Autor Thema: Die Kleider meines Vaters (Dokumentarfilm)  (Gelesen 17733 mal)

Offline Timper

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Antw:Die Kleider meines Vaters (Dokumentarfilm)
« Antwort #15 am: 11.04.2024 09:50 »
Zwurg, natürlich ist es so das du mit der Kleidung auch in eine Rolle gepresst wirst. Genau aus dem Grund sind Strumpfhosen, Röcke, Kleider eben kaum noch im Alltag zu sehen. Wenn Frauen schicke Kleidung anziehen dann um die Rolle von sexy, attraktiv und begehrenswert zu spielen.
Aber über das wann und wo entscheiden sie heute selbst.
Und ansonsten sind sie mit unauffälligen Look auch zufrieden. ( Jeans).
Sie wollen eben nicht 24/7 der Blickfang für lüsterne Männeraugen sein.
Und damit können sich dann alle hier auch fragen welche Rolle sie in Blümchenkleider bei Aldi spielen wollen…?

Das Motto auf Events heißt ja auch Dress to impress.
Das brauche ich aber nicht bei Aldi .
Andere wohl schon.
( Deswegen sieht man auch keine Ballkleider auf der Straße)




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Rock tragen? Ich darf das!

Offline cephalus

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Antw:Die Kleider meines Vaters (Dokumentarfilm)
« Antwort #16 am: 11.04.2024 10:01 »
Das Kleid stand mir gut, vor 42 Jahren war ich ein anderer Mensch. Ein Junge am Anfang seines Lebens. Ein anderer Körper, ungefähr 55 Kilo, volles Haar, keine Falten.

Ehrlich? Oder beziehst Du Dich rein auf das Physische?
Auch wenn ich es damals nicht für möglich gehalten hätte, weil "alte" Menschen immer irgendwie anders sind und waren, ich bin immer noch der selbe, in meinen Ansichten, Wünschen, Ideen usw.
Klar hat an meinem Körper auch der Zahn der Zeit genagt und ich bin souveräner, selbstbewusster und entspannter geworden, aber ich bin sonst nicht anders.

Und nochmal andererseits macht die Pionierleistung, die wir da durchmachen, auch einen guten Teil des Reizes aus. Hätte ich mich heute in Rock und Strumpfhose so wohl gefühlt, es so genossen, wenn es für mich von klein auf ganz normal gewesen wäre wir für Mädchen?

Ich denke man würde sich gleichermaßen wohl fühlen, wenn man die Wahl (schon immer) hätte, einfach zu jeder Zeit zu tragen, wonach einem ist. Aber, wie man in dem Film, und nicht nur da sieht, haben diese Wahl auch Frauen nicht unbedingt.
Was aber definitiv fehlen würde, ist die zeitweilige Aufregung, das Kribbeln etwas Neues, etwas "Verbotenes" etwas Ungewöhnliches zu tun.


Vielleicht ist es einfach nur die Rolle, in die wir hieneingepresst werden...und die zumindest mir so zu eigen geworden ist dass ich selten daraus ausbreche. Zumindest seltener als ich eigentlich möchte.
Hm...Interessant.
Ich habe gerade mal darüber für mich nachgedacht:
Ich habe nicht das Gefühl in eine Rolle gepresst zu sein, aus der ich ausbrechen wollte. Ja, manchmal gibt es Sachen zu tun, worauf ich keine Lust habe, aber grundsätzlich lebe ich im Rahmen der nicht, oder nicht so einfach, veränderbaren Rahmenbedingungen, das Leben, das ich mir vorstelle und spiele keine Rolle.
Siehst Du das für dich anders?


Cephalus Söhne sind freier, weil er als Vater ihnen die Wahlmöglichkeit vorlebt.

Vielleicht, aber auch, weil Unterstützung beider Eltern da ist.
Wobei nur Mauri davon nachhaltig Gebrauch macht und sich auch selbst mit viel eigener Energie gegen andere, wie Großeltern, durchgesetzt hat.
Ich hätte diese Energie, nicht nur im Kindesalter, nicht gehabt.

