2 Kommentare eingefangen, die nicht schön waren. So kam es, dass Sie wollte dass ich die offen trage und ich nicht. Das hat am Ende sogar einen eklat gebracht, weil Sie auf einer Party meinen Faible offen erzählt hat und ich mich bloßgestellt gefühlt habe. Statt Offenheit brachte das unsere Trennung.

schon da habe ich oft hier mitgelesen. Und an sich habe ich dem Ganzen gerne geglaubt. Aber in den letzten 2 Jahren habe ich immer offener die Röcke getragen und immer wieder so subtil gemerkt, dass vieles mehr auffällt als es hier genannt wird.

Und so kam dann eine Idee auf. Ich hab eine GoPro Kamera versteckt an ein Fahrad so montiert dass die nach hinten im Weitwnkel aufnnimmt. Und das habe ich durch belebte Gegenden geschoben So kann ich sehen, was passiert wenn ich nicht hinsehe. Und es passiert reichlich.

Das hier vertretene Gerücht, man falle nicht auf ist wahrlich Quatsch. Es sind gerade die jungen Mädels die fast alle irgendwie reagieren. Die zupfen schnell dann schnell an dem Klamotten der Begeliter oder der Mama, die erschrecken regelrecht oder Jungs machen Bewegungen die ziemlich abwertend sind. Gerade unsere "Mitbürger mit Migrationshintergrund" reagieren teils recht übel und (so hab ich es erfahren) deren deutsche Freundinnen sind besonders unschön anzusehen.

Aber es reagieren auch viele ältere Menschen, wobei die oft lächeln oder nur schauen. Und es reagieren auch Männer viel netter als man glauben sollte.

In Summe hab ich für mich den Punkt, wo ich es teils schon gut finde, wenn es eine offene Reaktion gibt. Kommt gar nichts, dann fühle ichmich irgemdwann unwohl.

Und noch was hab ich gemerkt, Menge schützt. Früher hab ich Vororte bevorzugt oder Nebenstraßen. Heute weiß ich, dass die Hauptstraße das Pflaster ist, wo ich am wenigten auffalle. Ist auch logisch. Kommt irgedwo ein einzelner auf hundert Meter, dann sehe ich den an und hab alle zeit. Kommen 300 dann bekommt jeder 50-te einen flüchtigen Blick. Insgesamt sehen es viel mehr Leute, aber alle flüchtig. Und sehen und wahrnehmen sind auch noch 2 Sachen.

Aus der Menge kommen Kommentare aber die sind mir egal. Aber ein minutenlanges Mustern und so was wie Spiessrutenlauf auf ner kleinen Staße sind mir unangenehm.

Und gerade Gruppen von Teenies, Jungs wie Mädels sind da besonders zu nennen. In der City auf dem Hautplatz ist das irgendwie alles OK. Aber wenn man schon 200 Meter vorher auffällt und Kommentare bekommt und dazu der einzige Mensch ausser denen ist, dann fordert das heraus.

Mein Fazit: ich geh am Samstag zu Ikea im Mini, ich gah in die City im Wockelrock, aber abends ne Seitenstraßeoder gar ein Viertel mit vielen jugendlichen Arabern oder Türken oder einen Bahnhof mit viel solchem Volk meide ich.

Und der Gedanke,es würde eh niemand regieren, der ist weg. Ich hab dann oft einen Jeansrock und Baumwollstrumpfhose in schwarz an, dazu Sneaker (Männermodell), T-Shirt und Jeansjacke. Also nix tuntiges. Und auch kein androgynes Auftreten oder so was. Einfach ein Mann mit Rock. Und glaubt mir, es reagieren sicher 20% derer, die eswahrnehmen. Nur merkt Ihr es nicht weil die leise und hinter Eurem Rücken reagieren.

Ich weiß es und grinse. Nur ratet keinem Neuen das anders zu erwarten, es wäre falsch.

Was mich am meisten erstaunte war, wie wenig es Leute stört, die in Kontakt kommen. Kein Verkäufer, niemand der mich was fragt oder er meinem Fahrrad ausweicht reagiert negativ. Das ist der nette Teil der Erkenntnis. Und tatsächlich bekommtman auch reichlich nette Grinser ab.

