Lieber Cephalus,
ja, wir bräuchten ein anderes Wirtschaftssystem oder noch grundsätzlicher andere Werte im Denken und Fühlen. Es muss deshalb ja nicht gleich wie in der DDR werden. Wir müssten was neues erfinden. In Bezug auf diese Frage bin ich gerne Querdenker, aber kein Wirtschaftsexperte.
Zum Thema dieses Threads: Ja, die Journalist*innen sind unserer Zeit voraus. Aber, obwohl diese Blau-Rosa-Bipolarität noch gar nicht so alt ist, ist sie alt genug, dass sich Menschen daran gewöhnt haben und es sicher ein-zwei Generationen dauern wird, bis sich das wieder geändert haben wird. Was generell die dunklen, kühlen Farben für Männer und die hellen, warmen für Frauen angeht, dauert das sicher auch noch was. Solange Männer im dunklen Anzug und Frauen im bunten Kleid als gut angezogen gelten, und eher mal eine Frau im dunklen Hosenanzug oder Köstüm als ein Mann auch nur im bunten Anzug oder gar Kleid, und Menschen das immer wieder so sehen, ändert es sich allerdings nicht. In den 1970ern wurde es mal anders versucht, aber selbst Männer, die damals bunte Farben getragen haben, schauen sich heute kopfschüttelnd ihre Fotos aus der Zeit an.
Vielleicht ist die Frage nach dem Wirtschaftssystem und den Werten in Denken und Fühlen gar nicht so off-topic, denn damit hängt ja auch die Farbbewertung zusammen. Gut, ja, Müllmänner dürfen bzw. müssen Orange tragen, aber sonst drückt dunkle Kleidung Ernsthaftigkeit, ja Gefühlslosigkeit aus, damit man davon unbeeinflusst rechnen und im Konkurrenzkampf bestehen kann oder vorgibt, es zu können. Vor allem Schwarz symbolisiert eine gewisse Askese, weswegen auch viele Exitstentialisten in Kunst und Wissenschaft schwarz tragen. Auch da steht Schwarz für Ernsthaftigkeit, und Farben stehen für Albernheit.
Dabei tut der Anblick gelber Kleidung an trüben Wintertagen so gut!
LG, Micha