Autor Thema: Testosteron  (Gelesen 19385 mal)

Offline Barefoot-Joe

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Testosteron
« am: 27.01.2019 08:36 »
Ich weiß nicht, ob ihr das noch oder überhaupt kennt, aber ich bin gestern zufällig mal wieder über Rüdiger Hofmanns Lied gestolpert, in dem er die testosterongeladenen Machos genauso durch den Kakao zieht, wie die "teutsche Muzik" ;)

Als das Lied damals rauskam, habe ich durchaus ein paar Sachen bei mir wiedererkannt und ein Teil von mir fühlte sich davon tatsächlich irgendwie angegriffen. Heute lache ich mich darüber schlapp, weil ich aus dem Machogehabe rausgewachsen bin und vor allem, weil ich ein paaar Leute kenne, die offenbar die Vorlage für das Lied waren und das tatsächlich so leben... ;)

https://www.youtube.com/watch?v=iSY0RWnkZJY
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Re: Testosteron
« Antwort #1 am: 27.01.2019 08:55 »
Hier der Text:

Zitat
Rüdiger Hoffmann - Testosteron

Ich schäl dir gern deine Apfelsine
Ich hol nur schnell meine Flexmaschine
Brauchst du nen Haken in der Besenkammer
Hau ich ihn rein mit dem Vorschlaghammer

Fahr ich im Kreise schon seit Tagen
Dann werd ich trotzdem keinen fragen
Wenn ich mal irgendwas gar nicht kann
Dann fang ich trotzdem damit an

Testosteron ist mein Hormon
Ich bleibe immer in Aktion
Weiß ich noch nicht worum es geht
Ich bin die top Kapazität
Ich lös Probleme schnell und ehrlich
Zack Zack Zack - fertig

Am liebsten grill ich halbe Schweine
Das gibt mir Power ungemeine
Ich hab am ganzen Körper Haare
Und wasch mich alle Jubeljahre

Mein Ziel ist schneller höher weiter
Denn Ich bin lieber tot als Zweiter
Wenn ich nix sag und gerade aus guck
Dann bring ich mein Gefühl zum Ausdruck

Testosteron ist mein Hormon
Ich habe schlichte Emotionen
Ich hoffe das heut noch was geht
Und zwar schon seit der Pubertät
Ich mache liebe hart und ehrlich
Zack Zack Zack - fertig

Testosteron ist mein Hormon
Ich habe schlichte Emotionen
Ich hoffe das heut noch was geht
Und zwar schon seit der Pubertät
Ich mache liebe hart und ehrlich
Zack Zack Zack - fertig
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Offline MAS

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Re: Testosteron
« Antwort #2 am: 27.01.2019 09:02 »
Köstlich!  ;D

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Offline Jo 7353

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Re: Testosteron
« Antwort #3 am: 27.01.2019 23:57 »
Für alle, die es immer noch nicht wissen:

Testosteron ist ein Gewaltplacebo. Die Versuche nachzuweisen, daß Testosteron Menschen gewalttätig macht, sind gescheitert. Aus sich heraus bewirkt es keine Gewalt, aber weil alle daran glauben, werden Jungen zu Gewalttätern erzogen, und sie glauben, sie müssten gewalttätig sein, um ihre Männlichkeit zu zeigen. Und im Ergebnis geben die Frauen, die einen männlichen Partner wollen, und dabei auch diesem Glauben anhängen, ihnen sogar recht.

Man kann es auch kurz formulieren: Wo von Testosteron in Politik oder Gesellschaft gesprochen wird, herrscht fast immer Sexismus vor.

Gruß,
Jo
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Offline Skirtedman

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Re: Testosteron
« Antwort #4 am: 28.01.2019 00:29 »
Wo von Testosteron in Politik oder Gesellschaft gesprochen wird, herrscht fast immer Sexismus vor.


Ja, auch wo von "Gender Pay Gap" oder von Gewaltdelikten bezogen auf Geschlechter die Rede ist. Da steckt nicht nur viel Sexismus mit drin, sondern auch viel Ideologie. Und zwar je anch Auslegung mal so, mal so.

Ich glaube, die Tatsache, dass Testosteron für Vieles im Sprauchgebrauch verantwortlich gemacht wird, ist eher eine sinnbildliche Zuordnung. Wenn dann Forscher an die Beurteilung des Wahrheitsgehalts dieser einfachen Ursache-Wirkung-Zuschreibung sich machen, dann mögen sie zwar beweisen, dass es nicht das Testosteron sein mag, was die Ursache ist, aber ganz verneinen können sie dann wohl doch nicht, dass es nun doch was mit der Geschlechtszugehörigkeit zu tun hat.