Mein Großer ist, und war meistens, ganz konventionell und will schon immer eher den starken coolen Macker  mimen. Ja, mit 6 wollte er unbedingt einen Badeanzug und hat ihn auch bekommen. Ganz Stolz war er damit mit seinen Großeltern in einem Schwimmbad - danach war das Thema für immer durch.

Offline Zwurg

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Antw:Die Kleider meines Vaters (Dokumentarfilm)
« Antwort #17 am: 11.04.2024 12:37 »
Das Kleid stand mir gut, vor 42 Jahren war ich ein anderer Mensch. Ein Junge am Anfang seines Lebens. Ein anderer Körper, ungefähr 55 Kilo, volles Haar, keine Falten.

Ehrlich? Oder beziehst Du Dich rein auf das Physische?
Auch wenn ich es damals nicht für möglich gehalten hätte, weil "alte" Menschen immer irgendwie anders sind und waren, ich bin immer noch der selbe, in meinen Ansichten, Wünschen, Ideen usw.
Klar hat an meinem Körper auch der Zahn der Zeit genagt und ich bin souveräner, selbstbewusster und entspannter geworden, aber ich bin sonst nicht anders.


Ich definiere mich nicht rein auf das physische, aber zu einem großen Teil schon. Meine Wünsche und meine Persönlichkeit haben sich auch wenig verändert, vielleicht geprägt, von den Erinnerungen und Erfahrungen, die ich im Leben gemacht habe. Der Körper ist das Vehikel des Bewußtseins und der Seele. Und die Zeit in der wir dieses Vehikel nutzen können und uns an der Schönheit und Funktion dessen erfreuen können ist leider sehr begrenzt. Wie bei einem Auto, lassen mit der Zeit die Funktionen und die Schönheit nach. Aber anders als ein Auto können wir unseren Körper nicht neu aufbauen und in einen neuzustand zurückversetzen. Nach dem Tod meines Vaers in seinem 83. Lebensjahr habe ausgerechnet, wieviele Tage er im Leben hatte. Von Geburt bis Tod waren es ungefähr 30 000 Tage. Vom Baby bis zum Greis.
Wir reden immer von Jahren, aber eigentlich sind es die Tage und Stunden des Lebens die zählen. Wie schnell vergeht eine Stunde? Wie schnell ein Tag?
Ich habe längst die 20 000 Tage überschritten, meine Zeit ist begrenzt, der Zustand meines einst schönen Körpers ist nicht gleich geblieben. Letzte Woche haben wir einen Lieben Freund vom Ritterverein zu seiner letzten Ruhestätte begleitet. Er war 57, so alt wie ich. Letztes Jahr starb einer meiner Lehrgesellen mit 62. Von meinem Bundeswehrzug von einst 24 sind 4 nicht mehr am Leben.
Unsere Zeit ist begrenzt, viel zu kurz finde ich, denn mit den meisten wachen Stunden können wir nicht das machen, was wir wirklich wollen.
Wer weiß wirklich was aus unseem bewußtsein unseren Wünschen und Erfahrungen wird wenn unser Körper seinen Dienst einstellt? Da sind wir auf den Glauben angewiesen. Und mit dem glauben ist das so eine Sache. ich habe schon an viele Dinge geglaubt, die nicht wahr geworden sind.

Vielleicht ist es einfach nur die Rolle, in die wir hieneingepresst werden...und die zumindest mir so zu eigen geworden ist dass ich selten daraus ausbreche. Zumindest seltener als ich eigentlich möchte.
Hm...Interessant.
Ich habe gerade mal darüber für mich nachgedacht:
Ich habe nicht das Gefühl in eine Rolle gepresst zu sein, aus der ich ausbrechen wollte. Ja, manchmal gibt es Sachen zu tun, worauf ich keine Lust habe, aber grundsätzlich lebe ich im Rahmen der nicht, oder nicht so einfach, veränderbaren Rahmenbedingungen, das Leben, das ich mir vorstelle und spiele keine Rolle.
Siehst Du das für dich anders?