Wie gesagt, ich mag es inzwischen wenn Leute reagieren. Auch wenn es eher mal schräg ist. Oder wenn einem Mädel rusplatzt: Guck mal, der hat nen Rock an!!!!  Oder wenn 3 Küken dann loskichern. Ist ja nix böses, das ist nur das Erstaunen. Die alte Mutti, die grinsend fragt, ob meine Hosen alle kaputt sind entschädigen dafür.

Offline high4all

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Re: mal ne andere Vorstellung
« Antwort #1 am: 30.09.2014 08:16 »
Zunächst einmal herzlich willkommen und herzlichen Dank für Deine ausführliche Vorstellung.

Im Grunde liegen Deine Erfahrungen und Beobachtungen in dem auch von anderen Usern erlebten Rahmen. Ob nun 5, 10 oder 20% der Leute irgendwie reagieren, spielt keine Rolle, denn das heißt, dass 80 oder 90 oder 95% nicht reagieren.

Kein Zweifel, dass wir auffallen, denn unsere Kleidung ist nicht Mainstream. Nur, es interessiert mich nicht, ob die Leute gucken, starren, kichern, sich anstossen oder der Buschfunk rattert. Auch wenn ich das gelegentlich mitbekomme, weil ich es in den sich spiegelnden Schaufenterscheiben sehe oder mich "zufällig" umdrehe. Manche herunterklappenden Unterkiefer sind einfach zu komisch.
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Offline kalotto

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Re: mal ne andere Vorstellung
« Antwort #2 am: 30.09.2014 08:27 »
Hallo hannes-w, danke für deinen unterhaltsamen "Lebenslauf mit Minirock", und Willkommen! Schon Ferdi sagte, man müsste auch hinten Augen haben und du hast das mit der Actioncam umgesetzt. Viele deiner Beobachtungen sind auch hier im Süden des deutschen Sprachraums Gang und Gäbe. Durch sehr aktive Bewerbung der Trachtenszene von Gewandhäusern wie "Rettl" sind hier Kilts als Teil der Tracht etabliert und bringen ca. 5% der sonst Krachlederhosenträger dazu, auf Volksfesten im Kilt zu erscheinen.
So auch am St. Veiter Wiesenmarkt. Ich war da recht androgyn in rotkarierter Bluse und einem sehr kurzen dunkelrot-grau kariertem Minirock mit gemusterten Leggings und Ballerinas darunter und grossen roten Ohrringen auf dem Fest. Von den Kiltträgern im Highlander-Kampfoutfit wurde ich eher abfällig, von den "trachtigen" Kiltträgern interessiert und von allen anderen mit sehr gemischten Minen angeschaut, wobei ich mir von den nichtganzalltäglich Gekleideten viel intensiver, von Frauen mehr, beobachtet vorkam. Recht viele ältere Frauen lächelten mich an. Die Standler, bei denen ich mich über Stiefel und Trachtenartikel informierte, sprachen mich alle als Mann an.
So ein ländlicher Wiesenmarkt ist nicht Alltag, sehen und gesehen werden ist Programm.
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Offline GregorM

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Re: mal ne andere Vorstellung
« Antwort #3 am: 30.09.2014 09:44 »
Hallo Hannes,

herzlich Willkommen und vielen Dank für deinen schönen Erfahrungsbericht.

Mitglied Nummer 651 traut sich tatächlich im Rock hinaus. Besser geht es nicht.

Gruß
Gregor
Gruß
Gregor


Offline hirti

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Re: mal ne andere Vorstellung
« Antwort #4 am: 30.09.2014 10:36 »
Hallo Hannes!

Es ist schön wenn sich mal wieder einer der Mitleser entscheidet, auch aktiv am Forum teilzunehmen.
Man muss ja auch nicht mit allen Meinungen übereinstimmen und nicht jeden Unsinn oder jede absurde Meinung gut finden die hier gweschrieben wird, aber im Großen und Ganzen hat sich die Rockmode Community doch zu einem netten, bunten Haufen zusammengerauft.
Und jeder der, so wie du, hier teilnimmt macht den Haufen interessanter und sorgt dafür dass man hier weitere Facetten des Themas Mann im Rock kennenlernt.

