Das Vorurteil schafft sich durch den Glauben an es seine Bestätigung; klassischer Zirkelschluß. Weil viele Menschen sich einen Mann im Rock nur als sexuell gestört vorstellen können, ist es für einen sexuell gestörten Mann naheliegend, zu einem Rock als Utensil zu greifen. Wenn das dann passiert, muß man nicht lange warten, bis jemand kommt und sagt: "Seht, deshalb habe ich das Vorurteil, und ihr seid alle verdächtig.", auch wenn keiner von uns auf die Idee käme, seinen Rock so zu präparieren, wie dieser. Und wenn einer von uns wegen dieser Unterstellung genervt ist, wird das sicherlich als „Getroffene Hunde bellen.“ interpretiert. Vielleicht sind einige hier aber nur insoweit getroffen, weil sie wegen dieser Unterstellung bereits konkrete Nachteile erdulden mußten.
Leider ist die Überschrift nur allzu zutreffend.
Des weiteren ist der Vergleich der Bewertung des Zeigens der geschlechtlichen Körperlichkeit zwischen Männern und Frauen beachtlich. Zum Teil ist die Frauenkleidung gerade darauf angelegt diese zu zeigen, während die traditionelle Männermode die Körperformen hinter geraden Linien verbergen versucht, und die Existenz von Genitalien leugnet. Das korreliert mit der unterschiedlichen Bewertung des Körpers. Diese Bewertung ist auch ein Grund, weshalb Männern Kleidung, die Körperlichkeit sichtbar macht, wie Strumpfhosen und Röcke meiden. Daß es hier um extremstes Zeigen, welches die meisten bei beiden Geschlechtern negativ bewerten, geht, widerspricht dem nicht weil die strafrechtliche Betrachtung diesem Muster folgt. Die Begründungen für den strafrechtlichen Unterschied klingen für mich ähnlich hilflos bemüht, wie die derer, die mir erklären wollen, daß ein Rock am Mann nicht geht. Paradoxerweise wird das zeigen dürfen (nicht müssen !) als Zeichen der Benachteiligung interpretiert, während das nicht Zeigen dürfen als Privileg dargestellt wird. Es geht halt darum ein einmal angenommenes Geschlechterbild auf Teufel komm raus zu bestätigen.
Gruß,
Jo