Ja, ich sehe das schon anders: Es gibt sie die klassische Männerrolle, des starken, durchsetzungsfähigen Mannes, der Kraft seines Körpers und Geistes, seine Aufgaben erfüllt, die Frauen erobert und Kinder zeugt, sich im Sport beweist, und im Falle des Falles seine Feinde bezwingt. Und natürlich hat dieser Mann seine Kleidung so zu wählen, dass er stets in der Lage ist diese Dinge zu tun. Also diese spannenden Dinge die ein Mensch mit Bart tut.
Ds ist nicht Haushalt machen, sich um die Kinder kümmern, umständliche Kleider tragen und gut aussehen.

Ganz klar, diese Typen kennt man aus dem Fernsehen, Old Shatterhand, Sunny Crockett, Horst Schimanski, Kapitän Vallo, Prinz Eisenherz usw. oder tatsächliche lebende Menschen wie, Francis Drake, Lewis und Clarke, Fritjof Nansen, Roald Amundsen, Richard Burton (Afrika Forscher).

So wollte ich auch sein.
Ja da sind die männlichen Vorbilder, mit denen ich aufgewachsen bin.

Aber dannn auch so wie die Frauen die daheim blieben in ihren tollen historischen Gewändern, oder dann auch in den 70iger 80iger die Frauenaus diesen amerikanischen Serien in ihre Power-Blusen usw. Mir fallen da weniger Name ein, da sie meist Nebenrollen spielten. Vielleicht Laura Holt aus Remington Steele, oder Jennifer Hart aus Hart und Herzlich. oder Miss Augusta aus Fackeln im Sturm oder Isabella Oniden aus der Oniden Linie...

Da sind die feminien Vorbilder. Wobei ich nicht ihre Körper sondern nur ihre Kleider und arten sich zu kleiden haben wollte. Und das sinnliche Erlebnis sie im Leben zu tragen.

Und in diesem Spannungsfeld bewege ich mich. Sie widersprechen sich.
Und tatsächlich bin ich ja keines von beiden. Nur ein relativ unspektakulärer Mann, der seine Arbeit und seine Hobbys macht und sich so durchs Leben schlängelt.

Und dazu die Kleidung wählt die am wenigsten Probleme bereitet.





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Offline Skirtedman

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Antw:Die Kleider meines Vaters (Dokumentarfilm)
« Antwort #18 am: 11.04.2024 13:01 »
Das Kleid stand mir gut, vor 42 Jahren war ich ein anderer Mensch. Ein Junge am Anfang seines Lebens. Ein anderer Körper, ungefähr 55 Kilo, volles Haar, keine Falten.

Ehrlich? Oder beziehst Du Dich rein auf das Physische?
Auch wenn ich es damals nicht für möglich gehalten hätte, weil "alte" Menschen immer irgendwie anders sind und waren, ich bin immer noch der selbe, in meinen Ansichten, Wünschen, Ideen usw.
Klar hat an meinem Körper auch der Zahn der Zeit genagt und ich bin souveräner, selbstbewusster und entspannter geworden, aber ich bin sonst nicht anders.

Ja, Zwurg, das Kleid steht Dir wirklich sehr gut. Und ja, es war Bestandteil der jungen Mode damals in den 80ern. Solche Kleider hatte Nena auch immer mal wieder an. Könnte ein gutes Vorbild sein für jugendliche und junge Männer-Kleidmode in heutiger Zeit.

Aber, Cephalus, ich fühle mich von den zitierten (und anderen) Worten von Zwurg mehr abgeholt als von Deinen Worten. Ja, auch ich war damals ein anderer.

