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Andere interessante Themen => Spass und Allgemeines => Thema gestartet von: Ben am 28.04.2004 02:32

Titel: Gestern im Fernsehen: "Ein Junge namens Nina" (37°-Reportage)
Beitrag von: Ben am 28.04.2004 02:32
Hallo,

gestern abend gab es im ZDF in der Reihe 37° eine interessante Reoportage, die mich sehr berührt hat. Sie trug den Titel Ein Junge namens Nina - Jugendliche im falschen Körper.

Protagonisten waren zwei transsexuelle Jugendliche.
Zum einen Nina (14) aus Holland, eine gebürtige Guido, zum anderen Layle (18)  ein gebürtiger Barbara aus Füssen im Allgäu.

Die Portraits hätten gegensätzlicher nicht sein können.

Beide Eltern respektieren den Weg ihrer Kinder, das ist aber auch schon die einzige Gemeinsamkeit.Nina erfährt in ihrem gesellschaftlichen Umfeld sehr viel Rückhalt und Unterstützung und hat sich eine  neuen Freundeskreis aufgebaut, während Layle ziemlich isoliert ist.
Nina, die sich mit 11 Jahren geoutet hat, wird schon hormonell behandelt. Diese Hormone bewirken, daß ihre hormonelle Pubertät unterdrückt wird. die aber den Nachteil haben, daß das Mädel nicht mehr wächst. In Holland sind die Hürden, auch schon im jungen Alter sein wahres (?) Geschlecht anzunehmen wesentlich höher als in Deutschland.
Layle dagegen wird in seinem Wunsch nicht unterstützt. Er drückt seine Brüste mit Miedern auf schmerzhafte Weise ab. Die Schulleitung akzeptiert seinen Wunsch nicht und beläßt ihn in einer reinen Mädchenklasse, wo er nach seinem Coming Out eine absolute Außenseiterstellung hat. Die gleichaltrigen Jungs wiederum akzeptieren ihn auch nicht. Aufgrund seiner psychischen Belastung schafft er auch seine Mittlere Reife nicht.

Das ist jetzt nur eine grobe Zusammenfassung.

Vielleicht hat die Sendung jemand gesehen und möchte, wie ich, einfach noch einmal darüber reden.

Die Sendung wird auch
wiederholt.

Gruß

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Titel: Re:Gestern im Fernsehen: "Ein Junge namens Nina" (37°-Reportage)
Beitrag von: Gatito am 28.04.2004 03:12
@Collantix:

Setze mir gleich den Marker. Melde mich nach der Wiederholung!

Gatito
Titel: Re:Gestern im Fernsehen: "Ein Junge namens Nina" (37°-Reportage)
Beitrag von: antares am 30.04.2004 12:47
Hi Collantix,

ich habe die Sendung auch gesehen und sie hat mich schon betroffen gemacht.
Offensichtlich können die Holländer mit solchen Dingen besser umgehen als die Deutschen.
Die Menschen haben schlicht und ergreifend nicht begriffen, dass niemand ohne Toleranzen kann, auch die Natur nicht.

Es ist doch unbestreitbar, dass es auch im Menschen genetisch bedingte Toleranzen gibt:

Früher hat man Linkshänder mit Gewalt gezwungen, mit der rechten Hand zu schreiben, etc.

Homosexualität war und ist teilweise heute noch als abartig verschrieen, ganz zu schweigen von Transsexualität.

Mit den Linkshändern und auch weitgehend mit der Homosexualität hat sich die Gesellschaft mittlerweile abgefunden, man hat gemerkt, dass diese Eigenschaften nicht dem menschlichen Willen unterliegen, sondern dass sie genetisch bedingt sind. Genauso ist es aber bei der Transsexualität. Diese Menschen können einem leid tun, das hilft ihnen aber nicht weiter.

Was ihnen weiterhelfen mag, ist Verständnis, Toleranz und völlige Unterstützung, mit diesem Leben zurechtzukommen.

