Warum ist der Männerrock eine Angelegenheit für wenige Individualisten? Warum sind Versuche von Gaultier oder H&M gescheitert den Männerrock einem größeren Publikum schmackhaft zu machen?
Bürgerliche Männer sind an körperliche Arbeit gebunden. Adelige Männer konnten es sich leisten Absätze, Prunk und Brokat oder Seide zu tragen, weil sie nicht körperlich arbeiten mussten. Geschäftsleute müssen zwar auch nicht schwer heben, außer ihre Geldsäcke von einer Ecke in die andere zu schieben, aber diese ziehen sich so an, weil es der Kunde so will. Ebenso ist das bei Politikern. Politiker sind die Diener des Volkes. Das Volk ist doch schon angeraunzt, wenn Gabriel oder eine Vorsitzende per Privatjet angeflogen kommt. Da war doch mal was mit dem ADAC Privatjet? Da kann man ja sich ausmalen, wenn ein Politiker im Gucci oder Hedi Slimane Anzug antanzt, wenn sich die Leute schon über zu hohe Diäten aufregen und dass die Herrschaften 3 mal im Jahr in den Urlaub fliegen.
Das Patriarchat hat bis heute Konsequenzen nicht nur für Frauen, sondern auch für die derzeitige gesellschaftliche Akzeptanz von Männerröcken.
Die konsequenzen resultieren aus der franz. Revolution, der großen Aufklärung durch Mediziner und der Kleiderreformierung des 19. Jhd.
Das Patriarchat lebt, denn die Reste patriarchalischer Strukturen, die von den bürgerlichen Gesellschaften im 18. Jahrhundert eingeführt wurden (u.a. nach der Franz. Revolution), spielen weiterhin eine Rolle.
Die Trennung der Geschlechter hat erst mit der franz. Revolution so richtig zugenommen. Davor in der Monarchie war die Geschlechtertrennung wenig ausgeprägt und Frauen hatten am Hof die gleichen Rechte wie die Männer und mehr noch als noch vor paar Jahrzehnten.
Dass das Patriarchat immer noch nicht tot ist, trotz der Erfolge der Frauenbewegung, ist nicht mein Glaube, sondern die Überzeugung der Gewerkschaften (Lohngleichheit, Quoten-Regelung) und der politischen Parteien (Gleichstellungsbeauftragte, Frauenförderung) sowie die Lehrmeinung der Soziologen und Kulturforscher:
Lol. Jeder Ökonome und Wirschaftler wäre sau-blöd, Männer einzustellen, wenn Frauen für die Hälfte des Lohnes arbeiten. Da greif ich mir echt an den Kopf. Die Lohnschere ergibt sich aus einer ganz simplen Fehlrechnung. Es werden die Löhne eines Arbeiters in Vollzeit mit der Kassiererin in Teilzeit zusammengewürfelt. Oder der Vergleich eines Technikers mit einer Friseurin. Es gibt kein Verbot, dass Männer auch Friseur oder Kindergärtner werden können. Aber warum entscheiden sich denn viele nicht dafür? Weil sie wissen, dass sie dort nicht viel verdienen werden und nicht, weil es das Patriarchat ihnen verbietet. Deine Gleichstellungsbeauftragten kannste dir in den Arsch schieben. Wo sind die denn, wenn es um die Anliegen in der Wahl der Bekleidung im Beruf geht? Bisher habe ich mir die Freiheiten selber aushandeln müssen, da half mir keine Gleichstellungsbeauftragte.
„Die Gleichberechtigung von Mann und Frau wurde zwar durch die Frauenbewegungen theoretisch erreicht und gleichzeitig das Tragen von Hosen für Frauen legitimiert. Trotzdem besteht die hegemoniale Geschlechterordnung, die durch das Bürgertum vor etwa 200 Jahren festgeschrieben wurde, nach wie vor.“
Was hat dass nun mit dem Patriarchat zu tun? Das was aufgeführt wird, ist die Unterscheidung sozialer Geschlechtlichkeit. Wie kann es sein, dass es in einem Partiarchat möglich war. dass Männer Absätze trugen und in den 70ern es erneut dazu kam, obwohl die 70er ja angeblich vom Patriarchat durchsifft gewesen sein müssten.
Vor dem 18. Jahrhundert war der Rock noch nicht ein ausschließlich weibliches Kleidungsstück:
Ach? Wegen dem Patriarchat war's oder wie?
„Wir könnten uns für die Zeit vor dem 18. Jahrhundert folgende Frage stellen: Warum trugen Männer Röcke, Frauen aber keine Hosen? Allerdings wäre damals eine solche Frage auf Unverständnis gestoßen, denn warum sollten Männer keine Röcke tragen? Der Rock war ja noch nicht weiblich konnotiert, die Hose als Kleidungsstück aber dem Mann vorbehalten.“
Hohe Absätze waren den Männern früher auch vorbehalten. Nur Dirnen trugen hohe Schuhe, keine anständige Frau, die ihrem Mann treu ist. Männer trugen Röcke, um ihren Status des Nichtarbeitens auszudrücken. Die Damenmode von früher behinderte die Frauen noch mehr in ihrer körperlichen Arbeit.
