Autor Thema: Ein Jahr "Rock am Mann" - Alles gut!  (Gelesen 47433 mal)

androgyn

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Re: Ein Jahr "Rock am Mann" - Alles gut!
« Antwort #105 am: 05.08.2015 23:59 »
Bei den hohen Temperaturen sind mit auch meine Männerröcke zu warm. Da dickerer Baumwollstoff und über die Knie gehend. Da kommen kurze luftige Faltenröcke zum Einsatz. In einem Kilt möchte ich bei der Hitze auch nicht stecken.

Offline Dr.Heizer

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Re: Ein Jahr "Rock am Mann" - Alles gut!
« Antwort #106 am: 25.09.2015 17:42 »
Nun mal wieder was neues zum Thema: es ist mehr als ein  Jahr "Rock am Mann" und alles gut. Vorhin hatte ich mit einer Kundin ein längeres Gespräch und wir kamen auch auf das Thema Mode. Nachdem wir über "Farben und Mut" gesprochen hatten, sprachen wir auch über "Damen- und Herrenabteilung". (Ich trage heute eine enge Jeanshose in pastellrosé und dazu ein bordeauxrotes Hemd im Geschäft.)

Sie erzählte mir, dass sie in einem Outletcenter zusammen mit ihrem Mann vor ein paar Monaten nach einer schönen passenden Hose für ihn suchte. Er ist etwas zierlich gebaut und viele Männerhosen wirkten nicht gut an ihm. Sie schlug nach mehreren erfolglosen Anproben in der Herrenabteilung die Damenabteilung vor, um mal zu probieren, doch er wollte nicht.
Nach etwas Überredung ging er doch mit und es fand sich kurz darauf eine Hose, die auch noch perfekt passte. Trotz seiner Bedenken noch im Ladengeschäft "...und wenn doch jemand sieht, dass es eine Damenhose ist?" nahm er diese Hose schließlich doch. Seine Bedenken konnte sie zerstreuen, sagte sie, denn es sieht sowieso keiner so genau hin, wer weiß das denn schon. "Und wenn es jemand bemerkt - es ist nur eine Hose und kein Rüschen-BH."

Heute ist er froh darüber, sich damals für diese Hose entschieden zu haben. Er trägt sie gern. Es ist also durchaus möglich, dass ein gezielter Einkauf künftig auch von Damenhosen erfolgt, weil sie eben passen. Er ist nun aufgeschlossener dafür. Ich konnte das nur bestätigen, denn es macht keinen Sinn, Kleidung von vornherein auszuschließen, nur weil sie in der anderen Ecke des Ladens hängt. :)

Ich löste gleich auf, dass auch meine Hose aus der Damenabteiung stammt und die Kundin, die ich seit viele Jahren schon kenne, war nicht wirklich überrascht. Sie findet das gut, denn meine Kleidung strahlt ihr gegenüber immer auch Offenheit und Sympathie aus.
 Als ich dann noch erzählte, dass ich in meiner Freizeit gerne Röcke trage und auch etwas von meinen Erlebnissen im Rock erzählte, war die Stimmung erst richtig locker. Dann meinte sie nur: "Das kann ich mir gut an Dir vorstellen. Vielleicht etwas ungewohnt für die Meisten, doch warum nicht? Man muss doch nicht so strikt trennen nach Damenkleidung und Herrenkleidung. Ist doch Quatsch, denn wenns passt, ist es doch in Ordnung!"