Ich hatte ja damals schon längst von Röcken geträumt. Auch die Begründung, die man als Junge damals wie wohl oft heute noch zu hören bekam: "Du kannst das nicht anziehen, weil Du ein Junge bist!", die hatte ich nie verstanden. Und als ich mich in jugendlichem Alter - ein paar Jahre vor dem Faschingsbild von Zwurg - heimlich in einen Rock "schlich", erkannte ich die unendliche Bequem"lich"keit eines Rockes gegenüber Hosen. Seitdem hat mich das Thema nie mehr losgelassen. Und ich habe die Mädchen und Frauen endlos beneidet, einfach dies und das anziehen zu können.

Und ja, ich war damals ein anderer als heute. Denn das Thema, unbequeme Hosen tragen zu müssen (das verschärfte sich Ende 70er / Anfang 80er ja noch, als besonders enge Hosen modisch diktiert wurden) belastete mich ungemein. Ich war deutlich weniger #souverän und deutlich weniger #selbstbewusst, weil ich eben diese "Hosenrolle" zu spielen hatte. Das nagte beständig in mir und schüchterte mich regelrecht ein. Ich als jugendlicher Mensch hätte viel freier agieren können, wenn ich das hätte anziehen können, worauf ich Lust hatte. Mit freier Kleidungswahl - so wie die Mädchen das überwiegend hatten - wäre ich echt ein anderer Mensch, ein anderer Junge gewesen.

Mein Leben hätte sich mit Sicherheit beruflich wie privat deutlich anders entwickelt mit der gleichen Kleidungsfreiheit, wie sie die Mädchen / Frauen damals hatten.

Mein Rocktragen ist zwar nicht der Grund, weshalb ich derzeit überwiegend im Home-Office arbeite (könnte man so interpretieren), ich hatte ja in Röcken (eigentlich nur in Röcken) zwei, drei Jahrzehnte in der Öffentlichkeit oder in Teams in Büros, teils auch als Teamleiter und Ausbilder, gearbeitet. Es sind rein wirtschaftliche Gründe, weshalb ich im Home-Office bin.

Aber dieses Selbstbewusstsein musste ich mir erst sehr mühsam antrainieren. Da ging viel Energie drauf. Die ich anderswo für mich gewinnbringender hätte einsetzen können, wenn ich mir nicht diese Kleidungsfreiheit hätte erarbeiten müssen.

Zum Glück konnte ich mich von der #Rolle, in der ich wie Zwurg mich #hineingepresst gefühlt habe, mit viel Mühe loslösen. Ich genieße jetzt die Kleidungsfreiheit, die ich bereits als Kind / Jugendlicher / junger Erwachsener gebraucht hätte. Trotzdem bin ich leider noch immer einer von vielen, die aber alle insgesamt noch sehr wenige sind, ja Exoten sind; für manche vielleicht irgendwie kleine Vorbilder. Jetzt bin ich in der Tat ein anderer Mensch als damals.

Aber auf dem Weg dahin habe ich sehr viele Parallelen durchlebt, wie sie in dem Dokumentarfilm immer wieder angerissen werden.


Offline Skirtedman

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Antw:Die Kleider meines Vaters (Dokumentarfilm)
« Antwort #19 am: 11.04.2024 13:20 »
Und #hineinpressen ist ein gutes Stichwort.

Es ist, wie in eine Druckform, eine Plätzchen-Ausstechform hineingepresst zu werden. So eine Männchen-Form. Und in der Tat, es ist ein Hineinpressen in eine vorgegebene Form, nur eben in 3D: Hosen eben.

Mein Körper fühlte sich da hineingepresst. Er wollte das nicht. Es dauerte lange, bis er ganz unbeschwert aus dieser Form herausgekommen ist.

Offline Skirtedman

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« Antwort #20 am: 11.04.2024 13:29 »
Und in diesem Spannungsfeld bewege ich mich. ...
Und dazu die Kleidung wählt, die am wenigsten Probleme bereitet.

Ja, diese Probleme.

Ich wähle auch die Kleidung, die am wenigsten Probleme bereitet. Ich musste für mich erst einmal entdecken, dass mir die äusseren Probleme weniger Wert sind als die inneren Probleme.