Was dieser Film von Layle und seinem Umfeld zeigte, war schon beschämend. Die Mitschüler will ich hier mal gar nicht verantwortlich machen, die sind ja selbst noch nicht fertig. Aber was da von Seiten der Schule passierte, ist ja wohl unglaublich. Im Interwiev mit dem Schulleiter kam schon zum Ausdruck, dass er offensichtlich mit dieser Situation völlig überfordert war, das dürfte einem Menschen in seiner Position aber nicht passieren.

Hier hilft nur Aufklärung, damit ins Bewußtsein der Menschen dringt, dass auch die Betroffenen ein Recht auf ein angenehmes Leben haben. Dies sind keine "Aussenseiter" der Gesellschaft, sondern deren Mitglieder, die auf Unterstützung und Akteptanz angewiesen sind.

Meine jedenfalls haben sie.

Gruß

antares
Titel: Re:Gestern im Fernsehen: "Ein Junge namens Nina" (37°-Reportage)
Beitrag von: Ben am 30.04.2004 22:32
Hallo antares,

was den Umgang mit solchen Menschen angeht, scheint man in Holland tatsächlich etwas weiter zu sein.

Allerdings kann man Städte wie Arnheim und Füssen von der Größe nicht miteinander vergleichen.

Dennoch habe ich schon ein wenig geschluckt, daß Nina mit Mitteln vollgepumpt wird, deren Langzeit(neben)wirkung(en) noch keinesfalls erforscht ist bzw. sind. Das retardierte Wachstum war z.B. nicht vorgesehen.
In diesem Zusammenhang fand ich es sehr gut, daß auch der Zwiespalt der Mutter erwähnt wurde, was die medikamentöse Behandlung angeht.

Die Reaktion des Schulleiters von Layle fand ich bodenlos. Ãœberforderung ist das eine; Toleranz oder Respekt konnte ich nicht entdecken. Er brachte es nicht einmal fertig, Layle mit dem richtigen Namen anzusprechen und begründete es damit, daß er für ihn halt immer noch die Barbara sei...
Toleranz und Respekt müssen auch an einer Schule vorgelebt werden. Das ist in meinen Augen auch ein Grund, warum Layle so isoliert war.

Gibt es in Deutschland eine Organistion "Eltern transsexueller Kinder, wie es sie auch in Holland gibt, die anscheinend ganz gute Arbeit leistet?

Diese Reportage, die in meinen Augen zu kurz war, hat meinen Horizont wieder ein Stück erweitert.

Gruß

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Titel: Re:Gestern im Fernsehen: "Ein Junge namens Nina" (37°-Reportage)
Beitrag von: antares am 30.04.2004 22:40
Hi Collantix,

da hast Du schon recht, die medikamentöse Behandlung eines Kindes in diesem Alter und in dieser Form ist schon fragwürdig.
Aber abgesehen davon und abgesehen von der Größe der Städte glaube ich schon, dass die Holländer mit dieser Problematik besser umgehen und damit fertig werden als die Deutschen, wenngleich ich keine anderen Vergleiche habe.

Eine Organisation wie die von Dir genannte kenne ich in Deutschland nicht. Bin auch ansonsten nicht so tief in dieser Thematik drin.

Gruß

antares

Titel: Re:Gestern im Fernsehen: "Ein Junge namens Nina" (37°-Reportage)
Beitrag von: conne am 01.05.2004 19:09
Hi Collantx,

es mag ja sein, daß die Niederländer mit dem Thema besser umgehen als die Deutschen. Niederlander sind ja allgemein für ihre Toleranz bekannt. Allerdings ist es sehr fragwürdeig, Menschen in so jungen Jahren mit Hormonen vollzustopfen.
In Deutschland wird mit einer geschlechtsanpassenden Behandlung (so heißt das) erst nach Beenden der Wachstumsphase begonnen. Die Betroffenen müssen zwar warten, es ist aber für den Körper eindeutig besser.
Gestren Abend kam übrigens auf VOX ein Spiegel-TV-Themenabend zum gleichen Thema. Habe leider nur noch den Schluß gesehen.

Grüßle
Conne
Titel: Re:Gestern im Fernsehen: "Ein Junge namens Nina" (37°-Reportage)
Beitrag von: Ben am 02.05.2004 10:20
Hallo conne,

Allerdings ist es sehr fragwürdeig, Menschen in so jungen Jahren mit Hormonen vollzustopfen.
Ich finde diese Methode zumindest diskutabel. Ich würde als betroffener Elter nicht Hurra schreien, sondern ernsthaft abwägen.