Ja, ich konnte das ganze Gespräch über eingentlich nur lächeln, denn sie bestätigte mir auch, dass vorwiegend Frauen viel offener damit umgehen. Dass ich von manchen angesprochen wurde, erklärte sie so: Kleidung verstärkt den eindruck, ob man es mit einem Menschen zu tun hat, der für andere Dinge offen ist und mit dem es sich lohnt, ins Gespräch zu kommen, weil er auch etwas ausstrahlt, er Interesse beim Anblick weckt oder ob der Mensch schon durch Ausdruck sener Kleidung sich selbst nicht wertschätzt (Verschlissene Kleidung, ungepflegt), lieber in der Menge schwimmt (gekleidet wie die meisten), sich vieleicht sogar abgrenzt (Anzug mit geschlossener Knopfleiste).
(Wie wahr, so spricht also eine gebildete Frau, die täglich auch in ihrer Praxis sehr viel mit Menschen zu tun hat, dachte ich mir)
Männer seien oft so desinteressiert, verschlossen und gucken nur mal kurz hin, wenn sich einer mal was anderes traut. Nachahmen würden sie es noch lange nicht, sagte sie.
Sie mag es, wenn ein Mann nicht in 0815-Kleidung rumläuft und da muss ich zustimmen: ihren Mann habe ich bisher weder in langweiligen Jeans noch in schwarzem Anzug gesehen. Ich denke, es gibt demnächst wieder ein längeres nettes, Gespräch, wir mussten nach einer knappen Stunde abbrechen. (Daher nur die Wiedergabe der Kernaussagen.) ;)

Doch festgestellt habe ich wieder: geht man offen mit dem Modethema und mit Rock und Hose aus der Damenabteilung um, kommt es immer sehr gut an, denn bisher hat noch nie jemand negativ darauf reagiert. Oft, wie auch heute wieder, entdeckt man: es ist gar nicht so selten, dass was aus der Damenabteilung auch einem Mann passt und gut aussieht, er es nach anfänglichen Bedenken sogar gut findet.  :)

Sicherlich statte ich den Beiden mal einen Besuch ab, wenn ich im Rock in ihrer Gegend unterwegs bin. Es könnte ja sein, er findet Rock und Kilt auch gut, wer weiß... ;)
Viele Grüße aus dem Vogtland, Dr.Heizer

Offline Francoscot

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Re: Ein Jahr "Rock am Mann" - Alles gut!
« Antwort #107 am: 25.09.2015 20:06 »
" Ich denke, es gibt demnächst wieder ein längeres nettes, Gespräch, wir mussten nach einer knappen Stunde abbrechen. "

Cher Marcel,
Wie findest Du doch so viel Freizeit, nicht nur für solche lange Gespräche in Geschäften, sondern auch um das Forum mit Deinen langen Erzählungen zu verwöhnen?

Ich habe kaum die Zeit, alles hier zu lesen (zu verstehen!), aber ich komme immer zurück,  Deinen Humor und gesunden Menschenverstand zu geniessen.

Martin

Offline Dr.Heizer

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Re: Ein Jahr "Rock am Mann" - Alles gut!
« Antwort #108 am: 25.09.2015 21:01 »
Danke, Martin! Ich sitze nicht an der Kasse eines Supermarktes, sondern bin in einem Unternehmen beschäftigt, welches sich auf Handel und Dienstleistung bestimmter hochwertiger Güter spezialisiert hat. Mehr werde ich aber hier nicht darüber verraten.

Da ist es auch wichtig, mit dem Kunden eine sehr gute Kundenbeziehung zu pflegen. Es gehört auch das eine oder andere intensive, längere Gespräch mal dazu, denn auch das unterschiedet uns von Mitberwerbern: bei uns ist es eher persönlich und nah, kompetent und professionell und doch schon fast freundschaftlich. Das schätzen die Kunden einfach. Hier ist eben kein "Kunde Nummer..." ,sondern eben persönlich angesprochen und man kennt sich. Wenn ich bemerke, dass sich Menschen mir öffnen, dann tue ich es auch und wir sprechen eben auch mal über solche Dinge. Rock ist kein Tabu-Thema, sondern ich spreche gern darüber, ich trage sie ja auch gern! :)

Zeit fürs Forum finde ich auch mal schnell zwischendurch, denn ich schreibe ziemlich schnell, doch nicht immer fehlerfrei. Doch ich bin lieber fröhlich, habe Fehler und Menschen mögen mich, wie ich bin - statt korrekt und einsam!