Die äusseren Probleme lösen sich irgendwann. Es ist anfangs hart, sich diesen Problemen zu stellen. Aber sie werden weniger, weil die Leute sich irgendwann an Dich gewöhnt haben, dass Du eben nicht alles mitmachst. Wenn sich damit dann gleichzeitig Deine inneren Probleme automatisch lösen, dann hast Du viel dazugewonnen.

Die inneren Probleme lassen sich nicht ohne die äusseren Probleme lösen. Die (inneren) bestehen dann fort. Dann haben eben all "die Leute" gewonnen, ohne zu wissen, dass sie davon nicht im Geringsten profitieren.

Offline Zwurg

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Antw:Die Kleider meines Vaters (Dokumentarfilm)
« Antwort #21 am: 11.04.2024 13:37 »
Wir waren und wir sind es noch heute: Umgeben von all den Männern die in die Form hineingepresst waren und sind und keinen Weg herausfinden.
Zumindest habe ich es in dieser aktuellen Arbeit geschafft, mich den Kollegen bei Firmenfeiern schon 2 mal im Rock zu zeigen.
Ob ich es noch schaffe meine überwiegende Büroarbeit auch im Rock anzutreten weiß ich nicht.
Das ist ja auch so ein Ding, manchmal (höchst selten steige ich auf Leitern oder wälze mich am Boden um ihrgendetwas zu begutachten oder zu reparieren.
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Offline cephalus

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Antw:Die Kleider meines Vaters (Dokumentarfilm)
« Antwort #22 am: 11.04.2024 14:03 »
Ja, ich sehe das schon anders: Es gibt sie die klassische Männerrolle, des starken, durchsetzungsfähigen Mannes, der Kraft seines Körpers und Geistes, seine Aufgaben erfüllt, die Frauen erobert und Kinder zeugt, sich im Sport beweist, und im Falle des Falles seine Feinde bezwingt. Und natürlich hat dieser Mann seine Kleidung so zu wählen, dass er stets in der Lage ist diese Dinge zu tun. Also diese spannenden Dinge die ein Mensch mit Bart tut.
Ds ist nicht Haushalt machen, sich um die Kinder kümmern, umständliche Kleider tragen und gut aussehen.

Ganz klar, diese Typen kennt man aus dem Fernsehen, Old Shatterhand, Sunny Crockett, Horst Schimanski, Kapitän Vallo, Prinz Eisenherz usw. oder tatsächliche lebende Menschen wie, Francis Drake, Lewis und Clarke, Fritjof Nansen, Roald Amundsen, Richard Burton (Afrika Forscher).

So wollte ich auch sein.
Ja da sind die männlichen Vorbilder, mit denen ich aufgewachsen bin.

Die klassische Männerrolle hast Du treffend beschrieben.
Und zumindest meine Mutter hätte mich da gerne gesehen. Ich mich nicht.
Ich sollte Indianer spielen - hab ich aber nicht, mit den Mädchen konnte man besser Zeit verbringen.

Der starke durchsetzungsfähige Mann?
Den habe ich weder erkämpft noch angestrebt.
Die Physis war mir gegeben, leitende berufliche Positionen habe ich nicht wirklich erkämpft, das ging eher einfach so.

Ich habe mir auch von Anfang an die Kindererziehung und den Haushalt mit meiner Frau geteilt, teilweise mehr davon übernommen, weil es bei mir einfacher war den Job zu kürzen.
Und ich möchte es nicht missen, viel Zeit mit meinen Kindern verbracht zu haben - sie gehen immer mehr ihre eigenen Wege und die Zeit erhält man nicht zurück.
Im Sport, außerhalb des Wassers war ich schon immer eine Niete, die schulterklopfende Anerkennung von Kumpels, beim Bier nach dem Fußballspiel wäre noch nie was für mich gewesen (abgesehen davon, dass ich kein Bier mag ;) )

Ja, vielleicht habe ich daher auch weniger Bedenken evtl. nicht mehr als "korrekter" Mann angesehen zu werden,  weil ich die Rolle weder wollte, noch sie je verkörpert habe.