Insofern von mir ein herzliches Willkommen!
hirti

Offline cephalus

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Re: mal ne andere Vorstellung
« Antwort #5 am: 30.09.2014 19:57 »
Hallo Hannes,
herzlich willkommen unter den aktiven Mitgliedern ;D

Ich hatte bis jetzt nicht den Eindruck, dass die Auffälligkeit des Rocks heruntergespielt wird, ausbleiben von Reaktionen bedeutet nicht unbedingt, dass man nicht auffällt.

Allerdings stelle ich selbst oft fest, dass ich an manchen Tagen die Blicke auf mich ziehe an anderen Tagen dagegen kaum und das mit identischer Kleidung - zum Auffallen reicht manchmal schon eine minimale Abweichung von der Norm - z.B. höhere schlichte Stiefel ohne Absatz zur Jeans.

Und klar, drehen sich die Leute um, wenn sie etwas ungewöhnliches gesehen haben - mache ich auch ;) Eine Wertung stellt das allerdings nicht dar es sei denn man betrachtet Interesse als Wertung.

Mancher liebt und braucht die Aufmerksamkeit, manchen ist sie egal und andere stört sie, so wie mich. Aus diesem Grund trage ich auch seltener Röcke oder andere ungewöhnliche Kleidung, als ich es täte, könnte ich damit in der Masse mitschwimmen. Ich kann mr gut vorstellen, dass es noch enige Männer gibt, die in ihrem Kleidungsstil mehr wagen würden, würde es sie nicht sofort zum Blickfang machen.

VG
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Re: mal ne andere Vorstellung
« Antwort #6 am: 30.09.2014 20:13 »

Mancher liebt und braucht die Aufmerksamkeit, manchen ist sie egal und andere stört sie, so wie mich. Aus diesem Grund trage ich auch seltener Röcke oder andere ungewöhnliche Kleidung, als ich es täte, könnte ich damit in der Masse mitschwimmen. Ich kann mr gut vorstellen, dass es noch enige Männer gibt, die in ihrem Kleidungsstil mehr wagen würden, würde es sie nicht sofort zum Blickfang machen.

VG
Cephalus

Und deshalb wird sich der Rock bei Männern in Deutschland/Europa schwerlich oder nie durchsetzen. Weil die Allermeisten auf irgendeinen Vorturner warten (kenne ich auch von mir). Wenn sich diese Haltung auch in anderen Lebensbereichen (Industrie, Innovation) noch mehr verbreitet, dann gute Nacht Deutschland. :'( :'( :'( :'( :'(

Wahrscheinlich müssen´s die Frauen oder die Zugewanderten richten. Ich merke schon, manchmal kommen Männer schlecht bei mir weg, weil ich die zu gut kenne. ::) ::) ::) ::)
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Re: mal ne andere Vorstellung
« Antwort #7 am: 30.09.2014 23:46 »
Hallo Hannes,

herzlich willkommen unter den aktiven Mitschreibern!

Auch ohne Kamera habe ich mir von meiner Frau, die mal ein paar Meter hinter mir her ging, sagen lassen, dass schon einige Leute gucken.

Mir macht das aber nichts, denn nur so können die Leute lernen, dass Männer nicht immer nur Hosen tragen und können sich ein Urteil erlauben, ob es ihnen gefällt oder nicht.

Sicher gibt es auch Leute, deren Meinung negativ ausfällt und deren Reaktion auch negativ für mich sein kann. Zum Glück machte ich mit denen für mich privat wie beruflich wichtigen Personen damit vorweigend positive Erfahrungen. Das kann man nicht garantieren, aber aus Angst vor negativen Erfahrungen nur Hosen zu tragen würde ja schon eine negative Erfahrung mit sich bringen, nämlich eben die, immer nur Hosen zu tragen.

Ich habe übrigens als interkultureller Akteur auch keine diesbezüglichen Probleme mit Menschen mit Migrationshinter- oder -vordergrund.

