Lieber Waldi,
das Thema hier im Forum ist schwierig, weil keiner oder kaum einer hier neutral ist. Wir sind ein bisschen wie die amerikanische Gesellschaft - pro oder contra, wobei wer pro das eine ist, contra gegen das andere ist und umgekehrt.
Ich bin jedenfalls ganz klar parteiisch pro Demokratie, aber contra Populismus, pro globale Verantwortung, aber gegen neoliberale Globalisierung, pro Vielfalt der Völker und Kulturen, aber gegen Nationalismus, pro soziale Gerechtigkeit, aber gegen Parteisozialismus ... und noch manche Pros und Contras ließen sich da anfügen.
Und bei anderen hier ist es anders, aber die nötige Distanz, um unvoreingenommen an Deine Frage heranzugehen, ist keiner, oder zumindest fällt mir da hier keiner an.
Ich persönlich, so aus dem Bauch heraus, us de la Meng, dät saare, würde sagen, dass es denen, nach denen Du fragst, einerseits saugut geht, so gut, dass sie sich Gedanken um solche Themen machen können, aber nicht so gut, wie sie es sich wünschen, dass es ihnen gehen könnte. Die globale Konkurrenz sägt an ihren Stühlen, und statt den globalistischen Liberalismus dafür verantwortlich zu zeichnen, beschuldigen sie die Armen aus den benachteiligen Gesellschaften, die ihre Chance in einem Umzug in die reichen Länder wittern, so wie früher man viele Europäer auswanderten, weil sie sich woanders mehr Freiheit und Wohlstand erhofften. Und dann gibt es eben Leute, die diese Stimmung für sich auszunutzen wissen, die negativen Gedanken und Gefühle der Menschen ausnutzen, aufstacheln und zu ihren eigenen Gunsten steuern.
Die eine wollen, die einen können nicht erkennen, dass wir global letztlich in einem Boot sitzen und dass es neben den Leuten, die nur an die eigene Macht und das eigene Einkommen denken, überall, in Politik, Wirtschaft, Religion usw. Menschen gibt, die ihr Bestes geben, gute Politik zu machen, gut zu wirtschaften, gute Religion zu praktizieren, gut im Sinne aller Beteiligten und Betroffenen, aber eben nicht alles im Griff haben. Und dass z.B. unsere Bundesrepublik Deutschland, Republik Österreich, Helvetische Konföderation, Französische Republik, Großherzogtum Luxemburg, Königreich Niederlande, Königreich Dänemark usw. einerseits auf der hohen Welle des Wohlstandes auch auf Kosten anderer leben, andererseits stabile Lebensverhlätnisse und große Freiheiten für ihre Staatsbürger bieten, wie man sie in der Geschichte der Menschheit selten oder gar nie gesehen hat.
Zudem ist die Welt komplex und komplziert, und wir werden von mehr Informationen überflutet, als wir verarbeiten können. Wir reduzieren diese Flut auf das Fassbare, wobei aber eben vieles verloren geht. Und dann machen viele von uns den Fehler, unsren Becher voller Wasser für den Ozean zu halten. So haschen wir dann nach leicht verständlichen Erklärungen. Und wenn diese dann unsere negativen Gedanken und Gefühle bestätigen, dann hat der gewonnen, der uns diese Erklärungen liefert, und diese Geschichten erzählt.
Ohne Lars oder sonst wen beschämen zu wollen, frage ich, ob meine Sätze verständlich sind, da ich ja schonmal dafür kritisiert wurde, meine Texte seien oft schwer verständlich.
LG, Micha