Offline Skirtedman

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« Antwort #23 am: 11.04.2024 14:05 »
Ob ich es noch schaffe meine überwiegende Büroarbeit auch im Rock anzutreten weiß ich nicht.
Das ist ja auch so ein Ding, manchmal (höchst selten steige ich auf Leitern oder wälze mich am Boden um irgendetwas zu begutachten oder zu reparieren).

Ja, den ganzen Tag auf zumeist gepolsterten Bürostühlen rumzusitzen und dann noch in Hosen eingepackt!

Wer es anders kennt, der träumt vom Rock den ganzen Tag. Also mir ging das so. Dieses unbequeme Eingepackt-Sein hat mich extrem von der Arbeit abgelenkt. Was hätte ich wohl leisten können, wenn ich damals körperlich befreit auf dem Bürostuhl hätte sitzen können!

Offline Zwurg

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« Antwort #24 am: 11.04.2024 15:10 »


Die klassische Männerrolle hast Du treffend beschrieben.
Und zumindest meine Mutter hätte mich da gerne gesehen. Ich mich nicht.
Ich sollte Indianer spielen - hab ich aber nicht, mit den Mädchen konnte man besser Zeit verbringen.

Der starke durchsetzungsfähige Mann?
Den habe ich weder erkämpft noch angestrebt.
Die Physis war mir gegeben, leitende berufliche Positionen habe ich nicht wirklich erkämpft, das ging eher einfach so.

Im Sport, außerhalb des Wassers war ich schon immer eine Niete, die schulterklopfende Anerkennung von Kumpels, beim Bier nach dem Fußballspiel wäre noch nie was für mich gewesen (abgesehen davon, dass ich kein Bier mag ;) )


Ich habe durchaus Cowboy gespielt, wir sind in der Kindheit mit der Kapselpistole im Garten hintereinander hergerannt. Fussball habe ich nie gespielt, den Sport habe ich nicht verstanden und gemocht. Einmal war ich beim Fußballtraining, wurd etwas verarscht und bin auf dem Absatz umgedreht nach Hause gegangen. Beim Schützenverein genauso.
Ich habe mit meinen Freunden viel am Bach gespielt, Baumhaus und Floß gebaut.
Ich habe Elektriker auf dem Bau gelernt und bis Ende 30 ausgeübt. Eine Männergesellschaft, den ganzen Tag körperlich arbeiten, Leiter rauf und runter, da war kein Platz für Röcke.
Ich war bei der Bundeswehr, da habe ich Biertrinken gelernt, davor mochte ich es nicht. Danach auf der Flughafen München Baustelle in den 90igern wurde viel Bier und auch Schnaps getrunken. Das ging bis zum Anfang der 2000er Jahre. In den späten 90igern bis 2002 war ich Montageleiter von Großbaustellen. Ich merkte dass mir der Stress und die Rolle als strenger Chef nicht gefiel.
Dann in der Hausmeisterei in München, wo ich nach Dienstschluss oft zum Männerrockstammtisch ging.Später als tech. Berater im Kabelhandel, auch nur Männergesellschaft. Zu den Vertrieblerinnen im Kabelhandel hatte ich kein gutes Verhältnis. Erst seit 3 Jahren habe ich nette Kolleginnen.
Und ja seit 14 Jahren mein Hobby der Ritterverein. Da geniese ich ich mich für ein Wochenende zu kostümieren. Im gegenstaz zu meinen Kolgen, trage ich keine Hemden und weitere Hosen, sondern Leggins und Gewänder oder Tuniken. Da wurde ich schon oft als Held in Strumpfhosen verspottet. Tja, meine Helden sind eben die aus den alten Ritterfilmen: Robin Hood, Ivanhoe usw.
Da geht es zumindest etwas auszubrechen.
Wieder hauptsächlich Männer und meine Fechtpartnerin, mit der ich auch ausserhalb des Vereins viel Zeit verbringe. sie ist so alt wie ich und will sich nun wieder mehr aus dem Verein zurückziehen. Ich hoffe sie überlegt es sich noch anders.
Tja, wenn ich mutiger wäre, würde ich meine Alltagsmode mehr aus diesem Bereich gestalten und mit Röcken Strumpfhosen kombinieren.