 So gesehen hat auch der Rock dazu beigetragen, dass ich mich nun viel offener mit modebewussten Menschen unterhalten kann. Denn wer sich mit Kleidung beschäftigt, beschäftigt sich mit Menschen und wer sich mit Menschen in einer positiven Art beschäftigt, den mag ich gerne. Das gibt immer sehr intensive und schöne Gespräche und manchmal auch eine Empfehlung fürs Geschäft. ;)
Viele Grüße aus dem Vogtland, Dr.Heizer


Offline GregorM

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Re: Ein Jahr "Rock am Mann" - Alles gut!
« Antwort #109 am: 26.09.2015 08:13 »
Ein sehr netter Bericht, Marcel, und dem ich zustimmen kann.

Gruß
Gregor
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Gregor

Offline Francoscot

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Re: Ein Jahr "Rock am Mann" - Alles gut!
« Antwort #110 am: 26.09.2015 21:29 »

Da ist es auch wichtig, mit dem Kunden eine sehr gute Kundenbeziehung zu pflegen.

Jetzt verstehe ich besser, Marcel.
Ich habe auch in einem Geschäft gearbeitet, aber ganz anders. Ich war  Freiwilligenarbeiter bei einem Laden einer Wohltätigkeitsorganisation, und es war sehr sympathisch mit den Kunden zu diskutieren. Selten zumThema meiner Röcke, die interessierten nicht die Leute die hereinkamen, nur Schnäppchen zu finden.

Martin

Offline Dr.Heizer

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Re: Ein Jahr "Rock am Mann" - Alles gut!
« Antwort #111 am: 05.10.2015 16:17 »
Bisher habe ich mich mit dem Rocktragen gegenüber meinen Großeltern zurückgehalten, doch am letzten Wochenende wollte ich einfach mich nicht extra umziehen. Meine Großeltern hatten uns darum gebeten, im Garten von zwei Apfelbäumen die Äpfel abzunehmen.

Wir hatten den Samstag genutzt, um einige Sachen in unserem Garten zu pflanzen und in der Scheune etwas Ordnung zu machen, damit einige Dekorationsstücke und Kunstobjeklte unseres Gartens, die den Winter nicht draussen verbrungen sollen, eingelagert werden können. Nach dem Mittag gingen wir dann zu meinen Eltern und Großeltern

Miene Großeltern sind gesundheitlich gerade nicht in wirklich guter Verfassung. Auch mein Vater kann nach einer kürzlichen OP auch nun wieder kurze Wege gehen, meiner Mutter fällt das Bergsteigen am Hanggrundstück auch schwer.
Von dem Hang, an dem die Kirsch- und Apfelbäume stehen, hat man einen herrlichen Blick auf das Dorf, in dem ich aiufgewachsen bin, sodaß auch die Apfelernte trotz der Anstrengungen bei der Pfückerei von 2 großen Bäumen mach schöne Erinnerung im Sonnenschein versprach.

Ich trug seit dem Morgen ein helles, gemustertes Gartenarbeits-T-Shirt, meinen anthrazitfarbenen Hypocrisy-Cargo-Rock, eine schwarze Strumpfhose mit Zopfmuster und schwarze Schuhe dazu, mit denen ich am Hang gut laufen und klettern konnte.
Lediglich mein Vater fragte mich bei meiner Ankunft, was ich da anhabe. Ich antworte nur knapp "Einen bequemen Cargo-Kilt" worauf er nur lächelnd sagte: "Naja, warum nicht?" Damit war das Thema durch. Ich habe ganz bewusst darauf geachtet, wie mein Opa mich musterte, als das erste Mal an ihm vorüberging, doch er sprach mich nicht drauf an. War ja auch alles wie immer. Vielleicht hat er sich (sicherlich ::)) am Abend dann mit meinen Vater darüber unterhalten.

