schade, dass es in der Veranstaltung lange nicht mehr um Musik geht, was ja der Name suggeriert.
Der Auftritt dieses Sängers erinnert mich eher an eine Travestie-Show und erschwert damit das unbefangene rocktragen von Männern in der Öffentlichkeit. Wie schon mehrfach geschrieben, finde ich, dass Männer, die einfach nur ein weiteres Kleidungsstück ins Sortiment aufnehmen wollen, durch diese Ideologisierung daran gehindert werden.
Ich wünsche mir einen unpolitischen, ideologiefreien Musikwettbewerb, bei dem die besten Interpreten auch die Chance haben zu gewinnen. Kunst kommt von Können, nicht von Freak-show.
Im Mittelteil stimme ich Dir zu, Doppelrock.
"Freak-Show" finde ich zu hart ausgedrückt. Sicher, dem Titel nach geht dieser Wettstreit um Musik, aber die Umsetzung dieses Wettstreits ist weit mehr als nur Musik.
Sehr viele Künste sind daran beteiligt, angefangen von den teils akrobatischen Darbietungen der musizierenden Künstler. Über die Licht- und Bühnebildgestaltungen. Bis hin zu den sekundiös ausgearbeiteten Choreografien von Künstlern, Kamerabedienern und Bildregisseuren.
Also es sind weit mehr Künste daran beteiligt als nur das Trallala-Trällern. Und auch "Ein Männlein steht im Walde" war nicht ganz frei von Hintergedanken, die jenseits von Trallala liegen.
Irgendwo las ich von Dir, Doppelrock, dass Du den ESC als
Verschwendung von Gebührengeldern wahrnimmst. Über die Verschwendung von Gebührengeldern kann man vortrefflich diskutieren - und hoffentlich machen wir das jetzt hier nicht schon wieder -, aber ich finde gerade den ESC als eine Veranstaltung, die genau diese Ver
schwendung rechtfertigt. Es lässt Europa schon ein wenig zusammenrücken - auch wenn wir jahrelang über die neuen Balkan- und Ostländer und so mit ihrem Abstimmverhalten und der Verteilung der Sympathisanten (woandershin zugewanderten) geschimpft haben.
Es bleibt natürlich nicht aus, dass da auch zweifelhafte politische Absichten bei der Durchführung des ESC mit im Spiel sind, also Musik und die Künste nicht einzig im Fokus stehen. Das haben die Organisatoren (letztlich die EBU) aber inzwischen deutlich reduzieren können.
Ich bin nur froh, dass die Beiträge von Israel oder der Ukraine - aus welcher politischen Sicht auch immer - nicht zum Platz 1 gekürt wurden, obwohl auch die (wie viele andere) interessante Beiträge lieferten.
Und der Winner-Song überraschte mich auch zunächst. Ich fand ihn in seinen ersten Zügen megaschräg. Irgendwelche Vorredner hier oder im anderen Thread meinten, dass sie dem Song nix abgewinnen konnten. Aber schlecht finde ich ihn inzwischen wirklich nicht mehr. Dieses Lied - mal ganz jenseits der Performance - finde ich ziemlich innovativ. Und es ist relativ erstmals nicht so ein typisches ESC-taugliches Geplätscher. Ja, ich finde ihn innovativ, innovativer als vieles anderes in der Musik der letzten 20 Jahre.
Denn ich hatte das Gefühl, dass seit Nirvana und Techno sich musikalisch nicht mehr wirklich viel entwickelt hat. Das meiste klingt so, wie Musik seit rund um 1990 schon immer geklungen hat.
Mich erinnert Nemos Lied eher an eine Szene in Star Trek oder war es Enterprise oder so, wo irgendwelche ausserirdischen Trillinge auf der Bühne standen und Musik der fernen Zukunft zum Besten geben mussten. Das hatte mit Musik in unserem Verständnis so irgendwie gar nichts mehr zu tun - kein Wunder, 200 Jahre nach heute. Die letzten 20 Jahre traten musikalisch in meinen Ohren immer auf der gleichen Stelle. Keine Fortentwicklung. Nemos Song "The Code" ist meiner Meinung nach eine wirkliche Weiterentwicklung der Musik.