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Offline Dieter

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Re: mal ne andere Vorstellung
« Antwort #8 am: 01.10.2014 05:53 »
Zur Reaktion der Leute:
Mein Lebenszeit ist begrenzt, und daher mache ich für mich das beste daraus. Dazu gehört, dass ich dumme Bemerkungen ignoriere und die positiven dankbar zur Kenntnis nehme.

Die Erkenntnis, dass ich mitten in der Kölner Innenstadt wesentlich einfacher in auffälliger Kleidung gehen kann als zur Mittagszeit in einer Kleinstadt, wenn die Schule aus ist, kann ich nur bestätigen.


Ich habe übrigens als interkultureller Akteur auch keine diesbezüglichen Probleme mit Menschen mit Migrationshinter- oder -vordergrund.

LG, Michael 

Michael, das  hängt sicher von der Umgebung und den Leuten ab. Es gibt Viertel, in Köln, in München, in allen großen Städten, wo ich mich selbst in Hosen permanent unwohl fühle. Auffällig gekleidet wollte ich da nicht unterwegs sein.

Gruß

Dieter

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Re: mal ne andere Vorstellung
« Antwort #9 am: 01.10.2014 08:01 »
Zitat
Michael, das  hängt sicher von der Umgebung und den Leuten ab. Es gibt Viertel, in Köln, in München, in allen großen Städten, wo ich mich selbst in Hosen permanent unwohl fühle. Auffällig gekleidet wollte ich da nicht unterwegs sein.

Klar, solche Viertel gibt es weltweit in vielen Großstädten.

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hannes-w

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Re: mal ne andere Vorstellung
« Antwort #10 am: 01.10.2014 09:16 »

Ich habe übrigens als interkultureller Akteur auch keine diesbezüglichen Probleme mit Menschen mit Migrationshinter- oder -vordergrund.

Hallo,

es ist ein großer Unterschied, wie man diesen Leuten begegnet. Beruflicher Kontakt in dem man Hilfe oder Rat anbietet oder eine Art Autorität ausstrahlt führt schnell zu einer Akzeptanz nahezu jeden Auftretens. Hat man aber eine Gruppe Glatzen, Araber oder ähnliches irgendwo rumhängen und die haben keinen Bezug zu mir, dann kommen schon mal die Muster der "Hackordnung" raus. Man fühlt sich immer dann besser, wenn man irgendwen als minderwertig beschimpfen kann. Insbesondere wenn man selber oft so behandelt wird, was diese Gruppen gerne auch mal erleben. Leider sehr oft vertreten.

Das ist ein wenig wie geprügelte Hunde. Knurren und schnappen wenn Sie meinen es könne imponieren und ducken und kriechen wo Sie sich minderwertig fühlen. Solche Leute tun mir leid und deren Geschwätz kann ich völlig abtropfen lassen. Aber es kann schon Angst machen, weil die leider auch mit mehr als nur verbalen Bedrohungen enden kann. Und in Gruppen fühlen die sich (gerne auch alkoholisiert) besonders stark.

Was ich besonders wenig mag ist, wenn es sich um sehr  offene Form von Auslachen handelt. Da sind die Mädels dann Hauptakteure. Aber ich will gar nicht die negativen Beispiele in den Vordergrund stellen. Im Großen finde ich über 90% aller Reaktionen die ich mitbekomme eher mal belustigend oder nett. Es kommt immer auf das Umfeld an.

Was ich aber meine ist, dass ich oft gelesen habe, es reagiere fast niemand. Und das ist ein Irrtum, da bin ich sicher.

Ganz klar liegt es aber auch daran, wie derjenige (in dem Fall ich) angezogen ist und auftritt. Wenn ich mal nem Rockträger begegne, dann schau ich auch hin. Und auch da selektiere ich deutlich nach der Art des Eindruckes.  So wie ich den Anblick netter Mädels in passender Kleidung genieße und bei mancher Verirrung dann eher mal entsetzt reagiere.

