Autor Thema: Veranstaltung der VHS über Crossdresser  (Gelesen 1992 mal)

Offline nasenbaer

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Veranstaltung der VHS über Crossdresser
« am: 14.05.2023 18:17 »
Chices Outfit, Nasenbär!


Ich war am Freitag bei einer Veranstaltung der VHS über Crossdresser und anschließend mit ein paar anderen Besuchern noch in einer Gaststätte...mein Outfit ...

Da wäre ich neugierig, was erzählt wurde und wie die Leute auf Dich reagiert haben. Vielleicht magst du das in einem neuen Thema erzählen?

Die Veranstaltung gehörte zu einer Vernisage einer Ausstellung. Eigentlich sollte sie mit einem Vortrag anfangen. Den Vortrag haben wir leider verpasst, weil der schon um 18.00 Uhr begonnen hat, obwohl der Veranstaltungsbeginn mit 19.00 Uhr im Internet angekündigt war.

Danach wurde ein Film über zwei Crossdresser gezeigt. Der Film ist schon älter und handelt von 2 Personen und ihrem Umfeld, war also nicht wirklich repräsentativ.

Es waren ca. 15-20 Personen gekommen, gefühlt recht gleichmäßig verteilt: Männer in Männerkleidung, Männer in Frauenkleidung, Frauen in Frauenkleidung und Frauen in Männerkleidung (bzw. Hosen).

Einen Crossdresser kannte ich bisher nur aus dem Internet. Wir haben uns auf der kleinen Veranstaltung aber schnell gefunden und zusammengesetzt. Er hat uns (meiner Schwester und mir) noch seine Begleitung, ebenfalls Crossdresser vorgestellt.

Im Anschluss an den Film gab es noch eine Gesprächsrunde mit der Erstellerin des Films, sowohl über den Film, was aus den Darstellern geworden ist als auch über unsere Eindrücke und Erfahrungen. Ein junger Student hat sich dann noch von meiner Schwester ermutigen lassen mit uns in eine Gaststätte zu gehen. Er würde gerne mal Rock oder Kleid tragen, hat sich bisher aber noch nicht getraut.

Wir sind dann zu fünft noch in eine Gaststätte gegangen und haben dort noch ca. 2 Stunden zusammengesessen und uns unterhalten.

Es ist vor allem in Erinnerung geblieben, dass selbst dieses eine Thema "Crossdressen" sehr vielfältig ist bzw. unterschiedlich ausgelebt wird. Auch die Motivationen sind sehr unterschiedlich.

Auf der Veranstaltung selbst lag es natürlich am Thema und den Anwesenden, dass es keine besonderen Reaktionen gab. Es war einfach ein Erfahrungsaustausch bei dem unterschiedliche Perspektiven und Aspekte sichtbar und angesprochen wurden.

Aber auch auf der Straße und in der Gaststätte kann ich mich nicht an irgendwelche Reaktionen erinnern. Das mag natürlich zum einen daran liegen, dass wir in einer Gruppe unterwegs waren und zum anderen vielleicht auch daran, dass wir mit uns beschäftigt und in unsere Gespräche vertieft waren. Ich habe allerdings auch noch nichts Negatives erlebt, wenn ich alleine unterwegs war.

Das erst mal für den Anfang. Wer noch weitere Fragen hat, kann gerne fragen. Mal schauen, an was ich mich so im Detail dann noch erinnern kann... ;)
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Offline Skirtedman

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Antw:Veranstaltung der VHS über Crossdresser
« Antwort #1 am: 14.05.2023 18:51 »
Hallo Nasenbaer,

Danke für Deinen Bericht.

Meine erste Frage ist:
Wie hast Du die Verwenung des Begriffs 'Crossdresser' im Film erlebt?
Oder anders gefragt: Wie hat der Film "Crossdresser" als übergeordneten Begriff charakterisiert, also mal unabhängig von den einzelnen individuellen Ausprägungen?

Offline nasenbaer

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Antw:Veranstaltung der VHS über Crossdresser
« Antwort #2 am: 14.05.2023 19:35 »
Im Film haben beide Protagonisten versucht zeitweilig möglichst wie eine Frau auszusehen, als Frau wahrgenommen zu werden und nicht von anderen erkannt zu werden.

Leider wird damit natürlich die heteronorm reproduziert, weil es auch für die Darsteller nur entweder (ganz) Mann oder (ganz) Frau gab.

Meine zwei Bekanntschaften haben es zwar äußerlich auch so umgesetzt, aber mit unterschiedlichen Motivationen. Einer macht es um weiblich auszusehen, der andere, weil er Spaß an der Kleidung hat. Einer möchte die heteronorm behalten, weil nur so der "Rollenwechsel" und die damit verbundene "Spannung" erhalten bleibt, der andere würde die zusätzliche Vielfalt auch genießen, wenn damit keine Geschlechterzuordnung mehr verbunden wäre.