In Deutschland wird mit einer geschlechtsanpassenden Behandlung (so heißt das) erst nach Beenden der Wachstumsphase begonnen. Die Betroffenen müssen zwar warten, es ist aber für den Körper eindeutig besser.
Für den Körper mag es auf den ersten Blick in der Tat besser sein. Aber bei solchen Entscheidungen sollte man auch das seelische Befinden nicht außer Acht lassen, was sich durchaus auch in körperlichen Symptomen äußern kann.
In der Pubertät entwickelt sich der Körper ja eindeutig in eine bestimmte Richtung.

Es ist ein ziemlicher Zwiespalt.

Gruß

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Titel: Re:Gestern im Fernsehen: "Ein Junge namens Nina" (37°-Reportage)
Beitrag von: Ben am 03.05.2004 23:27
Hallo Micha,

auf Dich ist eben Verlaß...  ;)
Vielen Dank.

Gruß

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Titel: Re:Gestern im Fernsehen: "Ein Junge namens Nina" (37°-Reportage)
Beitrag von: MAS am 04.05.2004 08:47
Hallo zusammen,

ich habe die Sendung auch gesehen und kann die hier geäußerten Kommentare bestätigen.

Niederländer sind allerdings nicht immer toleranter: Es gab doch mal den Fall des niederl. Briefträgers, dem es nicht erlaubt war, im Sommer seine Briefe in kurzen Hosen auszutragen, woraufhin er kurze Röcke trug, was ihm dann auch verboten wurde. Kurze Hosen sind bei deutschen Briefträgern aber normal.

Für unser Forum hier scheint mir auch die Rolle von Röcken bei Ninas Identität eine Rolle zu spielen. Sie war ja überglücklich, als ihre Muter ihr sagte, sie gingen jetzt einen Rock für sie kaufen. Das war mit 9 Jahren, wenn ich das richtig verstanden habe. In den Szenen, in denen Nina gezeigt wurde, trug sie aber meistens Hosen, nur am Schluß auf dem Schulfest einen Rock.

Der Rock ist dort also schon ein "weibliches" Kleidungsstück, aber nicht notwendig für Mädchen.

Beste Grüße,

Michael
Titel: Re: Sendung wird wiederholt
Beitrag von: Ferdi am 04.05.2004 09:06
Hallo zusammen!

Collantix hat in seinem Eingangsposting zwar schon darauf hingewiesen, aber ich möchte nochmal daran erinnern.

Donnerstag, 6. Mai, 18:00 Uhr, 3Sat

Grüsse,
Ferdi
Titel: Re:Gestern im Fernsehen: "Ein Junge namens Nina" (37°-Reportage)
Beitrag von: conne am 06.05.2004 21:35
Ich habe heute die Wiederholung der Sendung gesehen.
Eine wirklich gelungene und einfühlsame Reportage.
Sie zeigt am Beispiel von Nina ein Beispiel an positiver Toleranz und am Beispiel von Layle leider, wie schwer er sich mit der Intoleranz seiner Umgebung tut.
Insgesamt bleibt, daß Menschen wie Guido nur als Nina und Menschen wie Barbara nur als Layle glückleich werden können und daß man sie eben so nehmen soll, wie sie sich selber empfinden.

Es gibt zu diesem Thema übrigens einen sehenswerten franuösoschen Spielfilm mit dem Titel "Mein Leben in rosarot". Es geht hier aum einen kleinen Jungen,der gern ein Mädchen wäre, und um die Reaktion der Familie und der Nachbarschaft.

Grüßle
Conne
Titel: Re: Gestern im Fernsehen: "Ein Junge namens Nina" (37°-Reportage)
Beitrag von: androgyn am 16.04.2016 20:31
Hier gibt es auch noch einen aktuellen Fall aus den USA (http://www.galileo.tv/videos/das-juengste-transgender-model-der-welt/?utm_source=Facebook&utm_medium=social&utm_term=social_post&utm_campaign=Galileo&utm_content=20160415_das-juengste-transgender-model-der-welt#link_time=1460704453.)