Ich hab hier bei uns sogar mal einen Mann so um 40, Schultern arg hängend und ziemlich dunkel behaart ohne erkennbare Pflege in einem rosa-pinken Minirock mit FSH und Pumps gesehen. Ich muss zu meiner Schande gesehen, ich war entsetzt und ehrlich froh um meine Hose, um nur ja nicht in einen Topf mit Ihm zu fallen. Mag nicht nett sein, aber so reagiere ich spontan. Vielleicht war der ja sehr nett, aber hilfreich für das Anliegen hier war der Gute sicher nicht. Wenn es mal irgendwie zu einer Anerkennung kommen soll und zu Normalität, dann nicht über ein Auftreten, das die Grenze zwischen Mann im Rock, Transvestit, Crossdressing und was es alles gibt unerkennbar macht. Und sicher nicht über unvorteilhaftes auftreten. Jeder hat seine Berechtigung und jeder soll auf seine Weise sein. Aber mein Weg wäre es nicht.

Meine Erfahrung ist es, dass ein Mann im Rock (als Mann wahrnehmbar mit einziger Abweichung Rock) gar kein Problem hat. Da sehe ich schon sehr viel Toleranz. Und es kommt auch wenig unschöne Reaktion. Das zerstört das Bild der anderen nicht völlig. Der Gedanke ist dann vielleicht: Was hat der Mann denn da an.  FSH, Absätze, Kleider, etc sind da was anderes. Dann sind nicht mehr 66% der Silhouette männlich sondern der überwiegende Teil fällt aus dem Rahmen. Und dann ist die Frage für den „Normalo“: Ist das ein Mann oder was will er sein? Und die daraus kommende Unsicherheit mündet in Ablehnung, so empfinde ich das.

Aber wie gesagt, jeder wie er mag.
Grüße

Offline high4all

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Re: mal ne andere Vorstellung
« Antwort #11 am: 01.10.2014 09:51 »

Wenn es mal irgendwie zu einer Anerkennung kommen soll und zu Normalität, dann nicht über ein Auftreten, das die Grenze zwischen Mann im Rock, Transvestit, Crossdressing und was es alles gibt unerkennbar macht.

Meine Erfahrung ist es, dass ein Mann im Rock (als Mann wahrnehmbar mit einziger Abweichung Rock) gar kein Problem hat. Da sehe ich schon sehr viel Toleranz. Und es kommt auch wenig unschöne Reaktion. Das zerstört das Bild der anderen nicht völlig. Der Gedanke ist dann vielleicht: Was hat der Mann denn da an.  FSH, Absätze, Kleider, etc sind da was anderes. Dann sind nicht mehr 66% der Silhouette männlich sondern der überwiegende Teil fällt aus dem Rahmen. Und dann ist die Frage für den „Normalo“: Ist das ein Mann oder was will er sein? Und die daraus kommende Unsicherheit mündet in Ablehnung, so empfinde ich das.


Bei allem Bemühen um Abgrenzung: Wenn Du als Mann einen Rock trägst, bis Du ein Cross-Dresser. Du kannst Dich noch so anstrengen, dass meinetwegen 66 % der Silhouette männlich sind, es nützt nichts. Mach Dir nichts vor, in den Augen vieler Zeitgenossen bist Du ein Cross-Dresser, oder gar ein Transgender. Selbst, wenn Du einen Männerrock (Kilt) trägst, störst Du das typische Männerklischee vieler Mitbürger. Und bekommst blöde Fragen gestellt.

Es reichen schon die falschen Schuhe aus, um in die Schwulen-Schublade verfrachtet zu werden. Mag alles andere am Outfit noch so männlich sein, also 90 %. Oder du hast eine zu enge Hose an, oder die Frisur ist verkehrt.

"Irgendwer wird immer meckern, egal was man auch tut, ob man schlecht ist oder gut." (Wise Guys)

Dass Du als "Nur-Rockträger-Mann" gar keine Probleme hast, stimmt nicht. Hast Du ja auch selbst geschrieben, wenig unschöne Reaktionen sind eben keine unschönen Reaktionen. Die Leute zerreißen sich trotzdem das Maul, übrigens genauso, wie über Frauen, die z.B. ein zu kurzes Kleid tragen oder Schuhe mit zu hohen Absätzen (Das Lied von den Ärzten trifft es 100%ig).