Ich persönlich mache es, weil mir die Kleidung (auch an mir) gefällt und nehme in Kauf, dass ich dadurch weiblich wirken könnte. Nach meinem aktuellen Erkenntnisstand signalisiere ich allerdings auf unterschiedlichste Weise Männlichkeit, z.B. durch die Stimmlage, Anatomie, meine Denkweise und Argumentation, auch durch meine Bewegung und letztlich auch durch mein soziales Umfeld mit Frau und Kindern. Ich werde also wahrscheinlich immer als "Mann im Rock / Mann in Frauenkleidung" wahrgenommen werden. Das ist für mich auch vollkommen in Ordnung, weil ich es nicht mache um weiblich oder als Frau wahrgenommen zu werden, sondern einfach weil ich es schön finde und weil es sich schön anfühlt mal andere Kleidung zu tragen.
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Offline cephalus

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Antw:Veranstaltung der VHS über Crossdresser
« Antwort #3 am: 15.05.2023 16:33 »
Danke für den schönen Bericht  Nasenbaer!

Vermutlich hatten auf der Veranstaltung alle Männer ein starkes persönliches Interesse und trotzdem traut sich ein Student, der gerne würde, dort nicht ein Kleid zu tragen.

Ich denke es ist noch ganz viel Arbeit und Entwicklung in der Gesellschaft erforderlich,  bis sich jeder einzelne traut  sich zu kleiden wie er es gerne täte.


Offline Chris Schumann

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Antw:Veranstaltung der VHS über Crossdresser
« Antwort #4 am: 15.05.2023 23:19 »
Danke für den Bericht!

Ich trage es auch alles "für mich selbst"...
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Offline Jean

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Antw:Veranstaltung der VHS über Crossdresser
« Antwort #5 am: 16.05.2023 20:48 »
Hallo Chris

Da musst du keine bedenken haben.
Ein mann im rock wirkt noch lange nicht wie ein crossdresser.
Marie-Christine beherrscht das crossdressing perfekt.

Bitte einloggen oder registrieren um das Bild zu sehen.
Nail salon by Marie-Christine Bouvier, auf Flickr

Und ich darf sagen ich bin total fasziniert von ihr.
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Offline MAS

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Antw:Veranstaltung der VHS über Crossdresser
« Antwort #6 am: 17.05.2023 00:37 »
Noch_so_einer hat ja auf eine sehr interessante Seite verwiesen, wo ich diesen Text über die Verstärkung der eigenen Männlichkeit durch das Tragen weiblicher Kleidung fand: https://www.the-beskirted-man.com/skirts-and-dresses/why-i-wear-skirts-and-heels-or-why-showing-your-feminine-side-makes-you-more-of-a-man/

LG, Micha
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Offline Skirtedman

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Antw:Veranstaltung der VHS über Crossdresser
« Antwort #7 am: 17.05.2023 05:46 »
Ich werde also wahrscheinlich immer als "Mann im Rock / Mann in Frauenkleidung" wahrgenommen werden. Das ist für mich auch vollkommen in Ordnung, weil ich es nicht mache um weiblich oder als Frau wahrgenommen zu werden, sondern einfach weil ich es schön finde und weil es sich schön anfühlt mal andere Kleidung zu tragen.

Ja, das geht mir wohl auch so. Und ich finde es auch vollkommen in Ordnung. Vor zwei Jahren noch aber hätte die Einordnung "in Frauenkleidern" noch ziemlich grantig gemacht. Die vom verblichenen Ferdi übernommene Denkweise, 'wenn ein Mann es anhat, dann ist das Männerkleidung!', ist zwar auch eine spitzfindige Haltung, aber immer mit einem Schwall von oft nicht nachvollzogenen Erklärungen verbunden. Drum lass ich den Begriff "Frauenkleidung" inzwischen gelassen gelten.

Danke für die Umreissung der beiden Protagonisten im Film. Zum einen zeigt das, dass Crossdresser auch ziemlich unterschiedlich gestrickt sein können. Zum anderen zeigt es mir, dass doch eine relevante Zahl von Crossdressern die 'Flucht' ins gegengeschlechtliche Rollenbild wählen, um das anziehen zu können, was ihnen als Mann von der Gesellschaft vorenthalten wird.

Oder anders ausgedrückt, würden Röcke für Männer breitenwirksam gesellschaftlich anerkannt und auch sichtbar werden, dann würden einige Crossdresser ihr "en-femme"-Spiel nicht mehr weiterführen, sondern würden entspannt als Mann Rock, Kleid etc. anziehen.


Themenwechsel.


Danke, Micha für das Teilen des Links. Im Originalthread hatte ich mir noch nicht alle Links angeguckt geschweige denn gelesen.