Zum Beispiel sind grundlegende Dinge wie Stoffwechselabläufe in Muskeln oder körperliche Reservoirbildungen und deren Verfügbarkeiten bei Mann und Frau unterschiedlich organisert - das hat die Natur bereits seit Jahrmillionen so entwickelt und lange schon realisiert, bevor sich Ideologien mit Rollenzuschreibungen aufgrund des sich nicht selbst ausgesuchten Geschlechts befasst haben.

Begleiterscheinungen wie solche, die durch schwankende Hormonpegel im Organismus sich ergeben, hat die Natur hingenommen, die heute gerne per Pillen weggeschluckt werden. Dennoch lassen auch solche Dinge sich mit den besten Ideologien nicht wegdiskutieren.

Es ist nun mal so, dass Männer keine Frauen sind und Frauen keine Männer. So wie Menschen keine Affen sind oder Pferde oder Katzen.

Aber durch intensives Trainig lassen sich solche Unterschiede (ich meine die zwischen Mann und Frau) relativ leicht überwinden. So könnte auch ein extrem gewaltbereiter männlicher Jugendlicher ein wunbderbarer sozialempathischer Zuhörer und Frauenversteher sein, wenn er rechtzeitig in diesen Dingen trainiert worden wäre. So wie Frauen auch athletischer werden können als viele trainierte Männer.

Und dennoch sehe ich auf Autobahnen oder anderswo z.B. im Straßenbau immer nur Männer arbeiten - weit und breit keine Frauen. Sexismus ist viel weiter verbreitet als der noch so empathischste Gutmensch oder der noch so gutgebildete Genderbeauftragte vermuten könnte.

Offline MAS

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Re: Testosteron
« Antwort #5 am: 28.01.2019 07:33 »
Gude!

Es handelt sich ja auch um ein Lied und nicht um einen wissenschaftlichen Aufsatz. Die Sänger sind ja selber Männer, die mit ihrem Lied weniger die Biochemie, als eben das anerzogene männliche Rollenmuster aufs Korn nehmen. Dieses Rollenmuster benutzt das Wissen um Testosteron, um damit zu belegen, dass die typisch männlichen Verhaltenweisen natürlich sind. Die Sänger aber belegen auf künstlerische Weise, dass sie eher kultureller Natur sind und Mann auch anders kann.

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Re: Testosteron
« Antwort #6 am: 28.01.2019 08:41 »
Wie sagt der Volksmund: "Nur getroffene Hunde bellen!"

Aber es war mir klar, dass aus einem Lied ein Politikum gemacht wird. Genau wie aus dieser Werbung von Gillette:

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/gillette-werbespot-maenner-sind-an-allem-schuld-kolumne-a-1248822.html

Der zweite Teil des Filmchens, in dem Männer als Friedensstifter ("The Best Men Can Be") dargestellt werden, wird von Kritikern gerne übersehen. Oder sie verstehen kein Englisch, denn wer genau hinhört, bemerkt, dass Männer der Zukunft nicht verrissen werden.


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Offline cephalus

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Re: Testosteron
« Antwort #7 am: 28.01.2019 11:02 »
Und dennoch sehe ich auf Autobahnen oder anderswo z.B. im Straßenbau immer nur Männer arbeiten - weit und breit keine Frauen.

Das ist aber nur bei uns so (oder vielleicht in großen Teilen Westeuropas?).

Mir ist es extrem aufgefallen und bewusst geworden, als ich z.B. auf US- Straßen genau so wie in Australien, Afrika oder Südostasien, Frauen im Straßenbau gesehen habe.
Mancher Orts stellten sie sogar die Mehrheit dar.

Deutschland ist in vielerlei Hinsicht sehr - was eigentlich?

- traditionell?
- alten Rollenbildern verwurzelt?
- innovationsfeindlich?
- patriarchalisch?
- sexistisch?
- eigenständig?
- zurückgeblieben?
- unflexibel?

Immer wenn ich etwas von Gregor über Dänemark lese, was er als selbstverständlich voraussetzt, bei uns aber bei leibe nicht zutrifft, wundere ich mich, wie unterschiedlich die Kultur in Nachbarländern sein kann.

VG
Cephalus


Offline Jo 7353

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Re: Testosteron
« Antwort #8 am: 28.01.2019 18:39 »
Die Sänger sind ja selber Männer, die mit ihrem Lied weniger die Biochemie, als eben das anerzogene männliche Rollenmuster aufs Korn nehmen. Dieses Rollenmuster benutzt das Wissen um Testosteron, um damit zu belegen, dass die typisch männlichen Verhaltenweisen natürlich sind.
Testosteron ist kein anerzogenes Rollenmuster, und anerzogene Rollenmuster als natürlich zu bezeichnen, ist recht seltsam. Es geht auch nicht um Wissen um Testosteron, sondern darum um üblen Vorurteilen einen wissenschaftlichen Anstrich zu geben.