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Re: mal ne andere Vorstellung
« Antwort #12 am: 01.10.2014 10:05 »
Hallo Hannes,

klar kommt es auf die Umstände an, in denen man auf Menschen trifft.

Zitat
Was ich aber meine ist, dass ich oft gelesen habe, es reagiere fast niemand. Und das ist ein Irrtum, da bin ich sicher.

Gemeint ist mit solchen Aussagen wohl, dass kaum jemand merklich oder gar negativ reagiert. Mancher ist schon erstaunt, wenn er erstmal im Rock unterwegs war und keinen auf die Nase bekam.  :o

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Offline Dr.Heizer

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Re: mal ne andere Vorstellung
« Antwort #13 am: 01.10.2014 12:48 »
Hallo Hannes!

Herzlich willkommen nun im Forum als "aktives" Mitglied!

Ein ungepflegter Typ im rosa Minirock? Das hätte genauso gut eine rosa Radlerhose sein können! Das wäre genau so schlimm gewesen, wenn es eben nicht zu seinem Typ passt!
Ich habe keine rosa oder pinkfarbenen Röcke, sondern eher schwarz, beige, weiß, rot, blau-kariert, dunkelblau, olivgrün..  also alles, was ich auch an kurzen Hosen anziehen würde. Pinke Hose an mir? Nee, gefällt mir nicht, so schlank bin ich nun auch wieder nicht....

Natürlich wird es nicht in einigen Wochen die große Akzeptanz für den Mann im Rock geben, doch das ist uns ja auch egal. Wichtig für uns ist doch nur, dass wir so rausgehen können, ohne uns selbst zu ängstigen. Nicht überall ist es gleich "unauffällig", denn wenn alles bunt ist, fällt der im schwarzen Anzug auf. Sind alle blau/weiß gekleidet, fällt der auf, der andere Farben trägt. Das kannst Du vorher nicht wissen, wohin Du kommst, aber ich stimme Dir zu, dass es sicherlich einfacher ist, in einer großen Masse nicht aufzufallen, als in einer kaum belebten Seitenstraße oder in einem Dorf. Da wird jeder erstmal wahrgenommen und gemustert...

Ich habe immer geschrieben, dass ich stolz darauf bin, Mann zu sein. Das versteht nicht jeder, aber für mich bedeutet es eben, dass ich auch im Rock als Mann wahrgenommen werden möchte. Und damit hatte ich noch nie Probleme, egal ob mit oder ohne Strümpfen (oder Strumpfhose). Ich schminke mich nicht als Frau, ich bewege mich nicht feminin, ich spreche nicht anders, trage keinen femininen Schmuck, keine Perücke... eben einfach nur einen Rock zu meiner sonst normalen Kleidung. Es macht die Kombination. Wer eben als Mann erkennbar ist, hat denke ich weniger negative Ansprache zu fürchten, als jemand, der sich betont feminin gibt und erst später als Mann erkannt wird. Jeder muß einfach für sich selbst entscheiden, was er will und dann seinen eigenen Weg gehen.

Ob sich jemand nach mir umdreht, ist mir egal, denn das passiert mir auch, wenn ich im Anzug einkaufen gehe. Also ist der Rock denke ich nicht das Problem. Wer was von mir wissen möchte, soll mich einfach ansprechen, wer nicht, eben nicht. Komischerweise werde ich von Fremden eher angesprochen, wenn ich allein unterwegs bin, als wenn ich meine Frau dabei habe.
Viele Grüße aus dem Vogtland, Dr.Heizer

Offline high4all

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Re: mal ne andere Vorstellung
« Antwort #14 am: 01.10.2014 13:44 »
Komischerweise werde ich von Fremden eher angesprochen, wenn ich allein unterwegs bin, als wenn ich meine Frau dabei habe.

Ist gar nicht komisch, sondern logisch.

Wenn Du Deine Frau dabei hast, fallen bei den meisten Leuten die Überlegungen in Richtung Transgender oder Travestie schon mal weg. Du bist dann für die viele Leute "normaler", als wenn Du alleine unterwegs bist. Oder wohlmöglich in männlicher Begleitung, das wäre mal interessant. Da möchte ich Gedanken lesen können. ;)
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