Mit der Verknüpfung des Rocktragens mit der Anerkennung der weiblichen Seiten im Mann kann ich zwar nicht so viel anfangen (z.B. weil auch das wieder eine gewisse Geschlechterpolarisierung betreibt), aber ich finde den Text recht ansprechend geschrieben. Danke auch an Forumskollege noch_so_einer, der eben im Originalthread für uns den "Beskirted Man" vorgestellt hat.

Allerdings, Micha, geht es da ja um Tragen von Röcken als erkennbarer Cis-Mann. Und hat mit dem hiesigen Threadthema Crossdresser ja nicht wirklich viel zu tun.



Ich hatte jetzt gerade am Wochenende einen Crossdresser gesehen. Er war in Begleitung einer/seiner(?) Frau. Jedenfalls waren sie farblich recht eng aufeinander abgestimmt. Allerdings war das auch in einem Viertel, das eher sowas wie ein Vergnügungsviertel ist. Und da werden solche Sachen ja ohnehin eher lockerer gesehen.

Und solche Viertel locken ja auch - früher hätte man gesagt: - 'zwielichtige Gestalten' an. Inwieweit nun Crossdresser "en femme" zwielichtiger sind als Rockträger "en pure homme", die zu ihrer optisch männlichen Erscheinung stehen, mag man nicht abschließend beantworten können.

Offline MAS

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Antw:Veranstaltung der VHS über Crossdresser
« Antwort #8 am: 17.05.2023 08:10 »
Lieber Nasenbär,

mir geht es um das Tragen von Röcken als wer auch immer. Weder möchte ich meine Cis-Identität ständig betonen, noch mich als Trans ausgeben. Sondern einfach als Mensch die Kleidung tragen, in der ich mich wohl fühle. Wenn ich mich damit mal vollkommen männlich, mal auch ein bisschen weiblich fühle, und beides auch darf, ist es um so besser.

Frei nach Goethe: Hier bin ich Mensch, da steig ich rein! (In den Rock nämlich.)

LG, Micha
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Offline Ludwig Wilhem

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Antw:Veranstaltung der VHS über Crossdresser
« Antwort #9 am: 17.05.2023 10:01 »
Hallo zusammen
ich fand den Satz
Oder anders ausgedrückt, würden Röcke für Männer breitenwirksam gesellschaftlich anerkannt und auch sichtbar werden, dann würden einige Crossdresser ihr "en-femme"-Spiel nicht mehr weiterführen, sondern würden entspannt als Mann Rock, Kleid etc. anziehen.
für ALLE sehr hilfreich, auch mir ging es übergangsweise so, dass ich das Gefühl hatte, wenn ich Kleider oder Röcke trage, den "en-femme" sein müsste, Heute gefällt es mir ALS MANN RÖCKE UND KLEIDER dann tragen zu dürfen, wann ich es will und Mann muss der Partnerin Zeit geben, dieses nachzuvollziehen. LG Ludwig
Ich trage Röcke oder Kleider gerne, denn es sind Kleidungsstücke für uns alle.

Offline nasenbaer

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Antw:Veranstaltung der VHS über Crossdresser
« Antwort #10 am: 17.05.2023 12:01 »
auch mir ging es übergangsweise so, dass ich das Gefühl hatte, wenn ich Kleider oder Röcke trage, den "en-femme" sein müsste...

Ich ergänze meine weiblichen Kleidungsstücke zwar gerne durch weibliche Accessoires und Schminke, aber ich weiß inzwischen, dass meine Outfits mit Rock auch OHNE Schmuck und Schminke "funktionieren" bzw. von anderen als gut/gelungen angesehen bzw. stimmig/authentisch (nicht verkleidet) wahrgenommen werden.
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Offline Skirtedman

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Antw:Veranstaltung der VHS über Crossdresser
« Antwort #11 am: 17.05.2023 12:36 »
Ja, nasenbaer,

so ist es richtig!

Röcke tragen ohne Wenn und Aber, so soll es sein. Einfach anziehen, fertig.

Ohne
- wenn Du Rock trägst, dann musst Du unbedingt dies und jenes noch machen
- wenn Du Rock trägst, dann verlass ich Dich
- wenn Du Rock trägst, verlierst Du Deinen Job
- wenn Du Rock trägst, verlierst Du all Deine Freunde
- wenn Du Rock trägst, dann enterbe ich Dich
- wenn Du Rock trägst, denkt alle Welt, Du wärst oberdäppert

All diese Wenns und Abers brauchen wir nicht mehr. Unnötig. Unsinnig.

Wer es anders will, bitte sehr. Der darf sich gerne einschränken oder sich Bedingungen auferlegen.
Wer es aber nicht will: einfach anziehen und gut ist!!!


 

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