Meine Schwester die am späteren Nachmittag dann auch dazukam, hat mich - wie auch meine Mutter - schon ab und zu im Rock gesehen. Von den Großeltern kam den ganzen Nachmittag gar nix zum Kleidungsthema, nur Thema Äpfel, Garten, Kamerunschafe....  :)

Es tut mir auch nicht leid, dass ich den Rock als "Cargokilt" bezeichnet hatte, obwohl er kein Kilt ist. "Klit" versteht Opa scherlich besser, obwohl mein Vater genau weiß, was ich damit bezwecken wollte: Akzeptanz. Also alles gut!

Also wenn ich mal Äpfel brauche, darf ich mir welche holen, das ganze Gartenhaus ist nun voll mit Kisten. Naja, das Gartenhaus hat ja nur ca. 18m², die Äpfel reichen somit sicherlich ein paar Tage und die von den anderen beiden Bäumen kommen dann später auch noch dazu ;)

Es gibt also real keine Einschränkungen beim "Rocken", diese sitzen nur im eigenen Kopf. Also Vorhehalte ausschalten und raus im Rock in die Natur.

Meiner Frau war mein Outfit auch nicht peinlich, sondern es war für sie normal. Also: "Alles gut!"
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Offline high4all

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Re: Ein Jahr "Rock am Mann" - Alles gut!
« Antwort #112 am: 05.10.2015 17:27 »
Ich freue mich echt über Deine Entwicklung seit Deinem Einstieg. Einfach super und Mut machend.

LG
Hajo
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Offline Asterix

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Re: Ein Jahr "Rock am Mann" - Alles gut!
« Antwort #113 am: 05.10.2015 20:57 »
Tolle Geschichte, Dr. Heizer. LG
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Offline Dr.Heizer

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Re: Ein Jahr "Rock am Mann" - Alles gut!
« Antwort #114 am: 06.10.2015 10:33 »
Danke, es freut mich, wenn andere daran teilhaben können und vielleicht auch etwas Mut fassen, es selbst diese Grenzen zu überwinden.

Entschuldigung für die vereinzelten Tippfehler beim Schnellschreiben in meinen langen Beiträgen - diese fallen mir dann oft erst am nächsten Tag auf, doch dann ist es für eine Korrektur zu spät  
:-\
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Offline Ben

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Re: Ein Jahr "Rock am Mann" - Alles gut!
« Antwort #115 am: 09.10.2015 05:03 »
Es steht mir fern Dich zu brüskieren, Dr. Heizer, aber an dieser Stelle will ich Salz streuen.

Ich kenne es zu gut, mich zu jeder sich bietenden Gelegenheit im Rock zu präsentieren, weil es jeder wissen und sehen soll. Irgendwann will man das Thema ja auch durchhaben; bei der Verwandtschaft und Freunden, die einen am besten verletzen können, sowieso.
Das führt gerne zu Situationen, in denen man den Rock eben auch dann trägt, wenn er eigentlich vollkommen unpassend, also unbequem ist.

Im Garten? Zur Ernte? Dazu noch mit in Deinen Augen passender Strumpfhose?
Puh, das ist mir zu viel und kommt mir dennoch so bekannt vor, weil ich das auch alles schon durchgespielt habe (wenn auch nicht im Garten).

Du hast geschafft, wenn es egal ist, was Du zu welchem Anlass trägst.
Anders formuliert: Wenn Du die nächsten Äpfel vom Baum in (abgewetzten) Hosen pflückst, weil sie praktischer sind als der Wasweißich-Cargo-Rock mit der schicken, gemusterten Strumpfhose, hast Du es geschafft.
Gartenarbeit ist keine Modenschau.!

Gehe ich von mir aus, bist Du auf dem richtigen Weg; dennoch und deshalb.