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Offline Zwurg

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« Antwort #25 am: 11.04.2024 17:22 »
Und damit können sich dann alle hier auch fragen welche Rolle sie in Blümchenkleider bei Aldi spielen wollen…?

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Man kann es auch so sehen: Das Leben ist eine Bühne und das Kostüm für unsere Rolle suchen wir uns selbst aus. Das Kostüm bestimmt dann die Rolle.
Oder?
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Offline high4all

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Antw:Die Kleider meines Vaters (Dokumentarfilm)
« Antwort #26 am: 11.04.2024 18:16 »
Man kann es auch so sehen: Das Leben ist eine Bühne und das Kostüm für unsere Rolle suchen wir uns selbst aus. Das Kostüm bestimmt dann die Rolle.
Das setzt ein gewisses Maß an Unabhängigkeit voraus. Unabhängigkeit von Ansichten anderer Menschen. Gepaart mit der Bereitschaft, mögliche Reaktionen aushalten zu können. Wer das nicht kann, trägt Kostüme, die andere Leute für ihn aussuchen.

Lebe ich oder werde ich gelebt? Und wie ist die Gewichtung? Habe ich wenigstens etwas Freiraum, in dem ich selbst bestimme, was ich tue oder lasse?
Herr, ich danke Dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele. (Psalm 139,14)

Never be limited by other people's limited imaginations. (Dr. Mae Jemison)

Wenn wir es recht überdenken, so stecken wir doch alle nackt in unsern Kleidern. (Heinrich Heine

Offline MAS

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Antw:Die Kleider meines Vaters (Dokumentarfilm)
« Antwort #27 am: 14.04.2024 00:51 »
Und nochmal andererseits macht die Pionierleistung, die wir da durchmachen, auch einen guten Teil des Reizes aus. Hätte ich mich heute in Rock und Strumpfhose so wohl gefühlt, es so genossen, wenn es für mich von klein auf ganz normal gewesen wäre wir für Mädchen?

Ich denke man würde sich gleichermaßen wohl fühlen, wenn man die Wahl (schon immer) hätte, einfach zu jeder Zeit zu tragen, wonach einem ist. Aber, wie man in dem Film, und nicht nur da sieht, haben diese Wahl auch Frauen nicht unbedingt.
Was aber definitiv fehlen würde, ist die zeitweilige Aufregung, das Kribbeln etwas Neues, etwas "Verbotenes" etwas Ungewöhnliches zu tun.

Und der Stolz, Pionierarbeit geleistet zu haben, würde auch fehlen.

LG, Micha
Wer das Leben ernst nimmt, muss auch über sich lachen können.

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Yoshi

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Antw:Die Kleider meines Vaters (Dokumentarfilm)
« Antwort #28 am: 14.04.2024 13:10 »
Ich war auch nie der "klassische" Junge. Als Kind war ich sehr zurückhaltend, schüchtern und ruhig. Von erwachsenen Männern bekam ich oft zu hören, dass ich mal laut sein soll und herumtoben, weil ich doch kein Mädchen wäre. Jedoch habe ich alles Wilde und Sportliche gehasst, weswegen ich auch den Turnraum im Kindergarten mied. Fußball war für mich das Allerschlimmste.

Ich suchte meine Spielsituationen nicht nach geschlechtsspezifischen Spielzeug aus. Mit Puppenhäusern und Spielzeugküchen konnte ich genauso viel Spaß haben wie mit Ritterburgen und Piratenschiff. Auch meine Vorbilder wählte ich nicht nach Geschlecht, sondern nach "Persönlichkeit" aus. Im einem Moment wollte ich ein Ninja Turtle oder Power Ranger sein, um dann im nächsten Rollenspiel Heidi aus den Alpen oder Biene Maja zu sein. Ich habe damals allerdings mehr mit Mädchen gespielt oder mit den eher ruhigeren Jungs.