Korrekt könnte man statt "testosterongesteuert" sagen: "Von Mutties Männerbild gesteuert".

Und nebenbei bemerkt sind das gar nicht so viele, die so ticken. Die meisten Männer glauben, daß sie besser seien, und sie sind tatsächlich besser als das Bild, aber deswegen noch lange nicht besser als der Durchschnitt der Männer.

Gruß,
Jo
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Re: Testosteron
« Antwort #9 am: 28.01.2019 19:34 »
Die Sänger sind ja selber Männer, die mit ihrem Lied weniger die Biochemie, als eben das anerzogene männliche Rollenmuster aufs Korn nehmen. Dieses Rollenmuster benutzt das Wissen um Testosteron, um damit zu belegen, dass die typisch männlichen Verhaltenweisen natürlich sind.
Testosteron ist kein anerzogenes Rollenmuster, und anerzogene Rollenmuster als natürlich zu bezeichnen, ist recht seltsam. Es geht auch nicht um Wissen um Testosteron, sondern darum um üblen Vorurteilen einen wissenschaftlichen Anstrich zu geben.

Korrekt könnte man statt "testosterongesteuert" sagen: "Von Mutties Männerbild gesteuert".

Und nebenbei bemerkt sind das gar nicht so viele, die so ticken. Die meisten Männer glauben, daß sie besser seien, und sie sind tatsächlich besser als das Bild, aber deswegen noch lange nicht besser als der Durchschnitt der Männer.

Gruß,
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Zu Absatz 1+2:

Ja, sag ich doch, Jo.
Das Wort "wissen" gebrauchte ich, wie Wissenssoziologen es tun. Damit ist noch nicht gesagt, dass dieses Wissen stimmt.

Zu Absatz 3:
Besser als welches Bild sind die meisten Männer? Das Bild, das in dem Lied kritisiert wird?

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manfred58

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Re: Testosteron
« Antwort #10 am: 29.01.2019 07:22 »
So wenige die so ticken sind das doch nicht. Schneller ,höher , weiter .
Second place is the first looser.

Sieht man am besten im Strassenverkehr. Da wird um jeden Meter gekämpft, obwohl es nichts bringt :)

Offline Skirtedman

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Re: Testosteron
« Antwort #11 am: 29.01.2019 09:14 »
Hm.

So ziemlich jede Frau mit halb so viel Fahrerfahrung wie seit dem 18. Geburtstag autofahrende Männer rast ähnlich schnell auf den Strassen und regt sich mindestens genauso intensiv auf, wenn es nicht vorwärts geht, wie sie es gerne hätte.

Frauen in Führungspositionen sind auf Dauer meist auch nicht besser in was auch immer als Männer in diesen Positionen.

Wenn man Frauen nur mal lässt, dann sind sie kaum anders als Männer. "Wenn man sie lässt", ja, das hört sich so an, als würde man sie nicht (ran)lassen; manchmal ist es noch so. Ansonsten ist bei einigen noch die Schere im eigenen Kopf, die verhindert, dass sie nicht rangelassen werden, oder sich gar nicht erst rantrauen. Das kriegen dann aber die dreisten Männer wiederum in die Schuhe geschoben.

Und - Gleichberechtigung hin oder her - es macht nicht in jedem Fall so viel Sinn, dass Frau alles machen soll/darf/muss, was Männer machen. Dass Männer es so toll haben - war schon immer auch eine Spur einer Chimäre.

Unterhält man sich mit feminsititizierten Frauen - und das sind die meisten - dann kriegt man nach intensiverem Gespräch oftmals raus, dass der wahre Grund der Ungleichheit der ist, dass nicht das "Männerbild" das Anzustrebende ist, sondern dass des Pudels Kern darin liegt, dass Leistungen, die - zumindest kulturell bedingt - Frauen oftmals leichter fallen, zu wenig wertgeschätzt wurden und werden.

Wer arbeiten will, soll arbeiten, gerne auch Vollzeit. Es ist aber so, dass viele in der Tat arbeiten müssen (vom theoretischen Ansatz her erstmal nicht schlecht und nicht ungerecht). Früher reichte es aber, wenn der Mann arbeiten ging und damit eine fünfköpfige Familie locker versorgen konnte. Rein aus wirtschaftlichen Gründen ist es heutzutage aber so, dass beide Elternteile Vollzeit arbeiten müssen - und dabei entstehen Doppel- und Mehrfachbelastungen bzw. einiges bleibt liegen und wird auf den Staat oder Krankenkasse abgeschoben. Der innere Zusammenhalt wird gestört und viele Beziehungen/Familien zerbrechen, immer mehr fliehen in die Alleinerziehung und bürden sich noch mehr Belastungen auf.