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Offline MAS

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Re: Ein Jahr "Rock am Mann" - Alles gut!
« Antwort #116 am: 09.10.2015 08:44 »
Es steht mir fern Dich zu brüskieren, Dr. Heizer, aber an dieser Stelle will ich Salz streuen.

Ich kenne es zu gut, mich zu jeder sich bietenden Gelegenheit im Rock zu präsentieren, weil es jeder wissen und sehen soll. Irgendwann will man das Thema ja auch durchhaben; bei der Verwandtschaft und Freunden, die einen am besten verletzen können, sowieso.
Das führt gerne zu Situationen, in denen man den Rock eben auch dann trägt, wenn er eigentlich vollkommen unpassend, also unbequem ist.

Im Garten? Zur Ernte? Dazu noch mit in Deinen Augen passender Strumpfhose?
Puh, das ist mir zu viel und kommt mir dennoch so bekannt vor, weil ich das auch alles schon durchgespielt habe (wenn auch nicht im Garten).

Du hast geschafft, wenn es egal ist, was Du zu welchem Anlass trägst.
Anders formuliert: Wenn Du die nächsten Äpfel vom Baum in (abgewetzten) Hosen pflückst, weil sie praktischer sind als der Wasweißich-Cargo-Rock mit der schicken, gemusterten Strumpfhose, hast Du es geschafft.
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Das stimmt Ben. Deshalb schrieb ich ja auch letztens in einem andern Thread, dass das Rocktragen für uns eben doch noch nciht normal ist, und wir uns hier die ganze Zeit darüber austauschen, in welchen Situationen wir Rock tragen und was die Leute so dazu meinen.

Ich habe jetzt seit Ende Januar 2014 keine Hosen mehr angebhabt, außer Unter- und Strumpfhosen und Leggins unterm Rock. Und es wird Situationen geben, in denen eine Hose praktischer ist. Und ich überlege, ob ich dann eine Hose anziehen und meinen Ununterbrochen-Rocktrage-Rekord abbrechen soll. Das beweist doch, dass die freie Wahl zwischen Rock und Hose für mich auch nicht normal ist, sonst würde ich einfach mal dies, mal jenes tragen. Es ist immer noch das Gefühl, die 3 1/2 unfreiwillig +/- rocklosen Jahrzehnte meines Lebens irgendwie ausgleichen zu müssen und die Gesellschaft bei jeder Gelegenheit daran gewöhnen zu wollen, dass Männer jetzt auch Röcke tragen.

Jetzt kommen bestimmt wieder Gegenstatements, die behaupten, das man allem frei und souverän sei, keinem Zwang unterliege und der Rock gaaanz normal für einen sei.
 
LG!
Michael
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Offline Dr.Heizer

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Re: Ein Jahr "Rock am Mann" - Alles gut!
« Antwort #117 am: 09.10.2015 12:47 »
Es steht mir fern Dich zu brüskieren, Dr. Heizer, aber an dieser Stelle will ich Salz streuen.

Ich kenne es zu gut, mich zu jeder sich bietenden Gelegenheit im Rock zu präsentieren, weil es jeder wissen und sehen soll. Irgendwann will man das Thema ja auch durchhaben; bei der Verwandtschaft und Freunden, die einen am besten verletzen können, sowieso.
Das führt gerne zu Situationen, in denen man den Rock eben auch dann trägt, wenn er eigentlich vollkommen unpassend, also unbequem ist.

Im Garten? Zur Ernte? Dazu noch mit in Deinen Augen passender Strumpfhose?
Puh, das ist mir zu viel und kommt mir dennoch so bekannt vor, weil ich das auch alles schon durchgespielt habe (wenn auch nicht im Garten).

