Gude zusammen,
ich verstehe Barbara Vinkens Interpretation nicht so, als leugne sie die Wahrheit der Übergriffe in Köln. Sie versucht nur zu erklären, welche Bedeutung das Erzählen dieser Ereignisse haben kann. Als Literaturwissenschaftlerin hat sie sicher mit einer Menge Literatur zu tun, die auf wahren Begebenheiten beruht, diese dann aber eben literarisch verarbeitet.
Ursula Scheers Erklärung, dass ein Mythos "per definitionem nicht Wahrheit" sei, ist nicht korrekt bzw. benutzt einen sehr engen Wahrheitsbegriff, nämlich den der Geschichtswissenschaft. Ein Mythos kann auf auch im historischen Sinn wahren Begebenheiten beruhen, muss aber nicht. Ein Mythos erklärt Sinnzusammenhänge auf einer nicht-logischen oder vor-logischen Weise, er erklärt, warum die Dinge so sind wie sie sind mit Hilfe von Erzählungen, Bildern, Symbolen usw. Mythen haben Wirkungen auf die Leute, die ihnen glauben.
Ich weiß nicht, ob Barbara Vinkens Erklärung psychologisch richtig ist, aber sie deshab zu beschimpfen, wie Du, lieber Marcel, es tust halte ich nicht für den richtigen Umgangston.
Der Großteil des Interviews geht dann ja auch über die Bedeutung von Karneval als Umdrehung der gewohnten Ordnung. Darin erkenne ich nichts falsches. Das hat Ursula Scheer ja auch nicht mehr kritisiert.
Hellau, Alaaf, Narri-Narro!
Michael