Viele Jahre empfand ich die Vorstellung, wie sich ein Junge bzw. Mann zu verhalten hat, auch einengend. Meine Eltern sind beide sehr konservativ und leben ein sehr traditionelles Familienbild. Mir verbot man Ohrringe, Haare blond zu färben oder rosa Shirts zu tragen, weil ich dann wie eine "Schwuchtel" aussähe und meine Schwester hatte dafür andere Einschränkungen, z. B. durfte sie nicht dem Fußballverein beitreten, weil das nur was für "Mannsweiber" wäre.

Mir war es viel wichtiger, mich selbst zu entfalten. Ob die Verhaltensweisen oder Interessen nun typisch "männlich" oder "weiblich" sein sollen, war mir hierbei egal. Es gibt vieles an mir, was man als "typisch männlich" bezeichnen kann und das ich nicht mache, weil es meinem Geschlecht "entspricht", sondern weil es Teil meiner Persönlichkeit ist. Genauso lasse ich die "weiblichen Aspekte" zu. Andere mögen das als "weibliche Seite ausleben" verstehen, aber für mich sind das alles nur neutrale Charakteristiken, die die Gesellschaft fälschlicherweise geschlechtsspezifisch zuteilt. Ich mache mir wenig Gedanken, ob das nun "männlich" oder "weiblich" ist. Für mich ist dieses Mindset eine regelrechte Befreiung.

Ich suche mir auch gezielt Umfelder aus, in denen ich so akzeptiert werde, wie ich bin. Mein Freundeskreis hat keine Probleme damit. Sie sind aber auch großteils Pädagog*innen, Lehrer*innen, Akademiker*innen sowie eher politisch links einzuordnen. Ebenso wähle ich meine Arbeitsstelle danach aus und wechsele sie gegebenenfalls. Wieso auf Röcke bei der Arbeit verzichten, wenn es woanders akzeptiert wird? Ich lasse mich nicht mehr einschränken. Einzige Ausnahme sind Familientreffen, wo ich das aus Friedenswillen mache. Die Folge ist dementsprechend, dass ich mich weitestgehendst aus dem Familienleben zurückgezogen habe. Ebenso würde ich mich von keiner Frau einschränken lassen wollen. Ich bin lieber weiterhin glücklicher Single als eine Rolle für eine Frau zu spielen. Wieso von einer Frau einschränken lassen, wenn es eine andere unterstützen würde?

Im Leben werden uns viel zu viele Rollen abverlangt, die wir in verschiedenen Lebensbereichen spielen sollen. Ich bin aber keine Marionette, sondern möchte lieber selbst der Autor meines Lebens sein. Ich schreibe selbst das Drehbuch und spiele nicht nach dem Skript eines Anderen. Ungewollte Charaktere streiche ich aus meinem "Film". Mein Leben beabsichtigt nicht die Erwartungen und Ansprüchen des Mainstreams zu erfüllen. Lieber spiele ich in einem polarisierenden Arthouse-Film mit, der von vielen missverstanden wird, als in einem Blockbuster, der generisch nach Schema F geschrieben ist, um möglichst viele abzuholen.

Offline GregorM

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Antw:Die Kleider meines Vaters (Dokumentarfilm)
« Antwort #29 am: 15.04.2024 06:17 »
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So nun hab ich das Bild gefunden und hochgeladen.
Es war im Fasching 1982 und ich war 15 Jahre alt.
Ich kann mich noch sehr gut an den Tag erinnern, obwohl es nun schon 42 Jahre her ist.

So ein Kostüm hütte ich gerne als 15-jähriger (wie auch früher ind später) tragen mögen.
Gruß
Gregor


 

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