Du hast geschafft, wenn es egal ist, was Du zu welchem Anlass trägst.
Anders formuliert: Wenn Du die nächsten Äpfel vom Baum in (abgewetzten) Hosen pflückst, weil sie praktischer sind als der Wasweißich-Cargo-Rock mit der schicken, gemusterten Strumpfhose, hast Du es geschafft.
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Gehe ich von mir aus, bist Du auf dem richtigen Weg; dennoch und deshalb.

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Danke Ben. Der Garten befindet sich in herrlicher Lage am oberen Rand des Dorfes, das Wetter war toll und in unserem Garten trage ich auch Rock, keine Hosen. Rock ist für mich praktischer, geht auch auf einer Leiter (erst kürzlich bei der Hopfenernte oder auch zum Baumschnitt.
Jeder muss einfach für sich selbst entscheiden, was ihm angenehm ist und was nicht. Für mich war es an diesen Tag nicht Hose, sondern eben Rock und Strumpfhose mit Zopfmuster: ein altes Modell, welches nicht mehr für bessere Anlässe geeignet ist, wie auch der Cargo-Rock, der ein (Garten und Werkstatt-)Arbeits- und manchmal noch Freizeitrock für mich ist.
 Ich mag Hosen zum Arbeiten, bei denen ich mich sehr bewegen muss, nicht mehr gerne, mich stört das "Unbequeme" im Schritt und einiges mehr am Zweiröhrigen. Mit elastischer Strumpfhose und Rock habe ich mehr Bewegungsfreiheit und fühle mich nicht so eingeengt wie in Hosen. Das empfindet sicherlich jeder anders, doch für mich passt das so.

Ich trage zur (Garten-) Arbeit keine Sachen, die nicht das Risiko abkönnen, beschädigt zu werden. Insofern gäbe es auch viel schönere Sachen zur "Modenschau", doch ich weiß, was Du meintest: Es ist tatsächlich egal, was man zur Gartenarbeit trägt, man muss damit nicht besonders hübsch aussehen, es muss zweckmäßig und bequem sein, auch mal einen Riß oder Schmutz abkönnen. :)

Im Grunde ist es auch egal, was man zu welchen Anlass trägt. Damit hats Du Recht, Ben. Wichtig ist allein: man ist ordentlich und sauber gekleidet, fühlt sich darin wohl und gefällt sich selbst darin. Situationsbezogen ist es bei mir so, dass ich abwäge, was ich heute tue und danach mein Outfit auswähle. Bin ich auf Reisen oder im Geschäft, werde ich keinen längeren als knielangen oder gar zu kurzen Rock tragen. Das ist mir zu unpraktisch.

Ich bin niemand, der herumreist und es jedem erzählen möchte, dass ich auch Rock trage. Irgendwann erfährt es sowieso jeder im engeren Kreis. Dafür trage ich einfach zu oft Rock.  Ob es der letzte Verwandte dann aus der hinteren Ecke von D-Land, den ich nur alle 5 Jahre mal sehe, auch erfährt oder nicht, ist mir egal, denn ich interessiere mich auch nicht für das, was er an dem Tag des Treffens trägt. Hauptsache, er ist gesund und wir sehen uns mal wieder. Wenn mir danach ist, trage ich einfach einen Rock auch zu Besuch bei den Menschen, die es noch nicht kennen.

Da mein Job mir derzeit nicht viel Freizeit lässt (6Tage-Woche) bei mehr als 50 Wochenstunden (das Los eines leitenden Angestellten in kleiner Firma), genieße ich einfach die privaten Momente. Diese erlebe ich dann auch gerne sehr intensiv und schön, so dass ich auch der vielleicht anstrengenden Arbeit bei der Obsternte (Äpfel pflücken von 2 großen Apfelbäumen und stiegen- bzw. körbeweisem Hinuntertragen ins Garternhaus und Keller) noch etwas schönes abgewinnen kann: ich genieße die Sonne und die Aussicht aufs Dorf, den Duft der Äpfel und die Gespräche mit Familienmitgliedern bei gemeinsamer Arbeit und ganz nebenbei trage ich Rock und fühle mich wohl darin. Mehr brauche ich dazu nicht. Daher schrieb ich auch: Alles gut!