Männer und Frauen könnte sich gegenseitig ergänzen - wie man das aufteilt, bleibt jedem Paar selbst überlassen. Waru muss jeder alles machen und warum muss jeder alles können? Warum muss die ernährende Alleinverdienende Person - sofern es das in einer Familie noch gibt - wissen, mit wieviel Grad man Hemden wäscht und in welcher Schublade und in welchem Fach das Käsemesser abgelegt wird? Diese Dinge sind wichtige Dinge, aber wieso kann man sich da nicht spezialisieren und gegenseitig ergänzen und wertschätzen, dass alles dies auch seinen Wert hat?

Mangelnde Wertschätzung ist das Dilemma. Auch die Politik könnte sich da durchaus was unterstützend einfallen lassen. Ich bin mir aber nicht sicher, ob die oftmals bewunderten Staaten, die vorgeblich bessere Rahmenbedingungen schaffen (Skandinavien wird da immer hervorgehoben) alles im Endeffekt so viel besser machen. Das Ziel ist doch, alle Menschen von klein auf zu konditionieren, um sie nach wirtschaftlicher Beurteilung funktionstüchtig und gefügig für das Wirtschaftssystem zu machen. Die soziale Komponente und so Sachen wie Geborgenheit bleiben da allzuoft auf der Strecke oder werden genau dorthin verlagert, wo wieder harte nachrechenbare Wertschöpfung generiert wird.

So, ein nicht getroffener Hund hat ausgebellt...


Offline cephalus

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Re: Testosteron
« Antwort #12 am: 29.01.2019 10:21 »
Früher reichte es aber, wenn der Mann arbeiten ging und damit eine fünfköpfige Familie locker versorgen konnte. Rein aus wirtschaftlichen Gründen ist es heutzutage aber so, dass beide Elternteile Vollzeit arbeiten müssen

So kann man das mMn nicht ganz stehen lassen:
Wenn ich die Lebensumstände meiner Großeltern und zum Teil meiner Eltern betrachte, war es damals nicht besser.

An Auto war nicht zu denken,
die Wohnung war extrem klein,
Urlaub ein Fremdwort
und der Speiseplan richtete sich nach Kassenlage.
Neue Kleidung war ein Problem.

Und das, obwohl die Frauen immer noch irgendwie etwas dazu verdient haben, wenn auch nicht immer in fester Anstellung und Vollzeit.

Heute ist es in der Regel so, dass man diesen Zustand nicht ohne Not akzeptiert und es bevorzugt wenn beide  am Erwerbsleben teilnehmen - es wird als notwendig betrachtet.

Der Komfort der sich durch mehr verfügbares Geld ergibt steht in Konkurrenz zu dem Komfort, der sich durch weniger, oder freiere Arbeitseinteilung ergibt.
Meist wird nicht in Erwägung gezogen, die Arbeitsleistung zu reduzieren, selbst wenn auch sonst ein Überleben ohne fremde Hilfe möglich wäre.

Im Wesentlichen ist es häufig eine persönliche Güterabwägung, die durch die Gesellschaft beeinflusst wird:
Früher wurde von der Frau erwartet, sich um Kind und Haushalt zu kümmern, auch wenn es finanziell sinnvoller gewesen wäre einen Job anzunehmen, heute hat sich das Blatt gewendet.

VG
Cephalus

Offline GregorM

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Re: Testosteron
« Antwort #13 am: 29.01.2019 12:04 »

Immer wenn ich etwas von Gregor über Dänemark lese, was er als selbstverständlich voraussetzt, bei uns aber bei leibe nicht zutrifft, wundere ich mich, wie unterschiedlich die Kultur in Nachbarländern sein kann.


Hallo Cephalus,

ich muss zugestehen, dass ich auch in DK keine Frauen am Autobahn-Bau beschäftigt gesehen habe. Das ist nach wie vor Männerarbeit. Dafür bekommen die Frauen die besseren Ausbildungen, und da sie, genau wie Männer, „lebenslänglich“ arbeiten, werden sie natürlich auch gut verdienen.

1920 war der Frauenanteil an den Universitäten nur 10%, 1960 war sie 25%, aber dann stieg er rasant, und seit 1960 sind von den Uni-ausgebildeten 60% Frauen.

Das hat wohl auch bedeutet, dass die Emanzipation bei uns überstanden war, ehe man einen Namen dafür hatte. Emanzipation ist deshalb ein nicht-verwendetes/unbekanntes Fremdwort geblieben.    

Gruß
Gregor
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Gregor

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Re: Testosteron
« Antwort #14 am: 29.01.2019 12:40 »
Zitat
Früher reichte es aber, wenn der Mann arbeiten ging und damit eine fünfköpfige Familie locker versorgen konnte.
Welches "Früher" soll das denn bitte gewesen sein?

Die Verklärung der Vergangenheit hilft nicht weiter, denn sie ist so unnötig wie falsch.
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