Die gesellschaftlichen Veränderungen, wie z.B. durch die Franz. Revolution, brachten die arbeitenden Bürger an die Macht. Der Rock wurde zum Symbol für die Dekadenz des durchgeknallten und sehr femininen Adels. Die bürgerliche Hose (u.a. die Culotte der Jacobiner) markierte den Bruch mit diesem Lebensstil:
„Im Verlauf des 18. Jahrhunderts veränderten sich die bis dahin ständisch definierten Geschlechterrollen: Das Bürgertum setzte sich gegen den Adel durch und stellte diesem seine neuen Ideale entgegen. So wurde mit dem Adel auch dessen Kleidung abwertend feminisiert, das Bürgertum sowie seine Lebensführung und Moral wurden als männlich definiert und idealisiert,…“
Das ist nicht ganz richtig. Es war ein verstoßener Adeliger, Philippe Egalite, Herzog von Orléans, der sich am dritten Stand orientierte. An denen, die nicht durch ihre Kleidung und Verschwendung glänzten, sondern durch ihre Taten und Arbeit. Das waren Geschäftmänner, Juristen und Anwälte.
Gleichzeitig unterstrich die Hose die Macht der bürgerlichen Männer gegenüber den Frauen, denn der Herrschaftswechsel war ein Ergebnis der aktiven Männer und nicht der passiven Frauen (was kein Wunder ist, wenn man den Frauen eine aktive Rolle verbietet):
Den Frauen wurde erst Ende des 19. Jhd. eine aktive Rolle untersagt. Dass die Hose ein Machtausdruck gegenüber den Frauen sei, widerspricht deiner durchgeführten Studie, in der doch die Befragten selber zugaben, dass Röcke dazu da sind, Männer auszuschließen und dass sie Weiblichkeit betonen sollen und etwas besonderes und elegantes sind, was mit einer Hose gar nicht möglich ist. Wieso sollte ausgerechnet die Hose ein Herschaftssymbol für Frauen sein? Dass sie für Frauen, wie für viele Männer einen praktischen Nutzen haben, steht auf dem anderen Blatt.
„Die Kleidung unterschied sich nun konsequent von jener bunten und verspielten des Adels, etwa durch ihre dunklen Farben und schlichten Schnitte – und sie unterschied sich auch stark nach Geschlecht. Der Mann trug auf keinen Fall mehr einen Rock.“[/i]
Der Mann in seiner überlegenen Position unterzieht sich einer Abwertung, wenn er einen Rock anzieht, während eine Frau sich mit einer Hose aufwertet.
Ja. Du kannst das aber auch noch anders sehen. Ein Mann im Rock stellt sich über die anderen Männer. Er drückt damit aus, dass er es sich leisten kann, sene Kleidung frei zu wählen. Sei es nun bezieungsmäßig oder beruflich. Das konterkariert geradezu den Grundsatz aus der franz. Revolution, "alle Menschen werden zu Brüdern und Schwestern." Die Frauen sind schon gar nicht zu Schwestern (also gleich) geworden und ein Mann im Rock oder in anmutiger Kleidung widerspricht auch dem Grundgedanken.
Dieses gesellschaftliche Gesetz des 18. Jahrhunderts steckt heute noch in vielen Köpfen, denn Männer definieren immer noch den Standard, nach dem Frauen sich ausrichten.
Es ist nun mal so, dass sich alles um Sex dreht. Männer richten sich nach den Frauen aus und nicht umgkehrt. Frauen ziehen sich meist dann bunt an, wenn sie an den Mann kommen möchten. Darum habe ich die Frage "Du hast es doch nicht nötig einen Rock zu tragen‘ und ‚Willst du etwa eine Frau sein?'" von Frauen zu hören bekommen. Sie sind selber der Ansicht, dass sich keine Frau mit 20 anderen Frauen auf einer einsamen Insel in Stöckelschuhe zwängt und sich schminken würde. Das tun sie wegen den Männern. Darum kommt auch die Frage "Willst du gerne eine Frau sein?" auf.
Dies kann eine Erklärung dafür sein, dass Frauen so lange Zeit keine Hosen tragen sollten. Denn damit wäre die alleinige Machtposition des bürgerlichen Manns nicht mehr gewährleistet.
Was für eine Macht hat denn der bürgerliche Mann? Sich aufgrund seines Geschlechts den Wehrdienst zu entziehen? Und warum sind viele Frauen der Meinung, dass sie es gut finden, wenn der Wehrdienst wieder eingeführt wird und dass es den Männern nicht geschadet hat. Es sind oft die Leute, die sich für etwas ausprechen, die nicht selber dafür bluten müssen. Wie kommt es, dass Frauen die alleinige Entscheidung tragen dürfen, ob sie ein Kind bekommen möchten oder nicht, während der Mann auf die Entscheidung der Freundin angewiesen ist, wenn Männer angeblich so viel Macht haben? Ich sehe keine Macht an mir. Außer die Macht, dass ich die Freiheit habe das zu anzuziehen, was ich möchte. Das ist aber schlagartig vorbei, wenn Männer in die Knechtschaft gehen.
Umgekehrt würde das Übernehmen eines weiblich codierten Kleidungsstücks wie des Rocks den Verlust der Männlichkeit und ihrer Position bedeuten.
Nicht der Verlust der Position an sich, sondern des auf augenhöhe stehenden Gegenübers, vor dem man sich aufwertet. Die Aufwertung geht gleichzeitig in eine Abwertung für den anderen über, weil man nicht mehr zu den unteren Männern gehört und nicht mehr gleich ist. So kommt es auch, dass oft über Anzugsträger gelästert wird, dass sie sich für etwas besser halten würden und nur angeben wollen.