Das Rocktragen hat mir auch eine neue Sicht auf Mode und Möglichkeiten eröffnet und so geht nun eben auch ein Longshirt und Leggings dazu in der Freizeit (früher undekbar) Doch ich kann auch Hosen tragen, wenn ich mal will und mittlerweile habe ich auch schöne Hosen, die ich sogar gerne im Geschäft trage.  

Rocktragen ist für mich kein "Muss", sondern "Kann". Ich kann es in meiner Freizeit so oft tun, wie ich möchte. Fast immer bin ich dann im Rock (habe ja genügend davon). Trug auch schon welche im Geschäft, ohne anzuecken. :)
 Ich freue mich wieder auf die wärmeren Monate in 2016, wo man ohne Leggings oder Strümpfe raus kann. Einfach im luftigen Rockoutfit ohne Beinbekleidung, ohne Jacke. Das fühlt sich besser an. Doch des eigenen Wärmebedürfnisses halber muss man nun wohl, wenns kühler wird, etwas mehr anziehen :-\
Daher geht auch Herbst/Winter im Rock, dann sind die Klamotten eben etwas dicker und was warmes drunter. ;)

Wenn ich zurückblicke und an die Zeit vor eineinhalb Jahren denke, bemerke ich, dass Rocktragen etwas Gutes ist, was sich lohnt, weiterhin zu tun. Es eröffnet eine offenere und viel breitere Sicht auf viele Dinge. Man lernt einfach Menschen auch besser kennen und noch besser verstehen, weil viele Gepräche, die ich in den letzen Monaten führte, deutlich intensiver abliefen und somit auch die Verbindungen herzlicher und enger werden. Man öffnet sich selbst mehr und andere auch. Schluss mit zugeknöpft ("was sollen die anderen von mir denken") und mehr aufeinander zugehen, miteinander reden, einander besser verstehen. Das ist schön so, also "Alles gut!" :)

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Re: Ein Jahr "Rock am Mann" - Alles gut!
« Antwort #118 am: 07.05.2016 11:55 »
aber neulich sah ich an der S-Bahn ein Mann im roten Frauenkostüm und Damenhut.  Natürlich habe ich auch hingesehen und sie betrachtet. Sie/er bemerkte das und lächelte mich an, denn schließlich war ich ja auch  im langen Rock. Ich lächelte zurück.
LG  :)
Siehst du. Auch du fällst/greifst in die Genderschublade. Du warst dir auch nicht mehr sicher, als du einen Mann im roten Kleid und Damenhut gesehen hast, als was er wahrgenommen werden möchte. Wieso soll es Ausländern anders gehen? ;)

Offline Asterix

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Re: Ein Jahr "Rock am Mann" - Alles gut!
« Antwort #119 am: 07.05.2016 13:48 »
aber neulich sah ich an der S-Bahn ein Mann im roten Frauenkostüm und Damenhut.  Natürlich habe ich auch hingesehen und sie betrachtet. Sie/er bemerkte das und lächelte mich an, denn schließlich war ich ja auch  im langen Rock. Ich lächelte zurück.
LG  :)
Siehst du. Auch du fällst/greifst in die Genderschublade. Du warst dir auch nicht mehr sicher, als du einen Mann im roten Kleid und Damenhut gesehen hast, als was er wahrgenommen werden möchte. Wieso soll es Ausländern anders gehen? ;)

Oh jott oh jott...wenn es ein Mann ist, dann ganz einfach er. Wenn eine Frau, dann sie. Diese Fragen, als "was" möchte jemand wahrgenommen werden, nerven und sind in meinen Augen einfach Schrott. Wenn jemand mich als Frau bezeichnet, dann bitte...empfinde ich als keine Abwertung...
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