Autor Thema: Wer macht eigentlich den Geschmack?  (Gelesen 20442 mal)

androgyn

  • Gast
Re: Wer macht eigentlich den Geschmack?
« Antwort #45 am: 07.04.2016 23:44 »
Hier noch ein Artikel
http://www.modepilot.de/2016/02/21/was-kommt-nach-bart-und-hipster/

Zitat
Wenn einer weiß, wo unsere Lifestyle-Reise hingeht, dann er. Ich habe ihn in seinem Büro im Pariser Norden besucht, um heraus zu bekommen, wie wir uns in der Zukunft kleiden und stylen werden.

incent Grégoire: Für die Antwort muss ich ein bisschen ausholen. Warum tragen die Männer derzeit alle Bärte? Weil sie genug hatten von den Metrosexuellen der frühen 2000-er Jahre. Die Metrosexuellen waren moderne Dandys, stark von den Fußballern (Stichwort: Beckham) beeinflusst. Es ging damals viel ums Aussehen, man rasierte sich, war sensibel. Angesagt waren Luxus, Logos und viel Bling- Bling. Direkt danach kamen als Gegenbewegung die Lumbersexuellen. „Lumber“ kommt aus dem Englischen und heißt Holzfäller. Genauso sehen die Lumbersexuellen auch aus: Sie tragen Bart, Holzfäller-Karohemd, dicke Bergschuhe und Mütze. Ihr Ansinnen ist intellektueller, mehr sophisticated. Bärte gelten bei ihnen als Definition einer neuen Maskulinität: rustikaler, roher und mit einem Hang zur Natürlichkeit. Männer sehen wieder aus wie Männer. Echte Kerle eben.

Zitat
Wie nah ist diese Zukunft?

VG: Naja, die Hipster sind gerade auf dem absteigenden Ast. Adé Nachhaltigkeit, Bio-Gemüse und Achselhaare. Auf dem Weg zum neuen Superhero gibt es solche Hybride-Gestalten wie Conchita Wurst. Mit Bart und perfekten Make-Up. Maskuline und feminine Codes werden vereint. Er/sie ist bereits eine Art Superkreatur.

Alessandro Michele von Gucci hat auch bereits den neuen Weg eingeschlagen. Er stellt seine Männer sehr feminin dar und spielt bei Frauen mit maskulinenen Elementen. Das ist das gerade viel beschworene Genderbending: Die typischen Geschlechterrollen verschwinden. Micheles Gucci-Männer tragen nicht Bart, aber lange Haare.

Irgendwie klingt das nach einem Retour zur Metrosexualität.

VG: Ja, der Lifestyle bewegt sich in Zyklen und die dauern in der Regel zehn Jahre: In den 80-ern gab es den Technologie-Hype, dann kam in den 90-ern der Grunge, in 2000 Bling Bling, 2009/2010 die Slow-Bewegung, 2020 Multipower – und 2030 gibt es vielleicht wieder ein Zurück zur Natur.

Warum glauben Sie das?

VG: Wenn die Generation Z (auch Millennials genannt, A.d.R.) dann 25 Jahre alt sein wird, kann es durchaus sein, dass sie die Technik verwerfen und eins mit der Natur leben wollen. Ihnen geht es nicht ums Geld, sondern ums Wohlfühlen. Bei dieser Generation sind Werte wie Humanität, Soldiarität und Umwelt stark ausgeprägt. Sie brauchen kein Auto mehr, wollen aber reisen, suchen alternative Hotels, wohnen wahrscheinlich privat bei Leuten. Ihr Mobilphone ist ihr wichtigstes Gut, das sie perfekt beherrschen. Wenn eine Firma keine Werte bietet, lehnen sie den Job ab und gründen selbst eine Firma. Sie haben Unternehmergeist. Ihnen geht es vor allem um Respekt und Akzeptanz in der Gesellschaft.

Mal sehen, ob sich Röcke durchsetzen werden oder nur alter Kaffee neu aufgewärmt wird.


 

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